‚Engelsgleich‘ von Martin Krist

von Petzi

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Engelsgleich von Martin Krist – Ullstein – 592 Seiten – ISBN 978 3 548 286 396 – Taschenbuch – 9,99 Euro – bei glatteis kaufen

Inhalt

Hauptkommissar Paul Kalkbrenner und seine Kollegin Sera Muth werden in Berlin auf ein Fabrikgelände gerufen, auf dem die Leiche einer verstümmelten Frau gefunden wurde. Fassungslos müssen die beiden feststellen, dass dies nicht die einzige Leiche bleibt. In einem naheliegenden Kloackebecken werden weitere Leichen geborgen. Wer steckt hinter all diesen Opfern? Und ist darunter auch die verschwundene Merle, die von ihrer Pflegemutter verzweifelt gesucht wird?

Meine Meinung

Um diese Rezension zu schreiben und dieses Buch zu lesen, habe ich einiges an Zeit gebraucht. In erster Linie deswegen, weil ich genau überlegt habe, welche Worte ich wähle, um dieses Buch zu beschreiben. Wenn ich ein Buch zur Hand nehme und dann zwischendurch doch immer wieder was anderes einschiebe, ist es primär nie ein gutes Zeichen. Und leider hat es „Engelsgleich“ nicht geschafft, mich genauso zu überzeugen, wie ich es bei Martin Krist eigentlich gewohnt bin.

Martin Krist ist tatsächlich der böse Bube unter den Krimi-Schreibern, wie es schon auf dem Klappentext zu lesen ist. Drogenhandel, Prostitution und viel Kriminalität liegt ihm als Autor und bei „Drecksspiel“ hat mir diese Mischung und die Umsetzung sehr gefallen. Auch grundsätzlich habe ich nichts gegen diese Art von Geschichten einzuwenden. Manchmal ist hart erst richtig gut und den typischen Einheitsbrei liest man doch sowieso viel zu oft.

„Engelsgleich“ hat mich aber leider nicht überzeugt und das, obwohl der Stil des Autors sich nicht komplett geändert hat und der Schreibstil gut lesbar war. Woran lag das also? Zum einen auf jeden Fall an den vielen Erzählsträngen, die mit vielen Protagonisten gefüllt waren und in denen ich mich lange gar nicht wirklich zurecht gefunden habe. Nach fünfzig Seiten bin ich immer noch nicht in der Geschichte angekommen, habe mich nicht wohlgefühlt und es das erste Mal beiseitegelegt. Als ich dann weitergelesen habe, wurde es leider nicht besser. Sehr speziell fand ich es beispielsweise nach über der Hälfte des Buches erst zu erfahren, dass ein Erzählstrang zwei Jahre in der Vergangenheit liegt und überhaupt nicht parallel erzählt wird. Ich hatte bereits den Gedanken eine wichtige Info überlesen zu haben, aber diese Tatsache ist auch anderen Lesern begegnet und demnach wohl absichtlich so geschrieben worden.

Viele Protagonisten haben mir leider überhaupt nicht gefallen, besonders Pflegemutter Juliane Kluge. Sicherlich wurde ihr Verhalten absichtlich so dargestellt, um klarzumachen, dass sie sich besonders um ihr Pflegekind sorgt und ihr ganzes Leben für dieses opfert. Dennoch empfand ich die Art sehr übertrieben und doch einen Tick zu verbissen. Da „Engelsgleich“ mein erstes Buch mit Kommissar Kalkbrenner ist, kann ich auch zu diesem nichts sagen. Vielleicht gibt es in den ersten Teilen mehr zu seiner Entwicklung zu lesen. Ohne also die anderen Bücher zu kennen, bleibt er hier ein wenig blass, aber durchaus sympathisch in Erinnerung.

Der Fall an sich ist interessant erzählt und die Hintergründe der Taten äußerst schockierend. Für ganz schwache Nerven wahrscheinlich keine einfache Kost, da es in diesem Buch nicht an Leichen mangelt. Das alles hat mir aber nicht gereicht, da ich einfach irgendwann durch die vielen komplexen Handlungsstränge so genervt war und gar nicht mehr recht verstanden habe, wer jetzt mit wem verbunden ist, wer mir etwas vorspielt und wie es am Ende ausgeht. Auch die Länge des Buches war ein kleines Manko, denn mit knapp sechshundert Seiten ist es keine wirklich kurze Geschichte. Ein wenig Kürze hätte der Handlung keinesfalls geschadet, sondern wäre wahrscheinlich eher förderlich gewesen. Man hat an manchen Stellen doch das Gefühl, dass sich dieses Buch sehr in die Länge zieht.

Erwähnt werden muss aber auf jeden Fall, dass Illustrator Timo Kümmel wieder erstklassige Arbeit geleistet hat und die Buchinnenseite sehr überzeugt. Alles ganz nette Punkte, die aber einfach nicht darüber hinwegtrösten können, dass ich mit diesem Buch die ganze Zeit über nicht richtig warm geworden bin und es mich einfach nicht überzeugen konnte.

Fazit

Ein Thriller, dem es nicht an Leichen mangelt und der ganz gewiss keine leichte Kost ist. Viel ist aber nicht immer gut und so hat sich dieser Thriller mit seinen vielen Protagonisten und komplexen Handlungssträngen selbst ins Abseits manövriert. Andere Bücher dieses Autors konnten mich einfach mehr überzeugen.

2/5 Punkten

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1 Kommentar

Anne Harenberg 15/03/2015 - 08:06

Mir hat „Engelsgleich“ ganz gut gefallen, stimme dir aber zu, dass es sehr viele Handlungsstränge und Protagonisten sind, man muss gut aufpassen, um den roten Faden nicht zu verlieren…aber spannend war es auf jeden Fall…Lg, Anne

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