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Die Lebenden und die Toten von Nele Neuhaus – Ullstein – 560 Seiten – ISBN 978 – 3 – 550 080 548 – Hardcover – 19,95 Euro – bei glatteis kaufen
Inhalt
Kriminalkommissarin Pia Kirchhoff will über die Weihnachtsfeiertage endlich in die Flitterwochen fahren, als sie der Anruf der Kollegen erreicht. In der Nähe von Eschborn wurde eine ältere Dame aus dem Hinterhalt erschossen. Vom Täter fehlt jede Spur und das Opfer hatte keine Feinde. Weil ihr Chef von Bodenstein noch in einem anderen Fall feststeckt, springt sie kurzerhand ein. Als kurz darauf eine weitere Frau durch ihr Küchenfenster ebenso tödlich getroffen wird und auch hier kein Tatmotiv erkennbar ist, stehen die Ermittler unter Druck. Warum mussten ausgerechnet die beiden sterben? Schon bald stellt sich heraus, dass die Opfer nicht so wahllos ermordet wurden, wie es zu Beginn schien und die Ermittler kommen einer menschlichen Tragödie auf die Spur.
Meine Meinung
Fans von Nele Neuhaus, zu denen auch ich mich zähle, haben das neue Buch um Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff sehnsüchtig erwartet. Ich habe dem Erscheinungstermin natürlich schon lange entgegengefiebert und das Buch nun in meinem Urlaub verschlungen.
Meiner Meinung nach ist es Nele Neuhaus jedoch nicht gelungen, mit diesem Buch an „Schneewittchen muss sterben“ anzuschließen. Für mich ist das nämlich immer noch der stärkste Band der ganzen Reihe. Mit seinen 560 Seiten ist „Die Lebenden und die Toten“ wahrlich kein dünnes Buch und an manchen Stellen hätte eine Kürzung durchaus gut getan. Teilweise waren doch einige Längen vorhanden und mit ein paar weniger Seiten wäre sicherlich ein wenig mehr Tempo in den Fall gekommen.
Die Autorin wählt für dieses Buch das Thema Organtransplantation und schafft es hiermit sicher, dass die eh schon niedrige Spenderzahl nach diesem Buch noch weiter sinken wird. Ihre Beschreibungen lesen sich mitunter ziemlich grausam und machen nicht gerade Mut, einer Organentnahme zuzustimmen. Hier möchte ich allerdings anmerken, dass man sich in einer ruhigen Minute genau informieren sollte und sich hoffentlich nicht vorschnell auf diesen Krimi verlässt. Als jemand der berufsbedingt selbst mit dieser Materie zu tun hat, sehe ich so etwas immer mit zwei Seiten und als direkt betroffener würde man dies sicherlich auch tun. Nele Neuhaus lässt das Thema Organspende hier eindeutig sehr negativbehaftet erscheinen, obwohl die Bereitschaft Organe zu spenden äußerst wichtig ist.
Erzählt wird die Handlung in einzelnen Handlungssträngen, die nach Tagen geordnet sind. Zwischendurch wird in Kursiv-Schrift immer wieder eine Erzählung aus der Sicht des Täters eingeblendet, welche den Leser animiert am Ball zu bleiben. Wie von der Autorin gewohnt, ist auch dieser Krimi wieder gut und solide geschrieben. Man ist als Leser durchaus an die Geschichte gefesselt, selbst wenn mal weniger interessante Dinge passieren. Manchmal verstrickt sich die Autorin nämlich in langwirrigen Dialogen oder Sätzen, was auch den Spannungsbogen teilweise abflachen lässt.
Auch in diesem Band ist es ihr wieder gut gelungen eine Balance zwischen den Ermittlungen und dem Privatleben der Ermittler zu finden. Bodenstein und Pia sind mir in ihrem mittlerweile 7. Band doch ans Herz gewachsen, weil man eben auch das Gefühl hat, die Figuren schon richtig gut zu kennen. Auch dieses Buch lebt wieder von vielen Charakteren und obwohl viele Namen fallen, hatte ich nie Probleme sie zuzuordnen. Völlig deplatziert empfand ich allerdings die beiden Profiler, die extra für den Fall angefordert wurden bzw. in Form von Pias Schwester aufgetaucht sind. Sie trugen überhaupt nicht zur Auflösung des Falls bei und deswegen verstand ich den Sinn dahinter auch nicht. Besonders Neff war für mich nur ein arroganter Kerl, der mich die ganze Zeit gestört hat und eher Unruhe in den Fall brachte, statt für die Handlung irgendwie interessant zu werden.
Insgesamt war es ein solider Krimi, den man gut lesen konnte und der neben einer relativ schlüssigen Handlung auch einige Spannungskurven hatte. Trotzdem blieb der Wow-Effekt aus, weshalb ich ihn eben nur als gut und nicht sehr gut bezeichnen würde. Für Fans von Nele Neuhaus sicherlich wieder ein Muss. Wer übrigens noch keine Bücher von ihr kennt, sollte meiner Meinung nach unbedingt von vorne anfangen. Auch hier sind die Handlungen zwar in sich abgeschlossen, aber die Entwicklung von Bodenstein und Pia ist interessant zu verfolgen und gelingt natürlich nur in der richtigen Reihenfolge.
Fazit
Ein solider Krimi, den insbesondere Fans von Nele Neuhaus unbedingt lesen müssen. Trotz der interessanten Rahmenhandlung waren doch einige Schwächen bemerkbar. Manche Textpassagen und Personen waren überflüssig und die Beschreibungen zur Organtransplantation sah ich persönlich durchaus kritisch. Ein gutes Buch, bei dem der Wow-Effekt aber leider ausblieb.
4/5 Punkten
3 Kommentare
Hallo du,
ja dieses Buch fällt mir in letzten Zeit auch sehr oft in den Buchhandlungen auf.
Ich glaube gelesen zu haben, dass das der neunte Band ist?
Hast du den Rest auch gelesen und hängen die Bücher inhaltlich aneinander??
Liebe Grüße
Alina
Hallo Alina,
wie oben schon geschrieben, handelt es sich hier um den 7. Band der Reihe um Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Natürlich ist die Geschichte an sich abgeschlossen, dennoch würde ich die Reihe immer von Anfang an lesen, da man so die Entwicklung der Ermittler einfach besser mitbekommt und das Lesen ein ganz anderes wird.
Ich kenne auch alle sechs anderen Bücher davor. Streng genommen kann man dieses Buch natürlich auch lesen, wenn man kein anderes Buch von ihr kennt. Ich bin da selbst nur immer etwas kritisch und beginne lieber immer von Anfang an. Es gibt auch noch „Unter Haien“ von ihr, welches mit den Ermittlern nichts zu tun hat und außerdem schreibt sie unter dem Pseudonym Nele Löwenberg auch noch ganz andere Geschichten. Dieses Buch habe ich allerdings auch noch nicht gelesen.
Liebe Grüße
Petzi
Hallo Petzi, obwohl der Taunus ganz nah ist gefallen mir die Krimis von Nele Neuhaus wenig. Mir fehlt es persönlich an Spannung. Viele Freunde mögen sie aber irgendwie gefallen mir die Krimis von Andreas Franz viel besser.
Aber das ist das schöne an Bloggen: die unterschiedliche Meinungen über ein Buch bzw. über einen Autor.
Liebe Grüße
M.