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Seit Jahresbeginn wurden hier keine Blogschätze mehr vorgestellt und darum war es dringend mal wieder an der Zeit. Heute stelle ich euch Marina von ‘Nordbreze und so.’ vor, die aus München kommt und bereits seit 2007 bloggt und dieses Medium anfangs rein als Tagebuch genutzt hat. Die Bücher sind erst später nach und nach dazugekommen und nehmen auch heute nicht den ganzen Blog ein. Marina bezeichnet ‘Nordbreze und so.’ deshalb auch ganz bewusst nicht als Buchblog, aber durch ihre Arbeit bei LovelyBooks und ihr Studium nehmen Bücher zwangsläufig einen großen Raum in ihrem Leben ein. Kommt mit auf eine Tour durch ihren Blog, verfolgt sie in den Sozialen Netzwerken und lest hier, was sie auf meine Fragen geantwortet hat:
Du hast erst eine Ausbildung zur Buchhändlerin absolviert und danach Buchwissenschaften studiert. War das für dich schon von Anfang an klar, dass dein beruflicher Weg auch irgendwie mit Büchern zusammenhängen soll? Seit wann bist du den Büchern verfallen?
Ehrlicherweise, nein. Ich habe damals in der Schule erst durch einen Berufsfindungstest herausgefunden, dass Buchhändler ein Ausbildungsberuf ist. Nach der Ausbildung hab ich BWL studiert, weil man damit ja immer irgendwas machen kann, egal, ob mit oder ohne Büchern. Aber nachdem ich ein paar Praktika außerhalb der Buchbranche gemacht habe, wurde die Sehnsucht doch immer größer. Deswegen dann das Studium der Buchwissenschaft. Und jetzt bin ich mir doch sehr sicher, dass ich auf diesem Weg auch bleiben möchte. Ohne Bücher geht es nicht.
Kannst du dich noch daran erinnern, welches Buch dein erstes Lieblingsbuch war und dich zur absoluten Leseratte gemacht hat?
So richtig kann ich mich daran nicht mehr erinnern. Ich weiß, dass meine Verwandten immer ganz schockiert waren, weil ich als kleines Kind so viele Bücher verschlungen habe, ansonsten liest niemand aus meiner Familie so viel. Und ich kann mich noch daran erinnern, dass meine Mutter mich extra in unserer winzigen Stadtbibliothek angemeldet hat und ich mir da ganz begeistert die Sams-Bücher ausgeliehen habe. Und „Ronja Räubertochter“ fand ich richtig gut.
Seit 2007 bloggst du auf ‚Nordbreze und so‘. Das ist ziemlich lange und Bücher waren auch gar nicht immer dein Hauptthema. Warum hast du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen und wann kam der Schritt zum ‘Buchblog’?
Oh weh … das Blogarchiv bringt gar fürchterliche Dinge zu Tage. Anfangs war mein Blog (unter dem anrührenden Titel „Tu nur das was dein Herz dir sagt“) wirklich noch ein klassisches Internet-Tagebuch. Ich hab viel über die Ausbildung, mein Studium und mein Privatleben geschrieben. Vorbild waren einige Menschen, die ich in einem Forum kennengelernt habe und die selbst einen Blog betrieben. Als „Buchblog“ würde ich mich nicht direkt bezeichnen, weil ich eigentlich immer noch gerne über andere Themen schreibe, auch, wenn das in letzter Zeit seltener vorkommt. Der Fokus auf Bücher hat sich in den letzten drei Jahren entwickelt, als ich gemerkt habe, dass ich darüber eigentlich immer schreiben kann.
Was bedeutet lesen für dich und wie und wo liest du am liebsten?
Lesen ist meine liebste Freizeitbeschäftigung und die einzige Tätigkeit, die ich ohne schlechtes Gewissen bei einem Fragebogen oder einem Lebenslauf in der Spalte „Hobby“ eintragen würde. Ich kann prinzipiell überall lesen (vielleicht nicht so gut im Auto, aber ich bin schon sehr lange nicht mehr Auto gefahren, deswegen weiß ich nicht, ob mir da immer noch schlecht wird …) und ich ritualisiere das Lesen auch nicht. Bett, Couch, Sessel, U-Bahn, im Stehen, im Liegen, im Sitzen – da mach ich keinen Unterschied.
Was sind Bücher für dich?
Gebrauchsgegenstände. Wenn nicht sogar Verbrauchsgegenstände. Verbrauchsgegenstand passt auch besser, da sagt die Definition dazu, dass man die Güter immer verbraucht, also sehr oft neue davon kaufen muss. Bei mir kann ein Buch Eselsohren und einen Knick im Buchrücken haben. Man darf ruhig sehen, dass ich das Buch gelesen habe. Die Bücher, die ich habe, sind keine materiellen Kostbarkeiten, deswegen fass ich die nicht mit Samthandschuhen an. Deswegen leihe ich mir ungern Bücher aus, da muss ich plötzlich aufpassen, um nichts kaputtzumachen.
Könntest du dir vorstellen, dass du zukünftig auch mal auf Youtube über Bücher sprichst oder Podcasts veröffentlichst? Wie wichtig findest du diese Medien für die Buch-/Bloglandschaft?
Für Videos ist mein Perfektionismus sicherlich ein viel zu großes Hindernis. Außerdem müsste ich mir das ja dann zum Bearbeiten angucken und ich les ja schon so ungern meine eigenen Blog-Einträge. Means – nee. Bisher reichen mir Buchstaben vollkommen aus. Kleine Mini-Videos sind in Ordnung, solange ich da nicht ernsthaft was sagen muss. Ich kenn mich auch in der Booktube-Szene komplett gar nicht aus, meine Aufmerksamkeitsspanne ist für die meisten Videos zu kurz. Aber wenn das für jüngere Menschen das richtige Format ist, gerne. Buchtipp bleibt Buchtipp. Und am Schluss sollte immer ein zufriedener Leser bei rauskommen.
Rezensionen sind ja das Mittel der Wahl um andere von bestimmten Büchern zu überzeugen. Schreibst du gerne Rezensionen? Und auch mal Verrisse? Und immer sofort nach dem Buch oder wenn du eben gerade Zeit hast?
Für klassische Rezensionen mit einer Cover-Inhalt-Stil-Sternchen-Bewertung bin ich irgendwie nicht geeignet. Ich schreibe die Blogeinträge meist direkt nachdem ich ein Buch beendet habe, weswegen da manchmal ein extrem subjektiver Text rauskommt, den ich vielleicht schon am nächsten Tag nicht mehr so formulieren würde. Der rote Faden fehlt manchmal, ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Und ich finde es sehr viel einfacher ein Buch zu zerreißen, als ein wirklich gutes Buch zu empfehlen. Deswegen machen mir Verrisse auch manchmal etwas mehr Spaß. Kommt aber aufs Buch an. Wenn das Buch so schlecht ist, dass ich mich nur noch darüber ärgere, schreib ich meist gar nichts, weil mir dann die Zeit zu schade ist.
Wenn man sich mit Blogs und Literatur beschäftigt, dann stolpert man zwangsläufig auch über andere Buchblogs. Welche kannst du persönlich sehr empfehlen, weil du sie selbst gerne liest und tolle Buchtipps entdeckst?
Ich beschränke mich jetzt auf drei Blogs, um den Rahmen nicht zu sprengen, schließlich umfasst mein Feedly-Feed 121 Blogs, die ich regelmäßig, wobei das nicht nur Buchblogs sind. Und „Die Liebe zu den Büchern“ muss ich ja nun nicht extra erwähnen, ich mag deine Buchtipps total gerne, weil sie sehr klar strukturiert sind und auch Bereiche abdecken, die ich normalerweise nicht auf dem Schirm habe (Kochbücher!). Brösels Bücherregal MUSS auf diese Empfehlungsliste, weil ich ihren Stil, ihre Auswahl und ihre Persönlichkeit über alles liebe. Die beiden Mädels von Herzpotenzial schaffen es mit der Doppelbesetzung eine für mich total spannende Mischung von Büchern vorzustellen und obwohl ich gar keinen Bedarf dafür habe, mag ich die Kinderbuch-Rezensionen total gerne. Bei Tina von Revolution, Baby, Revolution! mag ich die Mischung aus Buchblog und persönlichem Tagebuch.
Kannst du dein absolutes Lieblingsgenre und deinen Lieblingsautoren benennen? Und mit welchem Genre wirst du einfach nie wirklich warm werden?
Mein allerliebster Lieblingsautor war und ist und wird immer Thomas Glavinic sein. Bei seinen Büchern fang ich an mit den Armen zu fuchteln, weil mir die Worte fehlen, um zu beschreiben, wie gut die sind. Bei den Genres bin ich prinzipiell recht offen. Außer (und ich trau mich gar nicht, dass zu schreiben, weil ich das Gefühl habe, ich erwähne das viel zu häufig in meinem Blog …) Krimis und Thrillers, die mag ich nicht so wirklich gerne, weil ich ein furchtbarer Angsthase und außerdem furchtbar neugierig bin, ich will gleich sofort wissen, wer der Mörder ist und guck dann auch schon mal bei Wikipedia nach, wenn es sein muss …
Welche drei Bücher willst du schon lange lesen und hast es trotzdem bisher nie geschafft?
Der Zauberberg von Thomas Mann. Vor gefühlt hundert Jahren begonnen, ich stecke irgendwo im ersten Drittel und komme nicht weiter. Ich hatte sogar letztes Jahr im Sommer eine „Ich les jetzt den Zauberberg!“-Aktion auf meinem Blog geplant, aber nie damit begonnen … A Feast for Crows von George R. R. Martin. Die ersten drei Bände habe ich bereits gelesen und fand sie alle recht gut. Jetzt häng ich gerade irgendwo in der fünften Staffel der Serie und merke, dass ich mir die Buchlektüre auch irgendwie sparen könnte, weil mich das ganze Thema nicht mehr so richtig packt. Ich hoffe, das ist nur eine Phase, eigentlich will ich die Bücher schon noch alle lesen, aber zum jetzigen Zeitpunkt funktioniert das nicht richtig. Das Ungeheuer von Terézia Mora. Und jetzt kommt die beste Begründung für die Nichtlektüre eines Buches – ich weiß nicht, wie ich das Buch lesen soll. Das Buch teilt den Text in zwei Bereiche – oben und unten. Und ich weiß einfach nicht, ob man erst den oberen Teil bis zum Kapitelende lesen soll und dann den unteren oder ob man den Text auf einer Seite von oben nach unten durchliest und die Trennlinie einfach ignoriert. Vielleicht werde ich eines Tages klüger sein und das Buch endlich lesen können.
Und welches Buch muss man, deiner Meinung nach, irgendwann in seinem Leben gelesen haben?
AlleBüchervonThomasGlavinic – zählt das als ein Buch, wenn ich es zusammenschreibe? Ansonsten überrasche ich jetzt mit einer ganz anderen Wahl: Der große Gatsby von F. Scott Fitzgerald. Die traurigste Nicht-Liebesgeschichte der Literaturwelt.
Wenn man dir jetzt 50 Euro in die Hand drückt und dich in deine Lieblingsbuchhandlung schicken würde, mit welchen Büchern würdest du wahrscheinlich wieder herauskommen?
Dann leg ich noch 79 Euro oben drauf und kauf mir die Werkausgabe von Truman Capote. Möglicherweise ein bisschen übertrieben, aber Truman Capote hat mich mit „Kaltblütig“ vollkommen gepackt und außerdem sieht die Werkausgabe mit den acht Bänden sehr schick im Regal aus.
E-Books oder das gedruckte Buch? Welches Buch bekommt bei dir den Vorzug und warum entscheidest du so?
Gedruckte Bücher, weil ich keinen E-Book-Reader habe und das Lesen von E-Books mit dem Handy zwar okay ist, auf Dauer trotzdem nervt. Ich bin aber kein „Nur gedruckte Bücher sind echte Bücher!“-Jünger, ich denke, dass es immer auf die Situation und aufs Buch drauf ankommt, was die bessere Form ist.
Und was wolltest du sonst schon immer mal sagen?
Der Dachs war damals schon der Jäger!
Und jetzt unbedingt noch Marina bei Facebook, Twitter und Instagram folgen, wenn ihr es eh nicht schon längst tut.
3 Kommentare
Hallöchen,
ich folge Marina schon ziemlich lange auf Twitter und ich finde es schön mal mehr über sie zu erfahren. Ich war bisher noch nicht auf ihrem Blog, irgendwie hatte ich ihn noch nicht so richtig auf dem Schirm. Aber jetzt wird sich das ändern. Ein wirklich schönes und interessantes Interview. 🙂
Liebst, Lotta
Aaaawww,
was für eine schöne Vorstellung und ich konnte noch viel Neues über Marina erfahren. Ich hab das Interview ganz gefesselt gelesen und bin dann einfach vom Stuhl gefallen, als ich plötzlich unseren Blognamen las. Ich bin gerade ganz baff und freue mich total über die lieben Worte!
Danke an Marina!
Und dir, Petzi, für diese schöne Interview-Reihe. Ich lese sie immer sehr gern!
Liebe Grüße
Mareike
Awww, zurück. :*
Ich finde das ja total interessant, dass man anscheinend wirklich Neues über mich in dem Interview liest, für mich ist das alles so bekannt (höhö) bzw. dachte ich, dass vieles davon schon auf meinem Blog steht. Aber anscheinend täusch ich mich da und es freut mich, dass sich andere über das Interview freuen. Ich freu mich auch. Nochmal danke an Petzi für die tolle Gelegenheit!