Gestern habe ich über das Buch „Style meets Nachhaltigkeit“ berichtet und darüber geschrieben, wie sehr es sich lohnt sich mit seinem Kleiderschrank auseinanderzusetzen. Heute möchte ich das direkt zum Anlass nehmen und eine neue Reihe starten, in der ich spannende und inspirierende Frauen aus verschiedenen Bereichen vorstellen möchte. Den Anfang macht Bianca Stäglich, die in München als Stilfrage Farb- und Stilberatungen anbietet. Auf Instagram inspiriert sie täglich mit wunderbaren Beiträgen und gibt ganz viel Input, wie man mit wenigen Handgriffen die eigene Garderobe optimiert.
Bianca kommt vor Ort, bietet aber auch eine Online-Beratung an, wenn man diese denn wünscht. Eine bequeme Möglichkeit, um diesen Service schnell und unkompliziert wahrzunehmen. Es gibt unterschiedliche Optionen und Pakete, die man bei ihr buchen kann. Auf ihrer Webseite kannst du dich über ihre Leistungen informieren. Auch ich werde diese Option ganz sicher wahrnehmen. Heute habe ich aber schon ein paar Fragen dagelassen und einige spannende Artikel verlinkt. Hier kannst du dich noch etwas näher einlesen und vom Wissen und dem Erfahrungsschatz von Bianca profitieren.
Halbgute Kleidung lässt dich nur halbgut wirken
Liebe Bianca, du bist Expertin, wenn es um Stil und einen aufgeräumten Kleiderschrank geht. Zusammen mit deinen Kundinnen nimmst du diesen nämlich genau unter die Lupe, kombinierst tolle neue Looks aus vorhandenen Stücken und vermittelst, worauf man zukünftig achten sollte. Wie kamst du dazu Stilfrage zu gründen und dich damit selbstständig zu machen? Magst du ein wenig über dich erzählen?
Die Antwort auf diese Frage findest du auf unseren beiden Instagram-Kanälen.
Meine Lieblingsfrage an Modeexpertinnen lautet ja immer: Welche Teile sollte man in seinem Kleiderschrank haben? Gibt es zeitlose Stücke, die du empfiehlst und mit denen man nie etwas falsch machen kann?
Bluse oder Männerhemd | T-Shirt | Cardigan | Rollkragen | Blazer | Kleid | Jeans oder Stoffhose | Mantel | Trenchcoat | Lederschuh oder Sneaker.
Generell kommt es bei den Basics darauf an, dass sie aus hochwertigen Materialien bestehen. Nichts schaut schlimmer aus, als ein Look aus minderwertigem Stoff. Meine Faustregel: „Halbgute Kleidung lässt dich nur halbgut wirken“
Wenn du darauf achtest, ist es im Grunde gar kein Hexenwerk. So lassen sich wirklich individuelle authentische Looks zaubern, in denen du dich stilsicher fühlst und selbstbewusst stahlst. Hier gibt es mehr Infos dazu – „So erkennst du die Qualität von Kleidung„
Wie stehst du zu dem Thema Fast Fashion? Lohnt es sich auf nachhaltige Stücke zu setzen?
Durchschnittlich 60 Kleidungsstücke, pro Jahr, kauft der deutsche Bundesbürger. Da kannst du dir vorstellen, wie voll die Schränke sind.
Fast Fashion ist unverantwortlich. Sie steht in keiner Weise im Einklang mit Tier, Mensch und Natur. Und wir wissen ja, wir haben nur diesen einen Planeten. Die Industrie setzt auf Massenware und es wird gezielt auf minderwertige Materialien gesetzt die eine verkürzte Haltbarkeit haben. Von den Arbeitsbedingungen mal ganz abgesehen – sie stehen überhaupt in keinem Verhältnis. Wir erinnern uns alle an das Jahr 2013, der Einsturz des Rana Plaza, als die Missstände der textilen Wertschöpfung von Fast Fashion aufgedeckt worden sind.
Ein T-Shirt was € 2,95 kostet kann nichts Gutes bedeuten. Was macht das für einen Sinn, minderwertige Qualität zu kaufen, die nach dem ersten Mal waschen, im Müll landet. Ich kaufe lieber Fair Fashion, an dem ich länger Freude habe und eine Verbindung aufgebaut wird. Nur so können Kleidungsstücke zu Lieblingsstücken werden. Hier gibt es mehr Infos dazu – „Fair Faishon – Was bedeutet eigentlich GOTS zertifiziert?„
Oder doch lieber Second Hand kaufen? Hast du da gute Tipps?
Ich persönlich liebe Second Hand und habe mir für dieses Jahr – 2021 – eine besondere Challenge auferlegt – ein Jahr lang nur „gebrauchte“ Kleidung kaufen oder Vintage – klingt besser. Ich mag die früheren Modeepochen und mit ihr die wundervollen Stücke die sie ausmachen. Die Zeiten sind vorbei, als Second Hand Kleidung einen schlechten Ruf hatte. Second Hand wird immer beliebter und sollte zur Normalität werden. Wir müssen uns endlich dessen bewusst werden, wie viel Kleidung jedes Jahr produziert wird und wieviel davon vernichtet wird.
Jedes gebrauchte Kleidungsstück erzählt seine Geschichte – mitreißend, berührend und manchmal auch leidvoll. Diese schönen Stücke aus der Vergangenheit sind es wert mit in die Zukunft genommen zu werden. Ich habe Anfang Januar 5 gute Gründe zusammengefasst, warum es wirklich genial ist, getragene Kleidung zu shoppen. Einige Shop-Empfehlungen findest du am Ende des Blog-Beitrages und dazu meinen Lieblings-Second-Hand-Shop. Hier gibt es mehr Infos dazu – „Die fünf besten Gründe für Second Hand Kleidung„
Der Preis spielt oft ja eine Rolle. Warum lohnt es sich dennoch, lieber etwas mehr zu investieren, wenn ich doch für das gleiche Geld vielleicht vier oder fünf Fast Fashion Teile shoppen könnte?
Klasse statt Masse.
Gute Kleidung die Fair produziert wird. Dass heißt, Tier und Natur leiden nicht und die Näherinnen werden fair entlohnt. Das ist im Vergleich auf dem ersten Blick natürlich teurer, aber langfristig gesehen, ist das eine Investition in sich selbst, den eigenen Stil und in unsere Umwelt. Ich liebe meinen Kleiderschrank und jedes einzelne Teil darin ist ein Lieblingsteil über die letzten Jahre geworden. Und da sind sehr viele Stücke darunter, die schon einige Jahre an meiner Seite sind und ich sie immer wieder aufs Neue anders kombiniere.
Ich liebe es in kleinen Boutiquen zu stöbern und ausgefallene kleine Labels zu entdecken. So kann ganz beiläufig auch ein eigener authentischer Stil entwickelt werden. Ist es nicht so, dass gerade mit wenigen Teilen wir kreativer werden.
Spannend finde ich lokale, junge Label die nachhaltig produzieren. Mit innovativen Materialien oder sogar vegan sind. Zum Beispiel: SETERY Clothing, NINA REIN Fashion und VICTORIA GEISER.
Frau bekommt ja oft suggeriert, dass sie viel Kleidung und einen vollen Kleiderschrank braucht, wenn sie modisch unterwegs sein will. Teilst du diese Meinung?
Ein klares Nein. Die Kleiderschränke sind im Allgemeinen viel zu voll und das belastet eher die Frauen. Wir lesen überall vom Minimalismus und der Drang zu einer Capsule Wardrobe wird immer größer und aus diesem Grund hatte ich im März zu einem Kleiderschrank Experiment aufgerufen. „Was wäre wenn du nur 30 Teile in deinem Kleiderschrank hättest?“ Wähle 30 Teile aus deinem Schrank und kreiere 30 Outfits an 30 Tagen. Mit diesem Experiment wollte und will ich – ist ja zeitlich unabhängig – für mehr Bewusstsein für den eigenen Kleiderschrank sensibilisieren. Denn nur wenn du weißt was du für Kleidung hast, kannst du gut kombinieren, es finden keine Fehlkäufe mehr statt und schont auch so deinen Geldbeutel.
Lohnt es sich wirklich in Trend-Teile zu investieren, die vielleicht zwei, drei Jahre später schon wieder out sind?
Das ist abhängig vom Teil. Das würde ich nicht so pauschalisieren. Wer hätte gedacht, dass der Plissee-Rock sich so in der Mode manifestiert hat. Oder die Schlaghose.
Nur weil ein Thema Trend ist, würde ich es persönlich nicht kaufen. Es muss zu mir, zu meinem Typ und Stil passen und dann trage ich es, wann ich es will und nicht wenn mir jemand sagt, es ist Trend. Das hat etwas mit Individualität und Authentizität zu tun. Es ist ein Prozess den du gehst und irgendwann hast du ein Gefühl dafür entwickelt, wo es sich lohnt zu investieren.
Du bist ja auch großer Fan Kleidungsstücke zu ändern oder umzufunktionieren. Wann macht es Sinn sein Geld vielleicht auch in eine gute Schneiderin zu investieren? Oder lieber neu kaufen?
Als gelernte Schneiderin sehe ich in vielen Teilen weitere Möglichkeiten und ob es sich lohnt, diese zu ändern. Bei einem Blazer, der vielleicht etwas langweilig wirkt, jedoch aus einem tollen Material besteht und perfekt sitzt, kann durch neue Knöpfe aufgewertet werden. Im Internet gibt es auf den verschiedensten Plattformen tolle Knöpfe. Letztes Jahr ersteigerte ich CHANEL-Knöpfe und habe so meinen neuen Teddy Mantel noch ein kleines bisschen mehr aufgewertet. Schaut echt Bombe aus.
Ein wunderschönes Kleid – es sieht aus wie eins von CHANEL aus den 1970igern, habe ich vor der Mülltonne gerettet. Es ist aus mega tollem Wollgeorgette, war aber zwei Konfektionsnummern zu groß und da hat es sich wirklich gelohnt, zu meiner Änderungsschneiderin zu bringen. Ein Traum von einem kleinen Schwarzen.
Letztens zeigte mir eine Freundin eine richtig gute Wollhose. Sie ist leider mit ihr gestürzt und hat jetzt unterhalb des Knies ein Loch. Sie geht nun zu meiner Änderungsschneiderin und lässt sich eine coole Bermudas draus machen. Eine Schluppenbluse dazu und einen coole Sneaker und fertig ist der Lack, wie meine Oma immer zu sagen pflegte.
Mein Fazit: Bei guten Teilen lohnt es sich wirklich Geld in eine gute Änderungsschneiderin zu investieren.
Wenn die Hose kneift, ist die Hose falsch, nicht du.
Manche Frauen haben im Lauf der Zeit unterschiedliche Kleidergrößen und halten gerne daran fest. Vielleicht passt die zu kleine Jeans ja irgendwann wieder. Was tun, wenn sich viele unterschiedliche Größen im Kleiderschrank tummeln? Lohnt sich aufbewahren? Was denkst du?
Ganz ehrlich? Nein. Irgendwann will man nicht mehr irgendwelchen Idealmaßen hinterherlaufen. Es ist Zeit sich selbst anzunehmen und selbst zu lieben. Fühl dich wohl in deiner Haut und schau, welche Körperpartien du toll findest und diese in den Vordergrund stellst. Jeder Figurtyp hat etwas Besonderes und kann gut gestylt werden. Also, sei ehrlich zu dir und lass alles das gehen, was nicht mehr passt und nicht gut sitzt.
Wenn die Hose kneift, ist die Hose falsch, nicht du.
Wie finde ich meinen Stil?
In erster Linie sich Zeit dafür nehmen, denn „Good things take time“
• Was macht dich und deine Persönlichkeit aus? Wer bist du?
• Passt dein Inneres mit deinem Äußeren zusammen?
• Welcher Figurtyp bist du?
• Welche Farben lassen dich strahlen?
• Hast du Stilikonen?
• Welches Signature Pieces hast du?
• Stelle ein/dein Moodboard zusammen.
• Sei vorsichtig mit Trends.
• Veranstalte für dich alleine eine Modenschau mit all deiner Kleidung und mach Fotos von dir und schau sie dir im Nachhinein an.
Und wenn du nach all den Punkten immer noch ratlos bist, dann melde dich gern bei mir und ich verspreche dir, dass ich in einer individuellen Beratung DICH sehe.
Wie finde ich heraus, welche Farben, Formen und Muster mir wirklich stehen? Gibt es da Tricks?
„Schau DIR in die Augen Kleines“ Ein kleiner aber so wichtiger Tipp. Denn deine Augen verraten dir so vieles. Was machen die Farben die du trägst mit dir? Lassen sie dich strahlen oder eher müde und blass wirken. Anhand von Silber- und Goldschmuck kannst du deinen Hautton testen. Oder halte ein weißes Blatt Papier an dein Gesicht und versuche anhand dessen deine Haut im Kontrast zu dem Blatt Papier zu sehen. Hast du eher einen Gelbstich oder einen Blau-Rot- oder einen rosigen Stich. Um ganz sicher zu gehen, ist eine individuelle Farbberatung unabdingbar.
Probieren geht über studieren. So heißt das Sprichwort und nur so kannst du erkennen was dir steht. Welche Schnitte deiner Figur schmeicheln und bei welchen Mustern du verloren gehst und nicht zu deinem Stil passen.
Was bedeutet Mode für dich?
Mode ist der Ausdruck meiner Persönlichkeit. Sie ist für mich eine Möglichkeit Gefühle und Emotionen auf non-verbale Art und Weise zu zeigen. Ich liebe es dadurch Kreativ zu sein und damit zu spielen. Da mir diese Frage bereits im Herbst 2018 gestellt wurde 🙂 kannst du hier noch mehr darüber erfahren: Hier kannst du noch eine ausführlichere Antwort auf diese Frage nachlesen.
Eine kleine Gegenfrage: „Ist Mode oberflächlich?“ Dieser Frage bin ich auf den Grund gegangen, da ich vereinzelt damit konfrontiert werde, und habe daher Frau Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky getroffen, die als Lehrstuhlinhaberin für allgemeine Soziologie und Gender Studies an der LMU München einen interessanten Standpunkt zu diesem Thema vertritt. Hier der Artikel dazu: Ist die Mode oberflächlich?
Und wann sollte man sich an dich wenden?
Stilfrage steht für Frauen, die keinen Trends folgen sondern welche setzen. Ich bin für Frauen da, die sich beruflich verändern möchten oder die Karriereleiter aufsteigen. Wenn Frauen nach der Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen oder die Kinder aus dem Haus sind und ein neuer Lebensabschnitt anfängt.
Unbedingt sollte sich FRAU an mich wenden, wenn sie ihr Inneres mit dem Äußeren verbinden und damit selbstbewusst durchs Leben laufen will. Oder eben der Kleiderschrank zu voll geworden ist und sie den Überblick verloren hat und überfordert ist.
Mein Lieblingsbuch
Diese Frage musste natürlich ebenso sein und ich freue mich sehr, dass Bianca hier ganz viele tolle und unterschiedliche Titel genannt hat, die sie gerne gelesen hat. Hier die Auswahl:
„Schatten des Windes“ von Carlos Ruiz Zafón
Weitere Buchempfehlungen
Kochbuch: Midlife Kitchen
Romane: „Der Duft der Imperien“ von Karl Schlögel, „Madame Picasso“ von Anne Girard, „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley, „Ingrid Wiener und die Kunst der Befreiung“ von Carolin Würfel
Philosophie: „Die vier Einsichten“ von Alberto Villoldo, „Folge dem weißen Kaninchen …in die Welt der Philosophie“
Biografie: „Dorothy Parker „Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber“ von Michaela Karl
Danke an Bianca für dieses spannende Interview und die Gedanken zu Fashion und Nachhaltigkeit. Wenn du mehr von Bianca erfahren willst, dann schau unbedingt auf ihrer Seite vorbei oder folge ihr auf Instagram. Und noch viel mehr Inspiration findest du auf ihrem Pinterest-Profil.
1 Kommentar
Liebe Petzi, von Herzen vielen lieben Dank dir nochmals für deine Interview Fragen und meine Vorstellung bei dir auf dem Blog. Ich habe mich sehr darüber gefreut sowie, dass wir uns im Juli persönlich bei dir und deinem Kleiderschrank kennenlernen. Nachhaltigkeit fängt im Kleiderschrank an und wenn wir wissen, was wir drin hängen haben und vor allem wer wir sind, macht das Kombinieren richtig viel Spaß und kann dabei den Geldbeutel schonen. Alles Liebe, Bianca von stilfrage