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Zum Buch
Das Lächeln meiner Mutter von Delphine De Vigan – Droemer Knaur – 400 Seiten – ISBN 978-3-426-30412-9 – Taschenbuch – 9,99 Euro – bei ocelot kaufen
Inhalt
Schon als kleines Kind weiß Delphine, dass ihre Mutter talentierter, schöner, unkonventioneller ist als andere. Wie wenig diese jedoch mit ihrem Leben klargekommen ist, erkennt die Tochter erst als Erwachsene. Warum hat Lucile sich für den Suizid entschieden? Diese Frage treibt Delphine seit dem Tag um, an dem sie ihre Mutter tot aufgefunden hat. Sie trägt Erinnerungsstücke zusammen, spricht mit den Geschwistern ihrer Mutter, mit alten Freunden und Bekannten der Familie. So entsteht das Porträt einer widersprüchlichen und geheimnisvollen Frau, die ihr ganzes Leben auf der Suche war – nach Liebe, Glück und nicht zuletzt nach sich selbst. Gleichzeitig zeichnet Delphine das lebendige Bild einer französischen Großfamilie im Paris der 50er und 60er Jahre. Erinnerung um Erinnerung lernt sie ihre Mutter und schließlich auch sich selbst zu verstehen.
Meine Meinung
Um auf dieses Buch einzugehen, muss man wohl auch etwas über die Schriftstellerin selbst schreiben. Delphine De Vigan lebt mit ihrer Familie in Paris und hat vor diesem Buch bereits andere, sehr erfolgreiche Romane veröffentlicht. Beispielsweise ‚No & ich‚, der 2008 mit dem Prix des Libraires und dem Prix Rotary International ausgezeichnet wurde.
Bisher habe ich tatsächlich noch nichts von dieser Schriftstellerin gehört. Nach diesem Buch ändert sich das aber ganz bestimmt. Auf der Frankfurter Buchmesse lief mir das Buch ‚Das Lächeln meiner Mutter‘ über den Weg. Kurz den Klappentext angelesen, war mir klar, dass ich es lesen will. Ich hatte gar keine große Ahnung, worum es in diesem Werk genau geht und dachte an eine fiktive Familiengeschichte. Dass dieses Buch autobiographische Züge hat und die Geschichte der Mutter von Delphine De Vigan erzählt, habe ich erst bemerkt, als ich die ersten Seiten des Buches gelesen habe. Deshalb hatte ich gleich zu Beginn auch ein paar Schwierigkeiten, bin nicht sofort in der Handlung angekommen und war auch nicht direkt gefesselt. Das dranbleiben hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, denn nach knapp 40 Seiten hat mich der Schreibstil der Autorin gepackt und die tragische Geschichte nicht mehr losgelassen.
In zwei unterschiedlichen Handlungssträngen geht die Autorin zum einen als Ich-Erzählerin auf ihre eigenen Empfindungen und Erlebnisse während des Schreibprozesses ein. Was hat sie erlebt, als sie in der Verwandtschaft Nachforschungen angestellt hat? Wie ging es ihr selbst dabei? Warum schreibt sie dieses Buch? Der zweite Erzählstrang gleicht dem einer Geschichte und wird in der dritten Person erzählt. Delphine beginnt in Luciles Kindheit, berichtet über ihre Geschwister, ihre Jugend und ihr Elternhaus. Sie zeichnet dabei ein ganz feines Bild einer talentierten, künstlerisch ambitionierten und geheimnisvollen Frau.
Luciles Geschichte hat mich tief beeindruckt, obwohl ich diese Person nicht kenne und sie auch keine bekannte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens war. Doch hat mich Delphine De Vigan auf eine besondere Reise durch ihre Familie entführt. Einer Familie, die immer wieder von Suizid heimgesucht wird und in der auch Lucile schon früh mit dem Tod ihr nahestehender Familienangehöriger konfrontiert wird. Auf der einen Seite also dieses traurige Bild, auf der anderen Seite aber eine scheinbar offene und fröhliche Familie, die regelmäßig in den Süden in die Ferien fährt und große Essen veranstaltet.
„Lucile starb mit einundsechzig Jahren, bevor sie eine alte Dame wurde. Lucile starb, wie sie es sich wünschte: lebendig. Jetzt bin ich in der Lage, ihren Mut zu bewundern.“ (Seite 390)
Das Cover des Buches zeigt im Übrigen Delphines Mutter. Und umso länger ich es betrachte, umso faszinierter bin ich von der Erscheinung dieser Person. Lucile war eine Frau mit Ausstrahlung und Charisma und auf dem ersten Blick keine mit ernsthaften Problemen. Ein künstlerischer Freigeist, die selbst viel geschrieben hat und gerne Bücher veröffentlicht hätte. Was Lucile ihr ganzes Leben lang verwehrt blieb. Fast ihr ganzes Leben hatte sie mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen. Die Autorin sagt selbst, dass dieses Buch ihr Versuch ist, ihrer Mutter näher zu kommen, denn bis zu ihrem Tod war diese geheimnisvoll und unnahbar.
Delphine De Vigan schreibt sehr berührend, tiefgründig und fesselnd und hat mit ihren Worten einen beklemmenden Sog erzeugt, der es eigentlich unmöglich erlaubt, dieses Buch zur Seite zu legen. Am Ende bleibt ein großer und bewegender Roman.
Fazit
Mit diesem Roman ist Delphine De Vigan eine beklemmende und doch auch faszinierende Familiengeschichte gelungen, deren Sog man sich kaum entziehen kann. Die Geschichte über Lucile hat mich tief beeindruckt und sollte gelesen werden.
5/5 Punkten
2 Kommentare
Hallo!
Das Buch klingt wirklich sehr interessant, das muss ich mir unbedingt ansehen. Von der Thematik Suizid und Selbstfindung klingt es ähnlich wie Johanna Adorjans „Eine exklusive Liebe“, das ebenfalls sehr lesenswert ist. Hier wäre der Link zu meiner Rezension, falls es dich interessiert: http://tocatchafallingbook.blogspot.co.at/2014/07/normal-0-21-false-false-false-de-at-x_13.html
Liebe Grüße,
Doris
Hallo 😉
Oh dieses Buch habe ich vor gar nicht so langer Zeit gelesen und war ähnlich angetan oder wie auch immer man es umschreiben mag, was dieses Buch im Leser auslöst.
Eine sehr schöne Rezension.
Liebe Grüße,
Hibi