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Hannah, Adam und die kleine Sydney haben es geschafft, sich unter neuen Namen in Philadelphia ein zweites Leben aufzubauen. Doch die hart erarbeitete Sicherheit gerät ins Wanken, als durch einen Zufall das Medieninteresse an der Familie geweckt wird und die Gesichter der drei, die nie wieder auffindbar sein wollten, in allen Zeitungen auftauchen. Denn Hannah und ihre Familie teilen ein grausames Geheimnis, das nun ein weiteres Mal droht, ihr Leben in einen Albtraum zu verwandeln. Und ihr größter Feind ist jemand, den sie am meisten lieben …
Familiendrama und Psychothriller in einem
Manchmal brauche ich Bücher, die mich mit ihrer Handlung sofort mitreißen und nicht mehr loslassen. Bücher, die durch ihre Schreibweise auch über Lücken in der Erzählung hinwegtäuschen und trotzdem begeistern. „Ein Akt der Grausamkeit“ ist genau dieses.
Bereits nach wenigen Seiten wollte ich von dieser Geschichte mehr, weil der Patricia MacDonalds Schreibstil genau meinen Nerv getroffen hat. Der Leser befindet sich in der Gegenwart und erfährt aktuell noch nicht allzu viel. Hannah, Adam und die kleine Sydney führen ein verstecktes Leben und mussten untertauchen. Wovor und weshalb ist nicht gleich klar. Doch dann wird die Geschichte von hinten aufgerollt und die Autorin erzählt, wie es dazu gekommen ist.
Dieser Teil ist nicht wirklich ein Psychothriller, sondern vielmehr fast ein Familiendrama. Ein Drama aber, das deshalb nicht weniger fesselnd und schockierend ist und das den Leser dennoch an mancher Stelle fassungslos zurücklässt.
Die Thematik, die diesem Buch zugrunde liegt, ist bedrückend und schockierend zugleich, dennoch weltweit existent. Ich fand es daher gut, dass dieses schwierige Thema aufgegriffen wurde und man damit als Leser vielleicht auch ein Stück weit mehr sensibilisiert wird. Kindesmissbrauch findet häufiger statt, als man denken mag und nicht immer erfüllt der Täter die typischen Klischees.
Hannah und Adam sind seit zwanzig Jahren verheiratet, lieben ihre Tochter, vergöttern ihr Enkelkind und würden alles für die Familie tun. Man nimmt den beiden ihre Rolle vollkommen ab und merkt als Leser schnell, dass auch die beiden ihre Ecken und Kanten haben. Insgesamt sind die Charaktere sehr gut gelungen und fügen sich maßlos in die ihnen zugedachten Rollen ein.
Der Verlauf der Geschichte ist aber dann leider doch mit kleinen Mankos behaftet, die den ungetrübten Lesegenuss stellenweise ein wenig gestört haben. Da gibt es einige sehr langatmige Szenen, in denen man das Gefühl hat, überhaupt nicht mehr von der Stelle zu kommen. Vieles ist zudem sehr vorhersehbar, sehr klischeehaft und manches auch nicht wirklich plausibel. Insgesamt bekommt man mit „Ein Akt der Grausamkeit“ aber einen soliden Psychothriller serviert, den es sich durchaus zu lesen lohnt, wenn man ihn als leichte Unterhaltung betrachtet und über die kleinen Mankos hinwegsehen kann.
Die Grundidee der Geschichte hat mir gefallen, weil sich doch eine war, die ich bisher nicht schon in mehrfacher Ausfertigung und anderer Version irgendwo gelesen habe. Manchmal braucht man auch nur einen Thriller, in den man sich fallen und treiben lassen kann und der durchaus auch kleine Mankos aufweisen darf. Dieses Buch ist so eines. Nicht perfekt, aber durchaus gut lesbar.
Fazit
Ein Pageturner, der trotz kleiner Mankos und vorhersehbareren Momenten überzeugt hat. Für mich kein perfekter Thriller, aber manchmal muss es auch gar nicht so perfekt sein, sondern einfach funktionieren. Das ist hier der Fall.
4/5 Punkten
Ein Akt der Grausamkeit von Patricia MacDonald – aus dem Amerikanischen von Karin Dufner – Piper – 400 Seiten – ISBN 978-3-492-30757-4 – Taschenbuch – 9,99 Euro | bei Amazon kaufen| im Buchhandel kaufen
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1 Kommentar
Überzeugt. 😉 Ich brauche mehr Lesezeit, bitte.