‚Mein italienischer Vater‘ von Anika Landsteiner

von Petzi

Ohne groß nachzudenken, bricht Laura auf nach Süditalien. Ihre Mutter ist gerade gestorben, ihre große Liebe zerbrochen. Jetzt will sie zu ihrem Vater, irgendwo muss es doch auf dieser Welt einen Ankerpunkt geben. Vor Jahren hat sie ihn zum letzten Mal gesehen, und mit ihrer Ankunft bringt sie alles durcheinander: Emilio sitzt im Rollstuhl, an seiner Seite Gianna, die ihn schon immer geliebt hat. Das Auftauchen der Tochter könnte ihr Glück zerstören. Schon bald nach ihrer Ankunft in der fremden Heimat stellt Laura fest, dass sie die ganze Wahrheit über ihre deutsch-italienische Familie noch lange nicht kennt.

Eine Liebeserklärung an Italien 

Die Autorin Anika Landsteiner habe ich schon lange im Blick. Als ihr erstes Buch (Gehen, um zu bleiben) erschienen ist, habe ich angefangen ihre Blogtexte zu lesen und war ganz begeistert. Viele andere Bloggerkollegen haben immer nur gute Dinge über ihre Werke geschrieben und auch ihr Podcast begeistert mich total. Aus diesem Grund war es nur logisch, dass ich endlich ihren ersten Roman lese, der mich bereits vom Klappentext schon so neugierig gemacht hat, dass es quasi keinen Weg dran vorbei gab.

Man muss gar nicht unbedingt in Italien sein, wenn man dieses Buch liest. Durch ihre bildhafte und eindringliche Sprache schafft es die Autorin, dass man sich so fühlt, als wäre man gerade dort. Gerüche, Stimmungen, Landschaft und Gefühle wurden so lebendig transportiert, dass man selbst mitten im Geschehen ist.

Laura steckt selbst tief in einer Krise. Die Beziehung scheitert, ihr wichtigster Bezugs- und Ankerpunkt – die Mutter – ist gestorben. Jetzt plötzlich weiß sie  nicht mehr so recht, wohin sie gehört und fährt kurzerhand nach Apulien zu ihrem Vater, den sie seit Jahren schon nicht mehr gesehen hat. Es ist komisch, anders und viele Dinge sind schon lange nicht mehr so, wie sie sie in Erinnerung hatte. Gleichzeitig ist da aber auch diese Vertrautheit, die man nur bei der eigenen Familie verspüren kann.

Landsteiner schreibt so intensiv, dass man mit Laura eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchlebt und mit ihr leidet, hofft und liebt. Ein sehr emotionaler Roman, der trotz allem jedoch nie zu kitschig wird. Ein ganz wunderbares Buch mit tollen Figuren, die mich unglaublich begeistert haben. Ich hoffe sehr stark, dass es von dieser Autorin bald einen weiteren Roman geben wird (ein anderes tolles Buchprojekt steht schon in den Startlöchern), da sie einen sehr guten Blick fürs Wesentliche und eine tolle Beobachtungsgabe hat.

Auch wenn es mir persönlich nicht so ging (ich bin hier allerdings auch kein Maßstab!), kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man beim Lesen die eine oder andere Träne vergießt.

„Die Nacht teilt man nicht mit jedem, und wenn man zu dieser Zeit Gespräche führte, blieben sie immer ein bisschen länger in Erinnerung als die Beiläufigkeiten tagsüber. Nachts war alles ein bisschen anders. Ehrlicher, könnte man sagen. Langsamer und ruhiger, mit einer sonderbaren Klarheit der Gedanken und dem gleichzeitigen Nebel, der sich um sie legte.“ (S. 133)

Was man hier auch lernt, ist die Tatsache, dass man manchmal einfach verzeihen können muss, um weiterleben zu können und für sich selbst Frieden zu finden. Manche Dinge passieren, manche Dinge muss man reflektieren und manchmal ist es besser, es einfach anzunehmen und nicht weiter dagegen zu kämpfen.

Gespickt mit wahnsinnig tollen Sätzen ist dieses Buch ein wahres Feuerwerk der Literatur. Nicht kitschig, nicht vorhersehbar und auch nicht seicht. Stattdessen ergreifend, berührend, emotional und stellenweise auch einfach nur humorvoll.

Fazit

Nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, verspürte ich unbändige Lust auf einen Roadtrip durch Italien. Landsteiner hat mit „Mein italienischer Vater“ ein ganz großartiges Buch geschrieben, dass man unbedingt lesen sollte. Man wird danach ein kleines Stück glücklicher und reicher sein und „leider“ auch sofort gen Italien aufbrechen wollen. Gibt aber wahrscheinlich Schlimmeres.

Mein italienischer Vater von Anika Landsteiner – Diana Verlag – 432 Seiten – ISBN 978-3-453-29216-1 – Paperback – 16,- Euro

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2 Kommentare

Silke 29/05/2019 - 12:17

Danke für die tolle Einschätzung und Vorstellung. Ich glaube, das Buch sollte ich mir für den Sommerurlaub zulegen. 🙂

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Aileen 07/06/2019 - 23:22

Hallo Petzi,
dieses Buch habe ich vor ein paar Monaten bei einer Art Buchvorstellung gesehen und wollte es seither lesen. Seit ein paar Tagen steht es endlich in meinem Regal und wartet darauf, dass ich meine aktuellen Bücher durch habe, damit es endlich auch mal dran ist. Ich freue mich schon sehr darauf! Und Dank deiner positiven Rezension jetzt noch mehr. 😉
Viele Grüße
Aileen

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