24. Dezember: Warum wir Zwischenräume brauchen.

von Petzi

Heute erscheint das letzte Türchen des Adventskalenders und ich habe lange überlegt, welches Thema ich dafür aufnehmen möchte. Lange ist mir nichts passendes eingefallen, bis ich beim Ordnen meiner Bücher ein Exemplar in die Finger bekommen habe. Darin geht es um Zeit und damit einhergehend um die wertvollen Zwischenräume.

Ich habe bereits in einem anderen Zusammenhang schon einmal darüber geschrieben. Die Zeit zwischen den Jahren ist besonders magisch, weil alles eine Spur langsamer läuft, viele von uns im Urlaub sind und man sich ganz bewusst darüber werden kann, was ins neue Jahr mitgehen darf und was gehen soll. Wir genießen die Zwischenräume besonders und heute möchte ich davon erzählen.

Wenn ich über Zwischenräume spreche, dann muss ich immer eines meiner allerliebsten Bücher empfehlen und “Innehalten” von Fleur Sakura Wöss (btb) nennen. Wenn du es noch nicht gelesen hast, dann möchte ich es dir unbedingt ans Herz legen.

Ich griff stattdessen zum Buch “Time is honey – Vom klugen Umgang mit der Zeit” von Karlheinz A. Geissler und Jonas Geissler (Oekom Verlag) und wenn man über Zeit nachdenkt, dann darf man eben auch die Zwischenräume nicht vergessen.

Doch was sind Zwischenräume?

Zwischenräume bezeichnen Pausen und Übergänge in einem Handlungsablauf. Die Aufgabe besteht insbesondere darin Erlebtes auf Abstand zu bringen, zu verarbeiten und durch die damit geschaffene Distanz einen anderen Blick darauf zu gewinnen. Auch in der Musik haben Übergänge eine ähnliche Funktion. Intervalle, Pausen, Stille schaffen Dramaturgie und verleihen den Tönen ihren Klang.

Dieses Dazwischen gibt es fast in allen Bereichen. Wie auch immer man es nennt, es sorgt immer für Abstand und schafft zugleich aber Anschlüsse an das, was es auf Abstand bringt.

Diese Zwischenräume geben uns Menschen Raum zum Durchatmen und Ausruhen. Ohne Pausen wäre die Musik nichts als Lärm. Ohne Dehnungsfugen würde kein Haus, keine Brücke stabil stehen. Ohne Pause wäre kein Satz sinnvoll verständlich, ohne Leerzeichen kein Satz lesbar.

Räume und Zeiten des “Dazwischen” geben dem Alltag einen Rhythmus.

Die Autoren schreiben: “Sie gliedern die Zeit, organisieren und ordnen Zeiterfahrungen, setzen Schlusspunkte, markieren Anfänge und schaffen so Spielräume.”

Zwischenräume und die neue Zeit

Unser Lebensrhythmus war viele Jahre immer dem selben Ablauf unterworfen. Wir folgten dem Tageslicht und dem Glockenläuten und gliederten unseren Tag damit. Neue Technologien und die Beschleunigung des Lebens machen das mittlerweile unmöglich. Wir verlieren die Zwischenräume aus den Augen.

Pausen und Dehnungsfugen werden zu Opfern von Rationalisierung und Effizienzsteigerung. Stattdessen heißt es nun “Verdichtung”. Verdichtung von Bebauung, Verdichtung unseres Terminplans, Verdichtung unseres Arbeitspensums, Verdichtung der Erlebnisse.

“Je enger die Aktivitäten, je dichter die Handlungsfolge, umso enger und schmaler werden die Übergänge, die Intervalle und die Pausen.”

Der größte Feind der Zwischenräume

Zwischenräume können nicht existieren, wenn es immer wieder ein “Zwischendurch” gibt. Wer einfach mal “zwischendurch” vorbeischaut, “zwischendurch” seine Mails checkt, “zwischendurch” jemanden anruft und “zwischendurch” dies und jenes macht, vertreibt erfolgreich die dringend benötigen Zwischenräume aus seinem Alltag.

Fotocredits: Joanna Kosinska via Unsplash.com (Öffnet in neuem Fenster)

Die Autoren stellen in ihrem Buch die Frage: “Was geschieht in einer Welt ohne zeitliche und räumliche Dehnungsfugen und Leerstellen mit den sozialen Systemen, mit Familien, Vereinen und mit dem gesellschaftlichen Engagement?”

“Jedes Theaterstück beginnt mit einer leeren Bühne, jedes Gemälde mit einer weißen Leinwand […] Das also heißt: Mut zur Lücke, zur Leere, zum Dazwischen, zur Pause. Die Leere ist nicht Verlust, sondern sie ist ein Gewinn, die Pause keine verlorene, sondern sie ist gewonnene Zeit. Man muss sie nur in einen Rhythmus einbinden – die Leere, die Lücke, die Pause, die Stille, damit sie in ihm ihr Maß finden.”

Heutiger Impuls

Wo sind deine Zwischenzeiten? Achte in nächster Zeit bewusst darauf, dass du diese nicht aus den Augen verlierst. Das kann eine kurze Kaffeepause sein zwischen der Arbeit am Rechner und dem nächsten Meeting, ein Rückblick auf den Tag, bevor du ins Bett gehst, die Rückfahrt von der Arbeit nach Hause oder auch das entspannende Schaumbad. Ganz gleich was es für dich ist, achte in nächster Zeit bewusst darauf und nimm diese als kleine Pausen wahr. Als Zwischenräume, die dir einen Moment zum Atmen schenken und dich von der einen zur anderen Seite bringen.

Zwischenraum im Außen

Die wunderbare Autorin Fleur Sakura Wöss schreibt in ihrem Buch ebenfalls über Zwischenräume und sagt dazu, dass wir auch das Außen dabei nicht vergessen sollten. Räume wirken auf uns nämlich mehr, als uns bewusst ist.

Dinge senden nämlich Botschaften. Als ich diese Zeilen las, fühlte ich mich sofort ertappt. Die Autorin lebt in Wien und erzählt in ihrem Buch, dass sie sich mit ihrem Mann ein kleines Haus in den Bergen gekauft hat. Sie genoss die Leere und Aufgeräumtheit zu Beginn und bemerkte dann doch sehr schnell, dass man irgendwann mit “zustellen” beginnt.

Sie erzählt, dass sie sich lange Zeit eine Dokumentation auf DVD ansehen wollte. Zuhause in Wien fand sie nie die Zeit, also nahm sie diese mit in die Berge. Hier ist die ersehnte Ruhe dafür. Doch das ist Mitnichten so.

Sie schreibt: “Sobald der Stoß der DVDs dort liegt, habe ich meine undefinierte Zwischenzeit und den Zwischenraum verloren. Ich sehe den Stoß und denke mir: »Ach ja, das wollte ich mir ja auch noch anschauen!« Und schon bin ich im »Zu-Erledigen-Modus« drinnen und habe die unendliche Weite unschuldiger Stunden, an denen das Schönste ist, dass sie unbesetzt sind, verloren.”

“Dinge, die daliegen, enthalten eine Aufforderung. Sie sagen: »Räum mich weg!« oder »Repariere mich!« oder »Lies mich!«. Ignorieren wir diese Aufforderungen, dann schieben wir die Dinge in eine Warteschleife, in der sie uns immer wieder begegnen, bis sie in unserer Beachtung irgendwann tot sind. Und dafür brauchen wir dann viel Platz, um die toten Dinge aufzubewahren.”

Was wir brauchen?

Wir brauchen weniger Zeug, mehr Zeit für das Nichts tun, mehr Zeit für Muse und kreative Projekte. Und das ist in unserer heutigen Zeit überhaupt nicht einfach. Vielleicht möchtest du die Zeit zwischen den Jahren jedoch nutzen, um alten Ballast loszuwerden, dich neu auszurichten und klar zu überlegen, welche Weichen du wie für das neue Jahr stellen möchtest.

Ich empfinde das in der Zeit zwischen den Jahren immer besonders magisch und bestärkend.

Schnapp dir dein Journal, kreiere dir dein Vision Board, wähle ein Leitwort, das dich im kommenden Jahr begleiten soll. Egal, was du tust, es wird sich sicherlich bestärkend anfühlen.

Fragen, die du dir u.a. im Journal beantworten könntest:

  • Wie kann ich kleine Zwischenräume in meinen normalen Alltag integrieren? Wie sehen diese aus?
  • Schaffe ich es, einen Monat (oder auch länger) nichts zu kaufen?
  • Was darf gehen? Welche Dinge möchte ich endlich loslassen?
  • Gibt es Stapel in meinem Haus, denen ich mich schon seit langer Zeit widmen möchte und es doch nicht tue? Wenn ja, dann gerne weg damit.
  • Gibt es Zeitschriften-Abos, die ich abbestellen kann, weil ich sie am Ende doch nicht lese?
  • Wie fühlt es sich für mich an ständig “erreichbar” zu sein? Kann ich Phasen einführen, in denen das Handy komplett aus bleibt?
  • Welches tägliche Ritual würde mir gut tun?
  • Gibt es ein neues Hobby, das ich verfolgen kann?

Frohe Weihnachten

Jetzt bleibt mir nur noch Danke zu sagen. Danke für die Reise mit dir. Danke fürs Mitlesen, für liebe Worte, tolle Kommentare und das wertvolle Feedback. Das alles würde keinen Sinn machen, wenn niemand liest, was ich schreibe. Ich danke daher sehr für das Vertrauen und die Wertschätzung.

Ich nutze die Zeit zwischen den Jahren, um meine Akkus wieder aufzuladen und neue kreative Ideen zu entwickeln. Die nächste reguläre Ausgabe des Inspirations-Letters gibt es sicher am 19. Januar und dann wieder wie gewohnt im 2-wöchigen Rhythmus. Wenn mich die Muse küsst, dann bringe ich dir schon früher etwas mit, aber das möchte ich nicht versprechen. Bitte sieh es mir nach. Ganz im Zeichen meines heutigen Textes muss ich unbedingt auf meine Zwischenräume achten, damit wieder etwas Neues und wertvolles entstehen kann.

Als kleines Dankeschön habe ich hier wieder ein E-Book mit allen 24 Türchen erstellt. Zum Download und jederzeit nochmal Nachlesen. Für manche Dinge kann man manchmal eine kleine Erinnerung gebrauchen.

Geschenkidee

Solltest du noch eine kleine Geschenkidee für einen lieben Menschen suchen, dann möchte ich dich hiermit nochmal daran erinnern, dass man den Inspirations-Letter auch als Geschenkmitgliedschaft verschenken kann. Die Mitgliedschaft endet automatisch und muss nicht gekündigt werden. Vielleicht gibt es jemanden in deinem Leben, dem du damit eine Freude machen kannst? Ich würde mich unglaublich freuen.

Ich wünsche dir frohe Weihnachten. Mögest du heute einen Tag haben, wie du ihn dir wünscht. Eine Umarmung an alle, die heute nicht so feiern können, wie sie es gerne würden, die trauern, Menschen verloren haben oder alleine sind. Ich sende allen gute Gedanken, Liebe und Licht. Sollten wir uns nicht mehr lesen, dann wünsche ich ebenso einen guten Start ins neue Jahr, mit Gesundheit, Glück, guter Energie und allem, was du gebrauchen kannst.

Alles Liebe,

Petra

 

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