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Zum Buch
Was wir fürchten von Jürgen Bauer – Septime – 264 Seiten – ISBN 978-3-902711-38-0 – Hardcover – 21,90 Euro – bei glatteis kaufen
Inhalt
Georgs Leben ist schon sehr früh von Angst und Unruhe gezeichnet und die Furcht vor seinem psychisch kranken Vater lässt ihn scheitert, so was wie Vertrauen und Stabilität zu finden. Erst als Erwachsener schafft er es, die Kontrolle über sein eigenes Leben zu bekommen und sich sicher zu fühlen. Ein traumatisches Ereignis ändert schließlich alles und der Verfolgungswahn bricht erneut aus. Seine Mutter hält ihn für verrückt, sein bester Freund glaubt seinen Erzählungen nicht und seine Frau scheitert am Versuch, ihn zu beschützen. Doch was passiert, wenn sich Georgs Ängste als berechtigt herausstellen würden und in seinem Leben tatsächlich ein Geheimnis verbergen würden?
Meine Meinung
Zu Jürgen Bauers „Was wir fürchten“ habe ich lange hin und her überlegt, wie ich die Rezension schreiben werde und besonders was ich überhaupt schreiben werde. Es ist kein Buch, dass man sofort richtig einordnen und bewerten kann und bei dem einem sofort klar ist, wie man es findet. Es ist ein Buch der Sorte, über das man ein wenig nachdenken muss und das man sacken lassen muss, um zu verstehen, was einem der Autor damit sagen möchte.
Wir lernen Georg kennen, dessen Vater bereits mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen hat und öfter in der Klinik ist, als zu Hause. Doch auch Georg ist kein ungezwungenes Kind. Er hat mich Ängsten und Panikattacken zu kämpfen, fürchtet sich vor Dreck und Schmutz. Er sammelt akribisch Krankheitsbilder in seiner Medizinmappe und lernt unterschiedlichen Symptomen eine passende Krankheit zuzuordnen. Die Ängste vor seinem psychisch kranken Vater lassen ihn scheitern, es fehlt ihm an Vertrauen und Stabilität in seinem Leben. Hinzu kommt noch die ausgesprochene Drohung seiner Mutter, dass sie sich umbringen wird, wenn er so wird, wie sein Vater.
„Ich dachte, das ist alles nur in deinem Kopf. Ich dachte, halt einfach den Mund und sei still.“
Diesen Satz kann man viele Male in diesem Buch lesen und er beschreibt sehr gut, was Georg erst von seiner Mutter und später dann von seiner Ehefrau gelernt hat. Wenn man es nicht ausspricht, wenn es nur in deinem Kopf ist, dann ist es gar nicht da. Auch als Erwachsener ist Georg nicht geheilt. Er schafft es lediglich damit zu leben, doch ein Ereignis am Naschmarkt bringt seine vermeintliche heile Welt zum Einsturz. Georg fühlt sich verfolgt, kontrolliert und überwacht und ist gefangen in einem regelrechten Wahn. Irgendwann nähert man sich allerdings auch als Leser dem Punkt, an dem man Wahn und Normalität nur noch schlecht voneinander unterscheiden kann.
Jürgen Bauers Schreibstil ist dabei so fesselnd und einnehmend, dass ich das Buch in nur zwei Tagen regelrecht verschlungen habe und es kaum zur Seite legen konnte. Das lag sicherlich auch an den eingeschobenen Erzählpassagen, in denen Georg einem Unbekannten in einer Art Interviewform seine ganze Geschichte in Rückblenden erzählt und man als Leser der Auflösung immer einem kleinen Stück näher kommt. Dieses Ende hat mich dann auch wirklich überrascht.
Fazit
Ein interessanter Roman über Angst und Paranoia und der Frage, wie viel am Ende tatsächlich Wahn ist und was die Realität. Mit einem fesselnden Schreibstil und einem spannenden Thema konnte mich Jürgen Bauer von sich überzeugen. Ein Autor, den man im Auge behalten sollte.
5/5 Punkten
Links zum Thema
- Homepage von Jürgen Bauer
- Lesung und Radiointerview auf der Leipziger Buchmesse zu „Was wir fürchten“
- Rezension zum Buch von lust zu lesen
3 Kommentare
Oh, ich mag psychologische Unklarheiten über Realität und Einbildung. Das Buch darf deswegen auf meine Merkliste wandern.
Hallöchen liebe Petzi,
wie gut, dass ich eben einfach so mal geguckt habe, was du hier rezensiert hast! Das klingt genau nach dem, was ich gerne lese. Ich liebe solche Verzweigungen und psychische Phänomene. Wenn das dann auch noch so gut umgesetzt ist, wie du es hier beschreibst.. also besser geht es ja gar nicht. Danke für die schöne Rezension. 🙂
Liebst, Lotta
Hallo,
klingt nach einem sehr interessanten Buch, auf das du mich definitiv neugierig gemacht hast.
Liebe Grüße Nanni