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Manchmal meint man ja, man könnte gar keine weiteren tollen Buchblogs entdecken. Aber das stimmt nicht. Da draußen gibt es so viele unglaublich tolle Seiten, das mir das Material für diese Serie wohl nie ausgehen wird. Heute stelle ich euch Juliana von Wunderliteratur näher vor und freue mich sehr, dass sie meine Fragen beantwortet hat. Wenn ihr diesen tollen Blog noch nicht kennt, dann müsst ihr unbedingt mal dort vorbeischauen.
Liebe Juliana, dass Bücher einen ziemlich großen Platz in deinem Leben einnehmen ist allgemein bekannt. Schließlich bloggst du sogar darüber. Kannst du dich noch daran erinnern, welches Buch deine Liebe zur Literatur so richtig entfacht hat und seit wann du den Büchern verfallen bist?
Für viele mag das eine sehr leicht zu beantwortende Frage sein, mir fällt es allerdings ziemlich schwer ein bestimmtes Buch zu benennen, mit dem alles angefangen hat. Bücher nehmen schon immer einen besonderen Platz in meinem Leben ein. Früher waren es die unvergleichlichen Geschichten von Astrid Lindgren. Heute sind es Bücher wie Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara oder Das größere Wunder von Thomas Glavinic, die mich herausfordern und gefangen nehmen. Ich kann mich ehrlich gesagt an keine Zeit erinnern, zu der ich nicht ein Buch nach dem anderen gelesen habe. Ohne Unterlass.
Du bloggst erst seit relativ kurzer Zeit auf „Wunderliteratur“ über Bücher. Wie kam es dazu? Und warum „Wunderliteratur“?
Vermutlich war es vor allem der Wunsch nach einem Neuanfang. Ich hatte mehr und mehr das Gefühl, dem alten Blog mit dem Namen „Book Experiences“ entwachsen zu sein. Es fühlte sich nicht mehr richtig und passend an. „Wunderliteratur“ stellt eine enge Verbindung zu einem meiner Lieblingsbücher, dem oben bereits erwähnten Das größere Wunder, her. In diesem Buch nimmt der Protagonist Jonas an einer waghalsigen Expedition zum Gipfel des Mount Everest teil. Die Texte auf „Wunderliteratur“ drehen sich in erster Linie um Literatur, die mich ebenso an gewisse Grenzen bringt. Geschichten, die mich bewegen und die in irgendeiner Form Einfluss auf mich und mein Denken ausüben, die möglicherweise den sprichwörtlichen Horizont erweitern, die mir neue Perspektiven aufzeigen oder auf andere Weise mich und mein Leben bereichern.
Hast du es jemals bereut mit dem Bloggen angefangen zu haben und was liebst du am Bloggen am meisten?
Bisher habe ich es keine Minute lang bereut. Wie könnte ich auch. Ich liebe nicht nur das Lesen selbst, sondern empfinde es auch als riesige Bereicherung über Bücher zu sprechen. Insbesondere bei Geschichten, die mir so viel bedeuten, dass ich jedem davon erzählen möchte. Welche Gefühle oder Erkenntnisse hat ein Buch bei mir ausgelöst? Was hat anderen daran besonders oder weniger gut gefallen? Und nicht zuletzt ist dieser Austausch über den Blog auch die Gelegenheit, wertvolle Buchtipps von anderen zu bekommen und anderen Menschen Bücher ans Herz zu legen.
Wie integrierst du den Blog in dein Leben? Gibt es feste Zeiten in denen du schreibst? Arbeitest du mit einem Redaktionsplan? Machst du dir viele Gedanken und Notizen? Oder legst du einfach los, wenn du Lust und Zeit hast?
Schon mehrmals habe ich den Versuch hinsichtlich eines Redaktionsplans gestartet und ebenso oft bin ich damit gescheitert. Deshalb setze ich mich am allerliebsten dran, wenn mir danach ist. Spätestens dann, wenn mir die Ideen unaufhaltsam durch den Kopf schwirren und die Gedanken zu laut werden, ist es an der Zeit, darüber zu schreiben.
Woher nimmst du die Ideen für deine Blogbeiträge? Und wie viel Zeit investierst du eigentlich in deinen Blog?
Da ich wie gerade beschrieben das Schreiben eher spontan in meinen Alltag integriere, kann ich gar nicht genau sagen, wie viel Zeit ich damit verbringe. Die besten Ideen kommen mir meist in den ungünstigsten Momenten. Nämlich gerade dann, wenn ich gerade kein Notizbuch zur Hand habe oder generell keine Zeit finde, um es umzusetzen. Es betrifft vor allem Bücher, die sich in meinem Kopf und Herzen eingenistet haben. Bei denen dringender Redebedarf besteht. Oder es sind Themen, die ich irgendwo anders aufgeschnappt habe, die mich aus anderen Gründen interessieren und bewegen.
Was bedeutet Lesen für dich und wie und wo liest du am liebsten?
Lesen ist für mich vor allem eins: Eine Bereicherung! Es ermöglich mir über den Tellerrand hinauszublicken, mehr über Menschen und ihre Lebensgeschichte zu erfahren, neue Gesichtspunkte kennenzulernen und mich aus dem Alltag heraus und hinein in andere Welten fallen zu lassen. Lesen kann ich überall. Das Haus verlasse ich sowieso grundsätzlich nicht ohne Buch, auch wenn ich nur kurz mit dem Auto zur Bahnhaltestelle fahre, um meinen Freund abzuholen. Früher habe ich nach der Schule auf dem Heimweg während des Laufens meine Nase ins Buch gesteckt. Und auch heute möchte ich wieder verstärkt jede freie Minute zum Lesen nutzen. Egal wo, egal wann.
Was sind Bücher für dich?
Bücher sind für mich nicht mehr wegzudenken. Wer nicht liest, verpasst was!
Wer nicht liest, verpasst was!
Genauso wichtig wie der Blog selbst, ist mittlerweile auch Social Media. Welche Plattformen nutzt du? Welche magst du am meisten? Und welche Erfahrungen hast du gemacht?
Social Media gehört nach meinem Verständnis heute fast schon automatisch dazu. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass Facebook und ich nicht mehr zusammenpassen. Eigentlich ist das schon länger der Fall und vor kurzem habe ich mich schließlich davon getrennt. Dass ich mir inzwischen sogar vornehmen muss, nicht gleich nach dem Aufwachen die Instagram App zu öffnen, spricht wahrscheinlich Bände. Ich liebe Bilder, die schön anzusehen sind und mag die Vielfalt an Inspirationen, die man dort findet. Instagram ist unkompliziert, schnell und macht Spaß! Bei Twitter bin ich ebenfalls zu finden, hier bin ich aber nicht ganz so aktiv wie manch andere.
Liest du Bücher auch zweimal oder würde das für dich nicht in Frage kommen?
Wenn ich mich richtig entsinne, habe ich in meinem ganzen Leben bislang nur ein Buch zweimal gelesen. Wenn man mal von den Kinderbüchern früher absieht. Einerseits überkommt mich manchmal das Bedürfnis, Lieblingsbücher nochmal zu lesen. Andererseits finde ich nicht die Zeit dafür und richte meinen Blick viel lieber auf die zahlreichen Bücher, die noch ungelesen im Regal stehen oder die neu erschienen sind und mich brennend interessieren.
Rezensionen sind ja das Mittel der Wahl um andere von bestimmten Büchern zu überzeugen. Schreibst du sie gerne? Und wie sieht es mit Verrissen aus? Für dich ein notwendiges Übel oder lässt du diese gar ganz weg?
Rezensionen sind für mich, auch wenn es häufig nur wenige Reaktionen in Form von Kommentaren gibt, ein zentraler Bestandteil beim Bloggen. Bei manchen Büchern fällt es mir schwerer als bei anderen, die richtigen Worte zu finden. Der Inhalt steht dabei auf jeden Fall meist erst an zweiter Stelle. Vielmehr möchte ich bei meinen Buchbesprechungen das Hauptaugenmerk auf die Gefühle legen, die das Gelesene bei mir ausgelöst hat. Verrisse findet man bei mir keine. Das liegt vielleicht daran, dass ich Bücher, die mir überhaupt nicht gefallen gar nicht erst weiterlese, sondern schnell auf die Seite packe. Ein weiterer Grund ist, dass mir die Zeit hierfür viel zu schade wäre. Ich möchte über das sprechen, das mich begeistert und andere Menschen im besten Fall mit dieser grenzenlosen Begeisterung anstecken.
Wenn man sich mit Blogs und Literatur beschäftigt, dann stolpert man zwangsläufig auch über andere Buchblogs. Welche Buchblogs liest du persönlich am liebsten? Welche kannst du guten Gewissens empfehlen?
Neben deinem Blog, der so herrlich erfrischend ist, ist es eine kleine, aber feine Auswahl an Buchblogs, die ich regelmäßig verfolge. Beispielsweise Frau Hemingway, die ihrer Seite ebenfalls einen neuen Anstrich verpasst hat, oder Mareike, deren neue Beiträge ich ohne Ausnahme immer sofort und auf der Stelle lesen möchte. Es gibt aber auch noch viele weitere lesenswerte Blogs. Alle kann ich hier nicht aufzählen, aber die, die ich am liebsten lese, findet ihr bei mir auf dem Blog verlinkt.
Kannst du dein absolutes Lieblingsgenre und deinen Lieblingsautoren benennen? Und mit welchem Genre wirst du einfach nie wirklich warm werden, egal wie oft du es versuchst?
Lange habe ich bevorzugt zu einem bestimmten Genre gegriffen, das mich zu dem Zeitpunkt besonders gereizt hat. Mittlerweile richte ich mich beim Lesen nicht mehr nach solchen Kategorien, sondern lese einfach das, was mich neugierig macht. Quasi wonach mir so der Sinn steht.
Welche drei Bücher willst du schon lange lesen und hast es trotzdem bisher nie geschafft?
‚Das achte Leben (Für Brilka)‘ von Nino Nino Haratischwili. ‚Alles Licht, das wir nicht sehen‘ von Anthony Doerr. ‚Schiffbruch mit Tiger‘ von Yann Martel.
Und welche drei Bücher kannst du unbedingt anderen empfehlen?
‚Das größere Wunder‘ von Thomas Glavinic. ‚Das große Los‘ von Meike Winnemuth. ‚Ein wenig Leben‘ von Hanya Yanagihara.
Wenn man dich jetzt in deine Lieblingsbuchhandlung schickt und dir dazu 100 Euro in die Hand drücken würde, mit welchen Büchern würdest du wahrscheinlich wieder herauskommen?
Auf alle Fälle Was zu dir gehört von Garth Greenwell, Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt von Jesmyn Ward und Der tägliche Stoiker von Ryan Holiday und Stephen Hanselman.
Wo siehst du die Buchbloggerwelt in zehn Jahren?
Vielleicht ist sie noch größer oder kleiner als heute. Vielleicht gewinnen Buchblogger weiter an Bedeutung in der Literaturwelt. Vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon. Am wichtigsten ist, dass man Spaß am Bloggen hat und dass man genau diese Liebe für Bücher in die Beiträge einfließen lässt. Heute wie in zehn Jahren.
Wie gehst du mit Hypes um? Lässt du dich davon beeinflussen oder liest du grundsätzlich nur das, was dich interessiert, egal ob Hype oder nicht?
Ich würde behaupten, dass ich nur das lese, was mich tatsächlich interessiert und Bestsellerlisten sind für mich sowieso kein Anhaltspunkt bei der Auswahl von Lesestoff. Dennoch wird man manchmal sicherlich von Hypes beeinflusst, in der Regel wahrscheinlich eher unbewusst. Trotz allem würde ich niemals ein Buch nur deshalb lesen, weil alle darüber reden, obwohl es mich kein bisschen interessiert.
Am wichtigsten ist, dass man Spaß am Bloggen hat und dass man genau diese Liebe für Bücher in die Beiträge einfließen lässt.
Abseits des Buchlebens: Für was kann man dich sonst noch begeistern? Was machst du, wenn du keine Bücher in der Hand hast?
Es mag nun ein wenig klischeehaft klingen, aber abgesehen vom Lesen verbringe ich natürlich am liebsten Zeit mit meinen Lieblingsmenschen. Lecker essen, draußen eine Runde mit dem Hund spazieren und anschließend einen guten Film schauen. Mehr braucht es nicht. Seit einigen Wochen verbringen mein Freund und ich unsere Abende mit Schach spielen. Ich verliere zwar nach wie vor immer, habe aber trotzdem unfassbar viel Spaß dabei und finde es generell sehr entspannend. Und der Fernseher bleibt auch aus.
Und was wolltest du sonst schon immer mal sagen?
Ein großes Dankeschön an dich, dass ich dir diese spannenden Fragen beantworten durfte. Das hat mich wirklich sehr gefreut. Ansonsten kann ich nur eins sagen: Macht das, was ihr gern macht. In jeglicher Hinsicht und auf alle Lebensbereiche bezogen. Und immer schön Bücher lesen, das sowieso!
Wenn ihr jetzt neugierg geworden seid, dann schaut doch unbedingt mal bei Juliana von Wunderliteratur vorbei und lasst euch von den vielen tollen Beiträgen inspirieren. Ihr könnt auch hier folgen:
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2 Kommentare
Den Blog kannte ich wirklich noch nicht 🙂 Bin immer auf der Suche nach neuen tollen Buchblog, deshalb finde ich diese Posts super! Kannst gerne auch mal auf meinem Blog Die Bücherreisende vorbeischauen 🙂
Huhu!
Ich bin auch immer wieder erstaunt, dass ich immer noch neue tolle Buchblogs entdecken kann, auch wenn ich inzwischen zig davon auf der Blogroll habe!
„Wunderliteratur“ folge ich tatsächlich schon, mir gefällt daran besonders, dass sie auch Bücher bespricht, die man nicht auf jedem zweiten Blog sieht. Und auch Bücher, die, wie sie hier sagt, fordern und den Horizont erweitern!
Ich versuche in den letzten Monaten, selber mehr Bücher dieser Art zu lesen, statt immer nur reine Unterhaltungsliteratur (wobei die in meinen Augen auch ihre Daseinsberechtigung hat).
Ich musste schmunzeln, denn ich hatte als Kind auch immer und überall die Nase in einem Buch… 🙂
Frau Hemingway und Bücherwurmloch folge ich selber erst seit Kurzem, aber das ist auf jeden Fall eine gute Empfehlung!
LG,
Mikka
Mikka liest von A bis Z