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Katrin Koppold hat mit „Aussicht auf Sternschnuppen“ im letzten Jahr ihr erstes eigenes Buch veröffentlicht. Mit der Geschichte um Helga, die sich mit dem Mietwagen und einem Schauspieler im Gepäck auf den Weg nach Italien macht, hat die Autorin die Leser begeistert. Ihr zweites Buch „Zeit für Eisblumen“ ist schon in Planung.
Aus diesem Grund habe ich der Autorin einige Fragen gestellt. Ich habe das Buch selbst gelesen und hatte da so einige Fragen, die mir Katrin Koppold sehr lieb beantwortet hat.
Liebe Katrin, mit deinem Buch „Aussicht auf Sternschnuppen“ ist dir ja als Neuling ein großer Erfolg gelungen. Die Rezensionen auf Amazon sprechen für sich. Wie hast du diesen Erfolg aufgenommen?
Der Erfolg kam ja zum Glück nicht von heute auf morgen. Das Buch ist relativ langsam bei Amazon aufgestiegen. Angefangen habe ich bei Platz 3500. Nach einem Monat war es in der Top 200. Für längere Zeit in die Top 100 bin ich erst ein bisschen später gekommen.
Was mich persönlich aber mehr vom Hocker gehauen hat, war die Bekanntheit, die ich durch den Taschenbuchstart bekommen habe. Ich habe ein Bild gepostet, auf dem ich auf meinen 1000 Büchern sitze und die Resonanz war riesig. Über 1000 Menschen hatten dieses Bild gesehen. Den Post zu meinem Gewinnspiel sogar 3500. Zu meiner ersten Lesung haben mir Menschen gratuliert, von denen ich zuvor noch nie gehört hatte. Ich habe täglich Briefe bekommen, Interviewanfragen, ich wurde für den Autoren Award Leipzig nominiert. Wahnsinn! Das hat mich auf der einen Seite riesig gefreut, auf der andern aber auch unheimlich gestresst. Ich war es bis zu diesem Zeitpunkt ja überhaupt nicht gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen.
Im März war also alles ein wenig viel. Aber jetzt, wo sich der ganze Hype um dieses Buch etwas gelegt hat, kann ich das, was ich erreicht habe, so richtig schätzen. Wobei ich jetzt bei „Zeit für Eisblumen“ viel nervöser bin als bei „Aussicht auf Sternschnuppen“. Die Messlatte liegt nun einfach ein ganzes Stück höher als zuvor.
Wann hast du angefangen die Geschichte für dieses Buch zu entwerfen, wann letzten Endes angefangen zu schreiben und wie lange hast du dafür gebraucht?
Ich habe im April 2011, während der Aschewolke, die Idee dazu gehabt. Aber allein kam ich nicht weiter. Deshalb habe ich mir einen Schreiblehrer gesucht und mit ihm zusammen ein Konzept entworfen. Das muss im August gewesen sein. Im April 2012 bin ich die Route nach Italien dann abgefahren. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich etwa 200 Seiten geschrieben. In Italien kamen noch einmal 70 hinzu. Ganz allein und ohne jede Verpflichtung, außer dass ich jeden Tag ein paar Kilometer fahren musste, wurde meine Kreativität enorm beflügelt. Zwei Monate später war es fertig. Reine Schreibzeit hatte ich vielleicht ein Dreivierteljahr. Da ich hauptberuflich als Lehrerin arbeite und zwei Kinder habe, bin ich leider einfach nicht so schnell wie viele meiner Kollegen.
Hat sich dein Leben durch das Buch verändert? Und wenn ja, wie?
Mein ganz normales Alltagsleben hat sich überhaupt nicht verändert. Ich wurde und werde nicht besonders oft auf das Buch angesprochen. Außer von Menschen, die es kaufen wollen, oder die mir sagen, dass es ihnen gefallen hat. Ansonsten ist meine Schreiberei in meinem Freundes- und Bekanntenkreis kaum ein Thema. Das finde ich auch gut so. Meiner Familie und meinen engsten Freunden gehe ich schon eher auf die Nerven damit. Sie müssen mir Ratschläge geben, mich trösten, sich mit mir freuen, mich aufmuntern. Die machen teilweise schon einiges mit. Trotzdem würde ich auch hier nicht von gravierenden Veränderungen sprechen.
Was sich verändert hat, ist mein Facebook-Leben. Ich komme mit viel mehr Menschen in Kontakt als früher. Und es haben sich viele interessante Möglichkeiten ergeben. Z.B. habe ich einige bekannte Autoren kennen gelernt, ich kann an tollen Projekten mitarbeiten, Lesungen geben. Klar ist jetzt alles auch ein wenig stressiger geworden, aber insgesamt hat die Buchveröffentlichung mein Leben sehr bereichert.
Vornamen haben auch immer eine Bedeutung und Studien besagen, dass man allein durch den Vornamen eine Person schon in eine bestimmte Schublade steckt. Warum heißt deine Protagonistin Helga? Was hast du dir dabei gedacht?
Ich wollte eine Figur, die anders ist, als die tollpatschigen, herumlügenden Frauen, die sich sonst so in der Chicklit-Szene tummeln. Und ich wollte eine Figur, die ganz anders ist als ich selbst. Vielleicht um eine möglichst große Distanz zwischen mich und sie zu bringen. Auch wenn es mir damals gar nicht so bewusst war.
Eine Kollegin von mir hieß Helga. Es ist mir eine ganze Zeitlang gar nicht aufgefallen, wie unglaublich hübsch sie doch ist, da sie eher unauffällige Kleider trägt und sich auch nicht besonders aufbrezelt. Und genauso wie sie stelle ich mir meine Helga optisch vor.
Als ich meinem Schreiblehrer diesen Namen präsentiert habe, meinte er, wenn ich bei einem Verlag veröffentlichen wollte, würde der bestimmt verlangen, dass ich ihn ändere. Er hätte mal eine Rennschildkröte Helga genannt und nicht einmal die durfte ihren Namen behalten.
Ich bin aber froh, dass ich mich nicht anders entschieden habe. Mir selbst gefällt der Name zwar auch nicht, aber ich finde, er ist es unter anderem auch, der die Figur ein bisschen außergewöhnlicher macht.
Warum ist Helga zumindest zu Beginn eine so schwierige Person, die immer nur nörgelt und überall etwas auszusetzen hat?
In letzter Zeit habe ich ein paar Mal gehört, dass Leserinnen Helga unsympathisch fanden. Eine meinte sogar arrogant. Ich selbst habe das beim Schreiben gar nicht so gesehen. Ich fand Helga eher unsicher und aus dieser Unsicherheit heraus hat sie überreagiert und rumgemeckert. Aber ich finde sie auch nach wie vor sehr lustig. Sie nimmt sich selbst nicht besonders ernst und weiß sehr wohl, dass sie sich daneben benimmt und Nils gegenüber gar nicht fair ist. Doch gerade dieses Gezicke ist es doch letztendlich auch, dass die Wortgefechte zwischen dem armen Kerl und ihr so amüsant machen.
Kannst du schon verraten in welche Richtung sich dein neues Buch entwickeln wird? Wird Helga auch weiterhin eine Rolle spielen oder mehr ihre Schwestern? Oder wird es um ein ganz anderes Thema gehen?
Ich habe „Aussicht auf Sternschnuppen“ als ersten Band einer vierteiligen Reihe konzipiert, in der jede Schwester der Baum-Familie ihre eigene Geschichte bekommt.
In „Zeit für Eisblumen“ wird Fee die Hauptrolle spielen. Helga kommt in zwei Kapiteln vor, und das auch nur am Rand. Da Fee nach Irland fährt und ich nicht wollte, dass sie außer ihrer Mutter und ihrem Sohn auch noch weitere Familienmitglieder mitnimmt, war das ein notwendiger Schritt.
Ich finde es spannend, Klischees aufzustellen und diese wieder zu zerstören. Fee zum Beispiel ist längst nicht so oberflächlich und cool, wie es im ersten Band den Eindruck macht. Sie ist eigentlich ein unsicherer, sensibler Mensch, der sich selbst erst noch finden muss und im zweiten Band lange Zeit hilflos herumtrudelt. Ihre Geschichte hat ebenfalls lustige Momente, aber insgesamt ist die Grundstimmung des Romans nachdenklicher, die Handlung ist komplexer (und hoffentlich weniger vorhersehbar). Hier behandele ich auch ein ernsteres Thema als bei „Aussicht auf Sternschnuppen“. Es musste sein. Denn mir war klar, dass eine scheinbar so perfekte Figur wie Fee, blond, dünn, Botox, Job beim Fernsehen, nur funktionieren kann, wenn das Schicksal ihr so richtig eins auf die Mütze gibt. Natürlich ist es ein Experiment, das auch schief gehen kann. Das erste Buch hat sich ja unglaublich oft verkauft und kam auch überwiegend sehr gut an. Aber mir war es wichtig, zu zeigen, dass ich nicht nur humorvolle Schenkelklopfer-Bücher schreiben kann.
Ein Buch schreiben ist auch ganz schön viel Arbeit. Wo sammelst du Ideen und Inspiration für deine Geschichten?
Sie kommen zu mir. Ganz ehrlich! Ich würde mich nicht als besonders phantasievoll bezeichnen. Fantasybücher könnte ich nicht schreiben. Aber ich bin ein guter Zuhörer und ich beobachte Menschen genau. Meinen Freunden und Bekannten passieren so viele skurrile Sachen. Ich selbst bin auch sehr fettnäpfchenanfällig. Ich glaube nicht, dass mir jemals die Ideen ausgehen.
Hast du feste Zeiten zu denen du aktiv schreibst oder immer nur, wenn du dir Zeit dafür schaffen kannst? Und helfen dir irgendwelche Rituale dabei?
Da ich einen Beruf und Kinder habe, ist es wirklich schwer, sich Schreibzeiten freizuschaufeln. Wenn ich darüber hinaus noch auf besondere Rituale angewiesen wäre, würde es noch komplizierter werden. Ich weiß, dass es furchtbar langweilig klingt, aber ich setze mich tatsächlich einfach nur hin und haue in die Tasten, wenn ich Zeit und Muße dafür finde. Ohne jeden Schnickschnack.
Da ich aber ständig darauf angesprochen werde, denke ich darüber nach, mir irgendeine Marotte zuzulegen. Vielleicht schreibt es sich ja mit einem pinkfarbenen Sonnenhut auf dem Kopf besser. Bis zu unserem nächsten Interview habe ich bestimmt etwas gefunden 😉
Was empfiehlst du anderen, die schon immer mal einen Roman schreiben wollten, sich aber nie dazu durchgerungen haben?
Von alleine oder nur vom Herumreden schreibt sich kein Buch. Man muss es einfach machen. So einfach und doch so schwer ist es. „Wege entstehen, in dem man sie geht“ steht auf meinem Notizbuch. Bei mir hat es geklappt.
Und wenn es nicht beim ersten Mal funktioniert? Dann probierst du es halt noch einmal. Ich selbst habe es auch erst beim zweiten Anlauf geschafft, ein erfolgreiches Buch auf den Markt zu bringen.
Und zum Schluss: Was möchtest du allen deinen Lesern mit auf den Weg geben?
Liebe Leserinnen und Leser, ich hätte es mich ja bis vor kurzem niemals getraut, einem Autor zu schreiben, dass mir seine Bücher gefallen. Vielen Dank dafür, dass so viele von euch nicht so schüchtern sind. In den letzten Monaten habe ich so viel Post von euch bekommen und so oft gehört, wie viel Freude euch mein Buch gemacht habt. Dieses Lob nutzt sich einfach nicht ab. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue drüber und es ist ein riesiger Ansporn für mich, mir noch viele weitere Geschichten auszudenken.
Vielen Dank für das Interview.
Und darum gehts:
Helga (36) ist sauer. Gerade hat sie noch von einer glücklichen Zukunft mit Giuseppe geträumt und dann findet sie einer äußerst verdächtige SMS auf seinem Handy. Sie muss herausfinden, was dahinter steckt und folgt ihm zum Flughafen. Die scheinbare Geschäftsreise kann nur ein Vorwand sein, sie muss ihm also hinter. Doch der europäische Luftraum macht Helga einen Strich durch die Rechnung. Dank Aschewolke fliegt kein einziges Flugzeug. Da bleibt nur noch der Mietwagen, den sie sich zu allem Übel noch mit Nils teilen muss. Die Reise geht über München zum Gardasee bis in die Toskana und dann kommt alles ganz anders, als Helga gedacht hat.
Zur Rezension „Aussicht auf Sternschnuppen“
Mehr über die Autorin und ihre Bücher könnt ihr auch auf ihrer Homepage, auf der Facebook-Seite oder auf Twitter nachlesen.
2 Kommentare
Schönes Interview. Ich liebe es, wenn man mal hinter die Kulisse schauen und Autoren besser kennenlernen kann. Ich muss mir das Buch definitiv bald besorgen und auch lesen!
Die Autorenseite auf Fb habe ich schon geliked und ich konnte dadurch schon feststellen, wie sympathisch Katrin Koppold ist!
lg. Tine =)
Hallo, also das ist für eines der besten Interviews von dir – find ich echt super
LG Livia