Sicher ist dir schon einmal eine narzisstische Persönlichkeit begegnet. Häufig gelingt es jedoch gar nicht auf den ersten Blick Narzissten zu erkennen. Neben Narzissmus gibt es jedoch auch noch andere toxische Menschen, die uns nicht gut tun. Nicht immer erkennen wir genau das. Das Buch „Immun gegen toxische Menschen“ von Lisa Irani und Anna Eckert hilft einen anderen Blick dafür zu bekommen und gibt hilfreiche Tools an die Hand, wie es uns gelingen kann uns aus schädlichen Beziehungen zu befreien.
Die Merkamale von Narzissmus
Wir Menschen lieben es Beziehungen einzugehen und uns mit anderen verbunden zu fühlen. Wenn sich diese zwischenmenschlichen Beziehungen wie Sonnenstrahlen anfühlen, dann ist das mehr als erfüllend. Haben andere Menschen eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, dann trügt der Schein. Zu Beginn fühlen sich diese Beziehungen ebenfalls wie Sonnenschein an, doch die dunklen Schatten lassen nicht lange auf sich warten.
Lob und Anerkennung mögen wir alle, für narzisstische Menschen ist das jedoch der Treibstoff. Ihr Selbstwertgefühl hängt fast ausschließlich von der Bestätigung anderer Menschen ab und kann entsprechend schnell ins Wanken kommen, wenn diese Bestätigung ausbleibt. Sie suchen ständig nach Anerkennung und sind besonders empfindlich, wenn sie mit Misserfolgen oder Kritik konfrontiert werden.
Narzssisten neigen sehr dazu, ihre eigenen Fähigkeiten komplett zu überschätzen und anderen gegenüber ständig zu betonen, wie erfolgreich und wunderbar sie sind. Das aber immer einhergehend damit, andere herabzusetzen. Nur das hält nämlich das Gefühl der Überlegenheit aufrecht. Sie strengen sich durchaus an, um möglichst erfolgreich zu sein. Bleibt der Erfolg aus, dann tun sie aber gerne auch so als ob.
Letztlich sind sie aber mit ihrem Leben nie wirklich zufrieden. Sie leben in einem steten Vergleich mit anderen Menschen und haben es als großes Ziel, diese zu übertreffen. Noch besser sein ist hier die Devise. Sie streben danach die Besten zu sein und haben damit einhergehend hohe Ziele und große Erwartungen an sich selbst. Werden ihre Ziele behindert, verärgert das Narzissten. Häufig ist es auch so, dass sie ihr privates Leben und Beziehungen sehr vernachlässigen, um im Job richtig Karriere zu machen.
Innerhalb Beziehungen kratzen sie häufig nur an der Oberfläche und teilen nur ihre Erfolge. Schwäche zeigen ist undenkbar. Aus diesem Grund haben solche Menschen häufig auch viele Bekanntschaften, aber selten tiefe und vertrauensvolle Freundschaften. Auch in romantischen Beziehungen ist dies ein Problem, zudem narzisstische Menschen ständig das Gefühl haben von der Partnerin oder dem Partner bewertet zu werden.
Narzissmus kommt von Narziss, der sich leidenschaftlich in sein eigenes Spiegelbild verliebte, das sich im klaren Wasser spiegelte. Weil er so fasziniert von seinem eigenen Ebenbild war, wies er die Liebe andere Menschen zurück. Er war unfähig zwischen Realität und Illusion zu unterscheiden, weil er von sich selbst geblendet war. Deshalb stürzte er in die Tiefe und ertrank. Diese Version eines griechischen Mythos geht auf den Begriff „Narzissmus“ zurück. 1914 führte dann Siegmund Freud den Begriff in die Welt der Psychoanalyse und psychodynamischen Therapie ein. |
Gibt es gesunden Narzissmus?
Narzissmus ist ein Begriff, der sehr negativ konnontiert ist. Wenn wir von diesem Begriff sprechen, ist jedoch nicht immer die narzisstischen Persönlichkeitsstörung gemeint. Häufig wird der Begriff auch im Zusammenhang mit Empathiemangel, Egoismus, Selbstsucht oder ausbeuterischem Verhalten verwendet.
Doch ist Narzissmus wirklich nur negativ oder gibt es auch positve Facetten dieses Phänomens? Wenn wir es umgekehrt betrachten, dann können wir auf jeden Fall sagen, dass zu wenig Selbstachtung auf jeden Fall auch zu Problemen führen wird. Gute Beziehungen können wir nur dann führen, wenn wir Selbstbewusstsein und Selbstliebe haben. Auf die Balance kommt es in diesem Fall an. Zu wenig von beidem ist ebenfalls hinderlich.
Nur wenn wir uns unserer Selbst bewusst sind, können wir selbstsicher und authentisch sein und damit einhergehend gute Beziehungen führen.
Die beiden Autorinnen schreiben in ihrem Buch: „Gesunder Narzissmus als normal ausgeprägte Eigenschaft unserer Persönlichkeit verleiht uns ein starkes Selbstbewusstsein, die Fähigkeit, uns selbst zu lieben und unsere eigenen Grenzen zu erkennen.“
„Selbstliebe ist nicht egoistisch, sondern lebensnotwendig.“
Eine Partnerschaft wird dann als erfüllend wahrgenommen, wenn gesunder Narzissmus und die Bedürfnisse beider Partner in der Mitte aufeinander treffen. Das ist eine stabile Grundlage für eine gemeinsame glückliche Zukunft.
Wie finde ich heraus, ob ich es mit einer narzisstischen Person zu tun habe?
Die beiden Autorinnen erwähnen in ihrem Buch, dass es nicht die Aufgabe ist eine Person zu diagnostizieren. Vielmehr ist es wichtig, auf das eigene Wohlbefinden zu achten. Wenn sich also das Gefühl einschleicht, dass narzisstische Züge vorhanden sind, dann können unter anderem folgende Frage helfen:
- Kann mein Gegenüber bei (zwischenmenschlichen) Problemen differenziert reflektieren und seine eigenen Anteile erkennen?
- Ist die Person in der Lage, Fehler zuzugeben und sich zu entschuldigen?
- Weist der Lebenslauf der Person eine gewisse Kontinuität auf oder gibt es zahlreiche Umbrüche in der Lebensgestaltung?
- Wirkt ihre Persönlichkeit sehr charismatisch und löst eine gewisse Faszination aus?
- Kann mein Gegenüber auch die Leistungen anderer Personen vollständig würdigen?
- Entsteht in unseren Gesprächen ein echter Dialog oder dominiert meist ein einseitiger Monolog?
Fünf Red Flags: Liebesbeziehungen mit Narzissten erkennen
Andere abwerten = aufwerten!?
Indem sie andere herabsetzen, werten sich narzisstische Menschen selbst auf. Wichtig ist, dass dein persönliches Wohlbefinden stets oberste Priorität haben sollte. Überlege daher genau, ob du Kritik oder Anfeindungen dieser Personen auf dich selbst beziehst und annehmen möchtest.
Manipulation und Isolation
Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung nutzen insbesondere in Beziehungen Machtspiele, Liebesentzug und Gaslighting um andere Menschen zu manipulieren. Da Menschen Anerkennung und Zuwendung brauchen, trifft uns das besonders hart. Wichtig ist jedoch, dass man sich niemals von Familie oder Freunden isolieren lassen sollte, sich selbst treu bleibt und sich bei Bedarf auch verbündete sucht.
Verunsicherung
Narzissten suchen sich häufig Partner oder Partnerin, die Schuldzuweisungen und Vorwürfe akezeptieren und nicht dagegen aufbegehren. Wichtig ist jedoch, dass man sich regelmäßig Rat von neutralen Personen einholen sollte und sich nicht verunsichern lässt. Misslingt die Beziehung, ist es niemals nur die Schuld einer einzelnen Person. Diese Schuldzuweisung sollte man nicht annehmen.
Das arme Opfer
Narzissten stellen sich selbst gerne als Opfer da und drehen die Tatsachen dafür gerne um. Wichtig ist auch hier auf Fakten zu setzen und klar zu kommunizieren. Ignoriere die Opferrolle und halte dich strikt an Fakten. Lasse dich nicht manipulieren und nicht von narzisstischen Verhalten täuschen.
Kritik? Nein, danke!
Narzisstische Menschen sind nicht wirklich kritikfähig. Wenn du Kritik üben möchtest, dann ist es ratsam, diese behutsam zu verpacken. Es kann helfen, erst Lob auszprechen und dann zu erwähnen, was nicht passt. Das fördert eine positive Diskussion. Reagiert die Person dennoch gekränkt oder verletzt, dann nimm das auf keinen Fall persönlich. Das ist in der Regel nur Ausdruck der eigenen Selbstzweifel.
Um eine Beziehung mit einer narzisstischen Persönlichkeit zu führen, ist es ganz wichtig klar Grenzen setzen zu können und die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken. Nur so kann man sein eigenes Wohlbefinden schützen.
Wann ist nur eine Trennung ein Ausweg?
Manchmal ist die Trennung der einzige Weg, um wieder zu sich selbst zu finden. Loslassen ist aber häufig nicht einfach und narzisstischen Menschen machen es nicht einfacher. Sollten gemeinsame Kinder mit in die Trennung hineingezogen werden, es finanzielle Gründe geben oder aber auch das Machtverhältnis sehr unausgeglichen sein, dann kann es mitunter noch schwieriger werden.
Es gibt viele unterschiedliche Gründe, um in einer belastenden Beziehung zu verharren. Das betrifft nicht nur partnerschaftliche Beziehungen, sondern ebenso familiäre, freundschaftliche oder Arbeitsbeziehungen. Gründe können beispielsweise sein:
- der Wunsch, begehrt zu werden
- ein gemeinsamer Freundeskreis
- der Wunsch, Anerkennung zu bekommen
- das vorübergehende Gefühl von Gemeinschaft
- die Sehnsucht nach Liebe und Zuneigung
- die Angst, allein zu sein und der Wunsch, der Einsamkeit zu entkommen
- die Überzeugung, die psychotoxische Person ändern zu können
- die Angst, dass bei einer Trennung die gesamte Familie zerbricht
- finanzielle und berufliche Aspekte (Angst vor Jobverlust, Angst vor Arbeitslosigkeit, Angst vor Verarmung)
Prüfe deine Beziehung daher sehr genau und überlege, ob eine Trennung in Betracht kommt oder es andere Möglichkeiten gibt. Die folgende Übung aus dem Buch kann dir dabei helfen.
Übung: Soll ich mich trennen oder kann ich meine Beziehung retten?
- Worin liegt deiner Meinung nach der aktuelle Sinn in der Beziehung? (z.B. gegenseitige Unterstützung, Erfüllung emotionaler und sozialer Bedürfnisse, Aufbau einer gemeinsamen Zukuft, Verwirklichung gemeinsamer Ziele, Verfolgen gemeinsamer Interessen)
- Was spricht derzeit für eine Trennung bzw. einen Beziehungsabbruch?
- Was steuerst du und was steuert dein Gegenüber bei zum Gelingen der Beziehung?
- Wie würden deine engsten Freunde oder Angehörigen den aktuellen Sinn der Beziehung beschreiben?
- Woran merkst du, dass die Qualität der Beziehung oder eure Verbundenheit wieder gestiegen ist?
- Was müsste dein Gegenüber tun, um der Beziehung wieder mehr Sinn zu verleihen?
- Wie wahrscheinlich ist es, dass dein Gegenüber tatsächlich in der Lage ist, dies umzusetzen?
Wo das Buch dir helfen kann?
Die beiden studierten Psychologinnen Lisa Irani und Anna Eckert schreiben in ihrem Buch über viele verschiedene toxische Störungen und gehen noch viel mehr und tiefer auf Narzissmus ein, wie ich es hier könnte. Sie bieten auch eine umfangreiche Checkliste darüber, wie man eine Trennung beispielsweise vorbereiten kann und wie man es schafft sich aus einer negativen Beziehung zu befreien.
Eindrücklich zeigen sie jedoch auch, wie wichtig es ist den eigenen Selbstwert zu stärken, Grenzen zu setzen und für sich einzustehen und geben Leser*innen viele gute Tipps mit an die Hand. Wie findet man seine eigenen inneren Kraftquellen? Wie steigt man aus der Opferrolle aus? Warum ist Resilienz so wichtig? Welche Manipulationstechniken gibt es?
Diese und noch viele weitere Fragestellungen werden ausführlich in diesem Buch beantwortet. Dazu geben die beiden Autorinnen viele hilfreiche Tipps und Tools mit an die Hand, um sich in Selbstreflexion zu üben, sich mit den eigenen Mustern zu beschäftigen und seine zwischenmenschlichen Beziehungen genau unter die Lupe zu nehmen.
Ich kann das Buch allen empfehlen, die sich für Persönlichkeitsentwicklung und Psychologie interessieren, sich mit eigenen zwischenmenschlichen Beziehungen auseinandersetzen und sich weiterbilden möchten. Sehr verständlich geschrieben und mit vielen Fallbeispielen ergänzt, hat mich das Buch auf jeden Fall überzeugt.
Immun gegen toxische Menschen von Lisa Irani und Anna Eckert – GU Verlag – 286 Seiten – ISBN 978-3-8338-8926-0 – Paperback – 18,99 Euro
Disclaimer: Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem GU Verlag. Meine Meinung bleibt hiervon unberührt.