Unsere Gedanken haben unglaubliche Macht. Nicht immer sind sie jedoch hilfreich. Wenn wir uns also in Sorgen und Grübelschleifen verlieren, dann sollten wir genauer hinschauen. Grübeln bringt uns nämlich niemals weiter. Um wieder mehr Leichtigkeit ins Leben zu holen, sollten wir die Kontrolle über unsere eigenen Gedanken unbedingt zurückholen. Wie das gelingen kann erzählt die Expertin und Diplom-Psychologin Katharina Tempel in ihrem Buch „Genug gegrübelt, lieber Kopf!“.
Vom Grübeln zur Gelassenheit
Unsere Gedanken haben uns manchmal fest in der Hand. Ein Gedanke folgt auf den nächsten und jeder erhält unsere volle Aufmerksamkeit. Ohne diese zu hinterfragen folgen wir ihnen blind, bis wir uns irgendwann in diesem Labyrinth verlaufen haben und keinen Ausweg mehr finden.
Mit dem ständigen Durchdenken von negativen Gedanken, Problemen oder Ereignissen aus der Vergangenheit erreichen wir allerdings nur, dass unsere Stimmung belastet wird und unsere Situation für uns selbst oft hoffnungslos scheint. Sehr spannend ist, dass wir beim Grübeln häufig denken, dass wir alles so intensiv durchdenken, weil wir an der Lösung des Problems arbeiten. Doch das ist ein Trugschluss.
Im Buch las ich den Satz: „Gedanken haben ist nicht denken!“
Und das stimmt. Denn nur weil wir viele Gedanken in unserem Kopf haben, sind diese noch lange nicht sinnvoll und führen uns wirklich zu einer Lösung.
Unsere Gedanken können wir jedoch nicht steuern. Sie kommen ungefragt und häufig auch dann, wenn wir das eigentlich nicht möchten. Doch wir haben eine Wahl. Wir können nämlich bewusst entscheiden, ob wir diesen Gedanken wirklich unsere Aufmerksamkeit schenken wollen, ob wir ihnen glauben, ob wir das tun, was unsere Gedanken uns sagen möchten.
Wenn die negativen Gedanken kommen, dann fühlen wir uns häufig wie erschlagen. Eine klare Sicht auf die Dinge ist so meistens nicht möglich. Abstand hilft uns dabei, unseren Blick wieder zu schärfen.
In ihrem Buch schreibt die Autorin sehr treffend: „Gelingt es uns, das Spiel unserer Gedanken mit Abstand zu beobachten, können sie uns nicht länger Schmerzen zufügen. Sie nehmen uns weniger mit, denn sobald wir sie nicht länger als Tatsachen erleben, haben wir sie bereits entwaffnet. Das Band, das zwischen schmerzhaften Gedanken und Gefühlen besteht, wird damit förmlich zerrissen.“
Doch wir schaffen wir es belastende Gedanken auszuschalten?
Tipp 1: Verleihe deinem Verstand eine Identität
In dem wir uns vorstellen, dass unser Verstand eine eigene Identität hat, dann weisen wir ihm eine Rolle zu. Ist unser Verstand vielleicht ein Radio? Radio Katastrophe? Wann immer sich negative Gedanken auftun, kannst du diese zur Kenntnis nehmen und damit erkennen, dass Radio Katastrophe heute wieder auf Sendung ist. Dieses Erkennen, Benennen und Neutralisieren signalisiert dem limbischen System umgehend, dass keine starke emotionale Reaktion notwendig ist.
Tipp 2: Mache deine Gedanken lächerlich
Eine weitere Methode kann sein, dass du deine Gedanken in einen anderen Kontext stellst. Wenn du unangenehme Gedanken beispielsweise als Lied singst oder mit ihnen tanzt oder sie dir als Sprechblase über eine Comicfigur vorstellst, dann wird der Gedanke wieder zu dem was es ist: Ein Satz. Versuche mal “Ich bin eine Versagerin” zur Melodie von Happy Birthday zu singen. Die ganze Bedeutung, die der Satz sonst für uns hat, ist wie weggeblasen. Letztlich sind es einfach vier Wörter und mehr auch nicht.
Tipp 3: Verändere die Form deiner Gedanken
Stell dir vor, dass deine Gedanken auf deinem Computerbildschirm geschrieben stehen. Und jetzt ändere einfach die Form. Mache die Schrift kleiner oder streiche die Wörter durch. Was dir gerade in den Sinn kommt. Genauso kannst du dir jedoch auch vorstellen als Regisseurin deines eigenen Films zu entscheiden, aus welcher Perspektive die Kamera gerade draufhält. Soll der Gedanke vielleicht auch einfach unscharf im Hintergrund erscheinen?
Tipp 4: Stelle eine räumliche Distanz her
Schreibe deine Gedanken auf ein Blatt Papier. Halte dieses Blatt zuerst sehr nah vor dich und dann ganz weit entfernt. Oder lege es sogar in einen anderen Raum. Wenn dich Gedanken vereinnahmen, dann fühlt es sich eher so an, als würden dir lebensgroße Plakate vor Augen gehalten. Diese Plakate versperren aber die Sicht auf das Wesentliche. Wenn wir diese Plakatwände jedoch entfernen, dann weitet sich dein Sichtfeld und du siehst wieder, was um dich herum passiert. Das Plakat muss nicht ganz verschwinden. Aber wenn wir es gedanklich zwanzig Meter entfernt an die Litfaßsäule gehängt haben, dann kommt es vielleicht noch manchmal in dein Blickfeld, versperrt aber nicht mehr deine ganze Sicht.
„Die größten Hindernisse für das Leben sind die Erwartungen, die du in deinem Kopf erschaffst.“ – Marcus Valerius Martialis
Noch mehr Tipps gegen Grübelschleifen?
Wenn du auch eine Person bist, die sich häufiger in negativen Gedanken verliert oder unmöglichste Szenarien durchdenkt, dann solltest du unbedingt in das Buch von Katharina Tempel hineinlesen.
In diesem Buch schreibt die Autorin sehr kurzweilig und eindringlich über das Thema und gibt zahlreiche Tipps und Tricks an die Hand, wie man das Gedankenkarussell effektiv stoppen kann. Sie geht nicht nur auf das Denken an sich ein, sondern beschreibt beispielsweise auch wie negative Denkgewohnheiten überhaupt erst entstehen, wie unser Denken unsere Gefühle beeinflusst und welche Auswirkungen es haben kann, wenn uns unsere Gedanken beherrschen.
Obwohl ich bereits andere Bücher zu diesem Thema gelesen habe, habe ich aus diesem Ratgeber wirklich viele praktische und leicht umsetzbare Tipps mitgenommen und hatte einige Denkanstöße, die mir wirklich geholfen haben. Ich liebe es sehr, wenn ein Buch diese Kraft hat und eine wirkliche Veränderung in Gang setzen kann. Hier ist das auf jeden Fall gelungen.
Details zum Buch: Genug gegrübelt, lieber Kopf! von Katharina Tempel – GU Verlag – 190 Seiten – ISBN 978-3-8338-9460-2 – Hardcover
*Der Beitrag entstand als Teil einer Kooperation mit dem GU Verlag. Meine Meinung bleibt davon jedoch unberührt, da ich von diesem Buch persönlich sehr überzeugt bin.
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