Heute ist die längste und dunkelste Nacht des Jahres. Die Wintersonnenwende nennt man auch Thomas- oder Julnacht und jedes Jahr kann ich diesen Tag nicht erwarten. Diese Nacht ist das Zeichen dafür, dass sich nun alles Stück für Stück wieder in die andere Richtung bewegt. Es bleibt wieder länger hell und der Kreislauf beginnt von vorne.
Der 21. Dezember leitet aber auch die Rauhnächte ein. Er steht nämlich symbolisch für den Tag des Loslassens und der Reinigung. Und weil mir viele von euch geschrieben haben, dass sie die Rauhnächte mittlerweile selbst zelebrieren oder mehr darüber erfahren möchten, widme ich dieses Türchen nun einem Brauch, den ich selbst schon lange “feiere”.
Was du heute für dich tun kannst?
Dinge gehen lassen
Schreibe alles auf ein Blatt Papier, was du nicht mehr mit dir herumtragen möchtest. Alle unschönen Situationen, Begegnungen, Erinnerungen und auch bestimmte Menschen. All die Dinge, die du gedanklich in diesem Jahr lassen und nicht ins neue Jahr mitnehmen möchtest.
Wenn du diese Dinge notiert hast, dann verbrennst du dieses Blatt im Kamin oder einer feuerfesten Schale. Du kannst aber auch alle Punkte einzeln auf kleine Zettel schreiben und dieses Stück für Stück verbrennen. Wenn du den Zettel oder die kleinen Zettelchen verbrennst, dann kannst du gedanklich ein “Ich lass dich gehen” aussprechen, um diese Last zu verabschieden.
Klarheit im Außen schaffen
Du kannst aber auch durch deine Wohnung oder dein Haus gehen und dich einfach mal umschauen. Findest du gerade Dinge, die dir eigentlich nur im Weg umgehen? Unnütze Sachen, die du nicht mehr verwendest, Kleidung, die du nicht mehr trägst? Dann weg damit. Aufräumen bringt Klarheit und Loslassen schafft Freiräume. Damit machst du Platz für die wichtigen Dinge, die das neue Jahr für dich bereithält.
Bucket-List für das neue Jahr schreiben
Notiere dir eine Liste mit Dingen, die du im neuen Jahr unbedingt erleben oder ausprobieren möchtest.
Die 13 Wünsche für das kommende Jahr
Die Rauhnächte sind ein uraltes Ritual und über die Jahrhunderte haben sich viele der Bräuche gewandelt. Einige sind mittlerweile vergessen und andere sind neu entstanden, so wie das Ritual der 13 Wünsche. Brauchtum und Moderne kann man aber problemlos miteinander verbinden und dieses Ritual ist jenes, das für mich die Rauhnächte ausmacht.
Die Nacht des 21. Dezember ist eine besonders magische Zeit, die uns dazu einlädt über unser neues Jahr nachzudenken. Lege dir 13 kleine unbeschriebene Zettel bereit und schreibe auf jeden dieser Zettel einen Wunsch für das kommende Jahr.
Überlege gut, denn 13 Wünsche sind gar nicht so einfach zu finden und du solltest dir wirklich nur Dinge wünschen, die DU wirklich willst und die dir wichtig sind.
Wie formuliere ich die Wünsche richtig?
Hier gibt es ganz unterschiedliche Herangehensweisen und Methoden. Ich habe mittlerweile mehrere Bücher zum Thema und fast in jedem wird es anders gelöst. Auf dem Blog findest du dazu übrigens auch einen Beitrag (Öffnet in neuem Fenster).
Ich verrate dir die Methode, die sich für mich persönlich am stimmigsten anfühlt. Da es sich aber um ein relativ neues Ritual handelt, kann man hier auch selbst experimentieren.
Ich formuliere meine Wünsche immer aktiv und in der Gegenwartsform. Also so, als hätte sich der Wunsch bereits erfüllt. Das empfinde ich als deutlich kraftvoller.
Ein Beispiel:
Wenn du vielleicht an einer Erkrankung leidest und du gesund werden möchtest, dann würde der Wunsch nicht “Liebes Universum, mir geht es nicht sonderlich gut, ich wünsche mir, das ich gesund werde.“ lauten.
Du notierst stattdessen: “Ich bin gesund.”
Es hilft ebenfalls nicht, wenn du dir etwas für andere Menschen wünscht oder dir wünscht, dass andere Menschen etwas unterlassen oder ihr Verhalten ändern. Der Wunsch sollte allein auf dich bezogen sein.
Wenn du nichts findest, was du dir wünschen könntest, dann können dir vielleicht folgende Fragen helfen und ein erster Anhaltspunkt sein:
- Was wäre das Beste, das jetzt in meinem Leben passieren könnte?
- Was wünsche ich mir für mein neues Jahr?
- Was brauche ich, damit ich Ruhe und Frieden in mir finde?
- Was würde mir jetzt so richtig Freude machen?
- Was wäre ein großes Geschenk für mich?
- Worin möchte ich wachsen?
- Was müsste ich endlich wagen?
- Was soll sich endlich lösen?
- Wovon ist jetzt die Zeit um loszulassen?
- Was könnte eine Vision für mein neues Jahr sein?
- Was möchte ich lernen, um freier und größer durch mein Leben zu gehen?
- Was ist mein größter Wunsch für diese Welt?
- Worum geht es für mich auf meinem persönlichen Entwicklungsweg im kommenden Jahr?
- Was ist meine größte Vision für mich im kommenden Jahr?
Wenn du alle deine Wünsche notiert hast, dann faltest du die Zettel so, dass du die darauf notierten Wünsche nicht mehr lesen kannst. Lege nun alle Zettel in ein Gefäß oder eine Schachtel und verschließe diese.
In den kommenden Tagen journale ich bereits besonders viel. Jedoch nie unter Zwang, sondern so, wie es sich für mich richtig und stimmig anfühlt.
Mein persönliches Rauhnachts-Ritual
Am 21. Dezember notiere ich meine Wünsche und lege sie in einer Schachtel bereit. Dafür nehme ich mir ausgiebig Zeit, zünde eine Kerze an und bin ganz für mich. Besonders kraftvoll ist das Ritual, wenn man es in der Dämmerung oder Dunkelheit durchführt. Selbstverständlich geht es aber auch am Tag, wenn man abends zum Beispiel unterwegs ist.
Für die Rauhnächte nutze ich ein eigenes Journal. Ich finde es besonders spannend zurück zu blättern und mir durchzulesen, was ich beispielsweise im letzten Jahr notiert habe. Natürlich geht aber auch jedes andere Notizbuch oder ein Blatt Papier.
Ich journale schon seit sieben Jahren mit Bianca Fritz. In ihrer kostenlosen Rauhnachts-Aktion schickt sie täglich eine Frage – also einen Journaling-Impuls. Man soll sich 5 Minuten Zeit nehmen, diese Frage zu beantworten und dabei den Stift nicht absetzen. Selbst dann, wenn gerade nichts dazu kommt. Ganz häufig schreibe ich aber noch deutlich länger. Über den oben gesetzten Link kannst du dich anmelden, sie teilt die Fragen aber auch täglich auf Instagram.
Seit letztem Jahr nehme ich aber auch Bücher zur Hand und werde dieses Jahr beispielsweise das Kartenset von Tanja Köhler benutzen. In “Rauhnächte – 12 Tage nur für dich – Das Kartenset” (Knesebeck) hat jede Nacht ein spezielles Thema. Man findet aber auch kostenlos im Netz viele tolle Fragen und Aktionen dazu und kann so einfach mal ausprobieren, ohne sich direkt Kurse und Bücher zu kaufen.
Die Rauhnächte starten am 25. Dezember und enden am 5. Januar. Ich schreibe immer in der Dämmerung oder Dunkelheit im Kerzenschein. Dafür zünde ich eine Kerze an und suche mir einen ruhigen Ort. Ich lese mir die Frage durch, schaue einige Zeit in die Flamme und beginne dann zu schreiben. Ohne abzusetzen, ohne auf Grammatik und Sinn zu achten. Ich schreibe einfach auf, was kommt.
Seit letztem Jahr räuchere ich auch mit verschiedenen Kräutern. Dazu habe ich mir passendes Räucherwerk gekauft. Das ist aber alles zusätzliche Spielerei, die mir Freude bringt. In meinen Augen kein Muss. In meinem Blogartikel habe ich die Shops verlinkt.
Am Ende höre ich ganz ruhig in mich hinein und versuche nur zu atmen und ziehe einen der Zettelchen aus der Box.
In manchen Ritualen verbrennt man den Zettel ungelesen. Ich allerdings öffne den Zettel immer und notiere mir, welchen Wunsch ich in welcher Nacht gezogen haben. Jede Nacht steht für einen der kommenden Monate des neuen Jahres. Sinnbildlich sollte sich der Wunsch entweder in diesem Monat erfüllen oder erste Weichen dafür gestellt werden.
Und dann nehme ich den Wunsch und verbrenne ihn über der Kerzenflamme. (Achtung: Ich stelle immer ein Glas Wasser bereit, um den Wunsch hineinfallen zu lassen und greife ihn mit einer Zange oder Schere und halte ihn dann über die Flamme. So verbrennt er besser und ich mir nicht die Finger.)
Am letzten Tag bleibt ein Wunsch übrig. Der 13. Wunsch. Diesen kannst du öffnen und dann in dein Journal legen. Es ist der Wunsch, den nicht das Universum erfüllt, sondern bei dem du selbst tätig werden musst.
Fotocredits: Akhil Lincoln via Unsplash.com
Was ich außerdem mache
Ich bin in der Zeit der Rauhnächte empfind- und achtsamer. Ich achte darauf, welche Träume ich habe und habe aus diesem Grund zum Beispiel auch ein Notizbuch neben dem Bett, um direkt nach dem Aufwachen Dinge und Gedanken zu notieren. Ich achte auf Situationen und Momente, die mir begegnen. Zum Beispiel ein besonderer Vogel, der plötzlich auftaucht und mich vom Baum beobachtet. Oder ein Sonnenstrahl, der durch die dichte Wolkendecke blinzelt, wenn ich in den Himmel schaue.
Tanja Köhler empfiehlt in ihrem Buch beispielsweise folgende Punkte:
- Achte darauf, ob du etwas geträumt hast und wenn ja, was. Abends kannst du außerdem notieren, wie es dir den Tag über ergangen ist.
- Notiere, welche Themen und Gedanken dir durch den Kopf gehen.
- Achte darauf, ob du bestimmten Menschen oder Tieren begegnet bist.
- Notiere dir, wie das Wetter an dem Tag gewesen ist.
- Notiere dir, ob du etwas Besonderes beobachtet hast.
- Notiere dir, ob dich etwas nachdenklich gemacht bzw. deine Aufmerksamkeit erregt hat.
Das sind zusätzlich Schritte, die du nicht machen musst, aber machen kannst. Meine Oma hat immer schon das Wetter an den einzelnen Tagen notiert, weil es wohl Aufschluss über das Wetter der jeweiligen Monate des neuen Jahres geben soll.
Was wichtig ist?
All die genannten Dinge und Schritte sind Möglichkeiten. Es ist niemals ein Muss. Du kannst das Ritual so gestalten, wie es in deinen Tagesablauf am besten hineinpasst. Musst du zwischen den Jahren arbeiten, hast Kinder oder andere Verpflichtungen, dann hast du wahrscheinlich gar nicht die Zeit dir täglich einen längeren Zeitraum nur für zu nehmen.
Das ist aber nicht schlimm.
Du machst es so, wie es sich gut anfühlst. Du schreibst, wenn du die Zeit findest. Vielleicht ziehst du auch einfach nur deinen Wunsch uns beendest das Ritual auch schon wieder. Niemand muss räuchern, niemand muss irgendwelche besonderen Rituale ausführen. Es ist immer eine Möglichkeit, aber niemals die einzig richtige.
“In der Ruhe liegt die Kraft. Aus der Ruhe entspringt die Kraft.”
Denkst du jetzt auch, dass sich das alles ganz schön nach Hokuspokus anhört? Dann möchte ich hier Autorin Tanja Köhler zitieren die schreibt: “Ob man den Rauhnächten magische Kräfte zuschreibt oder nicht, das ist jedem selbst überlassen. Dass die Rauhnächte wieder an Bedeutung gewinnen, ist wohl vor allem dem Wunsch nach einem Gleichgewicht in einer immer schneller und anspruchsvoller werdenden Welt geschuldet.”
Mir persönlich schenken sie Ruhe, Erdung, Klarheit und ganz viel Einkehr bei mir selbst. In dieser ruhigeren Zeit des Jahres empfinde ich das als besonders wertvoll.
Heutiger Impuls
Die Autorin Tanja Köhler teil in ihrem Buch eine Geschichte, die sie immer dann erzählt, wenn andere Menschen meinen “dafür habe ich keine Zeit”. Diese Geschichte finde ich sehr wertvoll und möchte sie deshalb heute als Impuls mit dir teilen. In der letzten Vorlesungswoche vor den Weihnachtsferien trat ein Professor vor seine Studierenden: “Lust auf ein kleines Experiment zum Thema Zeit?” Zustimmendes und neugieriges Nicken. Er nahm eine Vase und füllte diese behutsam mit großen Steinen. Bis keiner mehr hineinpasste. “Was meint ihr? Ist die Vase voll?” Ein Stundet meldete sich: “Naja, kleinere Steinchen passt schon noch rein, oder?” Der Professor bückte sich und zog eine Schachtel mit kleinen Kieselsteinchen hervor. Diese schüttete er in die Vase zu den großen Steinen. “Und jetzt? Ist die Vase jetzt voll?” “Sand! Sand geht bestimmt noch hinein!” Der Vorschlag kam von einem Stundeten in der ersten Reihe. Zustimmendes Gelächter. Als ob er es geahnt hätte, zog der Professor eine weitere Schachtel unter seinem Pult hervor, gefüllt mit strahlend weißem Sand. Er schüttete so viel davon in die Vase, bis er über die Ränder rieselte. Wieder blickte er die Studierenden an und fragte: “Wie schaut es aus? Ist die Vase jetzt voll?” Es wurde leiser im Saal. Eine junge Stundentin meldete sich und fragte: “Wasser? Wie wäre es mit Wasser? Davon passt doch bestimmt noch etwas rein…?” Und tatsächlich. Der Professor öffnete seine Trinkflasche und goss vorsichtig so lange Wasser in die Vase, bis diese wirklich randvoll war. “Was meint ihr?” Fragend schaute er das Plenum an. “Voll. Kein Platz mehr für irgendwas!”. Die Studierenden waren sich einig. Der Professor wartete einen Moment und ließ den Anblick auf die Anwesenden wirken. Dann hob er den Blick und fragte: “Was ist die Moral dieser Geschichte? Die Botschaft meines Experiments?” Ein Stundet meinte: “Wenn man nur will und sich gut organisiert, dann bekommt man alles in seinem Leben geregelt und im Terminkalender unter.” “Nein!” wies ihn der Professor zurecht. “Diese Interpretation ist definitiv falsch, und ihr solltet niemals auch nur ansatzweise in Betracht ziehen, euer Leben so zu leben. Ihr kennt alle das Prinzip “First come – first served”. Wenn ihr die großen Steine nicht zuerst in die Vase legt, dann bekommt ihr sie später nicht mehr unter. Das bedeutet: Klärt unbedingt, was die Kieselsteine und was die großen Steine in eurem Leben sind. Kieselsteine sind die Aufgaben, die ihr häufig im Leben habt, die euch aber nicht erfüllen. Minimiert diese Dinge. Doch denkt auch darüber nach, was die großen Steine eures Leben sind. Gesundheit? Partnerschaft? Freunde? Worauf wollt ihr im nächsten Jahr euren Fokus legen? Gebt diesen Steinen einen guten Platz, damit sie nicht bei nächster Gelegenheit vom Alltag weggespült werden.” |
Und wie geht es weiter?
Am 6. Januar kannst du dir vornehmen dich von deinem Rauhnachts-Ritual zu verschieden, den Platz aufzuräumen, die Kerze und das Journal zu verstauen. Räume es aber nicht zu weit weg, damit du im Jahr immer wieder darin blättern und die besondere Energie zurückholen kannst.
Im kommenden Jahr möchte ich selbst etwas neues versuchen. Die Zeit zwischen den Jahren ist magisch, da alles immer ein wenig langsamer läuft. Man hat mehr Zeit für die Dinge und für sich. Aber irgendwann sind wir zurück im hektischen und stressigen Alltag und die guten Vorsätze und Wünsche sind schnell wieder vergessen.
Im neuen Jahr möchte ich einführen, dass ich jeden Monat nochmal reflektiere und mir Gedanken darüber mache. Was habe ich im Rauhnachts-Journal notiert, welchen Wunsch gezogen? Was habe ich umgesetzt? Was kann ich besser machen?
Inspiration nehme ich mir aus dem Buch “Rauhnächte – 12 Tage nur für dich” von Tanja Köhler (Knesebeck Verlag).
Die Rauhnächte haben dir sicher wertvolle Gedanken geschenkt. Du allein kannst entscheiden, was du davon umsetzen möchtest. Manchmal müssen Dinge erst reifen. Aufbruch und Neubeginn heißen deshalb nie, dass alles auf einmal passieren muss. Und wenn nicht alles von deinen Wünschen klappt, dann sei nachsichtig mit dir. Veränderung braucht Zeit, Geduld und Gelassenheit. Es kommt alles zu seiner Zeit.
Altes Loslassen und Neues begrüßen
Ich würde mich so freuen, wenn du nun deine persönliche Rauhnachts-Reise startest und dieses Jahr diese Nächte ebenso zelebrierst. Wenn du dich austauschen möchtest, dann schreib mir gerne.
Aber auch abseits der Rauhnächte kann Journaling und Einkehr bei sich selbst immer eine gute Idee sein. Ich wünsche dir ganz viel Magie, gute Gedanken, Inspiration und die nötige Ruhe, um dein Ritual starten zu können. Hab einen wunderbaren Samstag.
Alles Liebe,
Petra