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Zum Buch
An einem Tag im November von Petra Hammesfahr – Diana Verlag – 496 Seiten – ISBN 978-3-453-29155-3 – Hardcover – 19,99 Euro – bei glatteis kaufen
Inhalt
An einem gewöhnlichen Novembernachmittag verschwindet die fünfjährige Emilie Brenner spurlos. Obwohl die Nachbarn sie noch mit ihrem neuen Fahrrad sahen, ist sie wenig später wie vom Erdboden verschluckt. Die Eltern geben die Vermisstenanzeige allerdings viel zu spät auf und Kommissar Klinkhammer weiß, dass bei verschwundenen Kindern jede Minute zählt. Noch ahnt niemand, dass seit Monaten Dinge in der Nachbarschaft geschehen, die an jenem Tag im November unweigerlich zur Katastrophe führen.
Meine Meinung
Ich würde mich als Fan von Petra Hammesfahr bezeichnen, denn ich besitze fast all ihre Bücher und habe diese besonders vor dem Blog sehr viel gelesen. Natürlich gefällt ein Buch mal mehr und eines weniger, aber insgesamt habe ich ihren Stil sehr zu schätzen gelernt. Auf ‚An einem Tag im November‘ habe ich deshalb sehnsüchtig gewartet und es ziemlich schnell nach Erscheinen gelesen. Es ist Petra Hammesfahr, aber es ist eben auch leider nicht ganz perfekt.
Erzählt wird die Geschichte der kleinen Emilie, die spurlos verschwindet, als die Mutter kurz auf dem Sofa einschläft. Auf interessante Art und Weise erfährt der Leser die Geschichte der Nachbarschaft. Dinge, die sich seit Monaten abspielen und schließlich an diesem einen Tag im November in der Katastrophe gipfeln.
Die Autorin beherrscht es in jedem Buch, den Leser an die Geschichte zu binden. Das vermeintlich Schockierende ist, dass die Geschichte genau so in jeder Nachbarschaft passieren könnte und der eine Thematik zugrunde liegt, die niemanden kalt lässt. Hammesfahr arbeitet für gewöhnlich mit vielen Protagonisten und vielen Erzählsträngen, die am Ende aber alle ihre Berechtigung haben und sich auf wundersame Weise miteinander verknüpfen. Trotz eines ausführlichen Personenregisters am Anfang konnte ich mir aber gerade in diesem Buch nicht immer merken, wer denn jetzt eigentlich wer ist und zu wem gehört. Für meinen Tick waren es hier ein paar Personen zu viel, da viele Figuren auch zu blass blieben und zu wenig Bedeutung im Buch hatten. Sicherlich aber eine Tatsache, über die man streiten kann und die jeder Leser unterschiedlich wahrnimmt.
Gerade zu Beginn und am Ende war das Buch von einer unglaublichen Spannung getragen, die im Mittelteil leider etwas abgesunken ist. Trotzdem wollte man aber immer wissen, wie es weitergeht. Die Autorin streute geschickt falsche Fährten und überraschte mich mit dem Ende komplett. Tiefgründig, psychologisch und wirklich so nah an der Realität, dass man oft das Gefühl hatte, gar keine fiktive Geschichte zu lesen.
Erzählt wird die Geschichte in Rückblenden und aus unterschiedlichen Erzählperspektiven. Das ist jedoch zu keiner Zeit verwirrend und der Leser kann immer gut folgen. Der Schreibstil ist dabei gewohnt fesselnd, und selbst wenn wenig passiert, will man weiterlesen.
Viele Figuren zeichnete Hammesfahr nahezu perfekt, wie beispielsweise die überforderte, unglückliche Mutter, den cholerischen Lehrer und Familienvater oder die kriminellen Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Hier waren zwar stellenweise ein paar Klischees zu erkennen, dennoch hat dies zur Handlung gepasst. Gar nicht gefallen hat mir allerdings Kommissar Klinkhammer und die komplette Polizeitruppe. Die hat mich hier fast mehr gestört, als dass sie der Handlung gut getan hätte. Die Autorin ist eben nicht diese typische Krimiautorin, sondern schreibt vielmehr lebensnahe Geschichten, die den Leser manches Mal mehr gruseln lassen, als es ein Krimi könnte.
Fazit
Eine gut durchdachte komplexe Geschichte, die mich besonders mit seinem Ende überrascht hat. Psychologisch, tiefgründig und nah an der Realität und mit seiner Thematik daher sehr schockierend. Trotz kleinerer Schwächen allerdings ein lesenswertes Buch und eine Empfehlung.
4/5 Punkten
4 Kommentare
Huhu Petzi,
thematisch klingt das Buch wirklich unglaublich gut und ich hatte es auch bereits auf dem Radar, wobei ich allerdings auf das TB warten werde, da ich den Tick habe Thriller nur als TB zu lesen. Allerdings lässt mich dein Kritikpunkt auch ein wenigs ins Grübeln kommen, denn ich komme mit zu vielen Namen in einem Buch häufig nicht zurecht und wenn man schon ein Namensregister in ein Buch integrieren muss, dann weiß ich nicht so genau, ob es DAS Buch für mich ist!
Welches Buch von der Autorin könntest du mir denn empfehlen?
Liebe Grüße
Steffi
Hallo Steffi,
ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob das Buch etwas für dich ist. Vor einigen Jahren habe ich „Der stille Herr Genardy“ gelesen und fand es ganz toll. Das Buch von ihr kann ich dir auf jeden Fall ans Herz legen. Mit diesem hier musst du es halt vielleicht später einfach mal probieren. Zu viele Personen mag ich wirklich auch nicht, wobei die hier wirklich alle irgendwie ihre Berechtigung hatte. Ganz am Anfang dachte ich, dass es sogar nur 3 Sterne bekommt. 4 sind es aber geworden, weil die Geschichte einfach so realitätsnah ist und im Rückblick betrachtet wirklich gut. 🙂
Liebe Grüße
Petzi
Huhu Petzi,
da habe ich doch mal direkt auf dich gehört und habe soeben „Der stille Herr Genardy“ bei TT angefordert! Bin doch immer wieder auf der Suche nach neuen Schätzen 😉
Lieben Dank für den Tipp!
Hab einen schönen Abend!
Liebe Grüße
<333
Hallo liebe Petzi!
Auch ich reihe mich bei den Hammesfahr-Fans ein, denn ihre Thriller sind psychologisch absolut fein zu lesen. „Der stille Herr Genardy“ liegt noch auf meinem SuB und auch dieses hier habe bei Skoobe vorgemerkt, wusste aber nicht so recht, ob ich es lesen soll oder nicht, weil mich irgendwie der Klappentext nicht überzeugen konnte.
Zu viele Personen in einer Geschichte finde ich oft verwirrend. Weniger ist da oft mehr. Aber ich denke, ich werde wohl eine Hammesfahr- Lesewoche einplanen, denn vier von fünf Punkten klingt einfach zu gut.
Schönes Wochenende dir! Wir sehen uns dann bei der Leserunde. Liebe Grüße, Iris