‚Unbarmherzig‘ von Inge Löhnig

von Petzi

Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, ist aus der Elternzeit in den Dienst zurückgekehrt. Ihr Ehemann und Kollege Tino Dühnfort betreut die kleine Tochter. Als in dem idyllischen Dorf Altbruck zwei Leichen gefunden werden, die mehrere Jahrzehnte verscharrt gewesen waren, übernimmt Gina die Ermittlungen. Die Identität der Toten nach so langer Zeit zu klären, erscheint zunächst als unlösbare Aufgabe. Dann wird klar, dass das weibliche Opfer aus dem Baltikum stammt. War sie eine Zwangsarbeiterin? Während Gina einen Mörder sucht, der vielleicht selbst nicht mehr am Leben ist, bemerken sie und Tino nicht, dass ihnen jemand ihr privates Glück missgönnt und es zerstören will.

Großartige Erzählkunst und psychologische Spannung

Inge Löhnig ist für mich eine Autorin, an deren Bücher ich nie vorbeikomme. Sie schafft es nämlich immer gekonnt Kriminalfälle zu kreieren, die spannend zu verfolgen sind, die Lösung nicht sofort auf dem Silbertablett servieren und eine  Geschichte zum mitfiebern liefern. Mit „Unbarmherzig“ liegt nun der zweite Fall für Gina Angelucci vor, die in der Cold Cases Abteilung ermittelt und ungeklärte Altfälle löst.

Wer die Dühnfort-Krimis gerne liest, der kennt natürlich auch seine Frau Gina und wird nicht an diesen Büchern vorbeikommen. Während Dühnfort nämlich aktuell in Elternzeit ist und sich um die gemeinsame Tochter kümmert, kehrt Gina wieder zurück in den Dienst und bekommt es auch gleich mit einem speziellen Fall zu tun. Die sterblichen Überreste eines Mannes und einer Frau werden gefunden und Gina übernimmt die Ermittlungen, auch wenn gar nicht klar ist, ob der Mörder selbst noch lebt.

Die fast 400 Seiten verfliegen wie im Flug, weil Löhnigs Schreibstil unglaublich spannend und bildhaft ist und man sofort mitten in die Geschichte katapultiert wird und dieses Rätsel lösen möchte. Der alte Fall ist direkt mit der Zeit des 2. Weltkriegs verknüpft und so gibt es immer wieder Rückblicke ins Jahr 1944, die ich unglaublich spannend zu lesen fand. Auch wenn dieser Fall und die Geschichte natürlich fiktiv sind, könnte genau das so oder ähnlich passiert sein. Für mich ist es immer wieder erschreckend und erschütternd, welches Leid die Menschen zur damaligen Zeit ertragen haben und damit auch immer wieder eine Erinnerung, dass das so nie mehr passieren darf.

Aber auch die persönliche Entwicklung von Gina und Tino als Paar und die Einblicke ins Familienleben mit der Tochter haben mir sehr gefallen. Über die Jahre hat man durchaus das Gefühl mit ihnen älter zu werden und sie sehr gut zu kennen. Natürlich kann man dieses Buch aber auch lesen, wenn man kein anderes der Reihe zuvor gelesen hat. Der Fall und die Geschichte funktionieren komplett eigenständig und sind in sich abgeschlossen.

Abseits der Ermittlungen zum Cold Cases Fall hat es Gina jedoch auch mit einer Bedrohung zu tun, die ihr privates Glück stört und sie zusätzlich belastet. Ich empfand hier keine Seite zu viel. Löhnig streut falsche Spuren, baut Wendungen mit ein und sorgt so für Spannung bis zur letzten Seite. Ich lese ihre Bücher unglaublich gerne und habe auch dieses in zwei Tagen verschlungen. Wer die Autorin (oder auch Bücher von Ellen Sandberg) mag, Krimifälle spannend findet und auch vor dem 2. Weltkrieg nicht zurückschreckt, der sollte das Buch dringend lesen.

Fazit

Ein spannendes und wendungsreiches Buch über einen ungeklärten Cold Case Fall aus der Zeit des 2. Weltkriegs, den ich in nur kurzer Zeit verschlungen habe. Inge Löhnig schreibt so gut, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann und komplett in der Geschichte versinkt. Wer Krimis mag, der sollte dieses Buch unbedingt lesen.

Unbarmherzig von Inge Löhnig – Ullstein Verlag – 384 Seiten – ISBN 978 3 548 290 973 – Klappenbroschur – 12,99 Euro

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3 Kommentare

Thorsten J. Pattberg 11/07/2019 - 00:26

Die Idee ist gut, den Ehemann zur Kinderbetreuung zu schicken und selbst wieder an die Schüppe zu gehen und Leichen auszugraben. Ob es „Cold Cases“ wirklich an einer deutschen Kriminalbehörde gibt? Da hat jemand viel CSI geschaut, haha. Ansonsten eine Bereicherung der deutschen Krimilandschaft. Toller Blog, weiter so!
Grüße aus Tokio
Thorsten J. Pattberg, Autor der Lehre vom Unterschied

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Elizzy 22/07/2019 - 11:47

Danke dir für diese tolle Rezension! Gefällt mir richtig gut ich mag deinen Blog und deine Art zu schreiben wirklich sehr gerne 🙂 Wünsche dir eine tolle Woche!

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Jeri 06/01/2021 - 13:30

Hallo Petzi,
habe dieses Buch meiner Mutter zu Weihnachten geschenkt, die ein großer Fan von Frau Löhnig ist. Danke nochmal für Deine Empfehlung 🙂 Werde hier mit Sicherheit wieder vorbeischauen.

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