Statistiken und Erfahrungen zeigen, dass mein Blog hauptsächlich von Leserinnen gelesen wird. Frauengesundheit und Hormone sind daher für viele Thema und dennoch zeigt die Erfahrung, dass sich nur wenige wirklich damit auskennen oder damit befassen wollen. Dabei ist es eine wirkliche Bereicherung, wenn man seinen eigenen Körper besser versteht und damit ggf. auch Unregelmäßigkeiten einfacher deuten kann.
In den letzten Jahren haben sich immer mehr Frauen dem Thema angenommen und informieren auf Blogs und Instagram über Periode, Zyklus und hormonfreie Verhütung. Das Bewusstsein steigt und die Periode wird immer öfter aus der Scham-Ecke herausgeholt. Ein absolut wichtiger Schritt, aber dennoch braucht es noch viel Arbeit und Aufklärung, um weiter für dieses Thema zu sensibilisieren.
Verhütest du hormonell?
Dieser Artikel soll keinesfalls diejenigen stigmatisieren, die sich für eine hormonelle Verhütungsform entschieden haben. Es ist eine ganz individuelle Entscheidung, die manchmal auch aus medizinischen Gesichtspunkten sinnvoll sein kann. Wenn du dich damit gut und wohlfühlst, dann ist es der absolut richtige Weg.
Häufig wird jedoch auch hormonell verhütet, weil die Alternativen nicht bekannt sind und viele Gynäkolog:innen hormonelle Verhütung als alternativlos darstellen. Diese Erfahrung habe ich auch selbst schon sehr häufig gemacht und besonders junge Frauen werden so nicht selten verunsichert. Manchmal hört man auch abstruse Aussagen wie „die Hormone wirken nur lokal“ oder „die Hormone sind niedrig dosiert“. Man sollte sich jedoch immer bewusst machen, dass sich Hormone immer auf den ganzen Körper auswirken.
Um sich also wirklich bewusst für hormonelle Verhütung zu entscheiden, ist es wichtig alle Fakten zu kennen. In dem Beitrag 24 spannende Bücher rund um Zyklus & Hormone stelle ich dir bereits einige Bücher vor, die sich mit Frauengesundheit, Periode und Zyklus befassen und in denen du mehr Informationen bekommst.
In diesem Artikel möchte ich ein wenig ausführlicher auf Zyklus und Hormone eingehen, dir aufzeigen, was du aktiv für einen gesunden und guten Zyklus tun kannst und ein Buch zum Thema empfehlen.
Die Sache mit dem Zyklus – ein kurzer Exkurs
Der Zyklus besteht aus vier unterschiedlichen Phasen. Jeder Zyklus beginnt mit der Menstruation, auf die im Anschluss die Follikelphase, die Eisprungphase und die Lutealphase folgen. Danach beginnt das Spiel von vorne. Im Durchschnitt dauert ein Zyklus zwischen 21 und 35 Tagen. Dieser Zeitabschnitt zeigt dir an, dass du dich im gesunden Rahmen bewegst. Wenn dein Zyklus dauerhaft deutlich kürzer oder länger ausfällt, solltest du diese Situation ärztlich abklären lassen.
Da wir alle keine Maschinen sind, kann man einen Zyklus grundsätzlich auch nicht vorhersagen. Äußere Umstände, Stress oder auch Krankheit können deinen Zyklus beeinflussen und nur in seltenen Fällen wird dein Zyklus jeden Monat exakt gleichlange andauern. Das ist auch der Grund, warum man deinen Eisprung nicht exakt bestimmen kann und weshalb Zyklus-Apps zur Verhütung nicht geeignet sind.
-
1. Phase: Menstruation (3-7 Tage)
Der Beginn deiner Periode startet einen neuen Zyklus und dauert zwischen drei und sieben Tagen. Eine längere oder kürzere Dauer kann bereits das erste Signal für ein hormonelles Problem sein. Da in deinem Körper das Hormon Progesteron stark abfällt, beginnt dein Körper die Gebärmutterschleimhaut abzustoßen. Die Periodenblutung setzt ein. Du verlierst in der Zeit zwischen 25 bis 80 Milliliter Blut und es kann durchaus sein, dass du dich besonders dünnhäutig und unruhig fühlst und besonders auch an Müdigkeit und Erschöpfung leidest.
Progeteron wäre nötigt, damit sich im Falle einer Schwangerschaft die befruchtete Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut einnisten könnte. Da Progesteron nun aber abfällt merkt dein Körper, dass keine Eizelle befruchtet wurde und stößt die Schleimhaut ab.
-
2. Phase: Follikelphase (6-10 Tage)
Die Hypophyse möchte, dass in deinen Eierstöcken neue Eibläschen (die sogenannten Follikel) heranreifen und schüttet daher das Hormon FSH (= follikelstimmulierendes Hormon) aus. Ab dem ersten Tag, an dem keine Blutung mehr sichtbar ist, startet die Follikelphase und folgt damit direkt auf Phase 1. Im Schnitt dauert diese Phase 6 bis 10 Tage an. FSH lässt übrigens etwa 20 bis 25 Follikel im Eierstock heranreifen. Nun wird auch Östrogen produziert, was dafür sorgt, dass dein Körper Gebärmutterschleimhaut aufbaut, in die sich später eine befruchtete Eizelle einnisten könnte. Neben diesen und noch weiteren Vorgängen startet auch die Produktion von Zervixschleim, der wichtig für die Überlebensfähigkeit von Spermien ist. Nur mit dessen Hilfe gelingt es den Spermien nämlich die Eizelle zu befruchten.
Zervixschleim ist ein wichtiger Indikator für einen gesunden Zyklus und hilft auch ein Stück weit einzuordnen, in welcher Zyklusphase man sich gerade befindet. Er ist zu Beginn eher dickflüssig oder bröckelig, wird Richtung Eisprung jedoch immer cremiger und dünnflüssiger.
-
3. Phase: Eisprungphase (3-6 Tage)
Nur eines der Follikel setzt sich durch und erreicht mit ca. 20 Millimeter die volle Sprunggröße. Östrogen steigt weiter an und bewirkt nun, dass das FSH gedrosselt wird. Der passende Follikel ist schließlich vorhanden. Stattdessen wird nun LH (= luteinisierendes Hormon) ausgeschüttet.
Dieses Hormon hat den Job nun den Eisprung auszulösen. Die Eizelle wandert nun in den Eilleiter und kann dort innerhalb von 24 Stunden befruchtet werden. Danach ist keine Befruchtung mehr möglich. Falls du dir jetzt denkst, dass dir dieser kurze Zeitraum komisch vorkommt. Spermien können 4 bis 5 Tage in deiner Vagina überleben, weshalb du damit auch schon einige Tage vor deinem Eisprung schwanger werden könntest.
Ein regelmäßiger Eisprung ist ein guter Indikator dafür, dass dein Körper gesund ist und natürlich insbesondere wichtig, wenn du gerne schwanger werden möchtest. Dein Zervixschleim wird nun besonders flüssig, glitschig und ist vergleichbar mit rohem Eiweiß. Ideale Bedingungen für die Spermien. Bei manchen Frauen tritt zudem der sogenannte Mittelschmerz auf, der ebenfalls ein Zeichen für den Eisprung sein kann.
Kurz vor dem Eisprung schießt außerdem auch Testosteron in die Höhe und sorgt dafür, dass die Lust auf Sex ansteigt. Unser Körper hat schließlich eine erfolgreiche Befruchtung im Sinn.
-
4. Phase: Lutealphase (10-16 Tage)
Die Lutealphase ist die längste Zyklusphase, kann jedoch nie länger als 18 Tage andauern. Ein längerer Zeitraum würde anzeigen, dass eine Schwangerschaft vorliegt. In dieser Phase wird Progesteron (und auch ein wenig Östrogen) produziert. Progesteron ist dafür zuständig, dass die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut erhalten bleibt. Das ist wichtig, da sich nur so die befruchtete Eizelle einnisten kann. Eine verkürzte Lutealphase kann daher auch auf einen Progesteronmangel hindeuten, was eine Schwangerschaft beispielsweise erschweren kann. Auch das solltest du unbedingt ärztlich abklären lassen, insbesondere dann, wenn ein Kinderwunsch vorliegt.
Solltest du deinen Zyklus mittels Temperaturmethode beobachten, würde sich deine Aufwachtemperatur nun erhöhen. Das zeigt an, dass bereits ein Eisprung stattgefunden hat.
Das Progesteron macht den Zervixschleim nun wieder fest und klebrig. Er dient damit als Barriere, um den Muttermund vor Keimen oder Spermien zu schützen. Sollte eine Befruchtung stattgefunden haben, würde nun das Hormon ß-HCG produziert werden. Der Körper würde nun außerdem weiter Progesteron produzieren, um die Schwangerschaft zu erhalten bis die Plazenta diesen Job übernimmt.
Sollte die Befruchtung jedoch ausbleiben, wird die Produktion von Progesteron nach 14 Tagen gestoppt, der Progesteron- und Östrogenspielgel sinkt ab und die Menstruation setzt ein. Der Zyklus startet wieder von vorne.
Natürlich gibt es auch noch viele weitere Zyklusbesonderheiten und Details, auf die ich nun jedoch nicht weiter eingehe. Hier kann dir aber ein Gespräch mit Gynäkolog:in oder weiterführende Lektüre helfen.
Hormongesundheit
Das Zusammenspiel der Hormone ist äußerst komplex. Es kann durchaus vorkommen, dass sich bei dir Beschwerden zeigen, die nicht sofort mit der Menstruation in Verbindung gebracht werden und dennoch darauf hindeuten, dass ein hormonelles Ungleichgewicht oder Problem zugrunde liegt.
Fälschlicherweise nehmen wir oft an, dass bestimmte Probleme als gegeben hingenommen werden müssen, weil scheinbar alle unter den selben Problemen leiden. Dir sollte aber bewusst sein, dass Beschwerdebilder wie PMS, eine extrem schmerzhafte Periode, extrem starke Blutungen oder ständige Zwischenblutungen alles andere als normal sind. Hier lohnt es sich einen genaueren Blick darauf zu werfen und auf eine ärztliche Diagnostik zu bestehen.
Hormone & Menstruation
Wenn du eine hormonelle Verhütungsmethode anwendest, dann sind die oben genannten Zyklusphasen nicht vorhanden. Sobald du nämlich Hormone zuführst, ändert sich das komplexe Zusammenspiel grundlegend. Je nach Methode wird durch Progestin (hält der Körper für Progesteron) deinem Gehirn vorgegaukelt, dass der Eisprung bereits stattgefunden hat. Es wird kein FSH mehr ausgeschüttet und kein Follikelwachstum angeregt. Die Pille drückt damit quasi einen Pausenknopf und schickt deine Eierstöcke in einen Schlaf. All die oben genannten Punkte bleiben aus.
Es wird weder Zervixschleim, noch Östrogen produziert und keine Gebärmutterschleimhaut aufgebaut. Die „Periode“ die dann einsetzt ist auch keine Periode, sondern eine Hormonentzugsblutung. Das ist auch der Grund, weshalb die Periode unter der Pille oft weniger stark oder schmerzhaft ist, da schlicht kaum Gebärmutterschleimhaut vorhanden ist.
Viele Frauen nehmen die Pille auch über einen längeren Zeitraum ein, was faktisch gesehen keinen großen Unterschied macht. Die Entzugsblutung ist nicht notwendig, soll den Frauen aber oft ein Gefühl von „Normalität“ vermitteln.
Es ist daher kein Wunder, dass nach jahrelanger hormoneller Verhütung nach einem Absetzen eben dieser, verschiedene Beschwerden auftreten oder auch eine gewünschte Schwangerschaft unter Umständen nicht sofort einsetzt. Das komplexe Hormonsystem muss sich erst einmal wieder regenerieren und da wir eben keinen Maschinen sind, klappt das bei manchen von uns sehr schnell und einfach und bei anderen leider nicht.
Beschwerden und Probleme
Wenn du dich Pille (oder andere hormonelle Verhütung) aufgrund hormoneller Probleme einnimmst, dann werden diese nach dem Absetzen höchstwahrscheinlich noch immer vorhanden sein. Du löst in diesem Fall ja nicht das grundsätzliche Problem, sondern kaschierst es nur. Je nach Einnahmedauer, Gesundheitszustand, Lebenswandel, Alter, Genen und einigen weiteren Faktoren kann es daher vorkommen, dass dein Körper sich länger von der Einnahme erholen muss oder du auch kaum oder gar keine Probleme hast.
Probleme die auftreten können (aber nicht müssen):
- Ausbleiben der Periode
- Schmerzhafte Periode
- Schilddrüsenunterfunktion
- Nebennierenermüdung
- Verdauungsbeschwerden
- Akne und Haarausfall
- Gewichtsprobleme
All diese Probleme lassen sich aber auch sehr gut stabilisieren und in den Griff bekommen. Und übrigens: Die Nebenwirkungsliste hormoneller Verhütung ist nicht weniger lange.
Angst vor Schwangerschaft
Viele Frauen nehmen die Pille oder andere hormonelle Verhütung auch deshalb ein, weil sie keinesfalls schwanger werden möchten und an der Sicherheit anderer Methoden zweifeln. Das liegt häufig auch daran, dass die meisten Gynäkolog:innen nur die Pille & Co als das Verhütungsmittel der Wahl propagieren und selten zustimmend auf andere Methoden reagieren.
Meine persönliche Erfahrung bei einer Vielzahl von Ärzt:innen ist ganz ähnlich. Umso wichtiger ist es, sich selbst zu informieren und mit der Thematik auseinandersetzen. Die Sicherheit der jeweiligen Verhütungsmethode hängt stark auch mit der Anwendung eben dieser zusammen. Die liegt aber ganz klar in unserer Hand.
Wie kann ich meinen Körper unterstützen?
Eine wichtige Säule kann die Ernährung sein, da wir mit dieser unseren Hormonaushalt günstig beeinflussen und unsere verschiedenen Zyklusphasen unterstützen können. Jahrelange Einnahme von Pille & Co zehrt auch an Vitaminen und Nährstoffen. Hier solltest du jedoch mit deiner behandelnden Ärztin oder Arzt sprechen, um mögliche Mängel festzustellen und diese gezielt wieder aufzufüllen. Aber auch Umweltgifte, Stress, Krankheit und andere Faktoren haben Einfluss auf unseren Körper und unser Wohlbefinden. Sport und Entspannung sind ebenfalls wichtige Eckpfeiler für einen gesunden Lebensstil.
Zyklus im Glück – mein Buchtipp zum Thema
Jessica Roch ist Journalistin und Zykluscoach und Gründerin von Bodysynchron und kennt sich bestens mit Post-Pill-Syndrom und Hormonen aus. Auf ihrem Instagram-Kanal erreicht sie eine Vielzahl an Followern mit denselben Problemen und berät zudem dazu, wie man Pille & Co einfach absetzen und das Post-Pill-Syndrom möglichst umgehen kann.
Mit „Zyklus im Glück“ ist nun auch ihr erstes Buch erschienen, in dem sie dir nicht nur anschaulich den Zyklus und Besonderheiten erklärt, sondern in dem sie auch auf hormonelle Probleme und Post-Pill-Syndrom eingeht. Sie gibt dir viele Infos an die Hand, die dich auch bei deinem nächsten Arzttermin unterstützen können und dir dabei helfen, deinen eigenen Körper besser zu verstehen.
Im Buch finden sich aber auch 44 pflanzliche Zyklus-Food-Rezepte, die dich bei einer zyklusfreundlichen Ernährung unterstützen. Je nachdem, in welcher Zyklusphase du dich gerade befindest. Checkboxen und Infokästen informieren dich außerdem darüber, weshalb bestimmte Lebensmittel besonders geeignet sind. So gelingt es auch easy, abseits der im Buch enthalten Rezepte, eine zyklusfreundliche Ernährung in deinen Alltag zu integrieren.
Das Buch ist informativ und leicht verständlich geschrieben. Du brauchst daher kein medizinisches Wissen und verstehst dennoch, was in deinem Körper vor sich geht und welches Wunderwerk das komplexe Zusammenspiel der Hormone eigentlich ist. Wenn du dich noch ausführlicher mit Zyklus & Co. befassen möchtest, dann kann ich dir dieses Buch auf jeden Fall empfehlen.
Wenn du dich für deinen Zyklus interessierst, Gesundheitsthemen magst oder hormonelle Verhütung gerade abgesetzt hast oder das planst, ist dieses Buch auf jeden Fall eine Empfehlung.
Zyklus im Glück von Jessica Roch – GU Verlag – 192 Seiten – ISBN 978-3-8338-8535-8 – Softcover – 18,99 Euro – hier bestellen* |
*Affiliate Link **Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem GU Verlag. Meine Meinung bleibt davon unberührt.
1 Kommentar
Hallo Petzi,
toll, dass auch solch ein Buch Aufmerksamkeit findet. Ich habe in den letzten Wochen auch einige Bücher zum Thema gelesen, dieses war allerdings noch nicht dabei. Danke für den Tipp!
Gruß Milla