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Zum Buch
Lady Bag von Liza Cody – ariadne kriminalroman – 320 Seiten – ISBN 978-3-86754-222-7 – Hardcover – 17 ,- Euro – bei glatteis kaufen
Inhalt
Lady Bag ist eine Frau in den Straßen von Londons. Eine Frau ohne Namen, eine Obdachlose, für die sich keiner interessiert. Manche geben ein paar Cent, manche machen das aber auch nur wegen ihres Hundes, der immer bei ihr ist. Eines Abends begegnet ihr der Teufel persönlich. Ihr Exfreund, der ihr Leben zerstört hat. Sie versteckt sich nicht vor ihm, sondern beschließt, ihm zu folgen. Sie will wissen, wo er wohnt. Eine Entscheidung mit Konsequenzen. Sie erwacht mit schweren Kopfverletzungen in einem Krankenhaus und offensichtlich hält man sie für eine andere Person. Bei der ersten Gelegenheit flieht sie. Aber so einfach abtauchen kann man nicht, wenn man auf der Straße lebt und aus allen Zeitungen das eigene Gesicht entgegenblickt. Bald stellt sich heraus, dass die wahre Natalie Munrow ermordet wurde und Lady Bag schwebt in echter Gefahr.
Meine Meinung
Lady Bag ist sicherlich ein Buch, das ich gar nicht erst gelesen hätte, wenn es mir nicht bei Iris von Die Leserin über den Weg gelaufen wäre. Ich stehe auf solche Geschichten und der Klappentext hörte sich so gut an, dass ich an diesem Buch nicht vorbeigekommen bin.
Dieses Buch sollte man keinesfalls mit falschen Erwartungen lesen. Wer einen spannenden Kriminalfall und ausufernde Ermittlungen erwartet, der wird enttäuscht werden. Lady Bag ist eindeutig mehr Roman als Krimi. Die Bag Lady gerät hier tatsächlich in einen ungelösten Mordfall, dennoch resultiert daraus keine spannende Ermittlung. Vielmehr begleitet man sie auf der Jagd nach dem Teufel und dieser steht stellvertretend für ihren Exfreund, der sie in der Vergangenheit betrogen und verraten hat und wegen dem sie nun auf den Straßen von London leben muss.
Und obwohl die Geschichte größtenteils gut zu lesen war und streckenweise eine echte Sogwirkung auf mich ausgewirkt wurde, war ich an manchen Stellen auch etwas verwirrt. Die ständigen rauschartigen Zustände der Bag Lady, die permanente Suche nach Alkohol und Tabletten und ihre Gemütslage passen sicherlich auf das Bild einer Obdachlosen, bestätigen damit aber auch alle Klischees und waren mir daher doch zu einfach gestrickt. Hier hätte ich mir vielleicht noch etwas mehr Individualität gewünscht, auch wenn ich natürlich nicht wirklich die Zustände für Obdachlose auf den Straßen von Londons beurteilen kann.
Äußerst drastisch wurde dem Leser allerdings vor Augen geführt, wie schnell aus der normalen, feinen und gut situierten Lady eine obdachlose Bag Lady ohne Namen wurde, die auf der Straße lebt und wirklich nichts mehr hat. Der Absturz nach unten geht schnell, der Schritt zurück in ein geregeltes Leben ist mehr als schwer. Theoretisch könnte es tatsächlich jedem so gehen und diese Tatsache schockiert.
Liza Codys Schreibstil ist dabei unerwartet drastisch und eindringlich und hat mich sehr begeistert. Die stellenweise langatmigen Textpassagen gehen sicherlich eher zu Lasten der verwirrenden Dialoge zwischen der Gossen-Lady und ihrer Greyhoundhündin Elektra, mit der sie gedanklich kommuniziert. Wenn man sich aber in diese Geschichte eingefunden hat, dann wird man sicherlich seine Freude an ihr haben. Von kleinen Schwächen einmal abgesehen, ist das ganz klar ein Buch, das ich in dieser Art noch nie gelesen habe.
Fazit
Ein eindringlich und gut geschriebener Roman von Liza Cody über den Abstieg und Fall einer einst gut situierten Lady, die am Ende auf den Straßen Londons landet. Wer einen Krimi erwartet, wird enttäuscht werden. Vielmehr ist dieser Roman eine Art Mileustudie, die mir trotz einiger Schwächen gut gefallen hat und auf jeden Fall eine Empfehlung ist.
4/5 Punkten
1 Kommentar
Auf deine Meinung zu „Lady Bag“ habe ich schon ganz gespannt gewartet, das weißt Du ja! 🙂 Und deine Eindrücke bestätigen auch so ein bisschen mein Zögern und meine Skepsis gegenüber dem Buch… Gibt es in der Danksagung oder in den Klappen eigentlich einen Hinweis darauf, ob die Autorin hier besonders recherchiert hat? Gerade weil Du auch erwähnst, dass die Figur der Obdachlosen doch mit recht vielen Klischees auskommen muss.
Ich denke, ich hadere und zöger erstmal weiter ;). Auch wenn es so viele begeisterte Stimmen gab, catcht es mich nicht so richtig.