Der Buchpreis wird jedes Jahr von mir genauerstens verfolgt und auch auf den „Bayerischen Buchpreis“ (vormals CORINE) habe ich immer ein Auge. Umso mehr freue ich mich, dass ich dieses Jahr zusammen mit Marcus (Bücherkaffee) und Wolfgang (Literaturcafé) die Verleihung vor Ort verfolgen und bereits im Vorfeld begleiten darf.
Wie läuft die Verleihung ab?
In der Regel wird der Gewinner vorab ermittelt und bei der Preisverleihung gekürt. Beim „Bayerischen Buchpreis“ ist dies jedoch anders. In einer öffentlichen Jurysitzung diskutieren die Mitglieder auf der Bühne und einigen sich im Anschluss auf einen Preisträger in der jeweiligen Kategorie. Auf diesen Austausch freue ich mich besonders und bin gespannt über die Diskussion und den anschließenden Gewinner. Dotiert ist der Preis mit 10.000 Euro.
In der Jury sitzen dieses Jahr Svenja Flaßpöhler, die zugleich Jury-Vorsitzende ist und ebenfalls Chefredakteurin des Philosophie-Magazins. Ebenfalls Knut Cordsen, der als Kulturredakteur und Literaturkritiker beim Bayerischen Rundfunk tätig ist und Sandra Kegel, die Redakteurin für Literatur und literarisches Leben im Feuilleton der FAZ ist.
Die nominierten Bücher
Belletristik
Wie ich fälschte, log und Gutes tat von Thomas Klupp (Berlin Verlag)
Weiden ist eine Vorzeigekleinstadt: Die Wirtschaft brummt, von den Lady-Lions gibt es Charity-Barbecues für Flüchtlinge, die Oberschule ruft eine Leistungsinitiative in den MINT-Fächern aus, die Tennisjugend gewinnt das Landesfinale, und mit dem neuen Schuljahr prangt von jeder Wand ein Antidrogenplakat der Champions mit dem Slogan: »Geh ans Limit! Ohne Speed!«. Benedikt Jäger und seine Kumpel Vince und Prechtl sind nicht nur mittendrauf zu sehen, sie stecken auch mittendrin in dieser schönen Welt, die alle Abgründe vertuscht: Die Nächte feiern sie exzessiv im »Butterhof«, wie sie ihre Schulleistungen am neuen Evaluierungssystem vorbei vor den erfolgsgierigen Eltern verbergen, steht in den Sternen. Und dass die Lady-Lions ausgerechnet Crystal-Mäx, den Unterweltkönig und berüchtigten »Butterhof«-Betreiber, mit einer Finanzspritze beim Bau von Flüchtlingswohnungen unterstützen, macht die Lage noch unübersichtlicher … Anarchisch und pointensatt im Hochgeschwindigkeitsrausch erzählt, getragen von bitterbösem Humor – ganz großes Tennis!
Archipel von Inger-Maria Mahlke (Rowohlt) – Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2018
Es ist der 9. Juli 2015, vierzehn Uhr und zwei, drei kleinliche Minuten. In La Laguna, der alten Hauptstadt des Archipels, beträgt die Lufttemperatur 29,1 Grad. Der Himmel ist klar, wolkenlos und so hellblau, dass er auch weiß sein könnte“. Damit fängt es an. Und mit Rosa, die zurückkehrt auf die Insel und in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes. Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau. Doch für eine Weile sieht es so aus, als könnte sie es im Asilo, dem Altenheim von La Laguna, finden. Ausgerechnet dort, wo Julio noch mit über neunzig Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio war Kurier im Bürgerkrieg, war Gefangener der Faschisten, er floh und kam wieder, und heute hütet er die letzte Lebenspforte der Alten von der Insel. Julio ist Rosas Großvater. Von der mütterlichen Seite. Einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt.
Töchter von Lucy Fricke (Rowohlt)
Zwei Frauen brechen auf zu einer Reise in die Schweiz, mit einem todkranken Vater auf der Rückbank. Eine letzte, finale Fahrt soll es werden, doch nichts endet, wie man es sich vorgestellt hat, schon gar nicht das Leben.
Martha und Betty kennen sich seit zwanzig Jahren und sie entscheiden sich fürs Durchbrettern. Vor sich haben sie das Ziel, von hinten drängt das nahende Unglück. „Es gab niemanden, mit dem ich so lauthals über das Unglück lachen konnte wie mit Martha. Die wenigsten Frauen lachten über das Unglück, schon gar nicht über ihr eigenes. Frauen redeten darüber, bis sie weinten und nichts mehr zu retten war. Was das Leiden betraf, verstanden Frauen keinen Spaß.“
Sachbuch
Zeit der Zauberer – Das große Jahrzehnt der Philosophie von Wolfram Eilenberger (Klett Cotta)
Die Jahre 1919 bis 1929 markieren eine Epoche unvergleichlicher geistiger Kreativität, in der Gedanken zum ersten Mal gedacht wurden, ohne die das Leben und Denken in unserer Gegenwart nicht dasselbe wäre. Die großen Philosophen Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin, Ernst Cassirer und Martin Heidegger prägten diese Epoche und ließen die deutsche Sprache ein letztes Mal vor der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs zur Sprache des Geistes werden.
Opfer – Die Wahrnehmung von Krieg und Gewalt in der Moderne von Svenja Goltermann (Fischer Verlag)
Die Historikerin Svenja Goltermann erzählt, wie das Bild des Opfers, das wir heute kennen, sich erst seit dem 18. Jahrhundert herausgebildet hat: Mit den modernen Gesellschaften entstand das Bedürfnis, die Verluste zu zählen und die Toten zu identifizieren. Zugleich sollte der Krieg humanisiert, Kriegsversehrte sollten versorgt, Überlebende und Hinterbliebene entschädigt werden. So wurde der Begriff des Opfers nach und nach ausgeweitet, von Soldaten auf die zivile Bevölkerung, von körperlichen Verletzungen bis zur Anerkennung des Traumas als seelische Wunde.
Wer jedoch als Opfer überhaupt benannt und anerkannt wird, war und ist eine Frage von Hierarchien und Macht – und damit ein eminent politisches Problem.
Die Vereindeutigung der Welt – über den Verlust von Mehrdeutigkeit und Vielfalt von Thomas Bauer (Reclam)
Was haben das Verschwinden von Apfelsorten, das Auftreten von Politikern in Talkshows, religiöser Fundamentalismus und der Kunst- und Musikmarkt miteinander gemeinsam? Überall wird Vielfalt reduziert, Unerwartetes und Unangepasstes zurückgedrängt. An die Stelle des eigentümlichen Inhalts rückt vermeintliche Authentizität: Nicht mehr das »was« zählt, sondern nur noch das »wie«. Thomas Bauer zeigt die Konsequenzen auf, sollten wir diesen fatalen Weg des Verlustes von Vielfalt weiter beschreiten.
Wann wird der Preis verliehen?
Die Verleihung findet am Dienstag, den 06. November in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz statt. Auf Facebook, Twitter und in der Mediathek des BR wird ein Livestream übertragen. Hier besteht ebenso die Möglichkeit direkt zu kommentieren und sich so aktiv zu beteiligen und zu diskutieren. Die Links dazu werde ich entsprechend rechtzeitig vorher hier ergänzen und auf meinen Social Media Kanälen teilen.
Es lohnt sich jetzt bereits, wenn ihr dem Bayerischen Buchpreis auf Facebook folgt. Aktuell kann man dort z.B. noch Bücher gewinnen. Mehr Infos gibt es ebenso auf der Homepage des Bayerischen Buchpreises.
Besprechungen zu einem Großteil der Bücher folgen demnächst. In der Zwischenzeit könnt ihr aber auch bereits bei meinen Bloggerkollegen vorbeischauen, die ebenfalls bereits Eindrücke zu den Büchern verfasst haben.
Welches der nominierten Bücher interessiert euch denn persönlich am meisten?
5 Kommentare
Ich finde alle Bücher mehr oder weniger interessant. Danke für die Vorstellung!
Zeilentänzerin
Hallo Petzi,
ah, voll cool, dass das Buch von Thomas Klupp nominiert ist. Dazu habe ich nämlich erst am Wochenende beim „Stories“-Podcast (super Podcast zum Thema Bücher übrigens) einen Auszug aus der Lesung gehört (plus die anschließende Diskussion über das Buch). Hat sich für mich witzig und spannend angehört, so dass das Buch direkt auf meiner Wunschliste gelandet ist.
Viele Grüße,
Steffi
Hallo Steffi,
den Podcast bzw. auch den Instagram-Account mag ich auch total gerne. Und das ist Buch ist auch ziemlich witzig. Ich denke, dass es dir auf jeden Fall gefallen könnte. 🙂
Liebe Grüße
Petzi
Liebe Petzi,
Das Buch die Töchter kommt mir sehr bekannt vor und spricht mich auch an.
Ich bin gespannt, welches Buch das Rennen macht 🙂
Liebste Grüsse
Janine von https://www.vivarubia.com/
TÖCHTER und OPFER hören sich unheimlich interessant an; definitiv Romane, die ich zur Hand nehmen würde.