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Sarah Wilson ist australische Journalistin, Bloggerin und Ernährungscoach und fasste vor drei Jahren den Entschluss auf Zucker zu verzichten. Sie entwickelte ein radikales Programm, um in acht Wochen von der „Droge“ Zucker loszukommen und zukünftig weitestgehend zuckerfrei zu leben. In ihrem Ratgeber berichtet Sie von ihrem Weg, zeigt ein achtwöchiges Schritt-für-Schritt Programm auf und liefert leckere Rezepte.
Fett macht nicht fett. Zucker ist das Problem.
Sarah Wilson schreibt in ihrem Vorwort, dass sie auch vor ihrem Projekt nicht danach aussah, als sei sie süchtig nach Zucker. Sie trank keine Cola, sie mochte Kaffee nur ohne Zucker, fand Donuts blöd und konnte mit Eis nichts anfangen. Auf den ersten Blick mag man also denken, dass das doch die idealen Bedingungen sind und Zucker in dieser Ernährung nur eine Nebenrolle spielt. Blöderweise ist unsere Nahrung an allen Ecken und Enden voller Zucker, auch dann, wenn man nicht im Traum daran denken würde. Ich wusste schon vorher, dass es viele versteckte Zucker in Lebensmitteln gab, aber nach der Lektüre in diesem Buch habe ich ganz bewusst die Nährwerttabellen auf einzelnen Lebensmitteln im Supermarkt gecheckt und bin teilweise wirklich erschrocken.
Die Nahrungsmittelindustrie spielt uns etwas vor. Lebensmittel, die vermeintlich fettfrei oder light sind, haben meist mehr Zucker als die fettreichere Variante. Vollkornbrot wird mit Zucker noch dunkler gemacht, um vermeintlich noch gesünder auszusehen. Noch vor 150 Jahren aßen wir kaum Zucker, heute sind es fast ein Kilo in der Woche. Dass das zu viel ist, dürfte jedem von uns klar sein. Unsere Körper sind so an Zucker gewöhnt, dass man vermeintlich nicht darauf verzichten kann. Bis sich der Körper von Zucker entwöhnt, dauert es acht Wochen. Es ist wie eine Art Entzug, der besonders zu Beginn nicht immer leicht ist. In ihrem 8-Wochen-Programm stellt Sarah Wilson die einzelnen Schritte vor und erklärt genau, worauf man verzichten soll.
Das 8-Wochen-Programm
Woche 1 ist noch relativ einfach, denn in dieser Woche soll man nur damit beginnen den Zuckerkonsum einzuschränken und manche bisherigen Lebensmittel durch andere zu ersetzen. Doch von Woche zu Woche wird es immer schwerer, denn auch viele vermeintlich gesunde Lebensmittel werden komplett vom Speiseplan verbannt. Hierzu zählt z.B. auch jegliches Obst, weil dies Fruktose enthält.
Im späteren Verlauf, wenn der Körper keinen Heißhunger mehr auf Zucker hat, kann man durchaus auch mal wieder Obst essen. Jedoch sollte der Umgang mit diesen Lebensmitteln vorsichtig erfolgen, da der Tagesbedarf an Zucker nicht überschritten werden sollte. Die Autorin stellt allerdings auch gesunde Zuckeralternativen wie Stevia oder Reissirup vor und zeigt andere Möglichkeiten auf.
Die Rezepte
Zwei Drittel des Buches befassen sich mit gesunden Rezepten, welche die Autorin extra für dieses Buch entwickelt hat. Die Rezepte werden unterteilt in ‚Frühstücksideen‘, ‚Smoothies & Co.‘, ‚Detox-Gerichte‘, ‚Herzhafte Snacks‘, ‚Naschen mit Kids‘, ‚Süßes für Zwischendurch‘ und sogar ‚Kuchen & Desserts‘. Gerade zu Beginn des Programms wird man von vielen Rezepten eher enttäuscht sein, weil die Geschmacksnerven noch auf viel mehr Süße programmiert sind und mit einer Tarte aus Kokoschips, Kokosöl, Reissirup, gesalzener Butter und Beeren noch nicht so viel anfangen können. Für mich persönlich stellen solche Gerichte auch keine Alternative da, denn wenn ich auf Zucker komplett verzichte, dann muss ich das eben auch auf Kuchen.
Die Hauptgerichte sind dagegen schmackhafte Alternativen und besonders mit Smoothies oder leckeren Gemüsegerichten kann ich natürlich einiges anfangen. Fast alle Rezepte sind mit ansprechenden Food-Fotos bebildert und klar und verständlich formuliert. Die einzelnen Gerichte sind jeweils für 2-4 Portionen (je nach Angabe) konzipiert und verwenden viele klassische Zutaten und auch solche, die man wahrscheinlich eher im Biomarkt finden wird. Insgesamt aber nichts zu Ausgefallenes, denn ein geübter Koch wird alles schon einmal gehört oder sogar verwendet haben.
Auch wenn man als Leser nicht komplett auf dieses Programm einsteigt und z.B. nicht auf Obst verzichtet, ist dieses Buch durchaus ein Augenöffner und sensibilisiert im Bezug auf dem Umgang mit Zucker. Nach der Lektüre wird man durchaus noch ein Stück bewusster einkaufen und mehr darauf achten, wie viel Zucker in welchen Lebensmitteln enthalten ist. Ich verwende mittlerweile öfter alternative Süßungsmittel und versuche meinen Zuckerkonsum dauerhaft zu reduzieren. Ich bin aber ganz klar nicht komplett Abstinent, weil dies im täglichen Leben tatsächlich ein schwieriges Unterfangen ist.
Sarah Wilsons Schreibstil hat mich komplett überzeugt. Das Buch ist ansprechend gestaltet und kommt mit vielen Infoboxen, Tipps und Hinweisen daher. Es liest sich gut nebenbei und zwischendurch und ist immer wieder ein Buch, das ich aufschlage und querlese. Für mich auf jeden Fall eine Bereicherung.
Fazit
Ein wunderbar gestaltetes Buch, das sich kritisch mit dem Zucker auseinandersetzt und aufzeigt, wie man in 8 Wochen aus der Zuckerfalle entkommen kann. Informativ geschrieben, toll gestaltet und mit über hundert Rezepten auch eine Bereicherung für jedes Kochbuchregal. Dieses Buch hat meinen Umgang und meine Denkweise über Zucker auf jeden Fall zusätzlich verändert und ist eine echte Empfehlung für alle, die diese Thematik interessiert.
Goodbye Zucker – Zuckerfrei glücklich in 8 Wochen von Sarah Wilson – Goldmann – 221 Seiten – ISBN 978-3-442-17540-6 – Paperback – 12,99 Euro
2 Kommentare
Danke für den Tipp! Das Buch sieht aussen wie innen ja richtig toll aus, noch dazu klingt es richtig interessant. Werde es mir definitiv beim nächsten Buchladen-Besuch näher ansehen (:
Hallo Petzi,
ein sehr interessantes Buch – ein wichtiges Thema, denn im Grunde hat die Autorin natürlich recht! Wir essen in unserem Alltag definitiv viel zu viel Zucker, die Nahrungsmittelindustrie hat uns voll im Griff.
Wie aber oft bei solchen Ratgebern, versuche ich einen Mittelweg zu finden und nicht den Absolutismus. Zucker reduzieren hilft schon und es hilft auch, Alternativen zum rein industriell verarbeiteten Zucker zu verwenden – bei mir ist das dann Honig. Dennoch .. auch Schokolade verzichten kann ich nicht und ein Sonntag ohne Nutella ist nur halb so bunt. Aber die Rezepte sind sicher zum Teil einer hervorragende Möglichkeit, sich näher an das Thema heranzutasten und damit auseinanderzusetzen.
Danke für diese Buchvorstellung – ich finde es immer wieder schön, bei Dir auch diese Ernährungsthemen zu lesen, da es mich sehr interessiert.
Viele liebe grüße
Kati