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Elke Becker lebt ihre Leidenschaft und das merkt man ihren Büchern an. Dabei ist sie nicht nur im Chick-Lit-Bereich daheim, sondern schreibt auch begeistert Krimis oder als J.J. Bidell auch Fantasybücher.
Ich bat die sympathische Autorin, die auf Mallorca lebt, um ein Interview. Heraus kam ein nettes Gespräch über Bücher und das Schreiben an sich.
Wer übrigens eines der Bücher mal näher kennenlernen will, der sollte im Dezember nochmal auf meinem Blog vorbei schauen. 🙂
Liebe Elke, mit deinem Buch „Yoga ist auch keine Lösung“ ist bereits dein sechstes Buch erschienen. Die Rezensionen auf Amazon sprechen für sich. Wie hast du diesen Erfolg aufgenommen?
Sehr begeistert natürlich 🙂 Ich denke, es war ein langsamer Prozess und mit jedem geschriebenen und veröffentlichten Roman wuchs die Leserschaft ein wenig mehr. Mit „Yoga ist auch keine Lösung“ konnte ich die Leser locken, die mich bereits kannten und gerne lasen, und als es dann in der Bestsellerliste war, konnte ich viele neue Leser gewinnen. Meine Leser sind der größte Schatz, den ich habe, denn der Wunsch eines jeden Autors ist, sein Zielpublikum zu erreichen und zu begeistern. Das ist der Kraftstoff, der uns antreibt, immer wieder neue Geschichten zu erzählen.
Wie war es, als du dein allererstes Buch veröffentlicht hast? Kannst du dich noch an das Gefühl erinnern?
Oh ja, das kann ich sehr gut. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meinen Hauptjob etwas zusammengekürzt und auf eine 3,5-Tage-Woche reduziert. Ich wollte mehr Schreibzeit haben und für zwei Jahre wollte ich mir diesen Luxus gönnen; was bedeutete, anderer Luxus wie Shoppen und Urlaub wurde für diese Zeit gestrichen. Ich hatte mir damals geschworen, wenn ich bis zu meinem 40. Geburtstag keine Verlagsveröffentlichung vorweisen kann bzw. einen Verlagsvertrag, werde ich wieder Vollzeit arbeiten, denn von irgendetwas muss man ja auch leben. Als dann 4 Wochen vor meinem 40. Geburtstag tatsächlich der Verlagsvertrag vor mir auf dem Tisch lag, fühlte ich mich sehr erleichtert und auch bestärkt, auf der Basis einer 3,5-Tage-Woche weiterzuarbeiten. Es folgten weitere Romane und zwischenzeitlich bin ich beim Luxus einer 2-Tage-Woche im Bürojob angelangt. Jetzt allerdings ohne auf Urlaub und Shoppen ganz verzichten zu müssen.
Wie entstehen die Ideen zu deinen Geschichten? Du schreibst ja nicht nur im Chick-Lit-Bereich, sondern auch Fantasy oder sogar Krimis. Das sind grundsätzlich sehr gegensätzliche Genres. Was reizt dich an den einzelnen Themen?
Die Ideen springen mich an. Es kann ein Satz sein, eine Szene im Fernsehen, eine Beobachtung auf der Straße oder auch einfach ein Zeitungsartikel. Der Krimi entstand durch die extreme Korruption auf Mallorca. Da konnte ich einfach nicht anders, als das Thema aufzunehmen. Bei der Fantasy-Trilogie wollte ich etwas für meine Nichten schreiben, die mit Krimi nichts anfangen können. Sie wollten aber etwas Neues haben, etwas ohne Engel, Vampire, Werwölfe, und so habe ich hin- und herüberlegt, bis meine schwarze Katze mich dazu inspirierte eine Geschichte über Katzenmenschen zu schreiben, die sich bei Vollmond in einen Panther verwandeln. In die Chick-Lit-Geschichten floss am Anfang sehr viel persönliches hinein. Mein Erstling, der nie das Licht der Welt erblickte, war ein Chick-Lit-Roman, der viele Erlebnisse während meiner Auslandsaufenthalte verband. Dass er erst als Roman 5 veröffentlicht wurde, zeigt deutlich, dass der Erstling damals nicht wirklich gelungen war und die beiden Geschichten im Grunde nichts mehr miteinander verbindet, als das Setting. Ein Erstling eben, der zwar Spaß machte, aber ohne wirklich roten Faden geschrieben war.
Es geht in all meinen Geschichten um die Liebe; mal mehr, mal weniger. Die Fantasy-Trilogie ist sogar sehr mit einer Liebesgeschichte verbunden. Selbst im Krimi konnte ich mir eine kleine angedeutete Romanze nicht verkneifen. Es ist doch die Liebe, die uns antreibt, oder? Die Liebe zu bestimmten Menschen: ob zur Familie, zu Freunden, zum Lebenspartner oder eben auch die Liebe zum Leben und zu Tieren. Liebe macht mutig genug, neue Wege zu beschreiten, um sein Glück zu kämpfen oder auch um Ungerechtigkeiten aus dem Weg zu räumen. Da spielt es für mich keine Rolle, ob das eine Geschichte mit Fantasy-Hintergrund ist, sich die Geschichte um einen Mordfall dreht oder sich eben um die klassische Variante eines Chick-Lit-Romans handelt.
Hat sich dein Leben durch die Buchveröffentlichungen verändert? Und wenn ja, wie?
Es hat mich sehr bereichert. Ich kann endlich das tun, was ich am liebsten mache. Geschichten erzählen, die gelesen werden. Für mich ist es ein unglaublicher Luxus ganze Schreibtage zur Verfügung zu haben, an denen ich ganz in die Welt meiner Protagonisten eintauchen kann. Ganz ohne Störung und Ablenkung. Es ist einfach ein wundervolles Gefühl, eine Geschichte zu entwerfen, sie reifen zu lassen.
Du veröffentlichst deine Bücher ja in erster Linie im Selbstverlag. Bist du mit dieser Entscheidung glücklich oder träumst du doch hin und wieder davon, dass deine Bücher in einem großen Verlag erscheinen?
Ich bin sogar sehr glücklich über diese Entscheidung. Sie hat mir die Möglichkeit geschenkt, mir den Luxus gönnen zu können, viele Schreibtage zur Verfügung zu haben. Natürlich träume ich auch davon, noch mehr Leser zu erreichen durch eine Veröffentlichung in einem Großverlag. Aus diesem Grund werden meine Projekte zwischenzeitlich auch Genreabhängig von zwei renommierten Agenturen vertreten. Es besteht also durchaus die berechtigte Hoffnung einen Verlag für die Projekte begeistern zu können. Das elektronische Selfpublishing hat zu einem Umdenken in den Verlagen geführt, sodass eine Selbstveröffentlichung nicht automatisch hinderlich ist, um auch in einem Verlag unterzukommen. Im Gegenteil: Es kann auch ein Türöffner sein.
Gibt es schon konkrete Pläne für ein neues Buch und wenn ja, kannst du bereits etwas darüber verraten?
Ja. Ich arbeite gerade an meinem nächsten Chick-Lit-Roman. In diesem Roman wird die Geschichte von Eva erzählt, die ja bei „Yoga ist auch keine Lösung“ eine Nebenrolle hat. Eva zog nach London, um dort ihren neuen Job anzutreten. Sie glaubt sich am Ziel ihrer Träume: Raus aus der bayrischen Provinz und rein ins pralle Leben. Erst zum Studium nach Berlin, dann zum Arbeiten nach London. Doch als Evas Eltern einen Autounfall haben, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich für einige Zeit um ihre Eltern zu kümmern. So ist sie gezwungen wieder dahin zu ziehen, wo sie nie wieder hinwollte. In ein kleines Dorf, in das sie außer zu Besuchen, niemals zurückkehren wollte. Doch ein Lichtblick scheint es auch in diesem tristen und spießigen Dorfleben zu geben: Der Mann in Nachbars Garten. Das wird voraussichtlich auch der Titel des neuen Romans werden.
Deine Chick-Lit-Bücher spielen ja einen Großteil der Handlung an schönen Orten, an denen der Leser gerne Urlaub machen würde. Hängt es damit zusammen, dass du selbst in Spanien lebst? Warum entwickelst du keine Handlung die beispielsweise nur in Berlin spielt?
Ich bin ein Reisevogel und liebe es auch Handlungen an schönen Orten spielen zu lassen. Doch das ist keine Pflicht. Es ist von der Geschichte des Protagonisten abhängig. Doch im Grunde hast du schon Recht. Ich ziehe exotische Settings durchaus einem deutschen Schauplatz vor. Im neuen Roman zieht Eva ja aus dem schönen London in ein kleines bayrisches Dorf. Die Haupthandlung wird also in Deutschland spielen. Ihre Geschichte verlangte das; und ich beuge mich 😉
In „Yoga ist auch keine Lösung“ wird jeden Morgen von Maureen und Anna Yoga praktiziert. Machst du selbst auch Yoga? Und wenn ja, wie hat es dich und dein Leben verändert?
Ja, ich mache selbst Yoga, wenn auch nicht so häufig, wie ich es sollte. Es ist ein schöner Ausgleich nach einem langen Tag am Schreibtisch. Der Körper wird gedehnt und das Herz-Kreislauf-System angekurbelt. Hat es mein Leben verändert? Nein, Yoga bereichert es, aber da ich es nicht so intensiv betreibe, empfinde ich es nur als Sport, der meinem Körper guttut.
Hast du feste Zeiten zu denen du aktiv schreibst oder immer nur, wenn du dir Zeit dafür schaffen kannst? Und helfen dir irgendwelche Rituale dabei?
Ich habe 3-4 ganze Schreibtage. Die behandle ich wie die Tage, an denen ich früher ins Büro gegangen bin. Ich stehe morgens auf, mache mir eine Tasse Tee oder Kaffee, lese meine Mails, beantworte sie und dann gegen 10:30h geht es mit dem Schreiben los. Mittags mache ich eine Stunde Pause und dann geht es weiter bis 18:30h. Also so in etwa. Wenn ich natürlich mitten in einer Szene stecke, schreibe ich diese fertig, oder wenn ich um 17:30h gerade ein Kapitel abgeschlossen habe, mache ich mir nur Notizen, wie ich am nächsten Tag weitermachen möchte. Es ist also ein normaler Arbeitstag für mich und das macht Spaß! Ich gehe nicht ans Telefon und nicht an die Haustür, wasche keine Wäsche und räume nicht auf. Es ist also so, als sei ich nicht zu Hause, sondern bei der Arbeit. Es hat lange gedauert, bis ich das so hinbekommen habe, denn die Verlockung, wenn das Telefon klingelt, ist ja da. Es könnte ja jemand anrufen, mit dem ich schon gerne sprechen würde. Doch seitdem alle wissen, dass ich nicht dran gehe, hat sich das Telefonieren auf den Abend verlegt.
Was empfiehlst du anderen, die schon immer mal einen Roman schreiben wollten, sich aber nie dazu durchgerungen haben?
Das ist schwierig. Wer einen Roman schreiben will, wird das tun. Wer sich dazu durchringen muss, ist vermutlich noch nicht so weit und sollte vielleicht mit Kurzgeschichten anfangen, um auf den Geschmack zu kommen. Ein Roman ist ein langwieriges Projekt. Wer dazu noch einen Vollzeitjob hat, wird sicherlich mindestens ein Jahr dazu benötigen, oder mit sehr wenig Schlaf auskommen müssen. Doch dann hat er sich ja schon dazu durchgerungen. Man muss es lieben zu schreiben; natürlich nicht immer. Es wird immer Szenen geben, die man als reine Arbeit ansieht und die weniger Spaß machen, weil sie anstrengend sind. Wer wirklich schreiben will, fängt einfach an, denke ich. Was könnte ich also empfehlen? Ein guter Anfang wäre ein ausführliches Exposé, um selbst zu wissen, wohin die Geschichte gehen soll. Das muss natürlich nicht starr zu sehen sein, sondern soll Blockaden vermeiden. Denn wenn man selbst nicht weiß, wohin die Geschichte führt, wird das eventuell bald an einen Punkt führen, wo man keine Lust mehr verspürt weiterzuschreiben, weil man gar nicht weiß, was man eigentlich schreiben soll. Man hängt, und das kann einem ganz schön den Schwung nehmen.
Und zum Schluss: Was möchtest du allen deinen Lesern mit auf den Weg geben?
Meinen herzlichen Dank! Ohne meine Leser, deren Zuspruch, Nachrichten, Rezensionen und Begeisterung hätte ich nicht so viel Spaß am Schreiben. Anders ausgedrückt: Ohne euch wäre so vieles nicht möglich gewesen. Ihr seid der Motor, der mich antreibt und dafür Danke ich euch von Herzen!
Vielen Dank für das nette Interview
Von „Ticket ins Glück„war ich schon sehr angetan und vergab 4/5 Punkte. Von „Yoga ist keine Lösung“ bin ich begeistert. Die Rezension dazu folgt in den nächsten Tagen. Chick Lit-Fans kann ich diese Bücher auf jeden Fall ans Herz legen.
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