5,3K
Bella Becker und Sabine Born waren früher unzertrennlich, dich irgendwann haben sich die Freundinnen aus den Augen verloren. Als Bella Becker auf dem Dachboden in alten Erinnerungen kramt, kommt auch die an Sabine hervor. Kurzerhand schreibt sie eine Mail, und auch wenn beide unterschiedlicher kaum sein könnten, fühlen sie sich sofort wieder miteinander verbunden. Bine ist Architektin und mit ihrem Mann und den Kindern in einem modernen Bauhaus im hessischen Dorf hängengeblieben. Das einzig außergewöhnliche ist ein riesiges Lichter-Reh im Garten. Bella dagegen wurde Journalistin und lebt mit ihrem Sohn und dem notorisch abwesenden Lebensgefährten mittlerweile in Berlin. Über ein Jahr hinweg und durch kleine und große Krisen entspinnt sich reger Mailverkehr, der unterschiedlicher nicht sein könnte und über den die beiden Freundinnen wieder endgültig zueinander finden.
Gute Unterhaltung mit verschenktem Potenzial
Romane, die in Mailform verfasst werden, sind nicht neu, und weil sich die Geschichte vom Klappentext wunderbar angehört hat, habe ich mich sehr auf die Lektüre gefreut.
Jede Autorin steht stellvertretend für eine Protagonistin und hat deren Handlungsstrang komplett verfasst. So steht es zumindest im Nachwort. Ich persönlich war darauf besonders gespannt, weil jede Autorin ja doch ein weniger anders schreibt und andere Emotionen und Gefühle in die Geschichte legt. Über ein Jahr begleiten wir die beiden Freundinnen von der ersten Kontaktaufnahme an bis in ein anderes Leben und durch einen lockeren und sehr einfachen Schreibstil und die relativ geringe Seitenzahl kommt man in der Geschichte auch schnell voran.
Dennoch ist der Funke bei mir nicht wirklich übergesprungen, weil es an der Geschichte einfach nichts gab, was mich wirklich begeistert hätte. Zwei Freundinnen, die sich nach langer Zeit wieder finden, sich über Gott und die Welt unterhalten, sich gegenseitig aufbauen, Freud und Leid miteinander teilen und sich zwischendurch auch mal treffen. Dieses Buch will viel erzählen, aber bei mir kam keine dieser Botschaften an. Leider. Keine tief greifende Geschichte, keine Geschichte, die nachwirkt, sondern einfach nur eine, die am Ende gut unterhalten hat.
Dies mag mitunter auch an den beiden Protagonisten liegen, die mir leider nicht so wirklich sympathisch waren. Wenn ich mich allerdings entscheiden müsste, dann könnte ich mich persönlich am ehesten mit Bine identifizieren. Ich verstehe, was die Autorinnen mit diesem Buch ausdrücken wollten, die Mischung aus Schreibstil, Mail-Wechsel, flachen Geschichten und „langweiligen“ Protagonisten hat bei mir leider nur nicht zum Ziel geführt. Für mich hatte die Geschichte viel Potenzial, das leider nicht genutzt wurde. Man hätte aus der Handlung doch noch ein wenig mehr machen können.
Im Endeffekt war es ein normaler Mailwechsel, den man halt so mit einer Freundin innerhalb eines Jahres führt. Sicherlich ändert sich das Leben von beiden und beide haben mitunter auch daran Anteil, aber für mich persönlich war es einfach zu wenig, um mich am Ende begeistert zurück zu lassen.
Fazit
Für mich ist dieses Buch gute Unterhaltung im Mittelmaß. Eine Geschichte, die schnell gelesen ist, gut unterhält, aber nicht längerfristig nachwirken wird. Für die Sonnenliege sicherlich ein gutes Buch.
3/5 Punkten
Das Jahr des Rehs von Stephanie Jana und Ursula Kollritsch – List Taschenbuch – 272 Seiten – ISBN 978 3 548 612 867 – Taschenbuch – 9,99 Euro – erschienen am 08.06.15