‚Der Vater des Attentäters‘ von Noah Hawley

von Petzi

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Der Vater des Attentäters von Noah Hawley – Nagel & Kimche – 400 Seiten – ISBN 978-3312006038 – Hardcover – 21,90 Euro – Hier kaufen

Inhalt

Auf den demokratischen Präsidentschaftskandidaten der USA wird ein Attentat verübt. Sprachlos verfolgt der Arzt Paul Allen die Berichterstattung im Fernsehen, als plötzlich an der Tür die Polizei klingelt. Verdächtigt ist sein eigener Sohn. Doch wie kann das sein? Paul setzt alles daran die Unschuld seines Sohnes Daniel zu beweisen. Von Vorwürfen geplagt, die Erziehung seines Kindes vernachlässigt zu haben, deckt er einige Ungereimtheiten auf. Ist Daniel das Opfer eine Verschwörung? Als er zum Tod verurteilt wird, setzt Allen alles auf eine Karte. Ein intelligenter psychologischer Roman über den Kampf eines Einzelnen gegen staatliche Macht, um Schuld und die Verfehlungen in der Vergangenheit.

Meine Meinung

Kann es etwas Schlimmeres geben, als das was Paul Allen passiert? Er sitzt mit seiner Familie beim Abendessen, verfolgt die Berichterstattung über einen Anschlag auf den Präsidentschaftskandidaten und erblickt seinen Sohn. Kurz darauf klingelt die Polizei und die Welt ist nicht mehr dieselbe, wie zuvor.
Wenn mein Sohn der Täter gewesen war, verstand ich die Welt nicht mehr, in der ich lebte. Und wollte auch nicht mehr in ihr Leben. […] Aber wer ist der wahre Tyrann, wenn nicht der mit der Waffe? (S. 174)

 

In den nun folgenden Monaten versucht der Rheumatologe Allen, die Unschuld seines Sohnes zu beweisen. Niemals kann dieser Mensch, der bei allen so beliebt war und als gutmütig galt, so eine Tat begannen haben. Er stellt Nachforschungen an, verfolgt den Weg seines Sohnes zurück und muss damit auch einigen Wahrheiten ins Gesicht schauen.
Dass Noah Hawley vor allem als Drehbuchautor arbeitet, merkt man seinem Buch an. Bereits ab der ersten Seite vermag er den Leser mit seinen Worten zu fesseln und so verfolgt man diesen erschütternden und grandiosen Roman und möchte ihn nur noch ungern zur Seite legen. Der Autor führt uns in die Gedankenwelt von Paul und seinem Sohn Daniel und lässt uns an deren Leben und Handeln teilhaben. Die Zeichnung der Charaktere ist ihm dabei ausnehmend gut gelungen. Auch sein Schreibstil konnte überzeugen. Erzählt wird die Geschichte sowohl aus der Perspektive des Vaters, als auch des Sohnes.

Daniels Eltern trennten sich in seiner frühesten Kindheit und lebten weit voneinander entfernt. Seine Ferien verbrachte er im Flugzeug um seinen Vater zu besuchen, seine Mutter musste sich alleine um seine Erziehung kümmern. Paul hinterfrägt jetzt immer wieder sein Verhalten. Hat die fehlende Vaterfigur seinen Sohn so weit verändert, dass er deswegen zu dieser Tat fähig ist? Tragen die Familienverhältnisse Mitschuld an der Situation? Absolut ergreifend, wie Noah Hawley es schafft Gedanken und Gefühle zu vermitteln, als schaue der Leser gerade tatsächlich einen Film. Ganz oft habe ich mich nämlich genauso gefühlt.

Familienbande entstehen nicht durch die Vermittlung von Informationen, sie entwickeln sich durch gemeinsam Erlebtes, sind das Ergebnis von Töpfchentraining mal Kinderkrankheiten, von Nächten im selben Bett mal Auf-geschürfte-Knie-auf-dem-Spielplatz-Küssen. Es geht für Kinder weniger um Wissen, sondern schlicht um Nähe. (S.283)

 

Man sucht immer wieder das Unerklärliche, will einen Grund finden, der es entweder rechtfertigt oder Daniel entlastet. Es gibt kein Wort, das überflüssig wäre, kein Wort zu viel. Alle Fragmente setzen sich am Ende zu einer kompletten und tragischen Geschichte zusammen, die den Leser ganz sicher erschüttert und bestimmt auch überrascht zurück lässt. Interessant war es auch, wie der Autor immer wieder Geschichten von wirklichen Attentätern der amerikanischen Geschichte mit einfließen lies und damit Parallelen zur Geschichte zog.

Fazit

Ein Buch, das man schlecht mit Worten beschreiben kann und das man stattdessen einfach selbst lesen muss. Noah Hawley ist auf jeden Fall ein grandioses und erschütterndes Werk gelungen, das von der ersten Seite an fesselt und mit seinen Protagonisten zu überzeugen weiß. Unbedingt lesen!

 

5/5 Punkte

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2 Kommentare

Fräncis D 02/03/2014 - 19:56

Hallo 🙂

Erst einmal dickes Lob für das frische Kleid deines Blogs, sieht top aus! 🙂

Das Buch klingt ziemlich heftig, da das Thema doch nicht ganz einfach ist. Mal sehen, ob ich es mal lesen werde.

Liebe Grüße,
Fraencis

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Jimmy Krümel 15/03/2014 - 16:53

Hi – überraschend habe ich dieses Buch nun in der Post gehabt und das Cover kam mir irgendwie bekannt vor. Tatsächlich hatte ich es hier auf deinem Blg gesehen. Deine Rezension lese ich mir erst nach der Lektüre durch, aber deine Punkteverteilung spornt mich schon einmal an 🙂
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende noch!

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