Seit 2018 gibt es den Reisedepeschen Verlag und wer gerne reist und Bücher dazu sucht, der kommt an diesem Verlag nicht vorbei. Marianna Hillmer und Johannes Klaus gründeten diesen, weil sie eine Leidenschaft für schöne Bücher haben. Zum schöneren Entdecken, intensiverem Reisen, darin Versinken und als manuelles Bindeglied zwischen virtuellen Kanälen und Lesern. Ein Blog kann ein Buch nie ersetzen und so ist es schon ganz besonders, wenn man sich in Ruhe Zeit nimmt und einen tollen Bildband durchblättert, um die Welt zu entdecken. Wenn die Bücher dann auch noch so schön aufgemacht sind wie hier, dann ist das natürlich ein besonderer Genuss.
Ich habe Marianna aus dem Reisedepeschen Verlag interviewt und das spannende Gespräch heute im Gepäck. Falls ihr den Verlag also bis dato tatsächlich noch nicht kanntet, solltet ihr unbedingt einen Blick auf die wunderbaren Bücher werfen. Auch wenn Fernreisen aus diversen Gründen für euch nicht (mehr) machbar sein sollten, gibt es gute Alternativen. Das “Reisehandbuch – Deutschland im Winter” ist zum Beispiel so ein Buch, dass man durchaus gebrauchen kann.
Liebe Marianna, zusammen mit deinem Partner Johannes hast du 2018 den Reisedepeschen Verlag gegründet. War ein eigener Buchverlag schon immer dein Plan?
Nein, absolut nicht. Die Idee entstand eigentlich völlig spontan im Urlaub in Thailand, nahm dann immer mehr Form, Buchideen sprudelten, Kalkulationen wurden erstellt und dann war der Punkt gekommen an dem klar war, wir machen das, sonst werden wir uns ewig fragen, was wäre wenn gewesen.
Die ersten drei Bücher entstanden durch eine sehr erfolgreiche Crowdfounding-Kampagne. Hättest du dir erträumen lassen, dass ihr deutlich mehr Geld sammeln könnt, als eigentlich geplant?
Wir waren absolut überwältigt von der Resonanz der Unterstützer. Für uns war ein wertvolles Zeichen, dass die Verlagsgründung und auch das gedruckte Buch durchaus sehr viel Wertschätzung erfahren.
Und kannst du Crowdfounding auch anderen empfehlen, die ein tolles Projekt am Start haben, aber noch Unterstützung brauchen?
Jein. Ich mach immer auf zwei wichtige Punkte dabei aufmerksam: Hat man bereits eine eigene Community, die es potentiell unterstützen könnte oder hat man die entsprechende Expertise für gute PR, um auf das Projekt aufmerksam zu machen? Außerdem kostet es sehr viel Zeit und das ist nicht zu unterschätzen. Nicht nur die Vorbereitung, auch die Betreuung während es online ist und im Hintergrund gibt es natürlich auch Verwaltungsarbeit um sich bei erfolgreichem Ausgang für die Auszahlung zu legitimieren.
Warum habt ihr euch in dieser schnelllebigen und digitalen Welt für einen Buchverlag entschieden?
Weil das Buch das genaue Gegenteil ist. Johannes hatte es im Interview mit Spiegel Online sehr schön auf den Punkt gebracht: “Wenn man ein Buch vor sich hat, ist das ein optionsfreier Raum: Man liest, blättert um, liest weiter. Man muss nicht scrollen, nicht klicken – nur lesen.”
Neben dem Buchverlag bloggst du selbst auf Weltenbummlermag.de, hast zwei Kinder und reist durch die Welt. Wie schafft man das alles?
Hahaha 😀 frag ich mich auch manchmal… Der Verlag (und die Kinder) sind derzeit mein Hauptjob, auf meinem Blog schreib ich nur noch sehr selten und Reisen tun wir durchschnittlich wohl immer noch viel, aber meist eher länger am Stück, den Winter sind wir immer ein paar Wochen weg.
Was war bzw. ist euer Anspruch an die Bücher, die ihr in eurem Verlag verlegt?
Wir machen leidenschaftlich schöne Reisebücher. Unsere Bücher machen auch gestalterisch und haptisch Freude, denn die Schönheit eines Buchs ist Teil seiner Botschaft. Wir denken jedes Buch als kleines Gesamtkunstwerk, denn ein so schönes und vielfältiges Thema wie das Reisen verdient es auch in Buchform entsprechend verpackt zu werden. Außerdem liegt uns nachhaltiges Reisen, nicht allein in CO2 Formeln gedacht, sondern zwischenmenschlich sehr am Herzen. Es geht darum die Menschen kennenzulernen, ihre Kultur und nicht Listen abzuhaken. Das transportiert Reisedepeschen als Reiseblog jeher und auch unsere Bücher haben diesen Anspruch.
Im Reisedepeschen Verlag gibt es ja nicht nur Reisebücher in andere Länder und Städte, sondern beispielsweise auch den Spielplatzguide Berlin. Wie ist diese Idee entstanden?
Der Spielplatzguide war eine der allerersten Buchideen als wir noch in den gedanklichen Kinderschuhen der Verlagsgründung steckten. Wir waren zu dem Zeitpunkt mit unserer ersten Tochter sehr viel auf Spielplätzen unterwegs und dabei viel uns auf wie ungewöhnlich die Spielplätze hier in Berlin gestaltet sind. Gerade Berlin verleitet einen durch seine Größe manchmal dazu im eigenen Kiez hängen zu bleiben, mit dem Spielplatzguide wollen wir auch andere Familien einladen die Stadt spielerisch mit den Kleinen zu entdecken.
Teilt ihr euch die Arbeit im Verlag zu zweit oder beschäftigt ihr mittlerweile auch Mitarbeiter? Die Prozesse, die hinter einem Buch stecken, sind ja durchaus enorm.
Wir teilen uns die Arbeit zu zweit, arbeiten aber mit vielen Freelancern Projekt basiert zusammen. Mit Illustratoren fürs Cover, mit Lektoren, Autoren und seit ein paar Monaten werden wir im Vertrieb für die Schweiz unterstützt – danke Claudia (hoiberlin.com)!
Wer ist für das wundervolle Design eurer Bücher zuständig? Selbst die einfache Verlagsvorschau ist bei euch wirklich ein Traum.
Das macht Johannes! Er ist nämlich eigentlich gelernter Grafik-Designer. Nur die Cover Illustrationen geben wir raus.
Wenn du mal drei Jahre in die Zukunft blickst: Wo siehst du den Reisedepeschen Verlag dann? Was habt ihr noch geplant?
Wir hoffen, dass man unseren Verlag dann mit bewusstem und nachhaltigem Reisen verbindet. Das ist uns wichtig, und spielt eine große Rolle, ohne dass wir doktrinär werden wollen. Und dass wir mit unseren Büchern einen Anstoß fürs Entdecken geben. Entdecken als Lebenseinstellung.
Den Inselguide Thailand habt du und Johannes herausgegeben. Plant ihr ein weiteres Buch zu veröffentlichen?
Den Spielplatzguide haben wir auch als Herausgeber betreut und ja ein weiteres Buch ist bereits hinter den Kulissen in Arbeit, das wir gemeinsam mit ganz tollen Autoren vorbereiten, aber wir verraten noch gar nichts 😉
Hast du persönlich eigentlich Tipps für Länder oder Städte, die man unbedingt einmal bereisen sollte?
Ich hab Länder und Städte, die mich persönlich absolut begeistern und die ich unbedingt mehrfach bereise bzw. bereisen möchte. In meinem Fall sind das Indien, Südafrika, Israel und Paris. Aber generelle Must-See Empfehlungen gebe ich nicht. Ob einem ein Ziel gefallen könnte hängt immer sehr von den persönlichen Interessen und Möglichkeiten ab. Für mich macht es keinen Sinn jemand der zum Beispiel ein starkes Hygienebedürfnis hat nach Indien zu schicken. Das Resultat wäre für beide Seiten, die gastgebenden Inder und den Reisenden sehr unbefriedigend.
Und welche drei Dinge sollte man auf Reisen immer dabeihaben?
Für mich essentiell wichtig: Ein riesiger Baumwollschal (vielfältig einsetzbar: als Jacke, Decke, Handtuch, Kopfbedeckung, provisorischer Regenschutz), eine Kreditkarte und Zahnbürste.
Vielen Dank liebe Marianna für deine Zeit und die wunderschönen Bücher, mit denen ihr den Buchmarkt wirklich enorm bereichert.
Ich danke dir für das schöne Interview!
Aber natürlich möchte ich euch nun auch eines der wunderschönen Bücher aus dem Verlag empfehlen. Ich blättere selbst sehr gerne durch “Roadtrip – Eine Liebesgeschichte” von Jennifer und Peter Glas.
Jennifer und Peter Glas reisten zusammen 30 Monate durch 34 Länder und legten dabei rund 55 000 Kilometer zurück. Über ihre Erfahrungen, Entdeckungen und Erlebnisse schreiben sie in diesem Buch und selbst wenn man selbst nicht einen ebenso langen und großen Trip plant, ist alleine das Durchblättern des Buches schon ein Traum. Fernwehgarantie inklusive.
“Neulich wurden wir gefragt, warum wir das eigentlich machen, diese Reise. Nach kurzem Überlegen kam ich zu einer zugegebenermaßen trivialen Antwort: Weil es keinen Grund gibt, es nicht zu tun.”
Dieses Buch ist vollgepackt mit tollen Bildern, spannenden Geschichten, praktischen Tipps und kuriosen Erlebnissen. Jeder wird hier etwas für sich mitnehmen. Das besondere ist nämlich, dass das Paar sich fast ausschließlich im Unimog fortbewegt hat. Sie sind nur selten geflogen, manchmal auch mit dem Schiff gefahren. Ihr Weg führte sie von Italien über Griechenland in den Oman, nach Sri Lanka, Indien, Malaysia, Russland, die Mongolei über Litauen und Polen irgendwann zurück nach München. Über die meisten ihrer Stationen schreiben sie hier und jeder Bericht ist vollkommen anders. Manchmal auch so eindringlich, dass man selbst direkt recherchiert. Zum Beispiel der über die Schrecken und die Schönheit von Sarajevo.
Im letzten Teil des Buches berichten die beiden Autoren auch ganz ausführlich und transparent über ihre Kosten während der Reise. Welche Ausgaben hatten sie im Vorfeld, woran muss gedacht und was erledigt werden, welches Gepäck kam mit, was braucht man unbedingt und was eher nicht. Und wenn man mit dem Auto unterwegs ist, gibt es auch viele schöne Stellplatztipps. Auf dem Reiseblog der beiden kann man ebenfalls noch einiges mehr über den Trip nachlesen und sich Inspiration holen: https://glaarkshouse.com/
Solltet ihr dieses Buch in die Hände bekommen, rate ich dringend dazu, es genauer anzuschauen. Eine wunderschöne Ansammlung an Inspiration, auch dann, wenn ihr nur einen Solotrip in eines der Länder plant oder euch für eure nächste Reise inspirieren lassen wollt. Mit fast 300 Seiten habt ihr viel zu entdecken. Absoluter Buchtipp.
Roadtrip – Eine Liebesgeschichte von Jennifer und Peter Glas – Reisedepeschen Verlag – 271 Seiten – ISBN 978 3 96348 0003 – Hardcover – 35,- Euro
1 Kommentar
Liebe Petzi,
was für ein toller Beitrag und gelungenes Interview <3 Du hast mich gleich angefixt und das Buch ist sofort auf meine Wunschliste gewandert. Bei meinem nächsten Besuch in der Buchhandlung werde ich es mir ganz sicher mal etwas genauer anschauen 🙂
Danke dir für diese tolle Buchempfehlung!
Liebste Grüße
Ivy