„Lass den Alltag deine Oase, das Hier deine Inspiration, das Jetzt dein Geschenk sein.“ – Interview mit Lebensfreude-Stifterin Karima Stockmann

von Petzi

© Radmila Kerl

Vor einigen Tagen habe ich hier auf dem Blog bereits das Buch „Du bist stärker, als du glaubst!“ von Karima Stockmann vorgestellt. Darin geht es um die großen und kleinen Herausforderungen des Lebens und wie du diese bewältigen kannst. Die Lebensfreude-Stifterin hat mich mit ihrer sympathischen Art sofort beeindruckt und ich wollte mehr wissen. Beim Lesen des Buches ergaben sich für mich einige Fragen, die ich direkt an Karima weitergereicht habe. Vielleicht willst du ja auch erfahren, ob eine Lebensfreude-Stifterin immer positiv ist? Geht das überhaupt? Oder welche Bücher Karima selbst sehr gerne liest?

Liebe Karima, du nennst dich selbst „Lebensfreude-Stifterin“. Wie wird man das denn? Möchtest du ein bisschen über dich erzählen?

Ich habe meine eigene Lebensfreude mit 17 Jahren kurzfristig verloren, als ich die unheilbare Diagnose Diabetes mellitus Typ 1 erhielt – eine Autoimmunkrankheit, die ich vermutlich in Folge einer Viruserkrankung bekam. Die damalige Prognose schürte starke Ängste vor einer verkürzten Lebenserwartung, Erblindung, Dialyse, Herzinfarkt und mehr.

Doch mit der Zeit habe ich mich sehr intensiv mit dieser Erkrankung und meiner Gesundheit im Allgemeinen auseinandergesetzt. Dadurch wurde mir bewusst, dass ich – auch wenn ich manche Dinge nicht verändern kann – immer noch viel mehr selbst in der Hand habe, als ich zuvor dachte.

Und ich habe durch die Auseinandersetzung mit meiner eigenen Endlichkeit gelernt, wie ich die Tage, die ich geschenkt bekomme, so nutze, dass ich schon früh auf ein erfülltes Leben zurückblicken kann.

Als Lebensfreude-Stifterin möchte ich alles, was mir selbst auf diesem Weg zu innerer Zufriedenheit geholfen hat, mit meinen Mitmenschen über Bücher, Vorträge, Social-Media-Postings, Videos und Lieder teilen, damit wieder mehr Menschen von innen heraus strahlen und sich ebenso ihres Lebens erfreuen.

Ich gebe meinen LeserInnen und ZuhörerInnen immer wieder einen liebevollen Stupser, um sich mit sich selbst auseinander zu setzen oder ins Handeln zu kommen. Denn viele warten bis endlich der vermeintliche, geeignete Zeitpunkt für eine Veränderung oder ein wünschenswertes Vorhaben gekommen ist. Doch gibt es den überhaupt? Ich glaube nicht! Wir können jeden Tag etwas für uns und unser Wohlbefinden tun – und sei es „nur“ dasitzen, bewusst atmen und dem Leben oder unserer eigenen Seele lauschen.

Bist du denn dann immer fröhlich und happy? Kann man das überhaupt sein?

Oh nein, definitiv nicht, es gibt auch in meinem Leben Tiefen und Höhen – und davon nicht zu wenig. Mein Ziel als Lebensfreude-Stifterin ist nicht, zu vermitteln, dass man jeden Tag gut drauf sein und alles positiv sehen muss.
Wenn man beide Seiten des Lebens – die herausfordernden Abschnitte, sowie die Glücksmomente – bewusst erlebt und annimmt, kreieren sie in ihrer Gesamtheit ein intensives, facettenreiches, erfülltes, zufriedenes Leben. Wie ein Regenbogen, der nur entsteht, weil Sonne UND Regen nebeneinander bestehen.

Wenn man beide Seiten des Lebens – die herausfordernden Abschnitte, sowie die Glücksmomente – bewusst erlebt und annimmt, kreieren sie in ihrer Gesamtheit ein intensives, facettenreiches, erfülltes, zufriedenes Leben.

Für manche wäre so eine Diabetes Typ 1 Diagnose vielleicht ein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Bei dir ist das offensichtlich anders. Was lehrt dich die Krankheit? Hat sie für dich auch positive Seiten?

Ich habe durch die Erkrankung erkannt, wie zerbrechlich alles im Leben ist, nicht nur unsere Gesundheit, und dass Unversehrtheit keine Selbstverständlichkeit ist. Dieser Gedanken könnte einen natürlich auch einschüchtern, doch mich hat er irgendwie demütiger gemacht. Dadurch wertschätze ich vieles im Alltag mehr als zuvor, auch Alltägliches, wie z.B. dass ich aktuell gesunde Augen habe.

Ich habe mittlerweile einfach keine Angst mehr vor dieser Zerbrechlichkeit, vor dieser Verletzbarkeit. Ich nehme sie eher als wichtigen Teil des Lebens wahr. Sie hilft mir, auch mitfühlend mit anderen zu sein und weist mir immer wieder den Weg. Meinen beruflichen Weg habe ich beispielsweise nur auf Grund meiner Diabetes-Diagnose gefunden. Ich habe mich bewusst gegen ein Studium entschieden, um einige Jahre als staatlich anerkannte Diätassistentin Menschen mit den verschiedensten Krankheiten, u.a. eben auch Diabetes-Patienten, zu unterstützen, gesund zu werden oder zu bleiben.
Ein weiterer Zugewinn: Durch das häufige nach Innenspüren – um meinen aktuellen Blutzucker einschätzen zu können – bin ich in meinem gesamten Leben achtsamer geworden. Ich setze meine Sinne immer wieder bewusst ein und beschere mir damit oft Glücksmomente – selbst dann, wenn der Blutzucker gerade spinnt. Denn ich habe verinnerlicht, dass ich mehr als eine Zahl auf dem Messgerät bin.

Dadurch, dass ich mich von meinem Diabetes nicht ausbremsen lassen möchte, bin ich ehrlich gesagt auch mutiger geworden. Denn ich weiß ja jetzt, dass auch die stürmischen Zeiten in unserem Leben nicht von Dauer sind.
Und ich habe dank der bewältigten Herausforderungen in meinem Leben deutlich weniger Angst zu scheitern, da ich weiß, dass auch Gefühle wie Scham, Traurigkeit oder Wut auf Grund eines misslungenen Versuchs, wieder weiterziehen werden, vor allem wenn ich mich bewusst mit diesen unangenehmen Emotionen auseinandersetze anstatt sie zu verdrängen.

Ein eigenes Buch schreiben ist ja für viele ein kleiner Traum. Wie kam es bei dir dazu?

Während meiner Arbeit als Diätassistentin habe ich schnell gemerkt, dass ich Menschen gerne ganzheitlich begleiten, also auch der Seele etwas Gutes tun möchte und so habe ich 2011 meinen Lebensfreude-Blog ins Leben gerufen. Daraus entstand dann 2014 mein erstes Achtsamkeits-Buch mit ganz vielen Tipps und Übungen für mehr Selbstfürsorge im Alltag. Denn der Groh-Verlag hatte konkret nach neuen Autoren und Themen gesucht und durch die Empfehlung meines Blogs wurde der Verlag auf mich aufmerksam. Mittlerweile ist in Ergänzung dazu auch der Achtsamkeits-Adventskalender „24 x Ich bin ganz bei mir selbst“ entstanden.

Zu meinem neuesten Buch „Du bist stärker, als du glaubst“ hat mich eher die Summe meiner Herausforderungen motiviert. Vor allem durch den plötzlichen Verlust meiner Schwester im Jahr 2017 habe ich mich verstärkt mit dem Thema Resilienz und der Vielfalt unserer Gefühlswelt beschäftigt. Mit meinen Erkenntnissen wollte ich auch anderen Menschen bei Ihren Herausforderungen helfen, denn ich bin einfach fest davon überzeugt, dass das meine Lebensaufgabe ist. Und deshalb bin ich auch sehr dankbar, dass mein Verlag diese Idee ebenso mit mir umsetzen wollte.

Würdest du gerne noch ein weiteres Buch schreiben?

Ja, allerdings würde ich super gern einen Roman schreiben, der nochmal auf ganz andere Weise Menschen berühren und bei der Bewältigung ihrer persönlichen Herausforderungen begleiten kann, vielleicht sogar mit autobiographischen Elementen.
Oder eine Art Sammlung verschiedener Texte, Gedichte, Kurzgeschichten, etc. – ich gebe Bescheid, wenn es soweit ist! 🙂

Machst du dir viele Pläne oder kommen die guten Dinge einfach so in dein Leben?

Ich habe schon oft konkrete Ziele im Kopf und dann mache ich mich aber empfangsbereit für die Einladungen des Lebens. Ich halte Augen, Ohren und die Tür zu meinem Herzen offen, damit ich diese kleinen und großen Chancen nicht verpasse.
Ganz oft entsteht dann etwas völlig Unerwartetes, ich setze eine Idee anders um, verändere oder beende etwas, weil ich merke, dass gerade Zeit für etwas anderes ist. Ich denke, das hat viel mit Intuition zu tun. Die haben wir ja alle, aber viele trauen sich nicht mehr, ihr zu folgen. Man kann diese weise, innere Stimme trainieren, indem man ihr immer wieder bewusst Gehör schenkt und dann rückblickend beobachtet, was aus bestimmten Entscheidungen geworden ist.

Was machst du morgens am liebsten?

Warmes Ingwer-Zitronen-Wasser trinken, meditieren, Yoga und dann mein geliebter Hafermilch-Porridge zum Frühstück.

Wie kommst du am besten zur Ruhe? Hast du einen Tipp, wie man sich schnell Gutes tun kann?

Bewusst atmen, vor allem lange ausatmen, ruhige Musik hören, hin und wieder ein Sole-Bad nehmen und eben meditieren – das muss aber nicht im Schneidersitz auf dem Meditationskissen sein. Ich gönne mir vor allem immer wieder Mini-Achtsamkeitsmeditationen im Alltag. Das können auch mal 5 bewusste Minuten auf dem Kindergarten-Parkplatz, unter der Dusche oder während einer Wartezeit sein. Wenn man bei alltäglichen Aktivitäten seine Sinne bewusst einschaltet und alles wertfrei wahrnimmt, hat man schon viel gewonnen. Das gesamte Nervensystem beruhigt sich da ganz automatisch.

Wenn man bei alltäglichen Aktivitäten seine Sinne bewusst einschaltet und alles wertfrei wahrnimmt, hat man schon viel gewonnen.

Welche Menschen inspirieren dich? Wen würdest du gerne einmal treffen?

Am liebsten mein 10 oder 20 Jahre älteres Selbst, da ich bei all der Liebe zum gegenwärtigen Moment, auch einfach wahnsinnig neugierig bin auf all das, was da noch vor mir liegt. 🙂

Welche Bücher liebst du persönlich? Hast du Buchtipps für die Leser*innen?

Ich liebe die Geschichten und Romane von Paulo Coelho und Sergio Bambaren (z.B. Der träumende Delphin) oder auch die Bücher von Eckhart Tolle, denn seine zwei Bücher „Jetzt“ und „Eine neue Erde“ haben damals mit Anfang 20 wirklich wahnsinnig viel in mir in Bewegung gesetzt und mir Antworten auf entscheidende offene Lebensfragen geliefert, auch wenn es nicht gerade „leichte Kost“ ist.

Auch Bücher wie „Die 7 Wege zur Effektivität“ von Stephen R. Covey oder das Buch „Big 5 for life“ haben mich sehr inspiriert. Meine eigenen Mitmach-Bücher sind irgendwie eine Art alltagstaugliche, leicht umsetzbare und vom Groh-Verlag wundervoll gestaltete Zusammenfassung all der Erkenntnisse aus 20 Jahren Persönlichkeitsentwicklung, zu der aber auch Sachbücher, z.B. über Spiegelneuronen oder die Biochemie des Glücks ihren Teil beigetragen haben.

Liebe Karima, vielen Dank für deine Antworten.

Wenn du jetzt neugierig geworden bist, dann findest du auf meinem Blog auch die ausführliche Besprechung zu diesem Buch. Karima hat aber nicht nur dieses geschrieben, sondern bereits weitere Bücher veröffentlicht. Nähere Informationen findest du hier:

Karimas Blog | Karima auf Instagram | Karima auf Youtube | eine weitere Buchempfehlung 

Das gefällt dir vielleicht auch

Hinterlass mir einen Kommentar