Minimalismus habe ich immer mit verschiedenen Dingen in Verbindung gebracht. Absoluter Verzicht, aber dafür auch große Klarheit und Freiraum. Es gibt diese besonderen Minimalisten, die wirklich nur eine Matratze, eine Gabel, ein Messer und einen Löffel besitzen und mit ihrem restlichen gesamten Hab und Gut auch ohne Probleme das Haus verlassen könnten, wenn sie mal in die Situation kämen, fliehen zu müssen.
Für mich unvorstellbar. Ich bin die, die sich gerne neue Bücher kauft, sich mit schönen Dingen umgibt und zugegebenermaßen auch das eine oder andere Teil zu viel im Kleiderschrank hat. Ja, vieles von dem, was ich besitze, ist keinesfalls notwendig und manchmal habe ich einen Kauf auch schon bereut. Hin und wieder bekomme ich einen Aufräumanfall und sortiere alles aus, verkaufe und verschenke die Dinge, die mir hier zu viel sind, um im Lauf der kommenden Monate den Vorrat dann wieder aufzufüllen.
Übermäßiger Konsum ist vielleicht auch ein Begriff dafür. Ich bin das, was man allgemein auch Werbeopfer nennt. Ich lasse mich schnell von Dingen begeistern und muss vieles dann auch unbedingt probieren. In den nächsten Monaten möchte ich mich mehr damit beschäftigen, mir bewusster darüber werden, was ich warum kaufe und genau überlegen, ob ich das auch wirklich brauche.
Minimalismus ist ein Anfang und er bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich mich von allen Dingen trennen muss, um nur noch 30 Dinge zu besitzen. Das wäre auch nicht wirklich nachhaltig. Minimalismus kann ganz individuell und verschieden ausgelegt werden. Aus dem Buch „Das Minimalismus-Projekt“ von Christof Herrmann habe ich viele tolle Tipps für mich mitgenommen, die mich auch ein wenig dazu gebracht haben umzudenken. Und Bücher, die so was schaffen, die mag ich ja ganz besonders gerne. Ich habe vier Tipps für dich mitgebracht, weshalb es sich vielleicht lohnt, auch mal über Minimalismus nachzudenken.
Mehr Lebenszeit für dich
Es mag sehr komisch klingen, aber du bezahlst Produkte in erster Linie mit deiner Lebenszeit. Sich dieser Tatsache bewusst zu werden, kann ziemlich viel ändern. Zeit ist ein rares Gut, von dem wir alle eigentlich immer zu wenig haben. Hast du vor einem Kauf schon einmal ausgerechnet, wie lange du für das Produkt hast arbeiten müssen, damit du es dir jetzt leisten kannst? Nein? Ich auch nicht. Der Autor hat diese Rechnung aufgestellt und das durchschnittliche Nettogehalt dafür zugrunde gelegt. Bei einer 40h-Woche müsste man dafür zum Beispiel 13 Minuten arbeiten, um sich einen 3 Euro Cappuccino leisten zu können. Ganze 4,5 Stunden sind es dann schon, wenn man sich eine Jeans für 60 Euro kaufen möchte. Ich werde mir auch weiterhin einen Cappuccino im Café gönnen, weil das für mich Wohlfühlmomente sind, die mir etwas bringen, mich entspannen und ich diese Momente genieße. Aber dennoch lohnt es sich, sich diese Rechnung vor Augen zu halten, wenn man eine höhere Ausgabe tätigen will. Und damit einhergehend auch die Frage: Brauche ich das Produkt wirklich? Vielleicht kennst du aber auch die Momente, in denen du stundenlang ein bestimmtes Teil suchst, weil du nicht weißt, in welchem Schrank oder Schublade es sich versteckt? Wenn du weniger Dinge aufbewahrst und diesen einen festen Platz gibst, dann findest du die Dinge schneller. Auch das ist wertvolle Lebenszeit, die du dir hiermit einsparst.
Ein Schrank voller Lieblingsteile
Morgens aufstehen, in den Kleiderschrank greifen und sofort ein tolles Teil in der Hand haben, das du gerne trägst? Manche haben das jetzt schon, ich zugegebenermaßen nicht. Auf Instagram verfolge ich Projekte rund um eine Capsule Wardrobe schon länger und bin immer wieder begeistert, mit wie wenigen Teilen man sich täglich gut kleiden könnte. Ich habe deutlich mehr. Dazu kommt aber, dass ich nicht jedes Teil wirklich so richtig gerne trage. Manche Klamotten sind nur für bestimmte Anlässe, andere wiederum passen nicht zu hundert Prozent, bei anderen gefällt mir der Schnitt an mir doch nicht so gut, ein Pulli sieht wundervoll aus, kratzt aber auf der Haut und ein anderer fußelt total. Während ich das hier schreibe, stelle ich mir selbst schon die Frage, warum ich diese Sachen dann alle besitze. Wenn man es mit ganz wenigen Worten sagen möchte, dann liegt es einfach an zu viel Konsum. Warum zukünftig nicht nur noch Teile einziehen lassen, die bereits beim Anprobieren ein absolutes Wow-Gefühl verursachen? Kein Durchschnitt mehr, sondern nur noch Dinge, die wirklich überzeugen. Im Idealfall auch Fair Fashion, aus hochwertigen Materialien und keine Wegwerf-Mode mehr. Wenn du dich mit der Capsule Wardrobe befasst, dann hast du eine begrenzte Menge an gutsitzenden Teilen, die man super miteinander kombinieren kann und die dich sofort glücklich machen. Du sparst viel Zeit vor dem Schrank, bist immer gut angezogen und bringst deinen Lieblingsstücken auch sicher mehr Wertschätzung entgegen.
Umgib dich nur noch mit nützlichen und schönen Dingen
Wenn du jetzt so durch deine Wohnung oder dein Haus streifst, dann wirst du wahrscheinlich irgendwo sicher etwas finden, was du weder oft benutzt, noch besonders schön findest. Haben tust du es aber trotzdem. Sei es nur das Geschenk deiner Tante, dass du eigentlich unglaublich hässlich und unnütz findest, aber auch nicht wegwerfen willst, weil es ja ein Geschenk war. Mit der Zeit sammeln sich diese Geschenke, Dinge und Gegenstände und nehmen Raum ein. Raum, den du für andere Dinge bräuchtest und Raum, der dich blockiert. Entscheide dich also regelmäßig dafür, die Dinge zu entsorgen, zu verschenken oder zu verkaufen, die du nicht mehr brauchst und versuche zukünftig nur noch einziehen zu lassen, was wirklich sinnvoll ist oder dich absolut begeistert. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit. In meinem Küchenschrank habe ich zum Beispiel einen Ananasschneider entdeckt. Das ist sogar in zweierlei Hinsicht sinnlos. Ein einfaches Messer tut es genauso gut dafür und frische Ananas esse ich wirklich nur äußerst selten.
Freiraum für dich
Minimalismus kann nicht nur in deiner Wohnung oder deinem Haus angewendet werden, sondern auch in deinem Terminkalender und damit deinem Leben. Viele von uns kennen wohl auch das berühmte Hamsterrad. Es lohnt sich, hier wirklich mal auszusteigen. Termine und Verabredungen auch regelmäßig sein zu lassen und sich freie Zeit für sich selbst zu reservieren. Nichts zu planen und sich nichts vorzunehmen, mag am Anfang eine komische Situation sein. Besonders für solche, die eigentlich feste Aufgaben und Strukturen gewohnt sind. Nicht zu planen, bedeutet aber natürlich nicht, nichts zu tun. Lass dich einfach treiben, entscheide spontan, worauf du Lust hast. Dadurch, dass du keine Verabredungen und Verpflichtungen hast, steht dir alles offen. Hast du vielleicht Lust auf einen Spaziergang? Oder willst du eine kleine Pause im Lieblingscafé einlegen? Ein Nickerchen halten? Mal wieder ein Buch lesen? Oder doch ganz spontan die Wohnung oder das Haus ausmisten? Alles ist möglich. Ein sehr befreiendes Gefühl.
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Das Buch „Das Minimalismus-Projekt“ von Christof Hermann aus dem GU Verlag liefert 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein. Hier findest du noch viel mehr Punkte, weshalb es sich lohnt, sich näher mit Minimalismus zu befassen. Der Autor änderte sein Leben selbst radikal und bloggt nun auf „Einfach bewusst“ über Minimalismus, Nachhaltigkeit, Gesundheit, pflanzliche Ernährung und Wandern. Alles Themen, auf die er auch in seinem Buch noch näher eingeht. Ich habe mir selbst viele Punkte aus seinem Buch mitgenommen und werde versuchen, diese Schritt für Schritt in meinen Alltag zu integrieren. Spannende Ideen für mehr Leichtigkeit, Freiraum und Glück und viele Punkte, die man ganz leicht umsetzen kann. Eine ausführliche Besprechung zum Buch folgt demnächst.
*Dieser Beitrag ist im Rahmen eine bezahlten Kooperation in Zusammenarbeit mit dem GU Verlag entstanden. Meine Meinung bleibt davon unberührt.