‘Unbequem’ von Vera Strauch

Eine Aufforderung zum Anecken

von Petzi

Unbequem. Ein Wort, dass in meinem Wortschatz kaum vorkommt. Ich will nämlich nicht unbequem sein. Ich bin die, die gerne jedem eine Freude macht, die Harmonie und gute Laune liebt und wenig Lust hat unangenehme Themen anzusprechen, zu streiten oder gar zu kritisieren. Also sage ich nichts. Dass mir dieses Verhalten irgendwann auf die Füße fällt, habe ich erst sehr spät verstanden und gelernt.

Kommunikation ist das A und O

Mittlerweile wage ich mich also immer mehr aus dieser harmonischen Zone hervor. Ich schlucke nicht mehr alles hinunter, kritisiere, hinterfrage und spreche Missstände an. Ganz egal ob im beruflichen oder privaten Kontext. Jedes Gespräch dieser Art ist eine neue Hürde, aber am Ende lohnt es sich immer, wenn man diese überspringt. Kritik ist nicht per se schlecht. Auch das habe ich erst spät verstanden.

Kommunikation ist das A und O. Mit einer guten, wertschätzenden und empathischen Kommunikation ist es möglich, auch schwierige Themen anzusprechen und durchaus verstanden zu werden. Anderen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen ist oft der Schlüssel, wie gute Gespräche gelingen können, auch wenn man unterschiedliche Ansichten teilt.

Vera Strauch ist für mich das, was ich erfolgreiche Geschäftsfrau nennen würde. Sie ist Gründerin der Female Leadership Academy und betreibt einen sehr erfolgreichen Podcast. Sie studierte u.a. Betriebswirtschaftslehre in Deutschland und Neuseeland und hatte eine erfolgreiche Karriere. Dennoch hat sie den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und mit „Unbequem“ nun ihr erstes Buch veröffentlicht.

Die Autorin ist davon überzeugt, dass wir Veränderungen nur bewirken können, wenn wir anfangen unbequem zu werden und Missstände anzusprechen. Egal ob im Kleinen oder später auch im Großen. Nur wenn wir zu unseren Werten, Bedürfnissen und Gefühlen stehen, können wir selbst glücklich werden.

Wir alle passen uns an, weil uns innerlich der Wunsch leitet zur Herde zu gehören. Im Grunde möchte niemand gerne ausgeschlossen werden. Also schlucken wir Meinungen hinunter, tun Dinge nicht, weil wir Angst vor der Meinung anderer haben oder tun Dinge, damit wir anderen Gefallen. Lange kann das gut gehen, aber auf die Dauer steigern wir nur unsere eigene Unzufriedenheit.

Die Kraft des unbequemen Handelns kann aber tatsächlich auch ein Anstoß für mehr persönliche Integrität, gleichberechtigte Beziehungen und eine gerechtere Gesellschaft werden. Dinge, die wir in Anbetracht von politischen Konflikten, Klimakrise, sozialer Ungerechtigkeit und eine Vielzahl weiterer Probleme dringend brauchen könnten.

In sieben zentralen Kapiteln geht die Autorin auf ihre Definition des unbequemen Handelns ein, liefert spannende Denkansätze aus ihrem persönlichen und privaten Umfeld und hat mich damit auf viele verschiedene Arten motiviert mein eigenes Handeln zu hinterfragen. Ihr Schreibstil ist dabei so locker und unterhaltsam, dass ich ihren Ausführungen von Beginn an sehr gerne gefolgt bin und dieses Buch genauso gerne las, wie einen spannenden Roman.

„Unangepasst zu sein wird leichter, je privilegierter ich bin. Dieses Verständnis ist wichtig – auch wenn es um unsere Bewertung und unseren Umgang mit anderen geht, die sich unbequem verhalten. Denn wir können im Kleinen, jede*r für sich, bestehende Machtstrukturen manifestieren oder infrage stellen. Privilegien bringen Verantwortung mit sich. Unter anderem die Verantwortung dafür, dass wir Privilegierten es uns unbequem machen, um uns einzusetzen für alle, die weniger privilegiert sind. Denn nur so können wir unfaire Machtstrukturen aufbrechen und neu zusammensetzen.“ S. 34

Fazit

Ein wahnsinnig wichtiges und gutes Buch über Angepasstheit und unbequem sein. Egal ob im Großen oder im Kleinen. Wir sollten es alle lesen um zu lernen, unsere eigenen Handlungsweisen zu hinterfragen und unser Handeln dahingehend auch zu verbessern.

Unbequem von Vera Strauch – Atlantik Verlag – 240 Seiten – ISBN 978-3-455-01499-0 – Hardcover – 23 Euro – hier kaufen*

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