Eigentlich wollte ich heute über ein ganz anderes Thema schreiben. Ich habe hier allerdings keinen Redaktionsplan und manchmal passiert es, dass mir ein anderes Thema über den Weg läuft, das ich noch viel mehr fühle. Viele von uns – und insbesondere ich selbst – kennen es wahrscheinlich sehr gut: Quälende Gedanken und Grübeln.
Unser Kopf ist täglich und ununterbrochen mit Gedanken konfrontiert. Viele davon sind jedoch einfach Quatsch. Und das muss man wirklich einmal so direkt beim Namen nennen. Gedanken haben unglaubliche Macht über uns und machen es möglich, dass wir an uns selbst zweifeln, uns wertlos fühlen, in Grübelschleifen festhängen und voller Sorgen nicht einmal mehr erholsam schlafen können.
In der Woche habe ich ein Buch gelesen, das mich wirklich abgeholt hat und letztlich auch der Grund war, weshalb ich mein geplantes Thema doch noch einmal umgeworfen habe. Die Psychologin und Expertin für Positive Psychologie Katharina Tempel hat im GU Verlag ganz neu das Buch “Genug gegrübelt, lieber Kopf! – Wie du dich von quälenden Gedanken befreist und mehr Leichtigkeit gewinnst” veröffentlicht.
Und obwohl meine Themenwoche Leichtigkeit schon beendet ist, passt dieser Beitrag wahrscheinlich auch mehr als gut zum Thema. Sind wir nämlich voller Sorgen, Zukunftsängste, Grübeleien, Unzufriedenheit über uns selbst, dann kann sich unmöglich wirkliche Leichtigkeit einstellen.
Warum Grübeln nie zu einer Lösung führt
Unsere Gedanken haben uns manchmal fest in der Hand. Ein Gedanke folgt auf den nächsten und jeder erhält unsere volle Aufmerksamkeit. Ohne diese zu hinterfragen folgen wir ihnen blind, bis wir uns irgendwann in diesem Labyrinth verlaufen haben und keinen Ausweg mehr finden.
Mit dem ständigen Durchdenken von negativen Gedanken, Problemen oder Ereignissen aus der Vergangenheit erreichen wir allerdings nur, dass unsere Stimmung belastet wird und unsere Situation für uns selbst oft hoffnungslos scheint. Sehr spannend ist, dass wir beim Grübeln häufig denken, dass wir alles so intensiv durchdenken, weil wir an der Lösung des Problems arbeiten. Doch das ist ein Trugschluss.
Gedanken haben ist nicht denken!
Unsere Gedanken sind einfach da, ausgelöst durch Reize aus unserer Umwelt. Das kann sowohl positiv sein, wenn wir beispielsweise einen schönen Geruch aufschnappen, der uns an den letzten Urlaub erinnert oder auch negativ, wenn wir Worte hören, die uns verletzen. Gedanken sind nicht kontrollierbar. Sie sind einfach da und durchströmen unser Bewusstsein und sehr häufig übrigens auch unser Unterbewusstsein.
Anders als Gedanken haben ist denken wirklich eine bewusste mentale Aktivität. Denken erfordert Energie, Anstrengung und durchaus auch Willenskraft. Wir setzen uns bewusst und aktiv mit unseren Gedanken auseinander, um ein Problem zu lösen oder eine Antwort zu finden.
Also nochmal zusammengefasst: Grübeln ist zwar mentale Aktivität, die jedoch ziellos ist, weil wir nur den vorhandenen Gedanken folgen und uns damit quasi im Kreis drehen.
Denken ist auch mentale Aktivität, die jedoch versucht eine Lösung zu finden, in dem sie aktiv in den Gedankenprozess eingreift und beispielsweise gezielte Fragen stellt, um in eine gewünschte Richtung zu kommen. Das nennt man auch lösungsorientiertes Denken.
“Die größten Leiden entstehen oft durch unsere eigenen Gedanken.” – Unbekannt
Barbara K. Fredrickson schreibt in ihrem Buch “Die Macht der guten Gefühle” (Ü:Nicole Hölsken) (Campus): “Wer grübelt, dessen Gedanken gießen nur Öl ins Feuer der Negativität. Und weil negative Gefühle und eine verengte, negative Denkweise einander bedingen und fördern, ziehen sie Sie in die Tiefe hinab.”
Ein weiteres Problem von Grübeln ist, dass wir uns schnell hilflos fühlen. Wir durchdenken unsere Situation zwar gefühlt von allen Seiten und finden dennoch keine Lösung. Das fühlt sich nicht gut an, was Hilflosigkeit auslösen kann und uns zudem in Passivität verfallen lässt.
Denkgewohnheiten & eigene Überzeugungen
Neben Grübeln gehören noch weitere Denkgewohnheiten und Überzeugungen zur negativen Seite des Denkens.
Pessimismus
Es gibt Menschen, die der Überzeugung sind, dass es besser ist Pessimist zu sein. Ich dachte das früher auch. Mein Gedanke war, dass ich lieber vom Schlimmsten ausgehe und dann nicht so enttäuscht bin, wenn das tatsächlich eintrifft. Und sollte ich doch vom Positiven überrascht werden, so freue ich mich noch mehr. Klingt auf den ersten Blick sogar irgendwie logisch.
Doch auch das ist ein Trugschluss. Traf wirklich das erwartete “schlimme Szenario” ein, war ich dennoch enttäuscht. Meine “Vorbereitung” darauf hat keinen wirklichen Unterschied gemacht.
Denken wir im Vorfeld über negative Konsequenzen oder ein Worst-Case-Szenario nach, spricht dagegen erstmal gar nichts. Ganz im Gegenteil. Es dient einer besseren Vorbereitung auf eine Situation. Der Unterschied ist jedoch folgender: Pessimisten spielen nicht durch, dass eine Sache schiefgehen könnte und planen, wie sie diesen Misserfolg vermeiden können. Pessimisten gehen einfach grundsätzlich davon aus, dass die Sache schiefgehen wird. Hier bleibt kein Spielraum für eine andere Möglichkeit. Die Frage ist also:
Wenn ich von vornherein erwarte zu scheitern, warum sollte ich mich dann überhaupt noch bemühen?
Hast du schon einmal von der selbsterfüllenden Prophezeiung gehört? Ganz häufig ist es nämlich sogar noch so, dass der vorausgesagte Misserfolg wirklich eintritt, weil wir diesen durch unser eigenes Verhalten wirklich herbeiführen. Aus meiner eigenen Vergangenheit kenne ich unzählige Situationen, in denen ich mit einer neuen Sache konfrontiert war und gleich zu Beginn dann immer (zumindest gedanklich) Sätze wie “Ich bin bestimmt total schlecht darin” oder “Ich hab das noch nie gemacht, das kann ja gar nichts werden” gefallen sind.
Das ist ein klarer Fall von Selbstsabotage. Natürlich war ich dann auch schlecht, weil die eigene Unsicherheit immer größer wurde. Ich entwickelte das Gefühl, dass andere sich gerade bestimmt über mich lustig machen und bekam zudem noch total schlechte Laune, weil es nicht so klappte wie erhofft. Wie ein kleines bockiges Kind hätte ich die Sache am liebsten hingeschmissen.
“Niemand weiß, was er kann, bevor er es versucht.” – Publilius Syrus
Wenn du so eine Situation auch kennst, dann solltest du dir jedoch eines bewusst machen: Es ist unwahrscheinlich, dass du die Beste bist in einer Sache, die du noch nie zuvor getan hast. Das bedeutet zugleich jedoch nicht, dass du schlecht darin bist.
Pessimismus lohnt sich nicht. Es gibt zahlreiche Studien die das untermauern und zeigen, dass die negative Einstellung zu vielen Problemen führen kann, wie beispielsweise:
- Sie haben weniger Erfolg – weil sich Pessimisten niedrige Ziele setzen, ihre Möglichkeiten nicht ausschöpfen, Chancen verstreichen lassen
- Sie geben schneller auf – weil Pessimisten nicht an den eigenen Erfolg glauben und sich von Fehlern oder Hindernissen schneller entmutigen lassen
- Sie sind unglücklicher – weil sich Pessimisten eher auf das Negative fokussieren und damit die Möglichkeit nehmen die schönen Momente zu erleben. Sie übersehen schlicht die positiven Dinge.
- Sie sind häufiger krank – weil Pessimisten überall Probleme und Misserfolge wittern, wird auch dem Körper ständig Gefahr signalisiert, was diesen in Anspannung und Stress versetzt. Nicht gut für das Immunsystem.
- Sie ziehen ihr Unglück häufig selbst an – weil Pessimisten mit ihren negativen Erwartungen selbsterfüllende Prophezeiungen auslösen. Es tritt ein, was man befürchtet.
“Achte auf deine Gedanken! Sie sind der Anfang deiner Taten.” – Chinesisches Sprichwort
Regeltreue
Es gibt jedoch auch Menschen, deren Denken aus Vorschriften und rigiden Regeln besteht. Damit nehmen sie sich selbst die eigene Handlungsfreiheit und schränken sich unnötig stark ein.
Wie häufig kommen in deinen eigenen Gedanken die Worte “sollte”, “muss”, “richtig”, “falsch”, “fair” und “unfair” vor? Menschen, die für sich selbst ein “richtig” und “falsch” festlegen, können schwer bis gar nicht von den eigenen Regeln abweichen. Auch dann, wenn sie eigentlich wahrnehmen, dass etwas nicht passt.
Ein Beispiel: Kennst du Gedanken wie “Ich muss perfekt sein”, “Ich darf keinen Fehler machen”, “Ich muss allen gefallen”, “Ich muss es allen recht machen”, “Ich muss es allein schaffen und kann nicht nach Hilfe fragen”?
All das können Regeln sein, die wir uns selbst auferlegt haben. Weil wir es in der Kindheit so gelernt haben, weil wir es von unseren Eltern so übernommen haben, weil sie durch kulturelle Erwartungen zustande gekommen sind. Für uns sind diese Regeln Gesetz, die unter allen Umständen eingehalten werden müssen. Doch müssen sie das wirklich?
Selbstverständlich ist es in Ordnung eine Art Leitlinie zu haben, an derer man sich entlanghangeln kann und das eigene Verhalten ausrichten kann. Ein Problem wird es nur dann, wenn unser Denkmuster so festgefahren ist, dass wir es uns nicht mehr erlauben können flexibel auf veränderte Umstände zu reagieren. Das erzeugt dann nämlich Leid und schafft Probleme.
Wenn du also zu den Menschen gehörst, die nur einen Weg als den richtigen Weg ansehen, dann solltest du deine Sichtweise nochmal überdenken.
“Entweder ich bestehe die Prüfung oder ich kann meine Zukunft vergessen”, “Wenn das nicht klappt, werde ich es nie zu etwas bringen.” Dieses Denken ist nicht sonderlich motivierend, oder? Vielmehr löst es wahrscheinlich Ängste aus und erzeugt großen Druck, weil es hier um alles oder nichts geht. Wer so extrem denkt, der lebt in permanenter Anspannung.
Menschen mit so starrem Mindset neigen auch dazu aus einer einzigen Erfahrung oder einem Ereignis eine allgemeine Regel zu erstellen. Hast du schon mal Menschen sagen hören “Die Jugend von heute ist faul?” Ein perfektes Beispiel für eine Übergeneralisierung.
Selbstverständlich gibt es ein paar Jugendliche die faul sind, während es auch sehr viele Jugendliche gibt, die keinesfalls faul sind. Doch neigen wir dazu, von einer einzigen oder einigen wenigen negativen Erfahrungen auf eine ganze Gruppe zu schließen, denken wir in genau dieser Weise. Aus dem faulen Nachbarskind wird dann plötzlich ein allgemeines Vorurteil darüber, dass eine ganze Generation faul ist. Wenn du häufig “alle”, “nie”, “keiner”, “jede”, “immer” oder “alles” verwendest, dann solltest du nochmal darüber nachdenken, ob deine eigenen Denkmuster zu starr sind.
Selbstgeißelung
Wie steht es um dein eigenes Selbstwertgefühl? Wenn du dich für jeden Fehler und Misserfolg hart kritisierst, dann wahrscheinlich nicht sehr gut. Damit nimmst du dir nämlich auch jede Chance auf Erfolg.
Wenn du dich selbst permanent abwertest, dein Aussehen, deine Fähigkeiten und Kompetenzen in Frage stellst, dann wirst du anfangen überall Beweise zu sehen, die genau das bestärken.
Unser Gehirn ist jedoch nicht in der Lage alle aufgenommenen Informationen gleichwertig wahrzunehmen. Weil wir von so vielen Reizen umgeben sind, muss unser Gehirn priorisieren und andere Dinge unter den Tisch fallen lassen. Priorisiert wird jedoch das, was mit den schon bestehenden Meinungen und Überzeugungen übereinstimmt. Wir nehmen also eher die Dinge wahr, die unsere eigenen Ansichten untermauern und blenden die Dinge aus, die dem entgegenstehen würden. Damit entwickeln wir jedoch ein stark verzerrtes Selbstbild.
Aus diesem Blick heraus ziehen wir dann auch voreilige Schlussfolgerungen wie “Ich kann gar nichts”, “Nie gelingt mir etwas” oder “Ich bin zu nichts zu gebrauchen”. Der Spot wird nur auf die eine Seite gerichtet. Die Erfolge berücksichtigen wir nicht.
Natürlich können wir uns nicht an alle Ereignisse unseres Lebens gleichermaßen gut erinnern. Die Dinge, die uns stark emotional berührt haben, die bleiben aber besonders im Gedächtnis. Spannenderweise verändern wir unsere Erinnerungen aber auch jedes Mal, wenn wir sie abrufen. Wir lassen etwas weg, schmücken andere Dinge besonders aus oder erfinden sogar etwas dazu. Das ist der sogenannten Mandela-Effekt. In diesem GEO-Artikel kannst du nachlesen, was es damit auf sich hat.
Wenn sich deine selbstabwertenden Glaubenssätze durch Verallgemeinerungen und Extreme auszeichnen, dann kannst du erkennen, dass du einem Denkfehler unterliegst. Also statt “manchmal” sagst du vielleicht “immer”, statt “wenige” sagst du “alle” oder statt “könnte” eher “muss”.
Also zum Beispiel: “Ich mache IMMER alles falsch”, “Einfach ALLES ist hässlich an mir”.
Spannenderweise sind das auch keine Aussagen über unser Verhalten, sondern immer wird das Verhalten mit der Person gleichgesetzt. Eine schlechte Leistung macht mich automatisch zu einer schlechten Person. Es ist ein großer Unterschied ob ich von mir selbst sage “Manchmal verhalte ich mich wirklich ungeschickt” oder “Ich bin einfach ein Tollpatsch und kann nichts richtig”, oder?
Der erste Satz ist eine Beobachtung von unserem Verhalten, das zweite jedoch ist ein Urteil über uns selbst, das zugleich keinen Widerspruch zulässt. Denke daran: Selbstkritik untergräbt deine Motivation. Selbstmitgefühl fördert deine Motivation.
Das ist übrigens auch eine wichtige Erkenntnis, wenn man neue Routinen in seinen Alltag integrieren möchte.
Ein weiteres Problem kann es sein, wenn wir anfangen zum Personalisieren zu neigen. Wenn wir also Ereignisse ohne erkennbaren Grund auf uns selbst beziehen. Wir suchen die Schuld für alles immer zuerst bei uns selbst:
- “Er hat mich verlassen, weil ich nicht liebenswert/gut genug bin” – und nicht etwa, weil er zu unreif für eine Beziehung ist.
- “Ich muss etwas falsch gemacht haben. Sie ist bestimmt sauer auf mich.” – wenn die Kollegin im Vorbeigehen kurz angebunden ist, weil sie schnell zu einem Termin muss.
“Der Mensch ist das Produkt seiner Gedanken. Er ist und wird, was er denkt.” – Mahatma Gandhi
Was sich in unseren Köpfen abspielt, das bleibt nicht dort. Es erzeugt echte Probleme in der echten Welt und hat weitreichende Konsequenzen.
Fotocredits: Jamie Hagan via Unsplash.com
Der Glaube versetzt Berge
An dieser Stelle möchte ich die Geschichte mit dir teilen, welche auch die Autorin in ihrem Buch nennt. Ich zitiere: “Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten Leichtathleten aus der ganzen Welt jahrzehntelang versucht, die magische Marke von vier Minuten zu knacken, um eine Meile zu rennen. Wissenschaftler waren sich einig, dass der menschliche Körper nicht dafür gemacht war, schneller zu laufen. Doch am 6. Mai 1954 überquerte der damals 25-jährige Roger Bannister nach legendären 03:59,4 Minuten die Ziellinie. Er schaffte, was niemand für möglich gehalten hatte, weil er es für machbar hielt. Doch was danach geschah, war noch viel erstaunlicher: Noch im selben Jahr schafften es weltweit 37 (!) weitere Athleten, schneller als vier Minuten zu laufen. Es brauchte nur einen Mann, der glaubte, dass es machbar ist, um den Bann zu brechen und die Grenzen dessen, was möglich ist, zu verschieben.”
Wir erleben unsere eigenen Gedanken häufig als Realität, dabei handelt es sich lediglich um Annahmen, die irgendwann einmal entstanden sind. Was wir sagen oder bewusst tun, wie wir uns fühlen, wie wir auf andere reagieren und mit den Herausforderungen des Alltags umgehen beginnt alles in unserem Kopf.
Wie schaffen wir es nun vom Grübeln hin zur Gelassenheit?
Wie ich anfangs ja bereits erwähnt habe, können wir unsere Gedanken nicht wirklich steuern. Sie kommen einfach auf uns zu. Es ist dennoch wichtig zu wissen, dass wir ihnen nicht hilflos ausgeliefert sind. Wir haben es nämlich in der Hand, ob und wie wir ihnen Aufmerksamkeit schenken und uns mit ihnen beschäftigen möchten. Wir entscheiden ebenfalls, ob wir unseren Gedanken glauben schenken oder nicht.
Wenn es uns gelingt unsere Gedanken mit Abstand zu beobachten, dann können diese uns nicht länger Schmerz zufügen. Wenn wir sie nämlich nicht mehr als feste Tatsache erleben, nehmen sie uns weniger mit. Ein Beispiel:
Ein Gedanke als Tatsache formuliert könnte lauten: “Niemand mag mich.”
Stelle jetzt den Abstand her und benenne den Gedanken. “Ich habe den Gedanken, dass mich niemand mag.” Das ist zuerst einmal nur eine sachliche Feststellung.
Und da dieser Gedanke auch keine direkte Bedrohung darstellt, wird in unserem limbischen System auch nicht sofort der “Code Red” ausgelöst. Das bedeutet ebenfalls, dass wir nicht sofort in Alarmbereitschaft versetzt werden, sondern den Gedanken in Ruhe in einen neuen Kontext stellen können.
Vier Wege, um Gedanken unschädlich zu machen
Dem Verstand eine Identität verleihen
In dem wir uns vorstellen, dass unser Verstand eine eigene Identität hat, dann weisen wir ihm eine Rolle zu. Ist unser Verstand vielleicht ein Radio? Radio Katastrophe? Wann immer sich negative Gedanken auftun, kannst du diese zur Kenntnis nehmen und damit erkennen, dass Radio Katastrophe heute wieder auf Sendung ist. Dieses Erkennen, Benennen und Neutralisieren signalisiert dem limbischen System umgehend, dass keine starke emotionale Reaktion notwendig ist.
Gedanken lächerlich machen
Eine weitere Methode kann sein, dass du deine Gedanken in einen anderen Kontext stellst. Wenn du unangenehme Gedanken beispielsweise als Lied singst oder mit ihnen tanzt oder sie dir als Sprechblase über eine Comicfigur vorstellst, dann wird der Gedanke wieder zu dem was es ist: Ein Satz. Versuche mal “Ich bin eine Versagerin” zur Melodie von Happy Birthday zu singen. Die ganze Bedeutung, die der Satz sonst für uns hat, ist wie weggeblasen. Letztlich sind es einfach vier Wörter und mehr auch nicht.
Die Form der Gedanken verändern
Stell dir vor, dass deine Gedanken auf deinem Computerbildschirm geschrieben stehen. Und jetzt ändere einfach die Form. Mache die Schrift kleiner oder streiche die Wörter durch. Was dir gerade in den Sinn kommt. Genauso kannst du dir jedoch auch vorstellen als Regisseurin deines eigenen Films zu entscheiden, aus welcher Perspektive die Kamera gerade draufhält. Soll der Gedanke vielleicht auch einfach unscharf im Hintergrund erscheinen?
Räumliche Distanz herstellen
Schreibe deine Gedanken auf ein Blatt Papier. Halte dieses Blatt zuerst sehr nah vor dich und dann ganz weit entfernt. Oder lege es sogar in einen anderen Raum. Wenn dich Gedanken vereinnahmen, dann fühlt es sich eher so an, als würden dir lebensgroße Plakate vor Augen gehalten. Diese Plakate versperren aber die Sicht auf das Wesentliche. Wenn wir diese Plakatwände jedoch entfernen, dann weitet sich dein Sichtfeld und du siehst wieder, was um dich herum passiert. Das Plakat muss nicht ganz verschwinden. Aber wenn wir es gedanklich zwanzig Meter entfernt an die Litfaßsäule gehängt haben, dann kommt es vielleicht noch manchmal in dein Blickfeld, versperrt aber nicht mehr deine ganze Sicht.
“Nur wer gelernt hat, sich von seinen eigenen Gedanken zu distanzieren, kann inneren Frieden finden.” – Buddhistische Weisheit
Raus aus dem Kopf mit der ABA-Formel
Negativen Gedanken durch Ablenkung oder Vermeidung aus dem Weg zu gehen macht wenig Sinn. Irgendwann werden die Gedanken wiederkommen. Vielmehr ist es das Ziel, bewusst und flexibel mit den eigenen Gedanken umgehen zu können und damit zu verhindern, sich in ihnen zu verfangen.
Die Übung nach der ABA-Formel kann dabei helfen dich aus dem Sog der Gedanken zu befreien und als Anker dienen, wann immer du dich in deinen Gedanken und Gefühlen verloren hast.
A wie Ankern
Verankere dich bewusst im Hier und Jetzt. Spüre deine Füße auf dem Boden oder deinen Po auf dem Stuhl oder deine Unterarme auf der Stuhllehne. Kreise kurz deine Schultern, drehe deinen Kopf von der einen zur anderen Seite, balle deine Hände zu Fäusten. Spüre ganz bewusst deinen Körper, der deine Gedanken und Gefühle umgibt.
B wie Blinkwinkel ändern
Jetzt aktivierst du alle deine Sinne und nimmst die Welt um dich herum wahr. Was kannst du jetzt im Augenblick sehen? Was kannst du gerade hören? Zähle dazu jeweils drei Dinge auf. Damit wird deine Aufmerksamkeit aus deinem Inneren in die Außenwelt gelenkt, was dich ins Hier und Jetzt zurückkommen lässt.
A wie Atmen
Atme jetzt noch einmal so lange aus, wie du kannst. Kennst du die Lippenbremse? Du presst die Luft beim Ausatmen durch die gespitzten Lippen hindurch. Dieses lange Ausatmen beruhigt sofort dein Nervensystem und signalisiert deinem Gehirn, dass du nicht in Gefahr bist.
Die ABA-Technik kannst du jetzt immer anwenden, wenn du aus einem Gedankenkarussell aussteigen möchtest. Du musst nicht gegen deine Gedanken ankämpfen, du kannst den Gedanken wahrnehmen, registrieren und dann deinen Fokus auf das legen, was du kontrollieren kannst. Deinen Körper, den du bewegen kannst, deine Aufmerksamkeit, die du wieder in die Außenwelt führen kannst, durch die Aktivierung des parasympathischen Nervensystems.
“Manchmal muss man die Richtung ändern, um den eigenen Weg zu finden.” – Unbekannt
Die Autorin hat übrigens einen super informativen Youtube-Channel mit tollen Videos und ich folge ihr auch sehr gerne auf Instagram . Vielleicht auch für dich interessant.
Was wir alle nicht vergessen sollten: Gedanken haben dann Macht über uns, wenn wir sie ihnen geben. Und das tun wir, wenn wir ihnen glauben und auf sie hören. Wir sollten nicht zulassen, dass sie unsere Ziele sabotieren und uns im Weg stehen.
Begreife Gedanken als das, was sie sind: Mitunter längst überholte Warnungen unseres Steinzeitgehirns, verzerrte Schlussfolgerungen und Ideen unseres Geistes, die weder hilfreich noch wahr oder gar wichtig sein müssen. Damit gewinnst du die Kontrolle über dein Leben zurück und es öffnet sich eine Tür, die dich zu vielen neuen Möglichkeiten bringt.
Raus aus deinem Kopf
Ich hoffe, du kannst aus dem heutigen Beitrag etwas für dich mitnehmen und das Gedankenkarussell beim nächsten Mal direkt stoppen. Vergiss nie, dass du nicht deine Gedanken bist. Dein Wert hängt niemals von deiner Leistung ab. Ich wünsche dir eine wunderbare Woche voller Möglichkeiten, guten Erkenntnissen und klaren Gedanken. Außerdem freue ich mich immer über Nachrichten auf Instagram oder direkt auf diese Mail und auf deine Gedanken und deine Meinung zum Thema.
Hab einen wunderbaren Sonntag mit viel Sonne und Zeit für ein wenig Muße.
Deine Petra