Ich muss ein Geständnis machen. Ich schreibe diese Mails ja in Wahrheit einfach für mich selbst, da meine eigenen Texte immer zur richtigen Zeit kommen. Als ich mir einen groben Ablaufplan für diese Themenwoche geschrieben habe, war mir das noch gar nicht klar. In Wahrheit helfen mir meine eigenen Worte jedoch gerade sehr. Und meine neue Routine.
Ich habe mit meinen Texten den Anspruch andere zu inspirieren, zu berühren, neue Gedanken und Impulse mit auf den Weg zu geben, zum Umdenken anzuregen und mitunter auch einfach zu unterhalten. Meine Intention ist es immer, möglichst viel Input mitzugeben. Als ich heute über die nächste Ausgabe im Rahmen der Themenwoche nachgedacht habe, kann mir jedoch in den Sinn auch einfach mal über mich zu schreiben. Vielleicht erkennt sich die eine oder andere von euch darin wieder.
Mein Weg zur Selbstfürsorge
Mittlerweile habe ich schon zig Bücher gelesen und Podcasts gehört, mit anderen Menschen über das Thema gesprochen und informativen Beiträgen auf Instagram ein Herz geschenkt. Ich weiß, wie wichtig Selbstfürsorge ist, welche Tools man verwenden kann, was man umsetzen kann. Ich weiß all das und bin dennoch sehr häufig ganz schlecht darin auf mich zu schauen.
Warum ist das so?
Eine People Pleaserin wie ich es bin, hat die anderen Menschen immer ein Stück weit mehr im Blick. Verständnis für die Belange derer, die mir wichtig sind. Aufmunternde Worte, Ermunterung zur Pause und Erholung. Ein ernster Blick, wenn die gute Freundin immer wieder zu lange arbeitet und sichtlich erschöpft ist. Verständnis, wenn Treffen abgesagt werden, weil Pause gerade notwendiger ist.
Geht es um mich selbst, dann scheint es, werden die guten Gedanke sofort über den Haufen geschmissen. Pause machen? Überbewertet. Feierabend machen? Ich kann die Kunden nicht hängen lassen. Ein lang vereinbartes Treffen absagen? Was soll die Freundin nur denken? Aufmunternde Worte? Fehlanzeige.
Warum haben viele von uns so viel Verständnis für andere und so wenig für sich selbst?
Immer wieder schreibe ich darüber, dass man sich selbst wichtiger nehmen sollte.
Es ist wie im Flugzeug. Nur wenn man sich zuerst die Sauerstoffmaske aufsetzt, kann man auch anderen helfen.
Darüber dachte ich nach. Und als neue Teil einer neuen Gewohnheit die Selbstfürsorge wirklich in meinen Alltag zu integrieren. Neue Routinen aufbauen, eigene Handlungsweisen hinterfragen.
Wie ist mir das gelungen?
Wenn man jahrelang sehr gut darin ist, bestimmte Handlungen auszuführen, wird der Wunsch nach Veränderung nicht zwangsläufig die Änderung bringen. Gerade im stressigen Alltag verfällt man schnell wieder in den gewohnten Trott, da unser Gehirn einfach gut darin ist, gewohnte Routinen automatisiert auszuführen. Änderungen brauchen deutlich mehr Energie. Wie in vielen anderen Dingen auch, lohnt es sich aber am Ball zu bleiben.
Wenn wir neue Gewohnheiten immer und immer wieder umsetzen, festigt sich mit der Zeit eine neue Routine. Was anfangs schwergefallen ist, wird mit der Zeit immer leichter.
Was hat mir geholfen?
- Eine Sache aussuchen: Erst einmal nur eine Sache überlegen, die einem selbst gut tut. Schreibt man in erster Euphorie ganz viele verschiedene To-Dos auf, die man ab morgen ändern möchte, ist die Gefahr groß, die neuen Pläne schnell wieder über den Haufen zu werfen. Motto: Ein Schritt nach dem anderen.
- Niedrigschwellige Hürde: Die Hürde möglichst klein halten. Eine Sache heraussuchen, die nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt und die man wirklich problemlos umsetzen kann. Ich würde beispielsweise gerne täglich einen großen Spaziergang im Wald machen. Ich weiß jedoch, dass ich das unter der Woche kaum täglich schaffen werde. So habe ich mir das Ziel aber zumindest für das Wochenende vorgenommen und versuche jetzt zumindest täglich in den Garten zu gehen.
- Termine setzen: Timer setzen oder Termin im Kalender blockieren. Schafft eine gewisse Verbindlichkeit und motiviert, den Termin auch wirklich einzuhalten. Zum Beispiel für ein Sportprogramm, eine Dankbarkeitspraxis am Abend oder den Vorsatz, das Handy ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr in die Hand zu nehmen.
- Gemeinsam stärker: Vorhaben mit einer anderen Person teilen. Vielleicht will die gute Freundin ja ebenso an der Selbstfürsorge arbeiten und ist gleich mit im Boot? Gemeinsame Ziele schaffen Verbindung und motivieren zusätzlich.
- Schreiben: Ich habe regelmäßig notiert, wie es mir geht, warum es mir manchmal schwergefallen ist, was sich für mich verändert hat. Das war insofern spannend, weil ich manchmal auch erkannt habe, welche Muster sich dahinter verbergen und warum ich z.B. ganz gerne die Pause ausfallen lassen (bei mir z.B. verbunden mit den Gedanken „ich bin wichtig“, „ich werde gesehen“, „ich bin zuverlässig“). Zudem war ich sehr ehrlich mit mir, denn ich musste mir eingestehen, dass ich es sehr wohl schaffe, auch mal Pause zu machen.
- Nicht verurteilen: Wenn ich es doch mal nicht geschafft habe mein Ziel zu erfüllen, dann habe ich versucht nachsichtig mit mir selbst zu sein und mich nicht zu verurteilen. Morgen ist ein neuer Tag und eine neue Chance weiter an seinen Zielen zu arbeiten.
- Priorisierung: Mich selbst zur Priorität machen. Wenn ich Erholung brauche, dann versuche ich mir Zeitfenster einzuplanen. Ich mache Pause, ich buche mir eine Massage, ich nehme mir frei, ich sage Termine ab. Ich sage Nein und setze Grenzen, auch wenn ich andere möglicherweise enttäuschen muss.
- Dankbarkeitstagebuch führen: Man verliert sich schnell in einer Negativ-Spirale und damit die positiven Aspekte aus den Augen. Der Job ist stressig, der Kollege eine Belastung, die Aufgaben blöd, die Kinder ständig krank, die To-Do-Liste einfach voll. Besinnt man sich aber wirklich auf die guten Dinge, findet man sicherlich jeden Tag kleine Besonderheiten für die man dankbar sein kann. Wichtig: Alles einfach mal doof zu finden ist natürlich dennoch vollkommen okay.
Jasmin Schuler via Unsplash.com
Was passiert bei Stress im Körper?
Stress ist per se nicht immer schlecht. Wenn wir aber von einer Stressreaktion in die nächste wandern und zwischendurch überhaupt keine Zeit mehr für Erholung und Entspannung bleibt, dann macht sich der Körper irgendwann bemerkbar. Verspannungen, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, chronische Magenbeschwerden, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme können die Folge sein. Der Körper sendet immer weitere Signale. Ignorieren wir diese, wird schlimmstenfalls sogar irgendwann eine Angsterkrankung, Depression oder ein Burn-out daraus.
Was sind deine Energieräuber?
Wir alle haben unterschiedlichste Stressoren, die auf uns einwirken. Das klingelnde Telefon, ständig neu eintreffende Mails, der anstrengende Kollege, die Deadline für ein wichtiges Projekt oder der Stau im Feierabendverkehr. Wie wir diese Stressoren wahrnehmen, ist bei allen unterschiedlich. Sieht der eine den Stau als große Belastung, bleibt die nächste Person gelassen und hört entspannt eine gute Podcastfolge. So oder so ist es jedoch von enormer Bedeutung, nach anstrengenden stressigen Phasen auch immer wieder aktiv Phasen von Regeneration und Erholung einzubauen. Nur wenn die Stresshormone auch wieder absinken und Ruhe einkehrt, kann sich der Körper erholen.
Wenn du mehr zum Thema Energieräuber erfahren möchtest, kann ich dir auch mein Live auf Instagram (Öffnet in neuem Fenster) mit Coach Yvonne Schneider empfehlen. Sie sagt ganz klar, dass es falsch wäre immer von Wochenende zu Wochenende zu denken und dieses komplett zur Erholung für die stressige Woche zu nutzen. Ist man Freitag abends so erschöpft, dass man bis Sonntag nichts mehr auf die Reihe bekommt, ist das ein ganz klares Zeichen dafür, dass etwas falsch läuft.
Natürlich wird man es nicht vermeiden können, niemals mit Stress konfrontiert zu werden. Es wird immer Tage geben, an denen man sich erschöpft und ausgelaugt fühlt. Momente, in denen der Akku ganz weit unten ist.
Protipp: Erstelle eine Energie-Liste. Nimm einen Tag, an dem du dich gut fühlst und etwas Zeit und mache dir Gedanken darüber, welche Dinge dir Energie geben. Das können sowohl Dinge sein, die nur wenige Minuten Zeit in Anspruch nehmen, als auch Dinge, die etwas mehr Zeit brauchen. Notiere dir alles.
Beispiel: Haustier streicheln, ein Fußbad nehmen, das Lieblingsessen kochen, mit einer Freundin telefonieren, ein schönes Lied hören, ein Buch lesen, Sport machen, malen, einen Spaziergang machen…
Yvonne Schneider empfiehlt sogar eine kleine „Notfall-Survival-Box“. In diese Box kannst du beispielsweise die Liste legen und ein paar andere Dinge, die dir gut tun. Zum Beispiel ein Notizbuch, eine Duftkerze o.ä.
Wenn du nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommst und keine Energie mehr hast, wirst du auf deiner Liste bzw. in deiner Box sicher etwas finden, was deinen Akku wieder ein kleines Stück auflädt und dir damit ein bisschen Energie zurückgibt.
Meine neue Routine
Instagram ist ein kleiner Ausschnitt. Nur ein winzig kleiner Teil des Tages und meist auch nur die allerbesten Minuten daraus. Das kann schnell Druck erzeugen, wenn man sich selbst wirklich ganz anders fühlt. Ich weiß das selbst und vergesse es in regelmäßigen Abständen aber leider immer wieder.
Als ich mich dazu entschlossen habe wieder mehr auf mich und meine Selbstfürsorge zu achten, stand Instagram schnell auf meiner Liste. So sehr ich dieses Netzwerk liebe, weil ich immer wieder neu inspiriert werde und viele tolle Menschen darüber kennengelernt habe (und auch diesen Inspirations-Letter würde es nicht ohne Instagram geben), so sehr bin ich auch immer wieder genervt und frustriert. Darüber, dass andere scheinbar mit links hochwertigen Content posten, alle auch immer weiter wachsen und meine oft stundenlange Arbeit kaum gesehen wird (Danke Algorithmus).
Aber wie immer bei Vergleichen: Es ist eher einseitig. Alle Menschen haben unterschiedliche Lebenssituationen, unterschiedliche zeitliche Kapazitäten, unterschiedliche Ziele. Und auch wenn ich es selbst immer wieder vergesse: Man sollte aufhören ständig nach links und rechts zu schauen und mehr bei sich bleiben. Das gilt nicht nur für Instagram, sondern ganz generell.
Ich habe darüber nachgedacht meine neue Routine zu filmen, alle dabei mitzunehmen, zu zeigen, was ich jetzt anders mache, im besten Fall sogar zu motivieren. Und irgendwann werde ich genau das auch sicher tun. Bisher hat mich der Gedanke jedoch eher gestresst. Solche Storys dauern teilweise ewig, denn die Videos werden erst gedreht, dann geschnitten, wenn gesprochen wird, dann sogar noch untertitelt. Das ist nichts, was man einfach mal postet, nichts, was man einfach mal so in einen vollen Tag integrieren kann. Also habe ich den Entschluss gefasst erstmal für mich in dieser neuen Routine anzukommen. Erstmal zu festigen, was ich begonnen habe.
Morgens kein Handy in die Hand nehmen und in Ruhe einen Kaffee trinken, ein paar Atemzüge am offenen Fenster nehmen oder sogar in den Garten gehen, mein Frühstück vorbereiten, meinen Tag grob strukturieren, Pause machen, mir gutes Essen kochen, meine gute Ernährungsroutine einhalten. Alles andere sind nette Bonusoptionen. Ich bin dankbar, wenn ich einen ausgiebigen Waldspaziergang schaffe und fünfzig Seiten im Buch lese. Ich bin allerdings nicht traurig, wenn ich dieses Ziel nicht erreiche. Weil ich weiß, was ich den ganzen Tag sonst noch erreicht habe und das Wissen habe, diese kleine neue Routine eingehalten zu haben. Das Fundament, das ich gerade Stück für Stück errichte, damit es irgendwann wunderbar stabil steht und bereit ist, die nächsten Steine darauf zu verbauen.
Wenn du etwas ändern möchtest, dann leg los. Nimm dir einen kleinen Mosaikstein heraus, geh kleine Schritte, mach es so einfach und unkompliziert wie möglich. Bleib dran. Tag für Tag, Woche für Woche. Irgendwann kommt von alleine mehr. Es wird einfacher, erfüllender. Und dann kannst du das nächste Mosaiksteinchen schnappen und einfach weitermachen. Einen Versuch ist es doch ganz bestimmt wert, oder?
Danke fürs Lesen.
Danke, wenn du es geschafft hast, den heutigen Text bis hierhin zu lesen und meiner persönlichen Erfahrung zu folgen. Vielleicht kannst du etwas davon für dich mitnehmen, neue Routinen einbauen, direkt loslegen. Frage dich: Was würde dir gerade richtig gut tun? Kannst du es vielleicht auch gleich umsetzen oder dir für den heutigen Tag vornehmen?
Ich wünsche dir ganz viel Inspiration, um einen kleinen ersten Schritt zu tun.
Alles Liebe,
Petra


