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Die Wölfin ist auf der Jagd
Sie beobachtet ihre Opfer. Sie plant ihre Morde. Nichts will sie dem Zufall überlassen. Sie schlägt den Weg der Gewalt jedoch nicht ohne Grund ein. Ihr Leben lang bemühte sie sich um ein normales Leben. Doch die Hülle der Normalität umschloss eine tiefe Verzweiflung, die sie zu verbergen wusste. Bis zu einem nebligen Donnerstag im November. Dem Tag, an dem sie beschließt, eine Mörderin zu werden. Sie will die Dämonen vernichten. Sie will Rache. Sie empfindet kein Mitleid. Sie sollen leiden. Genau wie sie.
Die Wölfin ist auf der Jagd
Wer gerne Thriller und Krimis liest, dem wird der Name Marina Heib früher bereits begegnet sein. Doch mit ihrer Reihe um Christian Bayer hat dieses Buch überhaupt nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. Unbedingt vorbehaltlos an dieses Buch heran gehen, sonst könnte man durchaus enttäuscht werden.
Marina Heib lässt in diesem Buch kein Team ermitteln und keinen Kommissar die Hauptrolle einnehmen. Es geht um eine junge Frau, die bereits als Kind lieber Abenteuer erlebte und Pippi Langstrumpf oder Winnetou sein wollte. Diese Frau mit normaler Vergangenheit, unscheinbarem Leben und erfolgreichem Job wird jedoch zur Mörderin und zu Beginn ist völlig unklar weshalb.
Die Autorin gibt im Erzählprozess immer auch Rückblenden in die Vergangenheit der Frau, erzählt, wie es dazu kam, dass sie heute so ist, wie sie ist. Der Einstieg in dieses Buch war jedoch schwierig, weil die ganze Zeit über nicht klar ist, worauf die Autorin hinaus will. Hat man es hier mit einer extrem kranken Frau zu tun, die einfach nur aus Lust mordet? Was treibt sie an? Erzähl- und Schreibstil sind stellenweise schwierig zu lesen. Viele kurze Sätze, abgehackte Erzählungen, denen man nicht immer gut folgen kann. Ich hatte mehrmals die Überlegung, ob ich dieses Buch abbrechen soll. Dies lag sicherlich auch daran, dass ich alle anderen Bücher der Autorin ebenso kenne und ganz sicher auch ein Stück weit eine gewisse Erwartungshaltung hatte.
Heib schreibt hier komplett anders. Mit jedem Kapitel nähert man sich jedoch der Auflösung, und wenn man dann endlich begreift und in der Mitte der Geschichte angekommen ist, dann wendet sich das Blatt. Tatsächlich hatte ich wohl noch nie ein Buch in der Hand, dass mir zu Beginn so wenig zugesagt hat und mich am Ende dann doch begeistert zurückließ. Weiß man nämlich endlich die Beweggründe der Frau, dann ist man von der Geschichte regelrecht fasziniert, kann verstehen und nachvollziehen. Die Story gewinnt an Fahrt, das Tempo steigert sich und man saugt die Worte und Satzfragmente nur so in sich auf.
Die Protagonistin bleibt die ganze Zeit unnahbar, man erfährt nicht einmal einen Namen. Sie betitelt sich selbst als die Wölfin, die auf der Jagd ist. Dies schafft Distanz zum Leser, die von der Autorin aber so wohl gewollt ist. Ist man sich zu Beginn sicher, dass man es hier mit einer absolut bösartigen Person zu tun hat, wendet sich das Blatt am Schluss. Die anfängliche Antipathie ebenso. Zum Ende hin sieht man manches anders, auch wenn ich die Protagonistin immer noch nicht richtig greifen konnte.
Zählt man zu den zartbesaiteten Lesern, dann sollte man von diesem Buch allerdings besser die Finger lassen. Die Autorin schildert die Morde sehr detailliert und geht auf viele Einzelheiten ein. Das kann nicht jeder lesen. Ich empfand es als sehr passend und im gesamten betrachtet als ein gelungenes Buch, das mich am Ende auch noch ein wenig länger beschäftigt hat. Dieses Buch erschien zurecht im Programm von Heyne Encore.
Fazit
Marina Heib hat mit ‚Drei Meter unter Null‘ einen Thriller abgeliefert, der extrem schwierig beginnt, sich aber zu einem packenden und mitreißenden Thriller entwickelt, den man nur schwer aus der Hand legen kann. Eine spannende Story, die stilistisch und sprachlich top ist. Unbedingt am Ball bleiben und nicht vorzeitig aufgeben, es lohnt sich.
4/5 Punkten
Drei Meter unter Null von Marina Heib – Heyne Encore – 256 Seiten – ISBN 978-3-453-27111-1 – Hardcover – 19,99 Euro – bei Amazon kaufen*
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4 Kommentare
Oh, das klingt sehr gut! Ich hatte mir den Titel schon vorgemerkt weil mich der Klappentext ein wenig an die Brünhilde-Blum-Reihe von Bernhard Aichner erinnert.
Außerdem ist der Umfang kurz und knackig, das kann man ja fast an einem Abend weglesen. 😀
Spannend 😉 ich finde etwas andersartig z.B. abgehackt geschriebene Bücher auch ggf. schwer zum Reinkommen, dann auch gern präziser und mehr auf Kopfkino setzend als wenn jedes Detail drei mal umschrieben ist…LG Kasia
Liebe Petzi,
Das Buch hatte ich auch schön in der Hand, aber ich war mir nicht so sicher, ob es etwas für mich ist. Momentan kann ich mit Büchern mit schwierigem Anfang nicht so gut. Vor allem bei Thrillern muss ich gleich gepackt werden und darf mich nicht so reinwursteln müssen. Danke für deine Rezension. (:
Liebst, Lotta
Hallo Petzi, kaum vorstellbar, aber mir ist völlig entgangen, dass du ja auch einen Blog hast! Schande über mein Haupt.
Habe dich bisher nur auf Instagram verfolgt *ggg*
Liebe Grüße,
Kristine