‚Wie ich fälschte, log und Gutes tat‘ von Thomas Klupp

von Petzi

Weiden ist eine Vorzeigekleinstadt: Die Wirtschaft brummt, von den Lady-Lions gibt es Charity-Barbecues für Flüchtlinge, die Oberschule ruft eine Leistungsinitiative in den MINT-Fächern aus, die Tennisjugend gewinnt das Landesfinale, und mit dem neuen Schuljahr prangt von jeder Wand ein Antidrogenplakat der Champions mit dem Slogan: »Geh ans Limit! Ohne Speed!«. Benedikt Jäger und seine Kumpel Vince und Prechtl sind nicht nur mittendrauf zu sehen, sie stecken auch mittendrin in dieser schönen Welt, die alle Abgründe vertuscht: Die Nächte feiern sie exzessiv im »Butterhof«, wie sie ihre Schulleistungen am neuen Evaluierungssystem vorbei vor den erfolgsgierigen Eltern verbergen, steht in den Sternen. Und dass die Lady-Lions ausgerechnet Crystal-Mäx, den Unterweltkönig und berüchtigten »Butterhof«-Betreiber, mit einer Finanzspritze beim Bau von Flüchtlingswohnungen unterstützen, macht die Lage noch unübersichtlicher

Manchmal witzig, manchmal böse…

Zugegebenermaßen stand das Buch nicht auf meiner Leseliste ganz oben und in erster Linie habe ich es im Rahmen des Bayerischen Buchpreises gelesen. Bereut habe ich es keine Sekunde, aber tatsächlich auch etwas ganz anderes erwartet.

Weiden. Eine Kleinstadt in Bayern und daher von der Location auch ganz nah an mir dran. Meine Jahre als Schüler sind noch nicht so unglaublich lange her und deshalb habe ich mich mit dieser Geschichte unglaublich abgeholt gefühlt und viele Gedankengänge und Handlungsweisen so gut verstanden. Klupp schreibt oft dem Alter der Protagonisten angepasst. Benedikt, Vince und Prechtl sind großartige Figuren, passend ausgewählt und tatsächlich werden Jungs auf dem Land oft nur beim Nachnamen gerufen. Er weiß also, was er da schreibt.

Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Benedikt Jäger. Rasant, mitreißend und mit unglaublich viel Situationskomik. Durchaus gibt es aber auch einige Stellen die nachdenklich stimmen. Lügen gehören zum guten Ton, der Leistungsdruck macht Benedikt zu schaffen. Da ist es scheinbar selbstverständlich, dass Noten und Unterschriften gefälscht werden oder Schularbeiten abgeschrieben werden. Damit serviert der Autor die schonungslose Wahrheit auf dem Silbertablett.

„Heute war der beste erste Schultag ever. Weil ich nämlich nicht in der Schule war. Statt im Unterricht zu sitzen, bin ich Ballon gefahren. Hundert Prozent legal sogar.“ S. 5

Dennoch hatte ich auch einige Stellen, bei denen ich nicht ganz wusste, worauf es hier hinausläuft. Die konsequente Jugendsprache macht es manchmal schwer zu lesen, auch für mich, die ja eigentlich gar nicht so alt ist. Das Buch ist eine satirische Betrachtungsweise auf die jugendliche Leistungsgesellschaft und viele Ansätze haben mich überzeugt. Man bekommt oft schonungslos den Spiegel vorgehalten und sieht hier ganz gut, wohin dieser Geltungsdrang führen kann. Am Ende ist es aber dennoch nicht ganz rund. Zumindest nicht für mich. Dafür habe ich jetzt aber tatsächlich Lust auf Tennis.

Fazit

Das Buch hat seine Stärken ganz besonders im letzten Teil der Geschichte und dafür lohnt es dann auch, die jugendliche Sprache auszuhalten und am Ball zu bleiben. Für mich gute Unterhaltung, leider aber auch kein unbedingtes Muss.

Wie ich fälschte, log und und Gutes tat von Thomas Klupp – Berlin Verlag – 256 Seiten – ISBN 978-3-8270-1366-8 – Hardcover – 20,00 Euro

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2 Kommentare

laura 03/11/2018 - 11:33

kurz und knackig zusammen gefasst. Macht Spaß auf deinem blog zu stöbern 🙂

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Petzi 05/11/2018 - 21:08

Ganz lieben Dank. 🙂

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