Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.
Ein schmerzlich schönes Debüt
Ich bin ein Freund direkter Worte und deshalb muss ich euch gleich sagen, dass dieses Buch zu meinen absoluten Jahreshighlights zählt und ich es euch unbedingt und eindringlich empfehlen muss. Da diese Beschreibung verständlicherweise etwas zu vage ist, verrate ich euch aber natürlich auch wieso.
Als ich dieses Buch aufgeschlagen habe, wusste ich ehrlich gesagt nicht so recht, was mich hier erwarten würde. Bereits nach wenigen Seiten war ich jedoch so von der Geschichte des Mädchens Kya eingenommen, dass ich mir des Öfteren weitere Seiten hinzugewünscht habe und diesen Roman nur sehr schwer zur Seite legen konnte.
Erzählt wird dieses Buch in unterschiedlichen Zeitebenen. Die Handlung beginnt 1952, als Kyas Mutter verschwindet und wechselt sich ab mit 1969, als Chase Andrews tot aufgefunden wird. Die Ebenen bewegen sich kontinuierlich aufeinander zu und als Leser sitzt man gefesselt vor den Seiten und ist gespannt, wie es zu den Entwicklungen kommen konnte und wie Kya zu dem Menschen wurde, der sie jetzt ist.
Es ist unglaublich mitfühlend zu lesen, unter welchen Bedingungen Kya im Marschland von North Carolina aufwächst. Sehr jung verlassen von der eigenen Mutter und auch alle Geschwister fliehen nach und nach vor dem gewalttätigen alkoholkranken Vater. Als auch dieser letztlich die Hütte im Wald verlässt, ist Kya komplett auf sich allein gestellt. Sie schafft es irgendwie zu überleben und zu einer jungen Frau heranzuwachsen. Ihre einzigen Freunde und ihre Zuflucht sind die unbeschreibliche Natur, ihre Möwen und die täglichen Expeditionen, die sie mit ihrem Boot im Marschland unternimmt. Die Menschen aus der Stadt Barkley Cove meiden sie und es kursieren einige Gerüchte und Schauermärchen über das Marschmädchen aus dem Wald.
Die Ermittlungen zum Tod von Chase Andrews 1969 bringen in Rückblenden immer wieder neue Einblicke in das Leben von Kya, lassen den Leser mitfühlen und staunen. Ganz oft ging mir ihre Geschichte unglaublich nahe und ich konnte mir nur geringfügig vorstellen, wie dieses Mädchen ihr Leben, ihre Kindheit und Jugend ganz allein in dieser heruntergekommenen Hütte verbracht hat.
Abseits der Geschichte sind die Worte von Delia Owens jedoch auch unglaublich zu lesen, da das Buch voller magischer Naturbeschreibungen steckt, die einem die Schönheit des Landes bildlich vor Augen führen. Die detaillierten Bilder haben mich das ganze Buch über verfolgt und ich habe sofort angefangen, über das Marschland zu recherchieren. Bisher war mir diese wundervolle Landschaft tatsächlich gänzlich unbekannt. Der Stil der Autorin hat mich beeindruckt und regelrecht magnetisiert, was sicherlich auch an der wunderbaren Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann liegt.
Auf vielen Seiten schwingt jedoch auch die Botschaft mit, dass man vieles erreichen und schaffen kann, wenn man es wirklich möchte und nie aufgibt. Was Kya am Ende erreicht hat, ist in Anbetracht ihres schwierigen Starts ins Leben ohne Bildung, Liebe und Zuwendung fast unvorstellbar.
Fazit
Für mich ist „Der Gesang der Flusskrebse“ eine unglaublich magische Geschichte mit zauberhaften Beschreibungen einer wunderschönen Natur, ein Drama und Liebesgeschichte zugleich und ganz sicher eines meiner Highlights in diesem Lesejahr. Wenn ihr ein tolles Buch lesen möchtet, dann solltet ihr unbedingt zu diesem hier greifen.
Der Gesang der Flusskrebse von Delia Owens – aus dem amerikanischen Englischen übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann – hanserblau – 464 Seiten – ISBN 978-3-446-26419-9 – Hardcover – 22,- Euro
3 Kommentare
Liebe Petzi,
ich fand das Buch auch großartig! Die Atmosphäre und der Schreibstil…einfach toll!
Liebe Grüße
Martina
[…] »Für mich ist „Der Gesang der Flusskrebse“ eine unglaublich magische Geschichte mit zauberhaften Beschreibungen einer wunderschönen Natur, ein Drama und Liebesgeschichte zugleich und ganz sicher eines meiner Highlights in diesem Lesejahr.« – Die Liebe zu den Büchern […]
Liebe Petzi,
du sprichst mir aus der Seele und dem Herzen. Ich habe dieses Buch erst dieses Jahr gehört und es ist mein absolutes Highlight.
Ich habe so mitgefühlt❣️
Liebe Grüße
Dana