Auf Zucker zu verzichten ist ganz schön teuer. Das ist eines der Argumente, die ich immer wieder einmal höre. Manche bringen auch an, dass sie doch sehr viel Sport machen und eine normale Figur haben, weshalb es gar nicht so schlimm sein kann. Ich habe Autorin Hannah Frey interviewt und sie u.a. darum gebeten diese Fragen zu beantworten. In diesem Interview könnt ihr nachlesen, was sie empfiehlt und wie viel es bringt, wenn man seinen Zuckerkonsum stark reduziert.
Liebe Hannah, du hast selbst schon mehrere Bücher veröffentlicht, aber alleine drei davon drehen sich um zuckerfreie Ernährung. Warum hast du besonders dieses Thema so umfassend aufgegriffen?
Im Jahr 2011 habe ich angefangen, mich nach dem Clean Eating-Konzept zu ernähren. Ich habe damals noch studiert und mich recht ungesund ernährt und viel Zucker gegessen. Ich merkte, dann schnell dass es mir dadurch immer schlechter ging. Ich fühlte mich schlapp und war oft müde. Also habe ich meine Ernährung umgestellt. Es fiel mir nicht sonderlich schwer, mich vollwertig zu ernähren und weitestgehend selbst zu kochen, statt Fertigprodukte zu kaufen. Das einzige Problem war der Zucker. Den Zucker zu reduzieren fiel mir wahnsinnig schwer. Und so habe ich zunächst angefangen, auf meinem Blog darüber zu schreiben und das Feedback war enorm und ist es bis heute. Mir macht es unglaublich viel Spaß, mich mit diesem Thema zu beschäftigen und meine Leserinnen und Leser profitieren von meinen Erfahrungen und meinem Wissen – besser geht es doch gar nicht! 🙂
Deine 40-Tage-Challenge zum Thema „zuckerfrei“ wird von dir ja regelmäßig veranstaltet und ist total beliebt, über 35.000 Menschen sind Mitglied in deiner Zuckerfrei-Gruppe auf Facebook. Wie erklärst du dir den Erfolg?
Es geht sehr vielen so, wie mir früher: Sie merken, dass das Verlangen nach Zucker eine Sucht ist und es unglaublich schwerfällt, ihn wegzulassen. Zum Glück wird immer mehr über die schädlichen Wirkungen unseres zu hohen Zuckerkonsums berichtet, sodass immer mehr Menschen auf das Problem aufmerksam werden. Vom eigentlichen Problem abgesehen, denke ich, dass viele den engen Kontakt zu mir sehr schätzen: Ich versuche, möglichst viele Fragen persönlich zu beantworten, nicht nur in der Facebook-Gruppe, sondern auch per E-Mail, über Instagram und auf meinem Blog. Und die Community verbindet natürlich: In meiner Gruppe finden die Leser andere Gleichgesinnte, mit denen sie sich über das Thema austauschen können.
Viele können sich kaum vorstellen so radikal auf Zucker zu verzichten. Geht es nur auf diesem Weg oder würde es auch schon reichen bestimmte Lebensmittel einfach zu reduzieren?
Erstmal finde ich es wichtig, dass man nicht zu 100 % auf Zucker verzichten muss. Das mache ich auch nicht. Wenn ich Lust auf ein Stück Kuchen habe, dann esse ich es auch. Mit dem Unterschied, dass mir inzwischen vieles einfach zu süß ist, weil sich mein Geschmackssinn in den letzten Jahren sehr verändert hat. Früher konnte ich mir auch nie vorstellen, dass das wirklich funktioniert. Aber inzwischen schmecken mir viele Süßigkeiten, die ich früher mochte, überhaupt nicht mehr. Außerdem sollte man das ganze nicht als „Verzicht“ sehen, sondern anfangs vielleicht erstmal als Experiment. Und dann wird es irgendwann ein Gewinn, weil es einem durch den reduzierten Zuckerkonsum viel besser geht. Und ja, natürlich bringt es auch schon viel, seinen Süßigkeitenkonsum zu reduzieren. Das fällt vielen aber schwer. Hinzu kommt außerdem, dass auch Fertigprodukte große Zuckerfallen sind – Untersuchungen haben ergeben, dass 80 % aller industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln, die es im Supermarkt zu kaufen gibt, Zucker zugesetzt wurde. Wenn wir diesen „versteckten“ Zucker weiterhin essen, nehmen wir weiterhin viel Zucker mit der Nahrung auf. Und das ist dann auch einer der Gründe, weshalb es vielen schwer fällt, weniger Süßigkeiten zu essen. Der Zucker in den verarbeiteten Nahrungsmitteln „triggert“ weiterhin.
Außerdem sollte man das ganze nicht als „Verzicht“ sehen, sondern anfangs vielleicht erstmal als Experiment. Und dann wird es irgendwann ein Gewinn, weil es einem durch den reduzierten Zuckerkonsum viel besser geht.
In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es viele Fans von Schokolade und Kuchen und auch im Büro gibt es zum Beispiel die berüchtigte Süßigkeitenschublade. Viele argumentieren damit, dass sie nachmittags unbedingt eine Kleinigkeit brauchen, weil sie sich sonst nicht mehr konzentrieren können. Könnte man dem vorbeugen?
Das ist Gewohnheitssache, man kann den Körper gut „umprogrammieren“. Im Prinzip ist das nur eine Folge davon, dass der Blutzuckerspiegel eben durch eine eher ungesunde Ernährung ständig stark ansteigt und dann wieder rapide abfällt. Das passiert beispielsweise beim Mittagessen, wenn wir beispielsweise in der Kantine oder im Restaurant einfache Kohlenhydrate wie Pasta essen. Gesunde Snacks statt Schokolade, Kuchen und co. sorgen dafür, dass wir leistungsfähig bleiben und konzentriert arbeiten können. Ich esse als Snack entweder ein Stück Obst, zum Beispiel einen Apfel oder eine Banane, oder Gemüse wie Kirschtomaten oder Gemüsesticks. Wenn es etwas süßer sein soll, esse ich auch gerne Trockenobst und außerdem jeden Tag eine Hand voll Nüsse. Ab und an gibt es bei mir auch Energy Balls, also kleine Kugeln, die aus Trockenfrüchten und Nüssen zubereitet werden. Mit ein wenig Kakao (ohne Zuckerzusatz natürlich) schmecken die Energy Balls nach Schokolade.
Kann man Zucker als Droge definieren? Oder ist das doch ein wenig zu radikal gedacht?
Ich finde ja, und wer schon einmal versucht hat, einige Tage auf Zucker zu verzichten, kann das vielleicht auch aus eigener Erfahrung bestätigen. Es gibt bisher noch wenige Studien dazu, die Zucker-Lobby ist stark. 😉 In einem Experiment der Princeton University wurde beispielsweise an Ratten nachgewiesen, dass ein regelmäßiger Zuckerkonsum Veränderungen im Gehirn verursacht, die ähnlich sind wie beim Konsum von Kokain.
Alternative Süßungsmittel behandle ich in einem eigenen Beitrag und hier gibt es ja mehrere Lebensmittel, die sich dafür eignen. Was findest du persönlich am besten oder benutzt du am häufigsten? Und wie stehst du zu Honig als Zuckerersatz im Kuchen?
Grundsätzlich sollte man raffinierten Zucker nicht einfach durch alternative Süßungsmittel ersetzen, denn letzten Endes bleibt Zucker Zucker. Dennoch verwende ich alternative Süßungsmittel wie beispielsweise Kokosblütenzucker oder -sirup, Reissirup und Trockenfrüchte in Maßen. Honig esse ich nur sehr selten, ich mag den Geschmack nicht so sehr.
Wirklich konsequent und in allen Bereichen auf Zucker zu verzichten ist gar nicht so einfach, da ja viele Lebensmittel versteckten Zucker enthalten. Manche verlieren daher schnell die Motivation. Was rätst du solchen Menschen?
Ich finde, dass das Durchhalten am einfachsten ist, wenn man sich einen Verbündeten sucht, mit dem man sich gegenseitig unterstützen und motivieren kann.
Für mich war entscheidend, dass ich durch den Zuckerverzicht im Alltag viel leistungsfähiger und fitter bin. Außerdem ist meine Haut reiner geworden und ich habe ein paar Kilos verloren.
Warum lohnt es sich, wenn man durchhält und es schafft überwiegend auf Zucker zu verzichten? Was verändert sich?
Für mich war entscheidend, dass ich durch den Zuckerverzicht im Alltag viel leistungsfähiger und fitter bin. Außerdem ist meine Haut reiner geworden und ich habe ein paar Kilos verloren. Der Zuckerverzicht hat aber noch viele weitere positive Effekte: Der Geschmackssinn verändert sich und nach einiger Zeit schmeckt Süßes plötzlich viel intensiver.
Zuckerfreie Ernährung sei viel teurer war ebenfalls schon ein Argument, dass ich gehört habe. Kannst du das bestätigen?
Nein, ich finde eher, dass es günstiger ist, mit frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln zu kochen, statt zum Beispiel Fertigprodukte zu kaufen oder oft essen zu gehen.
Es gibt ja durchaus Menschen, die relativ viel Zucker konsumieren und dennoch nicht übergewichtig sind, da sie zum Beispiel auch Sport treiben. Zuckerkonsum ist aber nicht nur gefährlich, wenn man die Folgen dessen bereits sieht, oder? Was rätst du solchen?
Absolut. Das ist vielen nicht bewusst. Ich war früher auch recht schlank, obwohl ich viel Süßes gegessen habe, eben weil ich auch viel Sport gemacht habe. Trotzdem habe ich gemerkt, dass mir der hohe Zuckerkonsum nicht gutgetan hat. Aus einem zu hohen Zuckerkonsum können unzählige Krankheiten wie Diabetes, Karies, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Sodbrennen, Verdauungsprobleme, aber auch Müdigkeit, Antriebs- und Energielosigkeit, Depressionen, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche resultieren.
Was sind deine besten Tricks der Heißhungerfalle zu entfliehen oder ein Nachmittagstief zuckerfrei zu überbrücken?
Bei mir half früher am allerbesten, mir die Zähne zu putzen. Ich hatte abends oft Heißhunger auf Süßes. Der minzige Geschmack der Zahnpasta dämmt die Lust auf Süßes ein. Und darüber hinaus würde ich persönlich abends nie nochmal etwas essen, nachdem ich die Zähne schon geputzt habe. Das habe ich als Kind einfach so gelernt. Wenn es doch etwas zu Essen sein muss, greife ich zu fettigen Lebensmitteln, beispielsweise einer Handvoll Nüsse oder einem Stück Käse. Sehr wichtig finde ich außerdem: erst gar keine Süßigkeiten vorrätig haben. Wenn man Süßigkeiten zuhause hat, werden sie auch irgendwann gegessen. Und wenn nichts da ist, kann man logischerweise auch nichts essen.
Vielen Dank für die Beantwortung deiner Fragen.
Lieben Dank an dich, dass ich zu Gast auf deinem Blog sein darf! 🙂