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Als wegen einer Erbsache ein Sarg auf einem Innsbrucker Friedhof noch einmal geöffnet werden muss, werden zwei Köpfe und vier Beine darin gefunden. Schnell ist klar, dass es sich hierbei um ein Verbrechen handeln muss. Im Sarg liegen die Leichenteile eines vor einem Jahr spurlos verschwundenen Schauspielers und es kommt eigentlich nur eine Person als Täter in Frage: Bestatterin Brünhilde Blum. Doch die ist plötzlich wie vom Erdboden verschluckt…
Blum ist wieder zurück
Als ich damals bei ‚Totenfrau‘ die letzte Seite gelesen habe, habe ich mich bereits auf die Fortsetzung gefreut. Bernhard Aichners Schreibstil hatte mich gepackt und sein Tempo, mit dem er den Leser durch die Seiten jagte, war unglaublich.
Dem Erscheinungstermin von ‚Totenhaus‘ habe ich demnach freudig entgegengefiebert und dieses Buch nun in zwei Tagen verschlungen. Etwas anderes bleibt einem bei seinen Büchern auch nicht übrig. Dennoch hat mich dieses Werk enttäuscht zurückgelassen, weil es leider lange nicht an den Vorgänger heranreicht.
Blum ist eine Person, die man entweder hassen oder lieben wird. Dazwischen gibt es nichts. Allein die Tatsache, dass sie immer nur beim Nachnamen genannt wird, schafft eine gewisse Distanz zwischen ihr und dem Leser. Auch in diesem Buch mochte ich sie sehr gerne, doch war sie nicht so überzeugend, wie im ersten Teil.
Aichners Schreibstil ist eine tempohafte Inszenierung und das Buch ein absoluter Pageturner, der den Leser durch kurze Kapitel und abgehackte Sätze vorantreibt und den Spannungsbogen kontinuierlich aufrechterhält. So sind die etwas mehr als vierhundert Seiten auch in Kürze gelesen und man bleibt am Ball, auch wenn man Blums Handlungen und den Verlauf der Geschichte nicht immer versteht.
Trotz des gewohnt guten Schreibstils und Blum ließ mich dieses Buch nicht so begeistert zurück, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Für mich war die Handlung dafür einfach viel zu konstruiert und stellenweise einfach nur noch unlogisch. Zu viele Zufälle, zu viele Wendungen, zu viele Absurditäten und deswegen fehlte mir am Ende einfach die Glaubhaftigkeit, die den ersten Band so stark gemacht hat.
Der Autor lässt hier unterschiedliche Handlungsstränge parallel laufen und bringt Dinge in die Geschichte, die einzeln sicher gut funktionieren. Die Suche nach der eigenen Identität, die Leichen aus der Vergangenheit, ein verlassener Hotelkomplex mitten im Schwarzwald. Doch zusammen ergab dies für mich nie ein richtiges Bild. Die Stärken die Blum im ersten Band ausgemacht haben, haben mir hier komplett gefehlt. War Blum in ‚Totenfrau‘ noch eine Art Racheengel, der kompromisslos die Mörder ihres Mannes erledigte, hetzt sie hier durch die Handlung und ist manchmal gar nicht sicher, wie der nächste Schritt aussehen soll. Worauf das Buch am Ende hinauslaufen wird, war leider auch schon lange im voraus klar und für mich keine wirkliche Überraschung mehr. Untypischerweise für Blum, hat sie das aber lange nicht erkannt. Vielleicht musste Bernhard Aichner zu schnell einen zweiten Band abliefern und hatte nicht die nötige Zeit, die er bei Totenfrau aufbringen konnte. Ich hoffe, dass er beim dritten Teil wieder in alte Muster verfällt und Blum zur kompromisslosen Mörderin macht.
Den dritten Band werde ich natürlich lesen, weil ich Bernhard Aichners Schreibstil und Blum sehr mag. Ich hoffe allerdings sehr, dass der neue Fall dann wieder realistischer erzählt wird und neben ‚Totenfrau‘ bestehen kann. ‚Totenhaus‘ tut dies nämlich leider nicht.
Fazit
Wer ‚Totenfrau‘ mochte, wird an diesem Buch nicht vorbeikommen. Die temporeiche Erzählung und der unverkennbar spannende Schreibstil des Autors, ist auch hier zu finden. Die Handlung hält aber einige Schwächen bereit und kann neben dem Vorgänger nicht bestehen. Dieses Buch hat die Erwartungen leider nicht erfüllt.
3/5 Punkten
Totenhaus von Bernhard Aichner – btb – 416 Seiten – ISBN 978-3-442-75455-7 – Hardcover – 19,95 Euro – bei glatteis kaufen
6 Kommentare
Schade :(( Da hatte ich mir ein bisserl mehr erwartet…
Ich hoffe, deine nächste Lektüre kann dich wieder mehr überzeugen und fesseln 🙂
LG und einen schönen Abend ♥
Nana
Hab mir mal die Leseprobe von Totenfrau gestern abend zu Gemüte geführt und muss „leider“ sagen, dass mich der Schreibstil und auch Blum überzeugt haben.
Gerne würde ich die Geschichte weiterverfolgen, aber leider bin ich auch so ein großer Angsthase.
Thriller sind nicht so mein Genre, da ich mir immer alles zu bildlich vorstelle und mich dann diese Bilder auch noch lange verfolgen.
Aber vielleicht bring ich irgendwann ja mal den Mut auf, um Blum bei ihrem Rachefeldzug zubegleiten.
Toller Blog! Tolle Rezension! Danke!
Liebe Grüße Sternenstaubsucherin
Liebe Nana,
ich bin auch ganz traurig drüber, dass es hier „nur“ 3 Punkte wurden. „Totenfrau“ war im letzten Jahr eines meiner Highlights und entsprechend hatte ich große Erwartungen.
Liebe Grüße
Petzi
Liebe Kerstin,
du solltest es mit „Totenfrau“ unbedingt versuchen. Das war letztes Jahr eines meiner Highlights und ist tatsächlich eine absolute Empfehlung. Blum und der Schreibstil sind nicht gewöhnlich und das finde ich besonders klasse. Vielleicht wird es ja doch noch was. Falls ja, dann lass es mich unbedingt wissen. 🙂
Liebe Grüße
Petzi
Huhu meine Liebe. Mir ging es ja schon im ersten Band so, dass ich die Handlung gar nicht so geil fand und auch irgendwie unrealisitsch, weshalb ich den Band dann doch genauso bewertet habe, wie totenhaus. Aber mich stört das irgendwie gar nciht so, weil für mich das einzige wirkliche, was das Buch ausmacht und für mich zählt Blum und dieser unfassbar geile Schreibstil ist :D. Bin auch schon sehr gespannt auf Band 3.
PS. ich würde deine Rezi bei meiner verlinken, ich hoffe das ist ok für dich :).
Glg Franzi
schöne Rezension, vielen Dank. Hätte ich die mal vorher gelesen, denn ich muss dir in allen Punkten voll zustimmen. Totenhaus hat mir nicht gefallen, mir hat es hier an Spannung gefehlt. Das mit dem Schreibstil fällt auch im Hörbuch auf, zum Teil ist es gerade bei den vielen Wiederholungen störend.