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INFO
Anständig essen: Ein Selbstversuch von Karen Duve – Goldmann – 336 Seiten – ISBN 978-3-442-47647-3 – Taschenbuch – 9,99 Euro – Hier kaufen
INHALT
Karen Duve gehörte nicht eben zur Gesundheitsfraktion. Bratwürstchen und Gummibären wanderten genauso in ihren Einkaufswagen wie Schokolade und Curryketchup in 1-L-Plastikflaschen. Doch dann zog sie mit jemandem zusammen, der schnell den Spitznamen Jiminy Grille erhielt – nach dem personifizierten Gewissen der Holzpuppe Pinocchio. Denn Jiminy schrie auf, wenn Karen Duve nach der »Grillhähnchenpfanne für 2,99« griff. Und Karen Duve musste einräumen, dass das Leben der »Grillhähnchenpfanne« vor ihrer Schockfrostung wohl eher unerfreulich gewesen war. So stellten sich vor der Tiefkühltruhe schnell grundlegende Fragen: Darf man Tiere eigentlich essen? Und wenn Tiere nicht, warum dann Pflanzen? Wo beginnt die menschliche Empathie, und warum? Was sind wir bereit aus Rücksicht auf die Mitlebewesen zu opfern? Oder können wir sogar einen persönlichen Gewinn daraus ziehen, unsere Gewohnheiten zu ändern? (Klapptentext: Galiani Berlin)
MEINE MEINUNG
Zu Beginn dieser Rezension muss ich eines klarstellen. Ich bin kein Vegetarier und ich ja, ich esse Fleisch. Dennoch wollte ich dieses Buch lesen, weil ich es wichtig finde, sich mit dem Thema Ernährung auseinanderzusetzen und in etwas zu wissen, woher das Essen auf dem Teller kommt.
Karen Duve ist eine Frau, die Cola trinkt und Fertig-Grillhähnchen-Pfanne isst. Und erst mal stellt sie das auch nicht infrage. Geht das Essen doch schnell und ist auch noch billig. Doch ihre Freundin macht sie irgendwann darauf aufmerksam. Ein Huhn, das für 2,99 Euro in einer Grillpfanne endet, kann kein gutes Leben gehabt haben. Das macht Karen Duve nachdenklich und so beschließt sie, ihr Leben in den nächsten Monaten grundsätzlich umzustellen.
Sie probiert verschiedene Lebensformen und testet diese jeweils zwei Monate. Denn nur wer selbst testet, kann wissen, wie es ist. Sie versucht es zuerst mit Bio-Lebensmitteln, wird dann zur Vegetarierin, schließlich zur Veganerin und ernährt sich am Ende sogar frutarisch. Dabei macht sie ganz deutlich, wie sie sich dabei fühlt, welche Dinge sie vermisst und wie leicht oder auch schwer es ist, diesen Lebensstandard zu halten. Bekommt man überall geeignete Lebensmittel? Ist die Ernährungsform teurer? Kann man eigentlich auch auf einem Kissen ohne Daunen gut schlafen? Wie geht es einem selbst?
Die Autorin dabei zu begleiten war interessant, unterhaltsam, manchmal aber leider auch langweilig. Duve schreibt stellenweise sehr trocken, was für mich das Buch in die Länge zog. Gerade bei einem so komplexen Thema ist es schwierig, dem Verlauf weiter interessiert zu folgen. Unterlegt wird das Buch mit vielen Fakten, Zahlen und Thesen rund um die Ernährung. Man kann also nebenbei wirklich etwas lernen, hinterfrägt sicher auch das ein oder andere Mal sein Ess- und Konsumverhalten. Und genau das will das Buch erreichen.
Am Ende erhebt sie aber nicht den moralischen Zeigefinger und will den Leser zu einem anderen Leben zwingen. Sie selbst bleibt keine Vegetarierin, wie sie sich am Ende eingestehen muss. Wird aber ihr Essverhalten umstellen und bewusster einkaufen und genießen. Es gibt nun eben keine Grillpfanne für 2,99 Euro mehr. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass der Verbraucher es in der Hand hat und mit seinem Kaufverhalten maßgeblich am Leid und Elend vieler Tiere verantwortlich ist. Wer billig einkauft, kann keine Qualität erwarten.
FAZIT
Ein sehr informatives und auch nachdenklich stimmendes Buch, dass unser Ess- und Konsumverhalten kritisch hinterfrägt, zum Umdenken anregt und dem Leser keine Ernährungsform aufdrängen will. Stellenweise etwas trocken geschrieben, dennoch interessant, wenn man sich für die Thematik interessiert.
4/5 Punkten
https://youtube.googleapis.com/v/SEOrMc9rXeE&source=uds
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1 Kommentar
Hallo Petzi,
am 15.06. geht meine Rezension zu diesem Buch auf meinem Blog online. Ich habe dich dort mit deiner Rezension verlinkt. Wenn das nicht gewünscht ist, sag einfach Bescheid! 🙂
Herzige Grüße
Jane