4,K
Hinter Herzpotenzial verstecken sich Mareike und Maike, die seit 2013 auf ihrem Blog zusammen über Literatur bloggen und die Leidenschaft für gute Bücher teilen. Wenn das mit viel Liebe und Herz gemacht wird, dann merkt man das immer. Und genau aus diesem Grund ist Herzpotenzial ein Blog, den man sich unbedingt näher anschauen muss. Der Name ist Programm und die beiden Mädels, die ich in Frankfurt kurz kennenlernen durfte, sind unglaublich sympathisch. Das Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf Gegenwartsliteratur, Belletristik und Klassiker des 19. und 20. Jahrhunderts. Aber auch Koch – oder Kinderbücher kann man auf dem Blog finden. Ganz spannend finde ich übrigens auch ihr Projekt 100 Bücher und auch unabhängig davon stöbere ich liebend gerne auf dem Blog. Auf einmal entdecke ich wieder ein tolles Buch oder bin begeistert, dass wir ganz oft die gleiche Leidenschaft teilen. Dieser Blog hat eindeutig Herzpotenzial und ist damit zurecht ein Juwel der Buchblog-Welt. Wie bereits gewohnt, hatte ich auch hier einige Fragen im Gepäck, die beide auch sehr ausführlich beantwortet haben.
Seit wann seid ihr den Büchern verfallen? Und könnt ihr euch noch daran erinnern, welches Buch euch zur absoluten Leseratte gemacht hat?
Maike: Im Haus meiner Eltern gibt es bis heute zahlreiche Bücherregale, gut gefüllt mit Büchern für jeden Geschmack. Der Griff zum Buch war für mich daher sehr natürlich, es war immer der einfachste Weg zu guter Unterhaltung. Zur wirklichen Sucht wurden Bücher für mich aber erst, als ich Harry Potter entdeckt habe. Die ersten drei Bände habe ich in kürzester Zeit gelesen, für den vierten habe ich mich nachts in der Buchhandlung angestellt. Und ganz nebenbei festgestellt, dass man sich auch super mit anderen über Lektüre austauschen kann.
Mareike: Ich kann mich an eine Zeit ohne Bücher und Lesen gar nicht erinnern. Bei uns in der Familie wurde immer viel gelesen und unsere Gespräche waren immer voll Bildern aus Büchern. Unsere Katze hieß Ronja Räubertochter, Sätze aus Bilderbüchern wurden schon früh zitiert. Bücher sind einfach Teil meiner Kindheit gewesen. Doch das erste Buch, das für mich etwas Magisches hatte, war „Der geheime Garten“. Ich hatte ich einem Schaufenster eine schöne Auflage entdeckt und irgendwie wusste ich, dass dieses Buch etwas Besonderes für mich werden würde. So war es dann auch.
Wie kam es dazu, dass man heute von euch auf einem Buchblog lesen kann und ihr dort eure Leidenschaft mit anderen teilt? Warum nicht jeder für sich, sondern zusammen?
Maike: Blogs lese ich, seit ich eine stabile Internetverbindung habe, also ca. seit Beginn meines Studiums. Anfangs nur Fashionblogs, bald aber auch alles, was sonst so verbloggt wird. Als Mareike fragte, was ich von einem gemeinsamen Blog halte, habe ich mich binnen Sekunden dafür entschieden. Gemeinsames Bloggen bringt in meinen Augen viele Vorteile: Man hat immer jemanden, der einem den Rücken freihält oder einen durch ein „Motivationstief“ lotsen kann. Die Entscheidung, von einem Alles-Mögliche-Blog zu einem Buchblog zu werden, war dabei absolut richtig und ist noch nie in Frage gestellt worden.
Mareike: Durch Maike bin ich zum Bloglesen gekommen, wir reden hier von Beauty-, Living-, DIY- und eben auch Buchblogs. Wir waren uns einig, dass wir eine interessante Mischung aus diesen Interessengebieten machen wollten und das ist viel und aufwändig, deshalb wollten wir uns dem Bloggen lieber gemeinsam stellen. Um auch wirklich 3-4 Mal die Woche Bloggen ohne in Stress zu geraten oder nur flüchtige Bla-Bla-Beiträge zu schreiben, ist es zu zweit viel einfacher. Wir haben aber nach einiger Zeit gemerkt, dass wir uns eigentlich nur bei den buchigen Beiträgen richtig wohl gefühlt haben, deshalb wurde Herzpotenzial im Februar diesen Jahres ein reiner Buchblog. Die Entscheidung fühlt sich auch immer noch richtig gut an.
Wie und wo lest ihr am liebsten? Gibt es bestimmte Rituale, Vorlieben oder Lieblingsgetränke die unbedingt dabei sein müssen?
Maike: Egal ob Tee oder Wasser, ich brauche beim Lesen unbedingt was zu trinken! Und wenn ich zuhause lese gilt: Beine hoch! Ob nun auf Bett, Sofa oder Tisch ist egal. Unterwegs gehört Musik dazu, damit ich nicht den Gesprächen in meinem Umfeld lausche.
Mareike: Wir sind beide Teejunkies 🙂 Bei mir ist es inzwischen so schlimm, dass ich unbedingt eine Kanne Tee aufsetzen muss, wenn ich zum Buch greife. Ich liebe es im Herbst und Winter richtig eingekuschelt zu lesen, am liebsten mit Decke, Tee, Katze, Kerzen. Meistens lese ich auf dem Sofa, obwohl wir auch zwei Lesesessel haben, aber irgendwie zieht es mich immer zum Sofa.
Was findet ihr so besonders am Lesen, an Büchern und dem geschriebenen Wort allgemein?
Maike: In Büchern manifestieren sich für mich andere Blickwinkel auf die Realität, die durch das Lesen entschlüsselt und im besten Fall in die eigene Lebenswelt integriert werden. Für mich sind Bücher ein Weg oder ein Mittel, die Welt ein bißchen besser zu verstehen, denn die eigene subjektive Lebenswelt ist ja doch recht eingeschränkt. Lesen hingegen kann alles verändern, es zeigt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und zeigt dabei ganz nebenbei neue Ideen und Denkansätze, auf die ich ohne Buch niemals gekommen wäre.
Mareike: Ich bin Germanistin und zugleich Kommunikationstrainerin. Ich liebe Worte gesprochen wie geschrieben. Für mich ist das alles Kommunikation: Ein gutes Buch ist ein Gespräch mit der Gedankenwelt eines anderen Menschen. Ich finde es unheimlich spannend in die Welten anderer Menschen eintauchen zu dürfen, ihre Gedanken und Meinungen zu erfahren und ein Stück davon in die eigene Kopfwelt übernehmen zu dürfen. Lesen verändert und erweitert den eigenen Geist – das ist für mich Glück.
Viele Buchblogger sind ja auch auf Youtube aktiv. Könntet ihr euch irgendwann einmal vorstellen, auch Videos zu drehen? Und wenn nein, warum nicht?
Maike: Nein, niemals! Ich schaue sehr gerne und schon sehr lange Videos auf Youtube. Während man 2007/2008 noch durchaus mit der Webcam gedrehte und ungeschnittene Videos online stellen konnte, genügen diese heute den meisten Nutzern nicht mehr. Video-Blogging setzt einfach ein Mindestmaß an Equipment und Technik-Kenntnissen voraus, die ich einfach nicht habe. Das Level an Professionalität, das ich von Video-Bloggern erwarte, habe ich nicht, entsprechend lasse ich die Finger davon.
Mareike: Ich denke, da würde uns unser Perfektionismus im Wege stehen. Ohne gutes Equipment, Schneidesoftware, fundierte Kenntnisse etc. wären wir wohl nie zufrieden. Und die Zeit und das Geld für so ein Projekt möchte ich auch nicht opfern. Die Wochenenden gehören meiner kleinen Familie.
Wie leicht fällt es euch, eure Meinung zu einem Buch in einer Rezension zu verfassen. Schreibt ihr diese immer sofort oder manchmal sogar gar keine?
Maike: Es ist für mich immer einfacher, möglichst schnell eine Rezension zu einem Buch zu verfassen, ideal sind dabei ein oder zwei Tage Abstand zum Beenden des Buches. Aber das schaffe ich viel zu selten, weil das neue Buch meistens spannender ist als die Aussicht, sich an den PC zu setzen. Und ja, es ist immer leichter, etwas über ein Buch zu schreiben, dass ich mochte. Aber von einer Rezension hat mich das eigentlich noch nie abgehalten…
Mareike: Mal so, mal so. Es gibt Bücher, da schreibt sich die Rezension fast von allein und dann wieder brauche ich eine Weile Abstand, um überhaupt Worte dafür zu finden. In letzter Zeit habe ich außerdem so viel gelesen, dass ich einige Bücher auch einfach auslassen konnte. Das war auch mal ganz angenehm.
Als Buchblogger ist man ja selbst im Internet sehr aktiv und liest auf anderen Blogs mit. Welche Bücherblogs könnt ihr persönlich sehr empfehlen, weil auch ihr dort nützliche Tipps erhaltet bzw. einfach gerne lest?
Maike: Das ist für mich sehr schwer zu beantworten, ich lese einfach zu viele Blogs. Ich finde mich und meine Bücherwünsche immer bei Nina von Frau Hauptsachebunt sowie bei Bine und Caro von Die lesende Minderheit wieder. Lotta von Lottas Bücher und Anja von Der Bücherblog schreiben sehr schöne Artikel, die ich immer wieder gerne lese. Und bei Sandra von Die Büchernische liebe ich die Themenmischung der Beiträge, die ich mir viel öfter als Beispiel nehmen will.
Mareike: Ich lese so viele Blogs, nicht nur über Bücher, dass ich mich kaum entscheiden kann. Ich bewundere Sophie von Literaturen, die enorm viele sehr sehr hochwertige Beiträge verfasst und immer wieder mutige Kommentare zum Literaturbetrieb verfasst, die mich zum Nachdenken bringen. „Ein Jahrhundert lesen“ ist ein sehr spannendes Projekt. Dort liest sich Nele durch das gesamte 20. Jahrhundert und greift selten zu den bekanntesten Werken. „Sätze&Schätze“ hat immer wieder tolle Buchtipps zur Lost Generation in Paris und tolles Fachwissen. Mara von „Buzzaldrins“ hat einen sehr ähnlichen Buchgeschmack wie ich und auf ihr Urteil kann ich mich einfach verlassen.
Könnt ihr euer absolutes Lieblingsgenre und euren Lieblingsautoren benennen? Und mit welchem Genre werdet ihr einfach nie wirklich warm werden?
Maike: Kein Lieblingsgenre, wirklich nicht. Mein Buchgeschmack ist so verquer, dass schon Menschen daran verzweifelt sind.
Mareike: Puh, Genre sind so eine Sache. Anspruchsvoller Gesellschaftsroman? Gibt es das? Mein Lieblingsautor liegt irgendwo zwischen Austen, Wilde, Poe, Fitzgerald, Yates und Gaskell.
Wenn man euch jetzt jeweils 50 Euro in die Hand drückt und euch in eure Lieblingsbuchhandlung schicken würdet, mit welchen Büchern würdet ihr wahrscheinlich wieder herauskommen?
Maike: Einmal vor das Regal mit den Büchern der Insel-Bücherei und ohne Nachdenken mitnehmen. Oder es als netten Zuschuss für den Bildband nehmen, den ich schon seit Jahren auf der Wunschliste habe.
Mareike: Der Richard-Yates-Biographie und was für`s Kind. Bilderbücher gehen immer.
E-Books oder das gedruckte Buch? Welches Buch bekommt bei euch den Vorzug und warum entscheidet ihr so?
Maike: Ich unterscheide nicht zwischen Papier und Pixeln. Ich kann nicht mal sagen, wann ich mich für welche Version entscheide, das ist eher intuitiv. Wenn mir ein Cover nicht gefällt, dann will ich mir das Buch oft auch nicht ins Regal stellen. Und ein Buch mit mehr als 400 Seiten in der Handtasche? Nein danke, da nehm ich lieber den Reader mit.
Mareike: Ich mag mich hier nicht entscheiden. Ich finde nicht, dass das ein entweder-oder ist, sondern eher ein sowohl-als-auch! Beides hat seine Berechtigung bei mir. In meiner Handtasche ist ein E-Book-Reader viel praktischer als ein Buch. Im Regal sieht das elegante Hardcover besser aus. Schlussendlich lese ich Inhalte und keine Verpackungen 😉
Bei eurem Projekt „Die Liste – 100 Bücher“ habt ihr 100 Bücher aufgelistet, die ihr persönlich unbedingt noch lesen wollt. Wer kam auf die Idee dazu und wie lange seid ihr schon damit beschäftigt? Verändert sich der Lesegeschmack nicht immer mal wieder und manche Bücher sind vielleicht irgendwann gar nicht mehr interessant?
Maike: Die Idee basiert auf der „The Big Read“-Liste der BBC. Der Rest war einfach, denn seit ich Mareike kenne, fällt regelmäßig der Satz „Ja, das muss ich auch noch lesen“. Wir mussten einfach nur unsere privaten Leselisten abgleichen und uns für 100 Bücher entscheiden. Von Anfang an läuft das Projekt nur locker nebenbei, wer Lust und Zeit hat, liest ein Buch von der Liste. Daher wird sie uns wohl noch eine Weile beschäftigen.
Mareike: Während unseres Studiums haben wir immer wieder mit Leselisten arbeiten müssen und haben sie irgendwie zu schätzen gelernt. Wir lieben Klassiker und würden uns gern systematischer mit ihnen beschäftigen, doch die tollen Neuerscheinungen kommen einem doch immer wieder dazwischen. Um diesem „Ach, das wollte ich auch immer mal lesen“- und „Das sollte man wirklich gelesen haben“- Gefühlen entstand dann diese Liste. Unsere Liebe für Klassiker begleitet uns also schon einige Jahre und deshalb glauben wir nicht, dass wir die Bücher irgendwann nicht mehr lesen wollen. Selbst wenn sie uns nicht gefallen, geht es ja auch viel mehr darum, ihre Faszination und Bedeutung zu verstehen. Jeder hat schon von „Schöne neue Welt“ gehört, aber warum es damals ein Skandal war oder noch heute ein Begriff, das macht dieses Buch für uns interessant.
Habt ihr viele ungelesene Bücher im Regal stehen oder holt ihr immer wieder frischen Nachschub? Überfordern euch zu viele ungelesene Bücher oder können es gar nicht genug sein?
Maike: Ich versuche alles, um den Stapel so klein wie möglich zu halten. Aktuell umfasst er 8 Bücher und ich lese so viel es geht, damit es weniger werden. Ich empfinde so einen Stapel nämlich nicht als dekorativ, sondern eher als anklagend…Wenn ich die Wahl habe, lege ich lieber Wunschzettel an. Mareike: Ich habe inzwischen sicherlich 30-40 Bücher, die hier noch ungelesen liegen. Deshalb kaufe ich mir eisern seit fast 2 Jahren keine Bücher mehr. Doch über Gewinnspiele, Geschenke und Rezensionsexemplare wird es irgendwie nicht weniger… Ich hätte meinen SuB gern übersichtlicher und entspannter.
Jetzt kommt der Moment. Was wollt ihr euren Lesern schon immer einmal sagen und mit auf den Weg geben?
Maike: Lest! Egal was und egal wie, aber mit Büchern hat man einfach mehr Spaß. Und anschließend sucht euch Menschen, mit denen ihr über die Bücher sprechen könnt!
Mareike: Seid mutig! Wagt euch an die alten, dicken Wälzer, man findet meist viel mehr darin als man erwartet!
Die Mädels von Herzpotenzial findet ihr auch auf Facebook, Twitter und Instagram. Unbedingt auch dort vorbei schauen.
3 Kommentare
Hallöchen an Petzi, Mareike und Maike!
ein wirklich wunderbarer Beitrag den ich von Anfang bis Ende durchgefuttert habe. Ich kenne Mareike und Maike jetzt schon ein kleine Weile persönlich und ich liebe es immer wieder etwas mit den Beiden zu unternehmen. Sie sind für mich so richtige Herzblogger geworden.. was für ein Wortwitz.
Auch wenn wir oftmals sehr unterschiedlich sind, lese ich unglaublich gerne was die Beiden schreiben. Sie sind einfach so sympathisch und stehen mit sehr viel Überzeugung hinter ihrem Blog, dass sie mich auch mit Büchern verzaubern können, die sonst vielleicht nichts für mich gewesen wären.
Ich freue mich, dass du sie hier vorgestellt hast, sie sind wirklich Blogjuwelen.
Liebst, Lotta
Hallo,
auch wenn dieser Beitrag schon ein paar Tage alt ist, möchte ich gerne meine Gedanken dazu loswerden.
Ich durfte die beiden auf der Buchmesse kennenlernen und bin seit dem ein noch größerer Fan von Herzpotenzial, aber auch zuvor gehörte Herzpotenzial zu meinen ♥-Blogs.
Ich möchte die beiden wirklich nicht in der Literatur-Blogger-Welt missen, ihre Meinungen sind verlässlich und ehrlich. Ich liebe es, ihre Beiträge zu lesen und ihre unterschiedlichen Geschmäcker und Neuentdeckungen zu durchwühlen.
Maike und Mareike sind tolle Blogger und es wäre wunderbar, wenn das so bleiben würde. 🙂
Liebe Grüße
Henni
Und hier noch ein paar Bücher die man gelesen haben muss!
Hier ist unsere Bestenliste: http://joytimes.de/2015/02/12/literaturtipps-buchempfehlungen-bucher-die-man-gelesen-haben-muss/