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Yvonne von Lecture of Life ist mir schon relativ früh in meiner Blogzeit über den Weg gelaufen. Wahrscheinlich damals, als ich mich endlich dazu überwunden habe mich auf Twitter anzumelden. Und ich bin auch ziemlich froh darüber, denn ihre Beiträge und Buchtipps bereichern meine Timeline und mich, und auch wenn unser Buchgeschmack nicht absolut identisch ist, gibt es immer irgendwas, was ich für mich mitnehmen kann. Es war daher unbedingt notwendig, dass ich euch Yvonne und ihren Blog näher vorstelle. Auch wenn ich eigentlich denke, dass sie sowieso schon jeder kennt. Aber falls nicht, dann müsst ihr das unbedingt ändern.
Liebe Yvonne, dass Bücher einen ziemlich großen Platz in deinem Leben einnehmen ist allgemein bekannt. Schließlich bloggst du sogar darüber. Kannst du dich noch daran erinnern, welches Buch deine Liebe zur Literatur so richtig entfacht hat und seit wann du den Büchern verfallen bist?
Oh je, das ist schon lange her, aber das erste Buch, das mir jetzt in den Kopf gesprungen ist, ist „Silberstern – der Schimmelhengst“, dicht gefolgt von den „Kurierdienst Rattenzahn“-Büchern von Andreas Schlüter. Daraus hab ich auch beim Vorlesewettbewerb in der Schule vorgelesen und einen Gutschein über 20 DM gewonnen, von dem ich mir letztendlich „Harry Potter und der Stein der Weisen“ gekauft habe – und ab da gab es dann kein Halten mehr. Ich hab davor zwar auch schon viel gelesen, aber mit Harry wurde mir zum ersten Mal so richtig bewusst, dass Bücher eben nicht nur ein leises Hobby sind, dem man allein nachgehen kann, sondern das man unheimlich viel lernen und entdecken kann, wenn man sich auf die Geschichten einlässt. Und danach… hat es einfach nicht mehr aufgehört.
Du bloggst auf „Lecture of Life“ über Bücher. Wie kam es dazu? Und wann fiel die Entscheidung für einen eigenen Buchblog? Und warum?
Eigentlich ist schon wieder Harry schuld… dadurch kam ich nämlich auf HarryPotter-Fans.de (gibt’s leider nicht mehr), was später zu Fantasy-Fans.eu (gibt’s auch nicht mehr) wurde. Da wurde ich nach kurzer Zeit auf der Seite nicht nur im Team aufgenommen, Fantasy-Fans hat mir ab 2010 auch gehört. Für die Seite hab ich natürlich auch Rezensionen zu Fantasy- und Science Fiction-Büchern geschrieben, aber ich war nie so festgelegt beim Lesen, wusste dann aber auch nicht so recht wohin mit meinen Meinungen zu anderen Büchern. Letztendlich hab ich mich auf Twitter bequatschen lassen, aus meinem Tagebuchblog einen Buchblog zu machen, was eigentlich echt nur just for fun war – ohne großen Anspruch, dafür aber mit viel Spaß. Ich bin da irgendwie so reingerutscht, ganz ziel- und planlos. Ich wollte einfach nur schreiben und bin selbst ein bisschen überrascht, dass das jetzt auch schon sieben Jahre her ist und ich noch mehr Spaß als am Anfang habe, aber das kann gerne so weitergehen. Ich befürchte nur, das mit dem Ziel und dem Plan wird in diesem Leben nichts mehr…
Hast du es jemals bereut mit dem Bloggen angefangen zu haben und was liebst du am Bloggen am meisten?
Nein. Es gibt zwar immer wieder Momente, in denen ich das alles so ein bisschen in Frage stelle, mich ärgere oder in denen ich zweifle, ob die Welt meinen Buchblog jetzt auch noch braucht, aber dann kommt auch wieder ein Kommentar, wo jemand sagt, dass er ein Buch wegen meiner Rezension gekauft hat. Daraus entsteht eine Unterhaltung, oft mehr Kontakt, Treffen auf Buchmessen oder so und manchmal sogar echte Freundschaften. Ich find‘s immer sehr mühsam, im realen Leben auf Menschen zuzugehen, abzuchecken, was der andere mag und was man vielleicht gemeinsam hat – das geht gerade in der Buchcommunity recht leicht. Zwei Menschen lesen das gleiche Buch und kommen darüber ins Gespräch, man folgt sich vielleicht gegenseitig und das Eis ist gebrochen. Für mich sind es die Menschen hinter den Blogs, die das alles zu etwas Besonderem machen und ich bin froh um jeden einzelnen, den ich bisher auch persönlich kennen lernen durfte.
Wie integrierst du den Blog in dein Leben? Gibt es feste Zeiten in denen du schreibst? Arbeitest du mit einem Redaktionsplan? Machst du dir viele Gedanken und Notizen? Oder legst du einfach los, wenn du Lust und Zeit hast?
Ich glaube, ich hab‘s oben schon mal angedeutet – ziel- und planlos wurschtel ich mich so da durch. Im Idealfall lese ich ein Buch und schreibe die Rezension direkt im Anschluss. Wann ich sie dann veröffentliche, hängt davon ab, ob es vielleicht eine Sperrfrist gibt, ich schon ein Foto hab oder erst eins machen muss, … das übliche. Ich versuche eigentlich, die Zeit am Wochenende zum Bloggen zu nutzen, aber auch das klappt nicht immer. Am produktivsten bin ich aber immer dann, wenn ich Urlaub habe. Hätte ich einen Redaktionsplan, würde ich mich eh nicht dran halten, deswegen lass ich das – Rezensionen versuche ich im Vorfeld so zu planen, dass sie halbwegs gut verteilt sind, andere Beiträge will ich sofort veröffentlichen, es kann aber auch sein, dass der Entwurf wochenlang rumliegt. Und ein Notizbuch hab ich auch, aber das wichtigste steht auf Klebezetteln, die dann mit viel Glück vielleicht in das Notizbuch geklebt werden.
Dein Blog lebt nicht nur von guten und ansprechenden Buchbesprechungen, sondern auch von tollen Texten. Woher kommen die Ideen? Wie viel Zeit investierst du in deinen Blog?
Erst mal vielen Dank für das Kompliment <3 Meistens kommen die tatsächlich sehr spontan, oft durch eine Unterhaltung auf Twitter oder Blogposts von anderen. Wenn es zeitlich geht, versuche ich natürlich mich sofort dran zu setzen, meist landet aber ein Stichwort oder schon die Überschrift auf einem PostIt und wird dann irgendwann zum Beitrag (oder auch nicht^^). Ich würde gerne mehr Zeit in den Blog investieren, tatsächlich ist es vor allem im Moment sehr wenig. Das merkt man immer daran, wenn zwar Rezensionen kommen, aber kein Wochendings oder sonstiges Beiträge und auch Kommentare liegen bleiben. Gelesen wird immer, Rezensionen schreiben sich oft von selbst, aber der Rest erfordert halt ein bisschen mehr Arbeit und dafür fehlt dann neben dem Brotjob oder anderem privaten Kram oft die Zeit. Am längsten sitze ich immer am Wochenrückblick, dafür geht meist der komplette Freitagnachmittag drauf.
Was sind Bücher für dich?
Käufliches Glück.
Was bedeutet Lesen für dich und wie und wo liest du am liebsten?
Ich muss nur ein Buch aufschlagen und bin im gleichen Moment an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit oder in einem anderen Leben. Auf der einen Seite ist es natürlich eine Flucht vor dem Alltag, die gerade nach einem langen Arbeitstag mal ganz angenehm ist, auf der anderen hilft es aber auch, den Alltag besser zu verstehen – man liest und lernt gleichzeitig, seien es nun politische Zusammenhänge oder auch Gefühle. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Leser empathischer sind, eben weil sie sich besser in andere hineinversetzen können und das wiederum hilft letztendlich in allen Bereichen des Lebens wieder, wenn es um Kommunikation untereinander geht. Und das coole ist – das geht ganz bequem vom Sofa oder auch vom Bett aus, mit Jogginghose und Kuscheldecke. Im Sommer dann auch wahlweise aus dem Garten.
Genauso wichtig wie der Blog selbst, ist mittlerweile auch Social Media. Welche Plattformen nutzt du? Welche magst du am meisten? Und welche Erfahrungen hast du gemacht?
Angefangen hat alles mit Twitter, da verbringe ich auch am meisten Zeit. Der Austausch ist easy, es gibt tolle Diskussionen und man bzw. ich bekomme da am ehesten alles mit. Facebook nutze ich eher sporadisch bei Kommentaren, wo man mal mehr als 140 Zeichen braucht, für den Blog gibt es eine Seite, aber da bin ich längst nicht so aktiv wie auf Twitter. Und dann ist da noch Instagram, was sich mit Twitter die Waage hält – Instagram ist halt visuell und ich steh auf schöne Fotos von anderen – und wenn ich selbst mal ein gutes Foto mache, teile ich das auch gern.
Liest du Bücher auch zweimal oder würde das für dich nicht in Frage kommen?
Aber sicher. Längst nicht alle und schon gar nicht alle die, die es verdient hätten, dafür reicht die Zeit und die Anzahl der neuen Bücher einfach nicht. Aber zu ein paar Lieblingsbüchern greife ich immer wieder mal – oft dann auch als Hörbuch als Ablenkung beim Putzen oder Bügeln.
Rezensionen sind ja das Mittel der Wahl um andere von bestimmten Büchern zu überzeugen. Schreibst du sie gerne? Und wie sieht es mit Verrissen aus? Für dich ein notwendiges Übel oder lässt du diese gar ganz weg?
Wenn ich ein Buch wirklich mochte, geht mir das leicht von der Hand – vielleicht brauche ich eine halbe Stunde, dann steht der Text. Das ist immer schön und macht Spaß. So ein Verriss geht ähnlich schnell, weil man ja auch viel zu sagen hat, wenn man das Buch so richtig doof fand, für die Leser ist es vielleicht witzig aber für den Autor oft nicht. Da ich mittlerweile viele Autoren im Freundeskreis habe, schwingt das natürlich immer mit und ich bemühe mich dann wirklich, sachlich zu kritisieren und nicht verletzend zu werden. Deshalb sage ich zu blöden Büchern auch meist einfach gar nichts mehr. Warum soll ich einem Buch, das ich nicht mochte, noch Aufmerksamkeit geben? Was mir immer schwerer fällt, sind die mittelguten Bücher, wo vieles stimmt, ich dann aber auch manches doof finde. Da sitze ich dann wirklich ewig dran, weil ich versuche raus zuarbeiten, was mir (aus welchen Gründen auch immer) nicht gefallen hat, anderen aber gefallen könnte – und das alles ohne den Inhalt zu Spoilern. Nicht einfach, aber die Art von Rezensionen bringt mir auch auf anderen Blogs am meisten.
Wenn man sich mit Blogs und Literatur beschäftigt, dann stolpert man zwangsläufig auch über andere Buchblogs. Welche Buchblogs liest du persönlich am liebsten? Welche kannst du guten Gewissens empfehlen?
Sophie – weil sie oft Bücher vorstellt, die mir so nicht aufgefallen wären. Tina – weil ihr Blog, egal worüber sie schreibt, pure Leidenschaft für die Sache ist. Elif – weil sie keine Scheu vor wichtigen Themen hat & man viel dabei lernen kann. Fabian – weil er immer den Finger in die Wunde legt. Petzi (also du) – wenn ich Sachbücher suche, suche ich hier. 54books – in Rechtsfragen unerreicht und Katharinas Beiträge sind zum Niederknien. Jan, Sandy & Jess – weil wir oft einen ähnlichen Lesegeschmack haben und sich einig sein auch ganz nett ist.
Liest du auch gerne Blogs anderer Bereiche und wenn ja, welche wären das?
Ja, aber es sind nicht so viele. Meistens einzelne Beiträge, die besonders oft durch die Timeline gehen. Ich bin aber für Tipps jederzeit offen!
Kannst du dein absolutes Lieblingsgenre und deinen Lieblingsautoren benennen? Und mit welchem Genre wirst du einfach nie wirklich warm werden, egal wie oft du es versuchst?
Fantasy. Zumindest hab ich in dem Bereich die meisten Bücher. Bei Autoren wird das schon schwieriger, aber ich versuch‘s mal in loser Reihenfolge und bestimmt nicht ohne jemanden zu vergessen: Rebecca Gablé, Jodi Picoult, Victoria Schwab, Leigh Bardugo, Joanne K. Rowling, Donna Tartt, Cassandra Clare, Cynan Jones, Benedict Wells und natürlich die Mona Kasten, Bianca Iosivoni und Laura Kneidl. Hier würde ich jedes Buch kaufen. Und das einzige, was man in meinem Regal vergeblich sucht, sind Krimis. Damit kann ich einfach nichts anfangen. Dann lieber einen schönen blutigen Thriller.
Welche drei Bücher willst du schon lange lesen und hast es trotzdem bisher nie geschafft?
Das achte Leben (Für Brilka) – weil alle sagen, dass es so gut ist. Ich hab auch tatsächlich angefangen, aber für so dicke Bücher brauche ich viel Zeit und noch mehr Lust überhaupt richtig anzufangen. Mistborn – vor allem weil Laura sagt, dass ich das lesen muss. Aber sie hört auch nicht auf mich, wenn ich sage, dass sie Harry Potter lesen soll. 1984 – immer, wenn jemand darauf zu sprechen kommt denke ich ‚Das solltest du auch mal lesen, dann könntest du mitreden‘, tue es aber dann doch nicht. Irgendwann aber bestimmt!
Und welche drei Bücher sollte man in seinem Leben unbedingt mal gelesen haben?
Pippi Langstrumpf, Die unendliche Geschichte und Harry Potter
Wenn man dich jetzt in deine Lieblingsbuchhandlung schickt und dir dazu 100 Euro in die Hand drücken würde, mit welchen Büchern würdest du wahrscheinlich wieder herauskommen?
Die Farbe von Milch (Nell Leyshon), Stadt aus Rauch (Svealena Kutschke), Peter Lindbergh. A Different Vision on Fashion Photography und dann wäre ich auch schon 1,99 € im Minus. Aber gut, letzteres kriegt man nicht überall, also machen wir weiter mit Uncommon People: The Rise and Fall of the Rock Stars 1955-1994 (David Hepworth), Briefe an Junge Autoren (Colum McCann), In 80 Buchhandlungen um die Welt (Torsten Woywood) und für die restlichen 2,65 € gibt’s bestimmt noch was von Reclam oder eine Postkarte^^
Wo siehst du die Buchbloggerwelt in zehn Jahren?
Am liebsten als ernstzunehmende Meinung neben dem Feuilleton, auf die nicht nur die Blogger unter sich und die Verlage zurückgreifen sondern auch Außenstehende. Wir leben in unserer Blase und unterstützen uns (meistens) gegenseitig und das ist auch alles ganz schön, aber von außen betrachtet nimmt man uns nur als ‚die Buchblogger‘ wahr, wenn überhaupt. Dabei haben einige von uns wirklich was zu sagen und könnten auch was bewegen, wenn sie ein paar Schritte weiter nach vorne gehen bzw. wenn man ihnen auch mal eine Bühne gibt.
Wie gehst du mit Hypes um? Lässt du dich davon beeinflussen oder liest du grundsätzlich nur das, was dich interessiert, egal ob Hype oder nicht?
In erster Linie lese ich das, was mich interessiert und ich würde gerne behaupten, dass ich gegen Hypes immun bin, bin ich aber nicht. Manchmal wird halt doch gekauft, gelesen und dann festgestellt, dass ich vielleicht doch lieber aufs erste Bauchgefühl gehört hätte. Da ich aber auch viel auf Englisch lese, entdecke ich auch schon mal was, das dann zwei Jahre später auf Deutsch gehyped wird, wenn es dann übersetzt ist.
Abseits des Buchlebens: Für was kann man dich sonst noch begeistern? Was machst du, wenn du keine Bücher in der Hand hast?
Man kann auch ohne Buch in der Hand Sachen machen?! 😀 Ich schau, wie die meisten vermutlich, gern Serien oder Filme oder bin bei gutem Wetter mit der Kamera unterwegs. Außerdem mag ich Musik und wenn ich ganz viel Lust habe, versuche ich mich an eigenen Geschichten. (Das klingt alles ganz schön langweilig und einsam, aber ich mag einfach keine Menschen :D)
Und was wolltest du sonst schon immer mal sagen?
Habt euch lieb. Das Leben ist viel zu kurz, um sich immer nur sinnlos zu streiten und wenn man schon weiß, dass man mit jemandem nicht auf einen grünen Zweig kommt, lohnt sich der Ärger eh nicht. Macht lieber das, worauf ihr wirklich Bock habt. Und falls das tatsächlich jemand bis zum Ende gelesen hat: Danke für die Aufmerksamkeit. <3
Wenn ihr jetzt neugierg geworden seid, dann schaut doch unbedingt mal bei Lecture of Life vorbei und lasst euch von den vielen tollen Beiträgen inspirieren. Ihr könnt auch hier folgen:
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1 Kommentar
Ich freue mich immer, neue Buchblogger zu entdecken. Ich schaue gleich auf dem Blog vorbei =)
Leselaunen
http://www.leselaunen.net