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Anuschka Rees ist freie Autorin, lebt in Berlin und bloggt auf ihrem Blog (früher Into Mind) über Minimalismus und Mode. In ihrem ersten Buch verbindet die studierte Sozialpsychologin beide Themen und zeigt, wie ein minimalistischer Kleiderschrank umsetzbar ist und welche Teile man wirklich braucht.
Nur Lieblingsteile dürfen bleiben
Viele Frauen haben das selbe Problem. Ein Kleiderschrank, der überquillt mit Kleidung und am Ende hat man dennoch das Gefühl, man hat nichts zum Anziehen. Wenn man an diesem Punkt steht, dann sollte man sich fragen, ob man wirklich nur gute und passende Teile hat oder sich im Schrank viel zu viele Dinge verstecken, die entweder gar nicht mehr passen, schon lange nicht mehr gefallen oder vielleicht auch noch nie gefallen haben. Eine der wichtigen Botschaften die Anuschka Rees dem Leser mit an die Hand gibt ist „authentisch sein“. Man solle vorgegebene Stilrichtungen vergessen und sich seine eigene kreieren, die zu einem Selbst und dem eigenen Lebensstil passt. Was nützen mir auch fünfzig Abendkleider, wenn ich die am Ende gar nicht benötige, weil sich zu wenige Anlässe dafür bieten.
Das Kleiderschrank-Projekt ist kein Buch, das man in kurzer Zeit gelesen hat und dann ins Regal stellen wird. Die Autorin hat es bewusst zu einem Art Mitmach-Buch gemacht, mit dem der Leser zusammen Schritt für Schritt über eine längere Zeit zum perfekten Kleiderschrank kommt. Hierfür muss man beispielsweise über zwei Wochen seine täglichen Outfits bildlich festhalten und nach zwei Wochen bewerten, um ein Gefühl für seinen Geschmack und Stil zu bekommen. Welches der Outfits hat mich selbst begeistert und welches finde ich eigentlich gar nicht so toll? Dieses Buch ruft auch ganz bewusst immer wieder dazu auf, sich selbst bestimmte Fragen zu beantworten und sich mit seinem Schrank und seinen Kleidungsstücken ausführlich auseinanderzusetzen. Ein weiterer empfehlenswerter Tipp ist ein digitales Archiv an Inspirationen. Hierfür können Fashionmagazine ebenso nützlich sein wie Blogs, Pinterest, Bücher über Mode oder Filme und Serien.
Von Grund auf arbeitet sich die Autorin mit dem Leser durch den Schrank und festigt erst einmal ein klares Bild von Stil, Farben und Materialien. Andere Ratgeber setzen meist ganz einfach an und bringen mich dazu meinen Schrank radikal auszusortieren. Anuschka Rees zielt auf das selbe ab, möchte aber erst einmal, dass der Leser sich und seinen Stil kennenlernt und klar festlegt und definiert, wohin die Reise gehen soll. Ein ziemlich spannender Prozess. Erst nach mehr als hundert Seiten ist man in dem Kapitel angekommen, das sich mit dem Kleiderschrank-Detox befasst. Hier wird gnadenlos aussortiert, was nicht mehr gefällt und passt. Aber auch eine Trennung auf Probe ist beispielsweise möglich. Ein extra Kapitel gibt es übrigens auch für Kleidung fürs Büro und für eine Capsule Wardrobe.
Mein persönliches Lieblingskapitel ist das über Fehlkäufe und falsche Entscheidungen, weil ich hier meinen persönlichen Schwachpunkt habe. Seit einiger Zeit bin ich glücklicherweise konsequenter und sage viel öfter Nein, wenn mich ein Teil nicht sofort auf Anhieb total überzeugt. In meinem Schrank tummeln sich aber leider auch noch einige Teile, die ich eigentlich lieber nicht hätte kaufen sollen. Hier gefällt es mir sehr, dass der Leser konkrete Fragen gestellt bekommt, die man sich selbst beantworten kann und so noch besser darauf trainiert wird, die richtigen Teile zu kaufen. Auch auf Impulskäufe wird näher eingegangen und Themen wie Qualität und Materialien werden angesprochen.
Fazit
Dieses Buch lohnt sich für mich auf ganzer Linie, da es mich sowohl inhaltlich, als auch optisch überzeugt hat. Für Menschen, die immer das Gefühl haben nichts zum Anziehen zu haben und solche, bei denen der Kleiderschrank überquillt, ist dieses Buch eine unbedingte Pflichtlektüre. Aber auch für alle anderen, die sich gerne mit Mode und Kleidung beschäftigen, ist es eine absolute Empfehlung.
Das Kleiderschrank-Projekt von Anuschka Rees – aus dem Englischen von Rasha Khayat – Dumont Verlag – 272 Seiten – ISBN 978-3-8321-9926-5 – Hardcover – 28,- Euro – bei Amazon kaufen*
*Affliliate Link
4 Kommentare
Huiuiui, da fühle ich mich direkt angesprochen.
Da ich mit 14 praktisch ausgewachsen war, passen mir noch immer alle Klamotten aus der Grundschulzeit – was wirklich übel ist. Das Gefühl „das brauche ich sicher irgendwann mal noch“ ist ständig da und erschwert das Ausmisten, obwohl man eigentlich weiß, dass man ganz viele verhasste und uralte Teile einfach nicht mehr an sich sehen mag.
Vielleicht gibt mir dieses Buch den notwendigen Tritt. 😀 Mein Kleiderschrank würde es mir sicherlich danken …
LG ♥
Nana
Jetzt habe ich richtig Lust, meinen Kleiderschrank radikal auszumisten.
Ich glaube, das mache ich in den nächsten Tagen mal 😀
Irgendwie trage ich wirklich immer das gleiche, manche Teile hatte ich jahrelang nicht in der Hand. Die kommen nun alle weg.
Hast du noch einen Tipp, wo man die Klamotten dann hinbringen könnte?
Einen Teil werde ich meiner Schwester vermachen.
Liebe Grüße,
Nicci
Huhu!
Bei mir ist es eigentlich auch mal wieder Zeit für deinen Garderoben-Detox, ich hab zu viele Sachen im Schrank, die ich schon seit einem Jahr oder länger nicht mehr anhatte… Die können dann auch weg! Ich bin da ja radikal, ich mache das alle paar Jahre.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich dann meist in den großen Second-Hand-Laden zwei Orte weiter fahre und direkt wieder aufstocke… Ich liebe Second Hand! (Und die Sachen da sind sauber, denn sie werden gewaschen, bevor sie in den Laden gehängt werden.)
Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!
LG,
Mikka
Sehr, sehr schöner Buchblog. Ich folge Dir direkt. Und stöbere noch ein wenig!
Ich habe aktuell auch einen Buchblog gegründet, vielleicht besuchst Du mich mal =)
Neri
http://www.lese-launen.blogspot.com