Im Job musste ich vor einigen Tagen auf Knopfdruck kreativ sein und plötzlich ist mir genau das unglaublich schwer gefallen. Ich stand regelrecht unter Druck und hatte plötzlich keine Ideen mehr. Dabei ist es in meinem Kopf eigentlich nie ruhig. Wenn ich gar nicht weiter weiß, dann greife ich oft in mein Bücherregal und ich wusste auch sofort, welches Buch mir jetzt vielleicht helfen kann. Ich las es vor ca. zehn Jahren und auch heute noch hat es viele tolle Learnings parat, dass ich mir die wichtigsten nochmal notiert habe. Diese möchte ich heute auch mit dir teilen.
Frank Berzbach hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht und in Köln und Bonn Pädagogik, Psychologie und Literaturwissenschaften studiert. Er war in der Bildungsforschung tätig, unterrichtete Psychologie und Kulturpädagogik, war als Fahrradkurier unterwegs und ist beispielsweise Freund guter Bücher, Plattenspieler und Tee. Sein Buch “Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen” (Hermann Schmidt) ist eines meiner Lieblingsbücher, weil ich es mir in einer Zeit geschenkt wurde, als ich es dringend braucht und das auch erst nach dem Lesen so richtig erfassen konnte.
Wenn ich heute Anregungen zur Achtsamkeit (so lautet der Untertitel des Buches) oder Kreativität brauche, dann lese ich hier immer wieder rein. Ein paar der Anregungen will ich heute mit dir teilen.
“Zur Qual werden Tätigkeiten, wenn wir sie als Hindernis sehen”
Während wir morgens am Frühstückstisch sitzen, denken wir bereits an den Weg ins Büro, das nächste Meeting oder die To-Dos des Tages, die wir heute unbedingt erledigen müssen. Haben wir Feierabend, dann denken wir daran, was wir heute nicht geschafft haben und morgen ganz dringend auf uns wartet. Verhaltenstherapeut Andreas Knuf schreibt: “Stress bedeutet, dass wir an einem anderen Ort sein möchten, als da, wo wir uns gerade befinden.”
Wir machen uns ganz häufig Gedanken darüber, was wir noch alles erledigen müssen. Haben wir unsere Liste dann endlich abgearbeitet, finden wir erneut viele Punkte, die wir endlich in Angriff nehmen sollten. Wir glauben, dass wir gestresst sind, weil wir so viele Aufgaben zu erledigen haben. Schauen wir aber genauer hin, dann bemerken wir vielleicht, dass in Wahrheit unser Geist zu aktiv ist. Ihm fällt ständig etwas Neues ein, was wir noch tun sollten. Bedingt dadurch fühlen wir uns hektisch, getrieben, unruhig und vergessen es, für ausreichend Ruhepausen zu sorgen.
Unsere Handlungen im normalen Alltag laufen dabei häufig völlig automatisiert ab. Während wir den Geschirrspüler ausräumen, sind wir gedanklich bereits beim nächsten Punkt.
Starten wir ein neues Projekt, egal ob wir nun ein Unternehmen gründen, eine Beziehung aufbauen, ein kreatives Projekt voranbringen möchten oder etwas lernen, dann wollen wir in der Regel sofort etwas tun. Wir wollen loslegen und können es kaum abwarten.
Doch wir können nicht in einer Küche kochen, in der noch das dreckige Geschirr des Vortags auf der Anrichte steht und alle Pfannen und Töpfe benutzt sind. Wir müssen Ordnung schaffen. Das gilt nicht nur im außen, sondern auch für unseren Geist.
Bernard Glassman schreibt: “So, wie wir beim Kochen zuerst die Küche aufräumen und reinigen, sollten wir uns auch bemühen, am Anfang eines Tages in unserem Geist Klarheit zu schaffen.”
Ideen für eine Routine, um “aufgeräumt” in den Tag zu starten:
- Eine kurze Yoga- oder Fitnesseinheit, etwas was dir in Intensität und Dauer guttut, um deinen Körper zu bewegen und „wach zu küssen“
- Ein paar Minuten still sitzen und lauschen. Aufsteigende Gedanken, Bilder, Gefühle kannst du in einem Journal festhalten.
- Eine Absicht formulieren für den Tag, das heißt, etwas, auf das du dich an diesen Tag ausrichtest. Das kann z. B. sein: sanft mit mir sein, authentisch kommunizieren, auf die Grenzen achten, die mein Körper mir aufzeigt.
Wir arbeiten gern und mit weniger Erschöpfung, wenn wir sinnvoll finden, was wir tun.
“Wer nur in seiner Freizeit frei ist, ist in seiner Arbeit ein Gefangener. Wenn Arbeit nicht als Bestandteil des Lebens gesehen wird, ist Kreativität in Gefahr.” schreibt Frank Berzbach in seinem Buch.
Wenn wir aus einem übergeordneten Sinn heraus arbeiten und unseren Job gerne machen, dann sind wir nachweislich motivierter und seltener krank. Wir arbeiten dann eben nicht nur, um das notwendige Geld zu verdienen, sondern auch aus anderen Antrieben heraus. Diese Art zu Arbeiten scheint jedoch ein wenig in der Krise zu stecken. Denn rein theoretisch arbeiten wir weniger, als in den ganzen Jahrhunderten zuvor und dennoch nehmen Erkrankungen wie Burnout massiv zu. Arbeit ermüdet und erschöpft die Menschen heute zunehmend.
Im Buch nennt der Autor das “trübe Quellen”. Wer nämlich seine Energie von dort schöpft, der wird schnell müde werden und an Erschöpfung leiden. Trübe Quellen meinen in diesem Fall beispielsweise Ehrgeiz, Konkurrenzdenken, Neid oder Perfektionismus.
Vergleichbar ist das mit einem Auto, in das wir den falschen Treibstoff füllen. Wir können den Motor starten, doch schon bald wird dieser den Geist aufgeben und den Dienst quittieren. Allein die mangelhafte Qualität des Treibstoffs, mit dem wir uns befüllen, sorgt schon dafür, dass uns schnell die Energie ausgeht.
Unsere Wahrnehmung hängt übrigens nur zu kleinen Teilen von äußeren Bedingungen ab. Vielleicht kennst du es auch, dass du manchmal auf dem Weg in die Arbeit bist, beste Laune hast, die Sonne scheint und du dich auf den Tag freust. An einem anderen Tag wird der selbe Weg zu einem Hindernislauf, die Nerven sind angespannt, du fühlst dich gestresst.
Mach dir bewusst: Sonne hilft nicht immer gegen negative Gedanken und auch ein Regentag mit überfüllter Bahn, kann positiv wahrgenommen werden.
“Eine finstere Wahrnehmung raubt uns viel Energie, dabei könnte der gleiche Weg sogar entspannend wirken. Eine falsche Haltung gegenüber der Arbeit zehrt uns zusätzlich aus und kann in Burnout-Zuständen münden.”
Wie findet man Sinn im Job?
Es gibt unterschiedliche Bereiche im Leben, in denen man Sinn erleben kann. Die meisten von uns haben dabei eine klare Präferenz für ein oder zwei dieser Bereiche. Vielleicht gibt es sogar einen Bereich, der dich anspricht, den du aber aktuell vernachlässigst. Tina Röbel ist Coach, Trainerin und Forscherin und hat über das Thema Sinn im Job geschrieben. Laut Forschung fühlt man sich wohl besonders erfüllt, wenn man in allen fünf Bereichen Sinn erlebt. Nimm dir doch ein Blatt Papier zur Hand oder dein Journal und mach dir Gedanken, was die Bereiche für dich eigentlich bedeuten, in welchen Bereichen du am meisten Sinn empfindest und wo du vielleicht auch noch etwas verbessern kannst.
Die Auflistung stammt aus dem Artikel “Sinn im Job finden”, den du hier (Öffnet in neuem Fenster) findest.
- Selbstverwirklichung: In diesem Bereich wird Sinn durch Wissen, Freiheit, Leistung, Macht, Kreativität, Herausforderungen erlebt. Der Fokus liegt auf dir selbst.
- Engagement: Im Gegensatz zum ersten Bereich liegt der Fokus hier auf Werten, die größer sind als du selbst. Sinn kann durch Engagement für andere, für eine gesellschaftliche Aufgabe oder für die eigene Gesundheit erreicht werden.
- Wir- und Wohlgefühl: Dieser Bereich hat zwei Aspekte. Es geht um erfüllende Beziehungen zu anderen Menschen, darum zu lieben und sich verbunden zu fühlen. Und es geht um die Qualität deines Alltag-Erlebens, also um Stichworte wie Achtsamkeit, Freude oder Harmonie.
- Spiritualität: In diesem Bereich wird Sinn durch Religion oder Spiritualität erlebt. Im Fokus steht dabei die Vorstellung, dass dein Leben in einen größeren Zusammenhang eingebunden ist.
- Ordnung: Der fünfte Bereich bezieht sich auf Tradition, Moral und Vernunft. Sinn kann zum Beispiel dadurch erlebt werden, dass du etwas bewahren möchtest.
Stille auszuhalten verbessert die Konzentrationsfähigkeit
Das positiv erlebte Alleinsein führt zum freien, unabhängigen Denken und zur Konzentration – beides wichtige Bedingungen für Kreativität.
Gleichwohl setzt man sich aber auch seinen eigenen Gedanken aus, wenn man es schafft zu Ruhe zu kommen. Wir können nicht entscheiden, was wir denken. Die Gedanken kommen einfach zu uns. Und unser Kopf ist in der Lage, uns die schönsten Momente und Situationen zu verderben.
In seinem Buch “Ruhe da oben!” (Arbor Verlag) schildert Autor Andreas Knuf, wie unser Denken eigentlich funktioniert. Die Grundstruktur unseres Denkens besteht zu einem großen Teil aus “Bewerten, Kommentieren und Vergleichen”.
Vielleicht ist dir das selbst schon einmal aufgefallen. Du setzt dich in ein Café und beobachtest die Menschen, um dich herum. Du wirst schnell merken, dass der typische Mechanismus einsetzt und du anfängst Urteile zu fällen. Unser Geist kommentiert, was wir sehen und tun und dabei lässt er sich weder steuern noch großartig beeinflussen. Diese Kommentare und Bewertungen haben aber mehr mit uns selbst zu tun, als wir glauben und sehr häufig münden sie am Ende in Vergleichen mit anderen.
Doch gerade im Hinblick auf Kreativität ist das schlecht. Denn der Vergleich ist das Ende einer künstlerischen Arbeit.
“Die Stäbe des Käfigs in unserem Kopf sind aus Gedanken und Ängsten geschmiedet.”
Den meisten Menschen fällt es unglaublich leicht über ihre negativen Eigenschaften zu berichten und darüber zu philosophieren, was alles nicht gut und optimierungsbedürftig ist. Sollen wir jedoch darüber sprechen, was wir an uns selbst mögen und schätzen, dann stockt das Gespräch schnell. Es ist eine gute Übung, sich das immer mal wieder bewusst zu machen. Dabei geht es nicht nur um Äußerlichkeiten, sondern eben auch Charaktereigenschaften und Wesenszüge. Sich selbst zu mögen und zu schätzen hat übrigens nichts mit Arroganz zu tun.
Es lohnt sich positive Denkweisen und Werte zu kultivieren. Umso besser uns das gelingt, desto weniger Platz bleibt für Gier, Ängste, Wut und desto weniger leiden wir an Zerstreuung und Ablenkung. Achtsamkeit bedeutet, sich konzentrieren zu können.
Der achtsame Wandel wird in vier Aspekte unterteilt und von Jack Kornfield in folgende Punkte gegliedert:
- Erkennen
- Akzeptieren
- Erforschen
- Nicht-Identifizieren.
Laut Berzbach können wir diese vier Schritte auf vieles anwenden, was uns im Leben und während der Arbeit begegnet und herausfordert. Statt uns vor Problemen abzulenken oder davonzulaufen, sollten wir im ersten Schritt immer versuchen hinzuschauen. Denn nur durch das Erkennen finden wir heraus, worum es überhaupt geht. Wenn wir unseren Ängsten permanent aus dem Weg gehen oder Konflikte vermeiden möchten, dann treffen wir sie an anderer Stelle wieder. Und manchmal sind sie dann plötzlich noch bedrohlicher.
Uns einzugestehen, dass wir vor etwas Angst haben, eine falsche Entscheidung getroffen oder einen Fehler gemacht haben, ist wichtig. Damit akzeptieren wir unsere Handlung. Wichtig: Akzeptieren bedeutet nicht gleich gut finden.
“Wenn du begreifst, sind die Dinge so, wie sie sind. Begreifst du aber nicht, sind die Dinge immer noch so, wie sie sind.” – Zen-Spruch
Berzbach schreibt: “Akzeptanz hat nichts damit zu tun, die Waffen zu strecken und aufzugeben. Ganz im Gegenteil: sie ist der Anfang, etwas verändern zu können. Die Probleme werden erträglicher, wenn wir aufhören, gegen sie anzukämpfen. Sie dürfen Angst haben, Sie dürfen Fehler machen, und wahrscheinlich ist es ein Kennzeichen großer Dummheit, wenn wir niemals zweifeln. Wo die Angst sitzt, da geht es lang! Stellen Sie sich ihr und sie ist nur noch halb so groß. Wirklich mutige Menschen können sich eingestehen, dass sie Ängste haben.”
Gehörst du auch zu den Menschen, die sich manchmal mit Sinn- und Warum-Fragen quälen? Man wird nie wirklich eine gute Antwort darauf finden. Im buddhistischen Denken wir das Erforschen vorgeschlagen. Das will unsere Probleme zwar ergründen, aber keinesfalls Warum-Fragen beantworten. Buddha erzählt dazu auch eine Geschichte:
Werden wir von einem Pfeil getroffen, dann gibt es zwei Wege damit umzugehen. Beim ersten, eher westlichen, Weg wollen wir herausfinden, wer den Pfeil geschossen hat. Wir wollen wissen, weshalb er das getan hat und wir wollen den Täter zur Strecke bringen. Alles das, während wir selbst gerade dabei sind zu verbluten.
Der zweite Weg ist: Wir ziehen den Pfeil heraus und versorgen unsere Wunde.
Um unsere Probleme achtsam zu ergründen, sollten wir einfach beobachten: Unter welchen Umständen taucht es auf, wie äußert es sich konkret körperlich und geistig, wie lange bleibt es und unter welchen Bedingungen verschwindet es wieder?
Wir sollten uns immer ins Bewusstsein rufen, dass Ärger, Wut, Zweifel und Ängste körperliche Zustände sind, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten können oder eben auch nicht. Sie kommen, wie alle anderen Gedanken auch, in Wellenbewegungen. Das bedeutet, dass sie entstehen, zunehmen, kippen und eben so wieder verebben. Ein wichtiges Instrument haben wir übrigens immer dabei: Unseren Atem. Er wird schneller und flacher, wenn uns etwas belastet und aufwühlt. Oft kann es schon helfen, wenn wir zehn Mal tief durchatmen und die Wut ist danach schon ein Stückchen kleiner.
Tipp: Kennst du schon die 5-Finger-Atmung? Eine wirksame Übung, um wieder zur Ruhe zu kommen und klare Gedanken zu verfolgen. Hier wird erklärt, wie diese funktioniert.
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Dankbarkeit ist so etwas wie der Königsweg zum Glück
Nur 10 Prozent unseres Glücksniveaus hängen wirklich von äußeren Umständen ab. Vielmehr hat Einfluss auf unser Glücksempfinden, was wir über uns und die Welt denken. Ein Lottogewinn beispielsweise kann kurzfristig glücklich machen, aber bereits nach kurzer Zeit sinkt das Glücksniveau wieder ab und pendelt sich auf dem alten Stand ein.
Da Menschen Gewohnheitstiere sind, gewöhnen wir uns sehr schnell an die Dinge, die wir haben. Kaum ist der Karriereschritt erreicht, das Traumhaus gebaut, der Traumpartner geheiratet, wird alles zur Normalität. Unsere Ansprüche steigen weiter und es entsteht Neid auf die Menschen, die vermeintlich mehr haben.
Wir verfallen häufig dem Irrtum, dass unser Unglück verschwinden würde, wenn sich nur unsere Lebensumstände ändern würden. Wenn wir endlich abnehmen, wenn wir endlich mehr Geld verdienen, wenn wir endlich einen Partner finden. Dem ist jedoch nicht so.
Um wirklich glücklicher zu werden, sollten wir weniger grübeln, optimistischer denken, soziale Beziehungen pflegen, aufhören uns mit anderen zu vergleichen, Ziele setzen und uns um andere kümmern. Eine regelmäßige Dankbarkeitspraxis kann ebenfalls helfen.
Achtsamkeit lässt sich durch Meditation trainieren
Die positiven Effekte der Meditation sprechen klar für sich. Studien belegen, dass regelmäßige Meditationen folgende positiven Effekte auf die Gesundheit haben können:
- Absinken des Blutdrucks
- Absinken des Cholesterienspiegels
- Absinken des Cortisolwerts
- Besserer Sauerstoffverbrauch und höhere Metabolismusrate
- Stärkung des Immunsystems
- mehr messbare Alpha und Thetawellen, die ruhige Entspannung anzeigen
Geführte Meditationen können gerade zu Beginn sehr hilfreich sein. Ich nutze manchmal aber auch einfach nur Musik. Das hilft mir insbesondere dann, wenn ich aus irgendwelchen Gründen nicht gut einschlafen kann.
Verstand und Gefühl
In seinem Buch “Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft” (Fischer Verlag (Öffnet in neuem Fenster)) schreibt Bas Kast: “Eine gewisse sterile Form des Denkens mag auch ohne Gefühle möglich sein. Gerade kreatives Denken jedoch ist entscheidend auf die Gefühle angewiesen.”
“Je größer die Schnittmenge von Verstand und Gefühl, desto mehr Energie haben wir zur Verfügung.”
Die Energie und die Ruhe die notwendig sind, um mit Leben und Arbeit umzugehen, liegen nicht außerhalb von uns. Vielleicht kannst du dich zurück erinnern in deine Kindheit. Warst du auch jemand, der voller Ideen steckte und jeden Tag ein neues Spiel entwickelte? Als Erwachsene vergessen wir das ganz gerne. Wir brauchen jedoch nur etwas Mut und Ehrgeiz, um diese Fähigkeiten wieder auszugraben. Sie sind auf jeden Fall da.
Stephen Nachmanovitch schreibt: “Die Formel für Kreativität ist einfach. Finde heraus, was dich belastet, und lege es ab, so, wie man einen übervoll bepackten Koffer abstellt, den man viel zu lange getragen hat. Wenn wir frei sind und uns nichts beunruhigen kann […], dann wird die in uns befindliche Schöpfung, egal was sie im Einzelnen sein mag, herausfließen, völlig natürlich und einfach.”
Unser moderner Arbeitsalltag mit seinen Pflichten und Zwängen macht es manchmal schwer, den Weg der Kreativität zu gehen. Berzbach motiviert jedoch dazu, seinen eigen Gefühls- und Geisteszustand regelmäßig zu reflektieren. Wer das täglich beispielsweise morgens als feste Praxis umsetzt, der wird damit Stück für Stück auch seinen Arbeitsalltag verändern. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder kleine Freiräume zu schaffen. Indem wir das tun, kann sich die gesamte Geographie verändern.
Das tiefere Problem besteht darin, dass wir die Arbeit nicht loslassen können
Zeitmanagementsysteme sind mittlerweile ziemlich populär. Auch ich lese Bücher darüber, wie man noch effizienter und besser arbeiten kann. Die gewonnene Zeit nutzen wir jedoch in den seltensten Fällen für uns selbst, sondern verwenden sie dafür noch mehr zu arbeiten. Wir gewinnen letztlich also nicht mehr Zeit, sondern optimieren lediglich unsere Zeit.
Wir können Arbeit häufig nicht loslassen und reden uns ein, dass der Stress den wir empfinden, durch die Belastung von außen entsteht. Und ja, die tägliche Belastung ist nicht klein, aber die inneren Stressfaktoren sind nicht unerheblich und werden gerne mal aus den Augen verloren.
Was wir wirklich brauchen ist keine Optimierung unserer Arbeitsweise, sondern eine Unterbrechung. Denn immer mehr von uns lassen ihre Pause ganz ausfallen, essen am Schreibtisch nebenbei oder – wenn sie doch eine Pause machen – scrollen die ganze Zeit nur das Handy. Erholsam ist das nicht.
Berzbach schlägt hier die Teezeremonie vor, die in asiatischen Ländern sehr gebräuchlich ist. Das Ritual sieht wie folgt aus: “Das Wesen der Teezeremonie ist Wasser kochen, Tee bereiten und ihn trinken. Nichts sonst.”
In dieser Schlichtheit steckt das ganze Geheimnis der Teezeremonie und damit ist diese perfekt geeignet, um kurze Pausen in unseren hektischen Alltag zu bringen. Tee trinken und den Lärm der Welt für ein paar Minuten einfach vergessen.
“Was uns Stress bereitet kann nur eine so große Bedeutung bekommen, weil wir meinen, die Welt hinge davon ab.”
Zusätzlich zu den oben erwähnten Büchern passen auch noch folgende:
- “Die Zeit gehört uns – Widerstand gegen das Regime der Beschleunigung” von Friedhelm Hengsbach (Westend Verlag)
- „Gesund durch Meditation” von Jon Kabat-Zinn (Ü: Horst Kappen) (Droemer Knaur)
Ich wünsche dir achtsame Momente und Zeit für Tee
Ich freue mich, wenn du aus der heutigen Ausgabe wieder ein paar gute Gedanken und Impulse für dich mitnehmen kannst. Vielleicht möchtest du die kommende Woche deinen Fokus besonders auf Dankbarkeit legen? Oder du führst eine eigene Teezeremonie ein? Vielleicht probierst du dich auch mal wieder in Meditation? Ich werde mich zumindest darin versuchen wieder mehr achtsame Momente in meine Woche einzubauen.
Ich wünsche dir nun einen guten Start, viel Sonne, wunderbare Momente und die nötige Ruhe, um zu erkennen, was du gerade brauchst.
Alles Liebe,
Petra