Wie uns Auseinandersetzungen wieder zusammenbringen

von Petzi

Ganz aktuell habe ich ein Buch gelesen, das ich nur zufällig in die Hand genommen habe. Beim Lesen stellte sich dann immer mehr heraus, dass es voller kluger Gedanken ist. Teilweise auch so gut, dass ich davon erzählen wollte. Also habe ich mir kurzerhand gedacht, dass ich heute darüber schreibe und euch daran teilhaben lasse.

Streit ist in meinem Kopf immer negativ assoziiert. Ich bin wohl eher das, was man Harmoniemensch nennen würde. Mir geht es am besten, wenn sich alle verstehen, die Laune gut ist und wir miteinander lachen. Doch manchmal geht es einfach nicht ohne Streit. Manchmal ist man unterschiedlicher Meinung, hat verschiedene Standpunkte und muss darüber sprechen.

Birte Karalus war früher erfolgreiche Talkmasterin im Fernsehen und ist nun als ausgebildete Mediatorin und Verhandlungsführerin in Politik und Wirtschaft unterwegs um Konflikte aufzudecken, Kommunikation zu lernen, Meinungen zu moderieren und gemeinsame Lösungen zu finden. Nun hat sich mit “Lasst uns streiten! – Wie Auseinandersetzungen uns wieder zusammenbringen” (Ariston) ein Buch geschrieben, das gerade in der heutigen Zeit mehr als wichtig ist.

Was man unter den Teppich kehrt, wird früher oder später zur Stolperfalle

Wie eingangs schon erwähnt, bin ich ein typischer Harmonie-Mensch. In der Vergangenheit war mein Credo immer, dass Streit um jeden Preis zu vermeiden ist. Doch letztlich hat das mein Leben nicht besser gemacht. Konfliktpunkte gab es ja dennoch. Schluckt man aber immer herunter was einem auf dem Herzen liegt, dann ist es nicht gleich verschwunden. Schließlich bringt irgendein Ereignis dann letztlich das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen.

Etwas, was man sich sparen hätte können, wenn man die Punkte ruhig und sachlich direkt angesprochen hätte.

Die meisten Konflikte wurzeln in einem Mangel an Kommunikation. Das gilt für die Familie bzw. Partnerschaft ebenso, wie für große Unternehmen oder die Politik. Karalus stellt die These auf, dass es uns deutlich besser gehen würde, wenn wir mehr (respektvoll) streiten würden.

7 Argumente dafür, weshalb Streit eine enorm positive Kraft haben kann

Wir finden unsere eigene Identität

Wir müssen uns gelegentlich an anderen reiben und von ihnen abgrenzen. Insbesondere in der frühkindlichen Autonomiephase oder der Pubertät, aber auch in allen möglichen Krisen in der Lebensmitte merkt man das ganz besonders gut.

Wir lernen Neues

Ein Streit fordert in eine Gewissen Maße immer heraus und stellte alte Gewissheiten infrage. Wenn es gut läuft, dann lernen wir während einer Auseinandersetzung etwas dazu oder gewinnen sogar neue Erkenntnisse und Einsichten. Über die Welt, aber vielleicht auch über uns selbst.

Streit bahnt Innovationen den Weg

Wahrscheinlich kennst du das auch? Bei jeder Neuerung wird es immer Menschen geben, die das Alte verteidigen und nicht bereit für Veränderung sind. Streit ist wichtig, denn ohne würde alles so bleiben, wie es ist. Das gilt für politische Auseinandersetzungen ebenso, wie eine private Diskussion.

Streiten hilft einen Konsens zu finden

Einigkeit macht nur stark, wenn sie nicht erzwungen ist, sondern freiwillig eingegangen wurde. In einer offenen Gesellschaft treffen aber zwangsläufig unterschiedliche Meinungen, Werthaltungen und Lebensentwürfe aufeinander. Es gibt Spielregeln (wie Menschenrechte oder das Grundgesetz) und aber auch Kompromisse in weniger grundsätzlichen Fragen. Ohne Streit gibt es keine Demokratie.

Streit räumt Missverständnisse aus

Missverständnisse sind nicht selten der Grund für Streit. Was man meint und sagt und was bei der anderen Person ankommt und interpretiert wird, das sind oft zwei verschiedene Dinge. Besser also zu früh zu streiten und das Missverständnis aus dem Weg zu räumen, als zu lange zu warten und den massiven Groll und Zorn nicht mehr aus dem Weg räumen zu können.

Streiten belebt

Wenn sich alle am Tisch einig sind kann es schnell langweilig werden. Wenn jedoch ein kontroverses Thema aufkommt, dann ist es mit der Oberflächlichkeit schnell vorbei. Hier werden alle emotional und intellektuell herausgefordert. Lebehafte Diskussionen beleben das Miteinander, solange man respektvoll und freundlich bleibt.

Streit schweißt zusammen

Paare, die sich “nie streiten” sind mitunter urplötzlich doch geschieden. Zusammengeschweißt wird man nicht durch Harmonie, sondern durch gemeinsam durchlebte und bewältigte Stürme jeglicher Art. Das gilt aber nicht nur für Beziehungen, sondern auch für Freundschaften, die Familie oder den Kollegenkreis.

Streit ist manchmal notwendig. Er kann Entwicklungsbeschleuniger, Innovationsmotor oder Kompromissgenerator sein und hat ganz zu unrecht ein so negatives Image.

Kann man gut streiten lernen?

Streit hat ein schlechtes Image, weil wir streiten nicht können. Richtig streiten bringt uns niemand so wirklich bei und wächst man in einem Elternhaus auf, in dem ebenso schlecht gestritten wird oder man vorgelebt bekommt besser nichts zu sagen um nicht anzuecken, dann hat man später reichlich Probleme damit.

Überkochende Emotionen sind ein großes Hindernis für einen guten Streit. Und häufig kochen sie über, weil man viel zu spät das Gespräch sucht. Eigentlich erst dann, wenn man so wütend ist, dass der emotionale Autopilot übernimmt und man sich am Ende selbst nicht mehr wiedererkennt.

Denkbar schlechte Voraussetzungen für einen guten Streit. Sind wir nämlich erstmal so hochgekocht, wollen wir nur noch verbal zuschlagen und die andere Person verletzen. Eine ganz schlechte Dynamik, die sich dann in Gang setzt.

Der Konfliktforscher Friedrich Glasl hat ein Neun-Stufen-Modell entwickelt, in dem detailliert aufgeschlüsselt ist, wie Spannungen eskalieren.

Während es zu Beginn häufig um unterschiedliche Meinungen geht, kommt es relativ schnell zu Verhärtung der Fronten und dem Versuch die Gegenseite unter Druck zu setzen. Auch für Argument ist man nicht mehr wirklich offen. Wenn hier noch guter Wille vorherrscht und eventuell auch eine neutrale Person hinzugezogen wird, dann ist eine gütliche Konfliktlösung noch möglich. (Stufe 1-3)

Deutlich schwieriger wird das aber, wenn der Konflikt sich weiter ausweitet, die Sorge um das eigene Image wächst und sich Koalitionen bilden. Die Auseinandersetzung in einer Sachfrage ist mittlerweile zu einer Machtfrage geworden und nur einer kann daraus als Sieger hervorgehen. Hier braucht es auf jeden Fall professionelle Unterstützung. (Stufe 4-6)

Auf den letzten Stufen wird mit allen Mitteln gekämpft und sogar ein eigener Schaden in Kauf genommen, solange es die andere Person noch härter trifft. Das kann soweit eskalieren, dass beide Seiten vernichtet werden. Auf diesen Stufen ist auch keine Vermittlung mehr möglich, da der eigentliche Streitpunkt schon längst aus den Augen verloren wurde und sich beide Seiten so bekriegen, dass nur noch eine äußere Instanz (z.B. ein Gericht) entscheiden kann, den Konflikt zu beenden. (Stufe 7-9)

Ist gutes Streiten eine Frage der Haltung?

Laut Autorin ist gutes Streiten eine Frage der Haltung. Denn unsere Haltung prägt, wie wir auf die andere Person zugehen, ob wir grundsätzlich dennoch wohlwollendes Interesse haben oder der anderen Seite mit Feindseligkeit begegnen. Auch ein guter Streit muss nicht zwangsläufig zu einer Einigung führen. Manchmal kommt man nicht auf einen gemeinsamen Nenner, weil die Positionen einfach zu weit auseinanderliegen. Letztlich haben dennoch beide Seiten gewonnen, sei es nur die Erkenntnis, dass man dieselbe Sache auch aus einer anderen Perspektive betrachten kann.

Welche Haltung aber hilft beim Streiten? Es ist Souveränität. Umso gefestigter ich bin, um so gelassener kann ich streiten. Die Autorin führt als Beispiel die Genderdebatte auf. Es gibt eine Seite die klar dafür ist und eine Seite, die komplett dagegen ist. Beide Seiten haben gute Argumente. Handelt es sich jetzt bei einer Seite nur um Idioten? Ist es sinnvoll eine Person schlecht zu machen, nur weil diese eine andere Meinung vertritt als man selbst? Selbstverständlich nicht. Es ist jedoch häufig einfacher andere Menschen abzuwerten, um sich selbst zu erhöhen. Die Autorin schreibt: “Doch eine Sicherheit, die die Abwertung anderer als Krücke missbraucht, bleibt eine trügerische Selbstsicherheit.”

Warum hilft Souveränität dabei konstruktiv zu streiten?

Wer souverän ist,…

  • … der respektiert den anderen, auch wenn nicht die gleiche Meinung geteilt wird. Er kann Mensch und Position trennen.
  • … erkennt, ob es sich lohnt, in einer Frage zu streiten.
  • … muss nicht brüllen.
  • … erkennt, ob gerade der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort für einen Streit ist.
  • … hört konzentriert zu.
  • … will wirklich verstehen.
  • … kann ein Nichtwissen zugeben.
  • … reflektiert seine eigenen Prägungen und Vorurteile.
  • … setzt Beleidigungen klare Grenzen.

Die Autorin schreibt: “Du kannst dein Gegenüber nicht ändern, sondern nur dein eigenes Verhalten. Wenn du dich anders verhältst, besteht immerhin die Chance, dass der andere dein Verhaltensangebot akzeptiert und selbst entsprechend reagiert. Im Falle eines Streites hieße das: Wenn ich den Ton herunterregele und meinem Streitpartner mit Respekt und Freundlichkeit begegne, tut der das vielleicht auch. Garantien gibt es keine, doch was wäre die Alternative? Lauter schreien?”

Fotocredits: Jason Rosewell via Unsplash.com

Sind wir alle nur noch genervt, gereizt und überfordert?

Bestimmt kennst du selbst solche Situationen. Wütende und hupende Autofahrer, pampige Menschen, die ihrem Frust freien Lauf lassen und allgemein sehr viele kleine Aggressionen und Unhöflichkeiten über den Tag verteilt, die zudem die eigene Konfliktfähigkeit über den Tag zermürben. Besonders Menschen in Berufen wie dem Einzelhandel, der Gesundheitsbranche, der Gastronomie und in Jobs, mit denen man mit Menschen arbeitet, die können sicher ein Lied davon singen. Es sind nur kleine Alltagsepisoden, dir mir aber immer häufiger begegnen.

Birte Karalus schreibt: “Wir sollten es also nicht auf die leichte Schulter nehmen, dass der Ton in unserem Land rauer wird, und zwar quer durch alle Bevölkerungsschichten. Es ist vielleicht noch nicht salonfähig, aber doch verbreitet, zu schimpfen, zu pöbeln, einander zu beleidigen. Mit konstruktivem Streit hat das nichts zu tun. Vielmehr entsteht der Eindruck einer allgemeinen Gereiztheit, die sich immer wieder explosionsartig entlädt. Woran liegt das, und was können wir dagegen tun?”

Die Kränkung der Gleichgültigkeit

Kränkung, das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, Zurückweisung oder auch ein Mangel an Respekt sind potenzielle Auslöser. Fühlen sich Menschen immer und immer wieder aus allen möglichen Gründen zurückgesetzt, dann ebbt diese Wut nicht wieder ab, sondern setzt sich fest und wächst wie ein bösartiges Geschwür. Irgendwann sucht man sich ein Feindbild jemanden, dem man alles in die Schuhe schieben kann, der an allem Schuld ist. Es ist der Umgang miteinander, es sind die vielen kleinen Gesten privat und auch im Job, die uns verbinden oder aufeinander losgehen lassen.

Der schwedische Schriftsteller Hjalmar Söderberg beschreibt in folgendem Absatz mit großer Klarheit die typisch menschlichen Reaktionen auf eine empfundene Missachtung:

“Wir wollen geliebt werden. Werden wir nicht geliebt, wollen wir bewundert werden. Werden wir nicht bewundert, wollen wir gefürchtet werden. Werden wir nicht gefürchtet, wollen wir gehasst und missachtet werden. Wir wollen ein Gefühl in unseren Mitmenschen auslösen, ganz gleich, um welches es sich dabei handeln mag. Die Seele zittert vor der Leere und sucht den Kontakt um jeden Preis.”

Diesen Absatz aus dem Buch möchte ich ebenfalls zitieren: “Die Verrohung der Worte im Alltag ist alles andere als harmlos, und wir sollten uns nicht daran gewöhnen. Wenn Wut die Regie übernimmt, bleibt das Argument auf der Strecke, hört keiner mehr zu, wird konstruktiver Streit unmöglich, […]. Das schafft ein Klima der Kälte, der Gleichgültigkeit und der leicht aufflammenden Aggression. Und irgendwann werden auf Worte Taten folgen. Natürlich wird nicht jeder, der ausrastet und pöbelt, gleich zum Amokläufer. Meine Sorge ist aber, dass viele zu Mitläufern werden (oder schon geworden sind) und gleichgültig zuschauen, wenn Bürgermeister bedroht oder jüdische Mitbürger attackiert werden oder wenn Kriegsflüchtlingen “Sozialtourismus” unterstellt wird. […] Wir müssen uns vor allem jenen entgegenstellen, die so selbstverständlich unsere Demokratie gefährden – auch dort, wo dies subtil passiert Wir müssen streitbar werden und vor allem mit denen ins Gespräch kommen, die ahnungslos sind und nicht wissen, was an Freiheit und Rechten auf dem Spiel steht.”

Den Tatsachen ins Auge blicken

Menschen die wütend sind und sich benachteiligt fühlen, die haben in der Regel kein Mitgefühl. Und auch keinen Kopf für konstruktiven Streit. Immer mehr Menschen haben den Eindruck, dass es in der Gesellschaft nicht gerecht zugeht und früher alles besser war. Verschiedenste Krisen aller Art – egal ob Klima-, Energie-, Covid- oder Migrationskrise und militärische Krisenherde machen es nicht besser. Doch wie immer lohnt es sich, die Dinge mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. An dieser Stelle möchte ich unbedingt das Buch “Factfulness”

von Hans Rosling (Ullstein) (Ü: Hans Freundl, Hans-Peter Remmler, Albrecht Schreiber). Der Autor räumt damit mit dem Mythos “früher war alles besser” auf und zeigt, dass dem nicht so ist.

Selbstverständlich gibt es aktuell einige Krisen, Probleme und Missstände. Doch es hilft manchmal einen übergeordneten Blick auf die Dinge zu legen und damit ein wenig aus der Weltuntergangsstimmung herauszukommen.

Rosling sagt übrigens, dass unser Weltbild dadurch entsteht, dass wir uns nicht an den wertvollen Fakten orientieren, sondern uns von Instinkten in die Irre führen lassen.

  • Instinkt der Kluft: Wir denken immer in Polaritäten (arm/reich, schwarz/weiß, gut/böse) und beschäftigen uns nicht mit den vielen Grautönen dazwischen.
  • Instinkt der Negativität: Wir ängstigen uns vor Gewalt, Flugzeugunglücken usw. die uns wahrscheinlich gar nicht selbst betreffen werden. Die Medien befeuern durch die ständige negative Berichterstattung diesen Status noch zusätzlich.
  • Instinkt der Verallgemeinerung: Wir vereinfachen uns die Welt, in dem wir grobe Kategorisierungen vornehmen. Plötzlich ist von den Politkern, den Flüchtlingen usw. die Rede. Damit pflegen wir Stereotype, statt die realen Unterschiede zu sehen.
  • Instinkt der Schuldzuweisung: Wir bevorzugen immer simple Erklärungen, statt uns auf die Suche nach komplexen Ursachen zu machen. Sündenböcke haben immer Konjunktur, erst recht in schwierigen Zeiten.

Laut Rosling basiert unser Weltbild auf unserem Denken und das wiederum wird von Vereinfachungen, Stereotypen, Kurzschlüssen und archaischen Reflexen beeinflusst. Mit dem Endresultat einer überdramatisierten Weltsicht.

Wie Freundlichkeit helfen kann

Freundlichkeit wird unterschätzt. Manche Menschen meinen nämlich, dass es sehr naiv sei zu denken, dass das wirklich einen Unterschied macht. Doch das tut es. Mir gelingt es selbst auch nicht immer, doch ich versuche zu 99% freundlich zu sein und konnte damit schon häufig aufgeladene Situationen auflösen und zum Guten wenden.

Freundlichkeit ist eine Haltung mitmenschlicher Zugewandheit, die auf Respekt, Wohlwollen und Großzügigkeit basiert. Doch was sie besonders ausmacht ist echte Herzenswärme.

Ein Experiment

Ungefähr 100 Angestellte einer Firma wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt die Aufgabe, sich vier Wochen lang jede Woche fünf gute Taten zu überlegen, die sie am Arbeitsplatz ausführen würden – keine Heldentaten, sondern kleine freundliche Gesten wie das Mitbringen eines Kaffees. Die Angestellten der anderen Gruppe wussten nichts von dieser Aufgabe. Sie sollten aber alle freundlichen Taten notieren, die ihnen im selben Zeitraum auffielen. In kürzester Zeit verbesserte sich die Arbeitszufriedenheit aller. Interessanterweise war der Effekt bei den Gebern sogar noch stärker und die Empfänger fielen in der Nachbeobachtungsphase dadurch auf, dass sie anderen öfter als zuvor einen Gefallen erwiesen haben. Freundlichkeit ist also ansteckend.

Wie geht Freundlichkeit?

  1. Respektvoll sein – Nimm deinen Gegenüber als Menschen (also Individuum) wahr. Ein Austausch kommt nur dann zustande, wenn wir auch bereit sind uns auf eine andere Person einzulassen.
  2. Vertrauensvoll sein – Freundlichkeit bedeutet in Vorleistung zu gehen. Handle also auch dann freundlich, wenn du nicht sicher weißt, ob es dir dein Gegenüber danken wird.
  3. Wohlwollend sein – Gehe davon aus, dass dein Gegenüber dich nicht absichtlich ärgern oder verletzten will, sondern aus der aktuellen Befindlichkeit und Sicht der Dinge heraus handelt.
  4. Empathisch sein – Versuche bewusst wahrzunehmen, in welcher Situation dein Gegenüber gerade ist und beurteile dessen Handlung vor diesem Hintergrund. Frag nach, warum jemand aufgeregt oder wütend ist und gehe nicht davon aus, dass alle auf eine bestimmte Situation so reagieren wie du selbst.
  5. Versöhnlich sein – Begleiche nicht Rechnungen aus der Vergangenheit, wenn es eigentlich gerade um etwas anderes geht. Jeder hat eine zweite Chance verdient.
  6. Souverän sein – Bleib freundlich, auch wenn man dir das gerade noch nicht dankt. Hartnäckige Freundlichkeit wirkt in vielen Situationen entwaffnend. Und selbst wenn es nicht hilft: Du wirst dich hinterher besser fühlen.
  7. Offen sein – Interessiere dich wirklich ernsthaft für die Position deines Gegenübers, stelle aktiv Fragen und gehe nicht davon aus, dass du bereits alles weißt.
  8. Zurückhaltend sein – Höre wirklich zu. Das ist ganz wichtig, bevor du dir ein Urteil bildest. Dein Gegenüber muss die Chance haben seine Sicht der Dinge zu schildern ohne unterbrochen zu werden.
  9. Konsequent sein – Freundlichkeit bedeutet keinesfalls alles hinnehmen zu müssen oder zu akzeptieren. Beziehe deshalb klar Stellung, wenn deine Werte verletzt werden oder wenn du persönlich hart angegriffen wirst.
  10. Mutig sein – Brich ein Gespräch ab, wenn klar wird, dass dein Gegenüber nicht bereit für Austausch ist und es eher um Hass und Hetze geht. Keine Toleranz der Intoleranz.

“Freundlichkeit öffnet Herzen, Unfreundlichkeit öffnet Gräben.”

Zuhören ist die Königsdisziplin der Freundlichkeit

Die meisten Menschen würden von sich selbst behaupten, dass sie sehr gute Zuhörer sind. Ich habe das auch lange gedacht. Tatsächlich kann ich aber noch sehr daran arbeiten. Ich mache häufig den Fehler mir in meinem Kopf schon eine gute Antwort zurechtzulegen. Indem ich das aber tue, bin ich nur noch mit einem halben Ohr beim Gesagten. Viel schlauer wäre es daher, die Informationen aufzunehmen und sich in alle Ruhe ein Bild über die Situation zu machen, um dann auch mit Bedacht antworten zu können.

Zuhören ist gar nicht so leicht. Ganz im Gegenteil. Es erfordert höchste Konzentration, ist anstrengend und man braucht großen Willen, dabei das eigene Ego hintenanzustellen. Zuhören bedarf Übung. Doch im Zuhören liegt große Kraft um selbst festgefahrene Konflikte aufzulösen. Aus diesem Grund ist es auch so ein wichtiges und wertvolles Tool.

Doch wir leben in einer Gesellschaft, in der Extraversion bevorzugt wird. Schon in der Schule bekommen leise Schüler weniger Aufmerksamkeit und häufig schlechtere mündliche Noten. Kommunikative Menschen dominieren die Medien, werden befördert und steigen auf. Wer zurückhaltend ist und sich nur äußert, wenn er überzeugt ist, wirklich etwas zu sagen zu haben, wird leicht übersehen. Sich zurücknehmen, zuhören und nachdenken haben kein sonderlich positives Image.

“Ein offenes Ohr für jemanden zu haben, ist ein starkes Zeichen der Wertschätzung und des Respekts.”

Dabei ist Zuhören die Königsdisziplin der Freundlichkeit. Es schafft Verbindung, die tiefer und befriedigender ist, als jeder Schlagabtausch. Konzentriert zuhören hat den Vorteil, dass man mehr erfährt als beim Selbstreden und zudem wird auch die Beziehungsebene positiv gestaltet und man legt ein Fundament für konstruktiven Austausch in Sachfragen.

  • Echtes Zuhören schenkt dem anderen die volle Aufmerksamkeit.
  • Echtes Zuhören beweist Geduld.
  • Echtes Zuhören achtet auf verbale und nonverbale Signale.
  • Echtes Zuhören bedeutet echtes Interesse.
  • Echtes Zuhören stellt das eigene Urteil zurück.
  • Echtes Zuhören fragt nach, um besser zu verstehen.
  • Echtes Zuhören gibt dem anderen Raum.

Zusammengefasst bedeutet das, dass jemand der wirklich zuhört, ganz beim anderen ist und sich selbst weitgehend zurücknimmt. Und das ist alles andere als einfach. Obwohl das aktive Zuhören in zahlreichen Seminaren und Büchern empfohlen wird, schaffen es nur die wenigsten von uns.

Zuhören ist eine Schlüsselqualifikation für alle in unserer Gesellschaft. Wer sich nämlich nicht gehört fühlt, wird wütend. Und wer wütend ist, der flüchtet schnell in radikale Positionen und oft auch in Aggressionen. Kaum jemand erträgt nämlich auf Dauer klaglos das Gefühl, übersehen, nicht gehört oder von oben herab belehrt zu werden, ohne dass er seine Position darstellen konnte und mit einem Mindestmaß an Verständnis angehört wurde.

Wir sollten uns deshalb alle an die eigene Nase fassen und uns vornehmen in Zukunft mehr und intensiver zuzuhören. Damit werden wir Teil einer stillen Bewegung, die unsere Gesellschaft zum Positiven verändern kann.

Eine große Bitte in eigener Sache

Wie letzte Woche bereits angekündigt: Ich befinde mich gerade in den Planungen dazu, ob es auch dieses Jahr wieder einen Adventskalender geben wird und wie ich diesen in diesem Jahr gestalten werde. Unabhängig davon ist es für mich jedoch sehr hilfreich, wenn ihr mir Feedback gebt. Falls euch meine Texte helfen und bereichern, dann schreibt mir gerne ein paar Worte dazu (gerne direkt als DM auf Instagram, alternativ auch gerne als Antwort auf diese Mail) und erzählt mir, was euch daran gefällt oder ihr dazu schon immer mal sagen wolltet. Ich würde einige davon als Testimonial anonym veröffentlichen, damit noch mehr Menschen auf den Inspirations-Letter aufmerksam werden.

Als Dankeschön für die Mühe verlose ich unter allen, die mir bis 09. November eine Nachricht senden, einen Büchergutschein im Wert von 20 Euro zur freien Verfügung. Der Gutschein wird von mir persönlich gesponsert und steht in keinem Zusammenhang mit irgendeiner Plattform. Tausend Dank.

Was nimmst du dir heute mit?

Ich würde mich freuen, wenn du jetzt vielleicht eine neue Sicht auf das Thema Streit gewonnen hast. Es lohnt sich in einen konstruktiven Austausch zu gehen und Missstände anzusprechen. Nur dann kann es zu einer Veränderung kommen. Unabhängig davon bietet das Buch auch noch viele weitere Beispiele und Gedanken, denen ich Großteils sehr folgen kann.

Jetzt wünsche ich dir einen wunderbaren Start in die neue Woche, viele gute Momente, Zeit für Erholung und ganz viele Glücksgefühle. Du hast sie auf jeden Fall verdient.

Alles Liebe,

Petra

 

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