19. Dezember: Ein anderer Blick auf Egoismus

von Petzi

Wie würdest du Egoismus beschreiben? Eher positiv oder doch mehr negativ? Die meisten Menschen assoziieren Egoismus äußerst negativ. Bist du zudem noch jemand, der zu People Pleasing neigt, dann wirst du dem Egoismus erst recht nicht viel abgewinnen können. Doch tatsächlich kann dieser auch positiv sein. Ich lade dich ein, heute mal anders auf diese besondere Eigenschaft zu schauen.

Egoismus bezeichnet eine Haltung, bei der die eigenen Interessen, Bedürfnisse und Wünsche im Vordergrund stehen. Ganz oft aber ohne Rücksicht auf die Interessen, Bedürfnisse und Wünsche anderer Menschen. Lassen wir diesen zweiten Teil jetzt aber mal außen vor, so könnten wir uns direkt fragen: Was ist denn eigentlich falsch daran, die eigenen Anliegen und Bedürfnisse wichtig zu nehmen? Wenn du es nicht selbst tust, wer denn sonst?

Möglicherweise bist du nun aber immer noch nicht ganz überzeugt davon. Dann haben deine Glaubenssätze aus der Kindheit wahrscheinlich ganze Arbeit geleistet.

Vielleicht hilft es dir, wenn du dir bewusst machst, dass du nur für andere da sein kannst, wenn es dir selbst gut geht. Egoismus und Altruismus sind also bloß zwei Seiten derselben Medaille.

Was Egoismus auch bedeutet

Egoismus ist…

  • Achtsamkeit: Nur wenn du dich ganz auf dich selbst konzentrierst, kannst du deine Gefühle, Gedanken und Empfindungen bewusst wahrnehmen. Acht drauf, was du brauchst. Nicht auf die Bedürfnisse deiner Familie, deiner Freunde, deiner Kollegen. Nur auf deine. Vielleicht ist es an der Zeit, es auch dir recht zu machen und nicht nur den anderen.
  • Selbstreflexion: Wenn du die Aufmerksamkeit auf dich selbst lenkst und deine Gedanken, Gefühle und Handlungen kritisch betrachtest, kannst du dir über deine eigenen Wünsche, Ziele und Bedürfnisse klar werden. Was brauchst du um glücklich zu sein? Das findest du nicht heraus, wenn du dich nur auf die Bedürfnisse anderer fokussierst.
  • Lernen und Wachsen: Wenn du weißt, was dir selbst wirklich wichtig ist und wo deine Ziele liegen, dann kannst du dich auch weiterentwickeln. Gibt es Verhaltensweisen und Denkmuster, die du ändern möchtest? Welche Stärken schlummern in dir? Befasst du dich immer mehr mit den anderen, statt mit dir selbst, wirst du persönlich nur auf der Stelle treten.
  • Selbstakzeptanz: Wenn du dir besonders deiner eigenen Schwächen bewusst bist und du deinen persönlichen Wert an der Anerkennung anderer misst, dann ist es schwierig dich vollumfänglich zu akzeptieren. Viel wichtiger als das, was andere über dich denken ist doch, was du über dich selbst denkst. Niemand kennt dich so gut wie du selbst. Mit allen Schwächen, aber eben auch Stärken.
  • Unabhängigkeit: Es ist unfassbar befreiend, wenn die Meinung der anderen keine Wichtigkeit mehr hat. Wenn dein Verhalten und Tun im Einklang mit deinen Werten und Überzeugungen stehen, dann ist alles wunderbar. Genieße diese Unabhängigkeit. Sie ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zur Selbstverwirklichung.
  • Resilienz: Wenn du deine Stärken, Werte und Ziele kennst, dann ist das perfekt. Dann bist du dir deiner Selbst bewusst. Aber dennoch wirst du auf deinem Weg auch mal Rückschläge erleben. Mit einer guten Portion Selbstachtung kannst du besser damit umgehen. Resilienz bedeutet, dass du es schaffst einen Rückschlag leichter wegzustecken und dich motiviert deinem nächsten Vorhaben stellst. Was andere zu deinem “Misserfolg” sagen ist nicht relevant. Wichtig ist, dass du dich nicht unterkriegen lässt und möglich viel daraus lernst.
  • Klarheit: Wenn du weißt, was du willst und was dir gut tut, dann fällt es dir deutlich leichter Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört auch, dass du anderen Grenzen setzt und Nein sagen kannst. Du hast das Recht dein Leben, deine Zeit, deine Energie und deine Gesundheit zu beschützen.
  • Selbstfürsorge: Es ist nicht gut, wenn du deine eigenen Bedürfnisse ignorierst. Wenn du nicht auf dich achtest, wer sollte es denn dann tun? Achte darauf wie du schläfst, wie du dich ernährst, ob du dich bewegst, ob du entspannst. Es ist eine lohnenswerte Aufgabe, denn wenn du gut auf dich achtest, dann wirst du physisch, emotional und mental gesund bleiben. Kümmere dich nicht immer um die anderen, sondern in erster Linie um dich selbst.

Fotocredits: Isai Ramos via Unsplash.com

In ihrem Buch “Ab heute mach ich’s mir selber recht“ schreibt Heike Abidi (GU Verlag) darüber, weshalb People Pleaser mehr an sich selbst denken dürfen. Und eine Sache die wahrscheinlich die meisten von uns eint ist, dass wir bei anderen gerne gut ankommen möchten. Das Bild, das andere von uns haben darf vieles sein, aber egoistisch gehört wahrscheinlich nicht dazu.

Dabei ist es so wertvoll auch mal einen anderen Blick auf diese vermeintlich negative Eigenschaft zu werfen.

Du kannst nicht allen gefallen

Es lohnt sich gar nicht es zu versuchen, da es immer Menschen geben wird, die dich nicht mögen. Und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, dann beruht das ja auf Gegenseitigkeit. Sicher fallen auch dir Menschen ein, die du nicht so recht leiden kannst. Also warum sollte es bei anderen Menschen anders sein?

Heutiger Impuls: Notiere dir auf ein Blatt Papier fünf Eigenschaften, die dir an dir selbst am besten gefallen. Und jetzt überlege dir fünf Eigenschaften, die dir an anderen Menschen gut gefallen. Stimmen sie zum Großteil überein? Dann wäre das nicht überraschend. Das bedeutet im Umkehrschluss nämlich auch, dass du einfach du selbst sein solltest, dann ziehst du nämlich automatisch die richtigen Menschen in dein Leben. Du musst keine Rolle spielen, um anderen zu gefallen.

Ja, du darfst das

Negative Glaubenssätze gibt es so einige und du hast sicherlich auch einige verinnerlicht. Ein Satz, den du aus deinem Vokabular streichen solltest ist beispielsweise: “Das kann ich unmöglich sagen.” Wahlweise aber auch “Das kann ich mir nicht erlauben” oder “Das darf ich doch nicht verlangen”.

Doch, du darfst! Du solltest sogar.

Du solltest nachfragen, wenn du im Meeting etwas nicht verstanden hast. Häufig melden wir uns nicht zu Wort, weil es sonst auch niemand tut. Die Scham ist groß, dass wir die einzigen sind, die auf dem Schlauch stehen. Also sagen wir nichts. Das Verrückte ist aber, wahrscheinlich geht es mehreren aus der Runde so. Deshalb frag beim nächsten Mal einfach nach. Und bist du wirklich die einzige Person, die etwas nicht wusste, dann betrachte das aus einer anderen Perspektive: Es ist total souverän dazu zu stehen etwas nicht zu wissen und danach bist du zudem schlauer.

Du solltest deine Gehaltsvorstellungen genau so nennen und dich nicht davon abhalten lassen mit dem Gedanken “zu viel zu wollen”. Du hast dich im Vorfeld über die typischen Gehälter der Branche informiert, du weißt was du kannst und wie gut du bist. Sei nicht zu bescheiden. Verkaufst du dich von Beginn an unter Wert, dann nimmt dich keiner ernst.

Nimm dich wichtig!

Egal ob du deine Gehaltsvorstellungen kommunizierst oder danach gefragt wurdest, ob du mit der Beratung zufrieden war. Es bringt nichts, wenn du dich zurückhältst und lächelst. Notiere dir am besten folgende Sätze:

  • Ja, ich darf fragen, wenn mir etwas unklar ist.
  • Ja, ich darf sagen, wenn ich verärgert bin.
  • Ja, ich darf dem Kellner sagen, wenn das Essen total versalzen war.
  • Ja, ich darf ein Produkt umtauschen, wenn es nicht funktioniert oder beschädigt ist. Auch dann, wenn der Verkäufer mich super nett beraten hat.
  • Ja, ich darf Einkommen erwarten, dass meinem Können, meiner Erfahrung und meiner Leistung entspricht.
  • Ja, ich darf auf etwas bestehen, das mir zusteht.

“Wer dafür bekannt ist, auch mal ein kritisches Feedback zu geben, dessen Lob gilt als besonders wertvoll!”

Harmonie ist selbstverständlich etwas sehr Schönes. Aber um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen, musst du dir nicht selbst dauerhaft unliebsame Aufgaben aufbürden.

Die Autorin schreibt: “Lass ruhig mal die anderen zum Zug kommen. Und denk nicht permanent, ohne deine Hilfe würde alles zusammenbrechen. Selbst wenn – irgendwer wird es schon wieder aufbauen. Und das musst nicht (immer) du sein.”

Diese 5 Sätze können dich motivieren, wenn du ins Zweifeln gerätst:

  • Es ist meine Pflicht, für mein Wohlbefinden zu sorgen.
  • Ich verdiene eine Pause.
  • Ich muss mich nicht schuldig fühlen.
  • Ich entscheide selbst, welche Aufgaben ich übernehme.
  • Meine Zeit und meine Energie sind kostbar.

Und wenn du jetzt immer noch nicht ganz überzeugt davon bist, weshalb sich Egoismus wirklich lohnt, dann habe ich hier noch ein paar Argumente für dich aus dem Buch übernommen.

  • Zeit: Deine Zeit ist wertvoll und wenn du öfter Nein sagst, dann bleibt mehr Zeit für dich und deine eigene Me-Time. Zeit für Dinge, die du schon längst mal tun wolltest.
  • Energie: Es ist wunderbar sich für andere einzusetzen und sie zu unterstützen. Und dennoch solltest du darauf achten dich nicht auspowern zu lassen. Achte auf ein Gleichgewicht und tanke regelmäßig neue Energie.
  • Ausstrahlung: Wenn du dich selbst mit deinen Stärken und Schwächen akzeptierst, dann strahlst du eine wunderbare Stärke aus. Und das beeindruckt andere Menschen viel mehr, als deine People Pleasing Aktionen.
  • Respekt: Wenn Menschen genau wissen, was sie wollen und Konflikte nicht scheuen, dann werden sie in der Regel nicht abgelehnt. Sie werden sogar noch mehr respektiert.
  • Freiheit: Wenn du unabhängig von der Meinung anderer Menschen bist, dann schenkt dir das ein tolles Gefühl von Freiheit. Was die anderen denken ist nämlich egal.

Sei heute mal egoistisch

Vielleicht hast du heute mal die Möglichkeit ein wenig egoistisch zu sein und nur auf das zu hören, was du möchtest. Ich wünsche dir einen tollen Donnerstag mit viel Energie, Kraft, tollen Momenten, Zeit für dich und gute Gedanken.

Alles Liebe,

Petra

Das gefällt dir vielleicht auch

Hinterlass mir einen Kommentar