Die wichtigen Säulen der Selbstfürsorge

von Petzi

Neulich wurde ich gefragt, wie ich eigentlich die Inspirations-Letter schreibe. Wie ich auf die Ideen zu den Themen komme, wann ich welches Thema wähle. Vielleicht hast du dich das auch schon mal gefragt?

Manchmal überkommt mich das Gefühl, dass ich über alle relevanten Themen schon geschrieben habe. Und dann wird mir plötzlich doch wieder bewusst, dass man über manches gar nicht oft genug schreiben kann. Ich lese viele Bücher, ich lasse mich coachen, ich befasse mich mit vielen Themen und falle dennoch auch immer wieder in alte Muster. Lange antrainierte Verhaltensweisen zu ändern ist nicht immer einfach und daher kann ein gelegentlicher Reminder nicht schaden.

Ein Stück weit schreibe ich diese Letter auch für mich selbst. Ich überlege lange, welches Thema die nächste Mail behandeln soll. Ich nehme Bücher zur Hand, durchsuche mein Regal und fühle nach, ob ich mit einem Thema wirklich in Resonanz gehe. Und irgendwann kommt der Moment, ein Geistesblitz, ein Wort, ein Kommentar, ein Buch und ich weiß, worum es diese Woche gehen soll.

Auf die eine oder andere Weise habe ich über Selbstfürsorge schon öfter geschrieben. Ich würde sogar sagen, dass es ein Stück weit auch Selbstfürsorge ist, diese Mails hier regelmäßig zu lesen. Du schenkst dir einen Moment Zeit für dich, nimmst im besten Fall gute Gedanken mit und fühlst dich danach – hoffe ich zumindest sehr – ein Stück weit besser oder auch inspiriert.

Und obwohl wir alle wissen, dass Selbstfürsorge unglaublich wichtig ist, verlieren wir uns im stressigen Alltag doch auch immer mal wieder aus den Augen.

Wir werden immer wieder mit Situationen konfrontiert sein, die uns vieles abverlangen. Stressige Phasen im Job, Belastungen unterschiedlichster Art oder kranke Kinder sind nur einige Beispiele, die wir wohl nicht vermeiden können. Umso wichtiger ist es, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und damit auch bewusst mit den eigenen Ressourcen umzugehen. Selbstfürsorge ist niemals egoistisch, sondern eine absolut wertschätzende Haltung dir selbst gegenüber.

Die psychologische Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer schreibt in ihrem Buch “Selbstfürsorge – dein Anker in turbulenten Zeiten” (Humboldt ): “Selbstfürsorge ist nicht egoistisch, sondern überlebensnotwendig und eine Verpflichtung, auch deinem Umfeld gegenüber. Selbstfürsorge bedeutet, dir selbst bewusst zu sein, dass du in deinem Leben an erster Stelle stehst und es deine Aufgabe ist, dich gut um dich zu kümmern. In dem Moment, in dem du dies tust, bist du eine Bereicherung für deine Mitmenschen. Denn dann bist du ausgeglichen und zufrieden und kannst für dein Umfeld da sein.”

Selbstfürsorge kann man trainieren

Wir sind alle unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen und Lebenssituationen. Was sich für manche gut anfühlt, ist für andere eine regelrechte Qual. Schau deshalb nicht auf die anderen, sondern schau wirklich nur auf dich. Was tut dir gut? Was ist in deinem Alltag umsetzbar? Was fühlt sich leicht an?

Selbstfürsorge sollte kein weiterer To-Do-Punkt auf deiner Liste sein, der irgendwie abgehakt werden muss. Das wäre nämlich das genaue Gegenteil von “das tut mir gut”. Nimm den aktuellen Ist-Zustand wahr und mach dir Gedanken, was du daran ändern möchtest. Und mach dir auch bewusst, dass du nichts musst. Du allein entscheidest und du allein hast es in der Hand.

Fragen, die du dir im ersten Schritt stellen kannst:

  • Was genau möchte ich verändern?
  • Wieso möchtest du es gerne ändern?
  • Welche Vorteile hat eine Veränderung?
  • Was spricht gegen die Änderung?
  • Wie entschlossen bin ich, in die Umsetzung zu kommen?
  • Welches Symbol, welche Figur, welcher Hinweis kann mir auf meinem Weg helfen, um nicht von ihm abzukommen?

Selbstfürsorge kann natürlich ein Schaumbad oder eine Tasse Tee sein, aber in erster Linie ist es die Entscheidung, dich gut um dich zu kümmern. Im Rahmen deiner Möglichkeiten. Es bedeutet die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und danach zu handeln und dir selbst gegenüber wertschätzend zu sein und dich mit Güte und Nachsicht zu behandeln. Es bedeutet aber auch Grenzen zu setzen und Nein zu sagen, wenn du eigentlich nicht Ja sagen willst.

Damit du überhaupt eine gute Selbstfürsorge erlernen kannst, solltest du dir im ersten Schritt bewusst darüber werden, welche Dinge dir Energie und Kraft geben. Gibt es vielleicht auch Dinge, die dir bereits in deiner Jugend oder Kindheit Freude bereitet haben? Wann fühlen sich deine Akkus immer besonders aufgeladen an? Was bereitet dir große Freude?

Maddi Bazzocco via Unsplash.com

Die wichtigsten Säulen der Selbstfürsorge

Selbstfürsorge hat viele unterschiedliche Säulen. Die folgenden acht Bereiche sind jedoch sowas wie das Fundament. Wenn du hier gut auf dich achtest, wird es dir deutlich besser gehen.

1.) Erholung & Pause

Regelmäßige Auszeiten und Pausen sind wichtig. Einfach mal nur auf dem Sofa liegen und den Gedanken nachhängen tut unglaublich gut. Das hat nichts mit Faulheit zu tun, sondern ist eine ganz aktive Form der Selbstfürsorge. Nur wenn du dir Ruhezeiten und Erholung gönnst, kannst du auch besonders stressige und herausfordernde Zeiten meistern. Höre auf deinen Körper und nimm den Fuß vom Gas, wenn du das Bedürfnis nach etwas Erholung hast.

Was du versuchen kannst: Meditation, ein Wochenende Auszeit für dich schenken, einen Spaziergang ohne Musik und Podcast auf den Ohren.

2.) Entdecke die schönen Dinge im Leben

Das Leben hat viele schöne Seiten und es gibt viel zu entdecken. Halte die Augen offen, um bewusst diese Dinge wahrzunehmen und in dein Leben einzuladen. Nimm dir vor regelmäßig Dinge zu tun, die dir ein Gefühl von Freude und Genuss vermitteln.

Was du versuchen kannst: Bereite dir ein leckeres Essen zu, schenk dir einen Nachmittag in einem Café, besuche eine Ausstellung oder ein Konzert, schreibe ein Dankbarkeitstagebuch.

3.) Höre auf deine Bedürfnisse zu ignorieren

Nimm die Signale deines Körpers bewusst wahr und höre auf diese zu ignorieren. Wenn du dich dauerhaft darüber hinwegsetzt, wird dein Körper irgendwann seine Pause gewaltsam einfordern. Nimm wahr, wenn du eine Pause brauchst, wenn du Hunger hast, müde bist oder es dir nicht gut geht. Und sorge für dich.

Was du versuchen kannst: Bewusste Pausen in deinen Tag einbauen, regelmäßige Check-ins durchführen und nachspüren, was dein Körper gerade braucht, dir Ruhe gönnen, wenn du krank bist.

4.) Selbstmitgefühl und Selbstakzeptanz

Es hört sich ganz einfach an, kann manchmal aber sehr schwer sein. Versuche dich zu akzeptieren, wie du bist. Mit all deinen Stärken und Schwächen. Gehe so wertschätzend mit dir um, wie mit einer guten Freundin. Insbesondere auch dann, wenn du Fehler machst oder dir Dinge weniger gut gelungen sind. Niemand von uns ist perfekt und das ist auch vollkommen in Ordnung.

Was du versuchen kannst: Notiere dir drei Punkte, die dir heute gut gelungen sind oder auf die du stolz bist, schreibe dir selbst einen Liebesbrief.

5.) Selbstwert und Selbstvertrauen

Grenzen setzen ist wichtig und doch tun sich People Pleaser damit oft unglaublich schwer. In erster Linie geht es darum herauszufinden, wo deine Grenzen sind. Wann sagst du Ja und meinst eigentlich Nein? Versuche dich Stück für Stück vorzutasten und wertschätzend deine Grenzen zu formulieren. Es tut gut, ohne schlechtes Gewissen für seine Bedürfnisse einzustehen.

Was du versuchen kannst: Etwas anders machen wie bisher, lehne die Anfrage eines Kollegen ab (wenn du wirklich nicht willst), setze Grenzen, sag eine Verabredung ab, wenn es dir in dem Moment zu viel ist (vielleicht auch ohne vorgeschobene Ausrede)

6.) Achtsamkeit

Du checkst regelmäßig bei dir selbst ein und nimmst achtsam wahr, wie es dir im Moment geht. Hinterfrage auch deine eigenen Glaubenssätze und überlege dir, ob dir diese noch dienlich sind oder schon längst überholt. Sieh es als eine Art Inventur. Manche Dinge sind längst abgelaufen und nicht mehr verwendbar, du darfst sie getrost entsorgen.

Was du versuchen kannst: Achtsamkeitspraxis üben und umsetzen, Meditation, Journaling oder Morning Pages schreiben

7.) Positive Beziehungen

Beziehungen, die dir Energie schenken, dich bereichern und bestärken tun dir gut. Daran solltest du unbedingt festhalten. Menschen, die dir deine Energie rauben und dir schlechte Gefühle bereiten solltest du aber eher meiden. Manchmal geht das nicht, wenn es sich zum Beispiel um Kollegen handelt. Es ist aber vielleicht möglich, den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken und eine professionelle Distanz zu wahren.

Was du versuchen kannst: Triff eine gute Freundin, die du schon länger nicht mehr gesehen hast, verabrede dich zu einem Telefonat, mach dir Gedanken, welche Menschen aus deinem Umfeld für dich persönlich Energieräuber sind.

8.) Erfüllende Tätigkeiten

Wenn wir Menschen uns dauerhaft mit Dingen beschäftigen, die uns nicht erfüllen und uns keinen Sinn geben, werden wir unzufrieden. Manchmal erfüllt der Job vielleicht nicht alle Seiten, aber vielleicht gibt es auch Hobbys oder andere Tätigkeiten, die dich in deiner Freizeit bereichern können. Finde Dinge, die dir Energie und Kraft schenken, dir gute Laune machen und integriere sie fest in dein Leben.

Was du versuchen kannst: Ein neues Hobby ausprobieren, das du schon längst mal versuchen wolltest, mit Sport beginnen, eine Liste schreiben, mit Dingen, dir in deiner Kindheit große Freude bereitet haben.

“Seit Jahren kritisierst du dich selbst. Es hat nicht funktioniert. Versuche mal, dich selbst zu umschmeicheln und sei gespannt, was passiert.” – Louise L. Hay

Die Themenwoche zur Selbstfürsorge

Als ich angefangen habe die heutige Ausgabe zu schreiben, war mir noch nicht bewusst, wie sie am Ende enden wird. Kurzerhand habe ich gerade beschlossen, dieses sehr wichtige Thema in eine Themenwoche zu integrieren. Damit ich auf verschiedene Bereiche der Selbstfürsorge ausführlicher eingehen kann und die Themen nicht nur oberflächlich anschneide. Da dieser Gedanke gerade spontan entstanden ist, kann es leider nicht schon morgen losgehen. Nächste Woche bekommst du aber noch mehr rund um Selbstfürsorge ins Postfach.

Wenn du in der Zwischenzeit schon einmal etwas auf die Ohren haben möchtest, dann hör dir diese Podcastfolge mit Dr. med. Tatjana Reichhart zum Thema an. Sie hat eines meiner liebsten Bücher zu diesem wichtigen Thema geschrieben:

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Weitere Informationen

Schenk dir selbst Zeit

Ich wünsche dir einen wunderbaren Start in die neue Woche mit vielen schönen Momenten und der Möglichkeit, dir selbst Zeit zu schenken. Nimm wahr, wie es dir geht, sei liebevoll und wertschätzend mit dir selbst und ziehe klare Grenzen, wenn sie notwendig sind.

Wir lesen uns nächste Woche in der Themenwoche zur Selbstfürsorge.

Alles Liebe,

Petra

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