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Zum Buch
Meine wundervolle Buchhandlung von Petra Hartlieb – Dumont – 208 Seiten – ISBN 978-3-8321-9743-8 – Hardcover – 18,- Euro – bei ocelot kaufen
Inhalt
Petra Hartlieb lebt mit ihrer Familie in und über einer Buchhandlung. Aus einem spontanen Impuls wurde bitterer Ernst, als sie im Urlaub in Wien gemeinsam mit ihrem Mann ein Gebot für eine gerade geschlossene Traditionsbuchhandlung in Wien abgegeben hat. Von einem auf den anderen Tag kündigte sie ihren Job und begann mit ihrer Familie ein neues Leben in einer neuen Stadt, ohne zu wissen, worauf sie sich einlässt. In diesem Buch erzählt sie die Geschichte ihrer Buchhandlung. Einer Buchhandlung, die zum Wohnzimmer für die eigene Familie wird, und zum Treffpunkt für die Nachbarschaft. Mit Stammkunden, die zu Freunden werden, und Freunden, die Stammkunden sind. Sie erzählt von Höhen und Tiefen, absurden Kundenwünschen, kleinen und großen Katastrophen und der Liebe zum Buch. Sie erzählt in einem humorvollen Ton, der jede Zeile zu einem großen Vergnügen macht und jedes Kapitel zu einer Liebeserklärung an die Welt der Bücher.
Meine Meinung
Wenn man im letzten Jahr durch die Buchblogs gewandert ist, dann lief einem dieses Buch zwangsläufig immer wieder über den Weg. Die Tatsache, dass es jeder liest, ist für mich aber nicht immer der Grund, es selbst auch zu lesen. Wenn gute Freunde ein Buch allerdings empfehlen, dann greife ich gerne zu und bin gespannt, was die Lektüre bei mir bewirken kann.
Die Buchhandlung ist ein magischer Ort und jeder, der Bücher liebt, der sollte diesen magischen Ort viel öfter besuchen. Es gibt sie noch, die Buchhandlungen, deren Buchhändler ihren Job lieben und die ihn voller Leidenschaft und mit viel Herzblut leben. Buchhandlungen, in denen persönliche Beratung großgeschrieben wird. Man muss manchmal nur ein bisschen suchen, aber es lohnt sich garantiert. Petra Hartlieb ist wohl ebenfalls so eine Buchhändlerin und würde ich in Wien wohnen, dann hätte ich ihre Buchhandlung bestimmt schon einmal besucht.
Hartlieb und ihr Mann wohnen in Hamburg, haben sichere Jobs in der Buchbranche und ein sicheres Einkommen. Zu Besuch bei Freunden in Wien erfahren sie von einer leer stehenden Buchhandlung, spinnen ein paar Gedanken, überlegen, was wäre wenn und geben aus einem Impuls heraus ein Gebot dafür ab. Sie bekommen den Zuschlag und ab diesem Moment ist nichts mehr, wie es vorher war. Ein geregeltes Leben wird verlassen und ein großes Abenteuer beginnt.
Der Leser erfährt auf eine sehr charmante Art mehr über diesen magischen Ort im 18. Bezirk. Die Wohnung über eine Wendeltreppe mit der Buchhandlung verbunden, jeden Tag das tun, was man mit vollem Herzen liebt, die Nachbarn begeistern und Menschen zum Lesen animieren. Doch Petra Hartlieb erzählt nicht nur von den schönen Seiten, denn trotz der Liebe ist es ganz oft ein Knochenjob und die 60-Stunden-Woche ziemlich oft die Regel. Für das Kind gibt es oft kein Essen, die Beziehung leidet unter dem Stress und die Schulden häufen sich bei der Bank.
Weiterzumachen in Zeiten, in denen so anachronistische Läden wie unserer einmal pro Woche totgesagt werden. Weiter machen, weil uns nichts anderes übrig bleibt. Weil wir nichts besser können. Weil wir nichts lieber tun.
Doch jeder der Bücher liebt, der sollte dieses Buch lesen und eintauchen in eine andere Welt. Auch wenn man nichts mit der Buchbranche zu tun hat, kein Buchhändler ist, keine Buchhandlung hat, wird man dieses Buch verschlingen, sich Gedanken machen und am Ende voller Überzeugung sagen, dass die Buchbranche ohne Buchhandlung nicht funktionieren wird. Magische Orte, die zum Stöbern einladen und mit Liebe geführt sind. Es gibt sie nicht überall, aber es gibt sie. Natürlich ist auch Amazon ein Thema und letzten Endes muss jeder Leser selbst entscheiden, wo er seine Bücher kauft. Diese Lektüre wird aber zumindest zum Umdenken anregen und hat mich schnurstracks in die nächste Buchhandlung geführt.
Fazit
Weil Buchhandlungen magische Orte sind, sollte jeder der Bücher liebt, dieses Buch lesen. Es wird unterhalten, zum Umdenken anregen und auf eine ganz leise Art begeistern. Buchhändler leisten einen Knochenjob und das wird dem Leser nach dieser Lektüre ganz sicher auch bewusst.
4/5 Punkten
4 Kommentare
Huhu!
Eine tolle Rezension hast du da geschrieben, hoffe das ich dieses Buch auch bald mal lesen kann, als Buchliebhaber wohl wirklich ein MUSS
LG Puppette
Schön, dass es dir auch gefallen hat! 🙂
Tolle Rezi. Vor kurzem ist mir aufgefallen, dass die Geschichte gar nicht fiktiv ist, was nochmal einen großen Reiz auf mich ausübt. Ich hoffe, dass Buch wird nicht zu lange auf meiner WL stehen…
lg. Tine 🙂
Huhu! Du hast eine sehr schöne Rezension geschrieben und es auf den Punkt gebracht. Ich finde es oft schade, dass es diese EINE gemütlich und persönliche Buchhandlung kaum noch gibt. Man ist ja quasi gezwungen in eine „Buchhandelskette“ zu gehen. Zumindest ist es leider in meiner Umgebung so… Die Verbliebenen kleinen Buchhandlungen haben richtig schwer zu kämpfen, manchmal frage ich mich, ob so das Arbeiten überhaupt noch Spaß macht… Ich lass mal ein paar -Liebe Grüße- hier. Corinna