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Zum Buch
Giftspur von Daniel Holbe – Droemer Knaur – 464 Seiten – ISBN 978-3-426-51374-3 – Taschenbuch – 9,99 Euro – bei glatteis kaufen
Inhalt
Als Ulf Reitmeyer, der Chef eines großen Biobetriebs, auf offener Straße zusammenbricht, deutet zunächst alles auf einen Herzstillstand hin. Doch als ein zweiter Toter gefunden wird, der auch noch Mitarbeiter in Reitmeyers Betrieb war, glaubt keiner mehr an Zufall. Kommissarin Sabine Kaufmann, die sich vom Frankfurter K11 in die hessische Provinz versetzen ließ, übernimmt diesen Fall. Zusammen mit ihrem Kollegen Angersbach soll sie den perfiden Täter finden. Wer hätte ein Motiv für diesen Mord?
Meine Meinung
Wie Krimifans mittlerweile wissen, schreibt Daniel Holbe die Krimireihe um Julia Durant, für den mittlerweile verstorbenen Andreas Franz weiter. Dies auch gar nicht so schlecht, konnte ich mich mit seinem Schreibstil teilweise sogar besser anfreunden, als mit dem von Andreas Franz selbst.
Mit “Giftspur” begibt er sich hier erstmals auf Solopfade und lässt seine eigene Kommissarin Sabine Kaufmann ermitteln. Diese ist keine Unbekannte, war sie bereits in den letzten Durant-Büchern im Ermittlerteam. Holbe lässt Sabine Kaufmann nun aus persönlichen Gründen in die hessische Provinz versetzen und sie dort zusammen mit Ralph Angersbach in der Mordkommission ermitteln. Und so leid es mir auch tut, dass sagen zu müssen, aber das Buch bleibt weit hinter seinen Erwartungen zurück und konnte mich leider weder fesseln, noch begeistern.
Der Fall ist thematisch gut gewählt und bietet viele Möglichkeiten, daraus einen interessanten und aktuellen Kriminalfall zu machen. Die Umsetzung des Ganzen ist aber der Haken an der Sache, denn gelungen sieht anders aus.
Beginnen wir zuerst mit den Protagonisten. Weder mit Sabine Kaufmann noch mit Ralph Angersbach konnte ich mich in irgendeiner Weise anfreunden. Beide bleiben blass, werden mir die komplette Handlung über nicht sympathisch und ihre Feindseligkeit gegenüber einander war einfach nur nervend. Irgendwann hat mich der dreißigste Streit darüber, ob man jetzt mit dem Elektroauto oder der Benzinschleuder fährt, einfach nur noch auf die Palme gebracht. Die hölzernen Dialoge machen das Ganze kein Stück besser.
Prinzipiell finde ich es ganz interessant, wenn sich die Kollegen nicht sofort alle verstehen und ein harmonisches Miteinander herrscht. Allerdings war es mir hier dann doch ein wenig zu viel des Guten. Den Annäherungsversuch der beiden konnte ich dem Autor schlussendlich nicht mehr abnehmen. Allgemein fehlt es beiden an Tiefe und ich kann weder für Kaufmann noch für Angersbach Sympathie entgegenbringen.
Die fehlende Spannung war auf jeden Fall das größte Manko am ganzen Buch. Endlos lange Seiten zog sich die Ermittlungsarbeit einfach nur dahin ohne, dass auch nur irgendetwas Entscheidendes oder Wichtiges passiert wäre. Ganz sicher hätte man sogar einige Seiten überfliegen können ohne etwas essenzielles von der Handlung zu verpassen. Ich musste das Buch irgendwann tatsächlich beiseitelegen und zwischenzeitlich ein anderes zur Hand nehmen. Ein Krimi muss keinesfalls permanent spannend geschrieben sein, denn wenn ich den nötigen Thrill suche, dann muss ich eben zu einem Thriller greifen. Aber in “Giftspur” war es mir dann doch zu ruhig.
Der Schreibstil des Autors trägt ebenso wenig dazu bei, den Lesefluss aufrechtzuerhalten oder mit Spannung an den Seiten zu kleben. Er ist viel zu ausufernd und überladen und man wird mit viel zu vielen unwichtigen Details und Informationen versorgt, die für den Handlungsverlauf überhaupt nicht wichtig sind. So verliert man als Leser schnell den roten Faden und findet sich in einer wirren und zähen Geschichte wieder, der man kaum folgen kann.
Bereits ab etwas knapp über der Hälfte bringt der Autor eine Person ins Spiel, die man als Täter in Verdacht bringen kann. Tatsächlich war genau diese Person am Ende wirklich der Täter. Die Auflösung erfolgte daher viel zu früh und nahm den kleinen Rest Spannung, der noch irgendwo vorhanden war, vollkommen. Am Ende hat es mich nicht einmal wirklich interessiert, wer der Täter denn jetzt sein mag. Ich war einfach nur froh, dass ich das Buch zuklappen und beiseitelegen konnte. Dieses neue Ermittlerteam ist leider keines, das mir auf Anhieb gefiel. Da aber jeder eine zweite Chance verdient hat, werde ich es mit den beiden zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt noch einmal versuchen.
Fazit
Wer auf hölzerne Dialoge, endlos ziehende Textpassagen und ein blasses Ermittlerteam steht, der kann zu diesem Buch greifen. Dem versierten und erfahrenen Krimileser kann ich von dieser Lektüre allerdings eher abraten. Dann lieber zu den Büchern um Julia Durant greifen, mit denen man ganz gut unterhalten wird.
2/5 Punkten
1 Kommentar
Mich konnte das Ermittlerteam auch nicht überzeugen und wenn die Sprache selbst auch gut war, der Krimi war flach und einfach nicht spannend.